Korruptes Ghana?

Nicht selten werde ich in den letzten Wochen mit Korruption in Ghana konfrontiert. Aber ist Ghana wirklich ein so korruptes Land? Als Reisender oder Freiwilliger fällt diese Problematik nicht auf – zumindest sieht man es selten.

Heute fand ein Event der Media Foundation for West Africa in Kooperation mit der DW Akademie zum Thema Medien und Korruption in Ghana statt. Und schon wieder wurde ich mit dem Thema konfrontiert. In der Diskussion wurde der sogenannte „Soli“ angesprochen – Journalisten, die die Berichterstattung nur zusichern, bzw. erscheinen, wenn ihnen ein brauner Umschlag mit Geld, die Transportkosten oder ein Essen zugesprochen wird. Dabei kommt mir nur eine Berichterstattung zugunsten des Veranstalters in den Sinn.

In dem heutigen Event wurde diskutiert, was die Medien gegen Korruption machen können. Oder können die Medien überhaupt etwas ändern, wenn sie selbst korrupt sind? Nicht selten wird argumentiert, dass Journalisten in Ghana zu wenig Geld verdienen und auf Soli angewiesen sind. In der Diskussion wurde aber auch darauf hingewiesen, dass es nicht immer die ‚armen‘ Journalisten sind, sondern eher die, die sowieso schon gut verdienen. Einen Celebrity-Lifestyle wollen sie aufrecht erhalten. So wird es erklärt.

Bei meinen Reisen in Ghana ist mir auch schon die viel zu oft erwähnte, korrupte Polizei aufgefallen. Auf dem Weg zum Kakum National Park fehlte unserem Taxifahrer ein Nummernschild. Dem Polizisten hat unser Fahrer ein paar Cedi in die Hand gedrückt und durfte weiterfahren. Schon oft wurde ich davor gewarnt, dass Polizisten und Taxifahrer unter einer Decke stecken. In letzter Zeit wurden wir schon häufiger von der Polizei kontrolliert, wenn sie im Taxi etwas finden würden, müssten wir mit auf die Polizeistation. Die Polizisten würden Geld wollen, damit sie einen gehen lassen. Wenn man einfach nichts sagt, verlieren sie irgendwann die Lust. Ob das in Wirklichkeit so passieren würde, kann ich nicht sagen.

Aber solche Vorfälle lassen einen froh sein, in einem Land zu leben, in dem Journalisten so viel Geld verdienen, dass sie nicht darauf angewiesen sind, versteckt Geld anzunehmen. Dass man davon ausgehen kann, dass die Berichterstattung nicht als Folge der Bezahlung des Veranstalters erfolgt. Und auch wenn Ghana in der Rangliste der Pressefreiheit sehr weit oben steht (Rang 23 um genau zu sein), tut sich das Land schwer gegen Korruption zu kämpfen. So zumindest in meinen Augen. Diskussionen werden immer geführt – jetzt müssen Handlungen folgen.

World Press Freedom Day

Mai ist der Monat der vielen Aufgaben. Nach einem entspannten Feiertag stand direkt das erste große Event an – der World Press Freedom Day. Der internationale Tag der Pressefreiheit wird überall auf der Welt gefeiert, doch das Hauptevent fand dieses Jahr in Accra statt. Und ich durfte bei den Feierlichkeiten am 02. und 03. Mai mit dabei sein.

Morgens musste ich erst einmal zur Registrierung. Mit meinem DW Akademie Batch hatte ich dann Zugang zu allen Veranstaltungen an beiden Tagen. Und mir wurde auch die Freiheit gelassen, was ich denn besuchen möchte. Also ging ich morgens zur großen Eröffnung und danach zur Diskussion „Media Under Fire: What Are the New Challenges to Press Freedom 27 Years After the Windhoek Declaration?“

Aber natürlich wurde ich nicht zum WPFD mitgenommen, um mir nur die Diskussionen anderer anzusehen. Die DW Akademie organisierte eine Plenumsdiskussion zum Thema „Does online speech need regulation or self-regulation?“. Ich wurde dazu beauftragt Fotos von der Vorbereitung und der eigentlichen Diskussion zu machen, sowie meine persönliche Einschätzung abzugeben. Also habe ich mir meine Kamera geschnappt (die dann auch endlich mal zum Einsatz kam) und habe Bilder ohne Ende geknipst. Die sind immerhin am Ende im Intranet der Deutschen Welle gelandet.

Der Folgetag war leider nur sehr üppig besucht. Ich habe an zwei weiteren Plenumsdiskussionen teilgenommen und bin danach zurück ins Büro gefahren, wo in der Zeit etwas Arbeit liegengeblieben ist. Abends bin ich dann noch mit Elly, einer Mitarbeiterin des Partners Media Foundation for West Africa, zum Closing Dinner gegangen. Das komplette Dinner war ein Invitation-only-Event und wurde von Al Jazeera gesponsort. Ich hatte überraschenderweise eine Einladung bekommen und konnte mir das Event dann natürlich auch nicht entgehen lassen 😉In den zwei Tagen wurde viel diskutiert. Vor allem ging es um Medien und Korruption und die Schwierigkeiten, die Journalisten heutzutage ausgesetzt sind. Eingesperrte oder getötete Journalisten wurden mehrfach in den Reden geehrt und die Wichtigkeit des Journalismus und der Pressefreiheit betont. Unter Anderem trafen wir die „Wahrheitskämpfer“, eine Gruppe Künstler aus Deutschland, die anhand von Portraits gefallene und eingesperrte Journalisten durch ihre Kunst ehren und damit auf die Wichtigkeit des Themas aufmerksam machen wollen. Dass Journalisten in einigen Ländern der Welt weggesperrt, oder sogar umgebracht werden, nur weil sie ihre Arbeit erledigen, habe ich persönlich als das meist diskutierte Thema in diesem Jahr wahrgenommen. Gefolgt von den Angriffen auf Journalisten, wenn sie über gewisse Veranstaltungen berichten möchten. Und auch wenn Deutschland im Ranking der Pressefreiheit relativ weit oben mit dabei ist und Ghana ein Vorzeigeland für Pressefreiheit in Afrika ist, so merkt man doch immer mehr, dass da noch viel Luft nach oben ist.