Die unendliche Geschichte des Ghana-Visums

Ich hatte Ende April schon von meiner ersten Visumsverlängerung und der damit verbundenen Reise nach Lomé in Togo berichtet. Die komplexe Geschichte rundum das Ghana-Visum kann einem teilweise den letzten Nerv rauben. Und nach knappen fünf Monaten kann ich stolz sagen – ich habe die unendliche Geschichte des Visums für Ghana endlich verstanden.

Kulturweit sagte uns, wir sollen ein Visum für sechs Monate beantragen. Bei einem sechsmonatigen Auslandsaufenthalt macht das natürlich nur Sinn. Mehrmalige Einreise bitte dazu, wir werden das Land ja nach drei Monaten für unser Zwischenseminar verlassen müssen. Gesagt, getan. 180 Tage Visum beantragt, mit mehrmaliger Einreise und einen Batzen Geld dafür gezahlt. Und jetzt, nach knapp fünf Monaten im Land, erfahre ich dann erst, dass mein Visum gar nicht für 180 Tage Aufenthalt im Land gültig ist. Ich bin vor Einreise weder aus den Informationen der Botschaft, noch aus irgendwelchen anderen Seiten schlau geworden. Gefühlt nirgendwo wird das Visum erklärt, es ist alles try and error. Wie so vieles in Ghana.

Ich bin also mit dem Gedanken in dieses wirklich wunderschöne Land eingereist, dass ich ab Einreise auch 180 Tage im Land bleiben darf. Der Immigration Service am Flughafen machte mir da schon direkt einen Strich durch die Rechnung und verkürzte mein Visum auf 60 Tage. Um eine teure Verlängerung beim Immigration Service zu umgehen, bin ich also nach Togo gereist und einen Tag später wieder eingereist, inklusive neuem 60-Tage-Stempel im Pass. Nach meinem Zwischenseminar in Namibia war es das gleiche Spiel, ich bekam einen neuen Stempel, der für 60 Tage gültig war. Bis Anfang August hätte ich also safe im Land bleiben können und einfach den Stempel durch eine erneute Reise nach Togo erneuern können.

Nur ist mein Visum nicht für die Dauer des Aufenthalts ab Einreise gültig. Mein Visum ist ab Ausstellungsdatum in Berlin gültig. Ab dem Moment durfte ich 180 Tage ein- und ausreisen, wie ich lustig bin. Hätte ich nach 170 Tagen Aufenthalt einen neuen Stempel in meinen Pass bekommen, hätte ich die Gültigkeitsdauer noch in Ghana bleiben dürfen – ich hätte nur nicht wieder einreisen dürfen. Hätte ich mein Visum also schon Anfang Januar beantragt, wie ich es eigentlich geplant hatte, hätte ich nur bis Anfang Juli ständig ein- und ausreisen dürfen. Und ich hätte teures Geld beim Immigration Service zahlen müssen, damit ich auch bis Ende August bleiben darf. Diese Information hätte ich natürlich schon gerne bei der Planung meines Aufenthaltes gehabt. Es hätte die komplette Planung um einiges leichter und die Visumsbeantragung deutlich günstiger machen können. Mir hatte ein Einreisevisum bis kurz nach dem Zwischenseminar gereicht (für knapp die Hälfte des Geldes) – eine Verlängerung wäre dazu gekommen. Warum gibt man Reisenden in das Land dann also nicht diese Information? Vermutlich erhoffen sich die Behörden, dass die dadurch mehr Geld eintreiben können. Schmiergeld an der Grenze für ein neues Visum? Gar kein Problem. Sowas wird gerne gemacht. Vor allem, wenn die Reisenden sich nicht anders zu helfen wissen, weil ihnen niemand gesagt hat, dass ihr Visum im Pass nicht für ihre Aufenthaltsdauer ab Einreise gültig ist.

Ich hatte Glück. Ich musste mein Visum aus Organisationsgründen recht spät beantragen. Es war teuer, aber ich habe auch keine Probleme hier bekommen. Ich konnte erneut entspannt nach Lomé reisen und in die entspannte Atmosphäre der Hauptstadt Togos eintauchen. Ein Trip, der sich immer wieder lohnt. Aber die unendliche Geschichte des Ghana-Visums macht es trotzdem nicht einfacher.

Zimmer with a view

 

 

 

 

 

 

 

 

Ghana als Land ist wunderbar. Es hat wunderschöne Orte und Strände außerhalb der Hektik Accras. Die Straßen sind weniger schlimm, als ich sie zu Beginn erwartet hätte (nur was hatte ich eigentlich erwartet?) und mit Kleinbussen und Trotros kommt man wirklich günstig von A nach B. Trotzdem ist in den Köpfen hier der Tourismus noch nicht wirklich angekommen. Und das sieht man vor allem an den Unverständlichkeiten, bevor man überhaupt in dieses Land reisen kann – das Visum ganz vorne mit dabei.