Sowas wie Alltag

Man fragt sich, warum so wenig auf so einem Blog geschrieben wird? Naja, die Antwort ist ganz einfach: der Alltag hat mich erreicht.

Mein Tag beginnt früher, als er es damals in Siegen. Von meiner WG zum Bahnhof und zum WDR brauchte ich mal gerade 10 Minuten zu Fuß und selbst Verschlafen war kein Problem. Hier kann ich mir 5 Minuten länger im Bett quasi nicht erlauben. Zur Arbeit nehme ich fast jeden Tag das Trotro – ein Kleinbus, oder eher Van, mit einem Mate und einem Fahrer. Schreit der Mate „Madina, Madina“ heißt es für mich einsteigen und los. Es gibt keine feste Abfahrtszeit, aber gegen 8 Uhr kriege ich immer ein Trotro. Je nach Verkehr dauert die Fahrt zwischen 20 und 45 Minuten, danach laufe ich noch 10 Minuten, bis ich bei der DW Akademie angekommen bin.

Dort machen ich fast nur Büroarbeit. Ich schreibe E-Mails, recherchiere und arbeite auf Zuruf. Mir gefällt die Arbeit hier, denn ich finde es unglaublich interessant, wie man den ghanaischen Medien bei der Entwicklung helfen soll.

Zu meinem Alltag gehört auch Lautstärke. Angefangen von meinem lauten Ventilator (Bei 32 Grad kann man den schon mal an haben), über die lauten Gespräche auf der Straße, bis zu dem Straßenlärm allgemein. Taxifahrer hupen uns an. Sie signalisieren uns, dass sie frei sind. Sie signalisieren uns, dass wir ihnen im Weg sind. Oder sie signalisieren uns, dass sie als Erstes über die Kreuzung fahren möchten. Manchmal habe ich das Gefühl sie hupen einfach so. Es ist ein einziges Hupkonzert auf den Straßen Ghanas. Straßenhändler sprechen einen an, die Trotro-Fahrer bewerben ihre Richtung. Accra ist laut und das stört mich manchmal. Dass ich mich daran gewöhne, merke ich aber auch daran, dass ich mich nicht mehr bei jedem Hupen umdrehe.

Nach 8 Stunden Arbeit verschlägt es mich nach Hause. Manchmal gehen wir noch gemeinsam Essen, manchmal einen Kaffee trinken, manchmal nur kurz einkaufen. Ganz oft sitzen wir auch einfach nur in unserem Wohnzimmer. Selbst der wöchentliche Twi-Sprachkurs ist schon zur Routine geworden. Eine Routine, die mir gefällt, auch wenn ich Twi in manchen Fällen kompliziert finde.

Zu meinem Alltag hier gehört aber auch das Reisen am Wochenende. Um dem Lärm Accras zu entfliehen, versuchen wir so oft wie möglich die Stadt zu verlassen. Versteht mich nicht falsch, ich mag Accra, ich find das Leben hier aufregend. Aber manchmal ist Ruhe auch nicht so verkehrt. Also fahren wir an die nahegelegenden Strände, erkunden die Umgebung. Oder wenn uns doch nach etwas Aufregung ist, besuchen wir die vielen verschiedenen Märkte in der Umgebung. Durch diese permanente Beschäftigung habe ich auch das Gefühl, dass die Zeit hier fliegt. Immerhin ist schon Ende April und der Mai ist vollgepackt mit Arbeit. Der World Press Freedom Day findet in Accra statt, wir haben einen weiteren Workshop mit GCRN und Ende Mai geht es schon nach Namibia zum Zwischenseminar – und damit zu meiner persönlichen kulturweit-Halbzeit.