Road to Lomé, Togo

Die Zeit rennt. Sehr schnell, habe ich so im Gefühl. Aber das zeigt doch, dass man eine gute Zeit hat, oder?

Schneller, als gedacht, ist der Tag gekommen bei dem ich bei Einreise dachte, dass das noch ewig dauern wird. Der Tag, an dem ich mich um die Verlängerung meines Visums kümmern muss. Die Visumsbestimmungen für Deutsche in Ghana sind relativ streng. Allein das Visum zu beantragen, hat mich unfassbar viele Nerven gekostet, denn ich brauchte nicht nur meinen Reisepass, sondern auch ein Einladungsschreiben der DW Akademie, sowie Kontaktdaten zu Privatpersonen in Ghana. Das 180-Tage-Visum mit mehrmaliger Einreise und Expressbeantragung hat mich am Ende spaßige 310 Euro gekostet. Ich dachte, damit hätte sich die Sache erledigt. Bis ich bei der Einreise bei der Immigration am Flughafen stand und in meinen Stempel „Valid for 60 days“ geschrieben wurde. Was nichts anderes heißt, als dass ich nach zwei Monaten Aufenthalt in Ghana mein Visum verlängern muss.

Offiziell geht man dafür zum Immigration Service und bezahlt eine Gebühr, dass das Visum um weitere 60 Tage verlängert wird. Das heißt, ich muss mein Visum sogar noch ein zweites Mal verlängern und dafür wieder zahlen. Zusätzlich soll man wohl eine Non-Citizen Card beantragen, die umgerechnet auch noch einmal 100 Euro kostet. Ein Schelm, wer dabei an Geldmacherei denkt. Und da das nicht nur mich, sondern auch die anderen kulturweit-Freiwilligen in Ghana betrifft, entschieden wir uns unser Visum anderweitig zu besorgen. Mit einem kleinen Wochenendtrip nach Lomé in Togo.

Samstag Morgen, 6 Uhr. Wir machen uns auf dem Weg zum Kaneshi Market, um einen der vielen kleinen Vans zu nehmen, die nach Aflao an der Grenze zu Togo fahren. Dort finden wir heraus, dass diese Vans da gar nicht abfahren, sondern wir zur Tudu Station müssen – also einmal auf die andere Seite der Stadt. Dort angekommen, mussten wir erst einmal einige Zeit warten, bis auf einmal zwei Trotros nach Aflao ankamen. Es war hektisch, wir wurden regelrecht umworben, um mit dem Trotro zu fahren und da wir keine große Lust mehr hatten zu warten, haben wir das auch getan. Nach knappen vier Stunden waren wir dann in Aflao angekommen. Dort mussten wir erst einmal Geld tauschen, da man in Togo mit CFA bezahlt und den ghanaischen Cedi nicht ausführen darf. Danach ging es ins ghanaische Grenzbüro. Wir mussten einen kleinen Zettel zur Ausreise ausfüllen, unseren Pass und Impfausweis abgeben und haben einen Stempel zur Ausreise bekommen. Zu Fuß ging es weiter ins Grenzbüro von Togo. Dort bekamen wir für 10.000 CFA (umgerechnet knapp 15 Euro) ein 7-Tage Transitvisum, um ins Land einzureisen.

So sieht das Visum dann aus

Lomé selbst hat mir persönlich wirklich gut gefallen. Die Stadt wirkt ruhiger, aufgeräumter und sauberer als Accra. Von unserem Hotel ging es zum großen Markt, wo ich mal wieder ein paar Stoffe gekauft habe. Den restlichen Abend haben wir am Strand verbracht. Am nächsten Morgen ging es nach dem großen Frühstück (wir haben uns das mal gegönnt) schon wieder zurück zur Grenze. Immerhin war der primäre Grund unserer Reise nach Togo unser Visum für Ghana zu verlängern. An der Grenze wurden wir von dem Taxifahrer erst einmal vor den „Banditen“ gewarnt, von denen wir uns auf keinen Fall helfen lassen sollen – sie würden uns nur abzocken wollen. Also gingen wir alleine ins Grenzbüro, gaben unseren Impfpass wieder ab, gingen weiter, um unseren Pass abzugeben und sehr schnell einen neuen Stempel zu bekommen. Natürlich wieder nur mit einer Gültigkeit von 60 Tagen. Für uns ein Grund, auf jeden Fall noch einmal über die Grenze nach Togo zu fahren.

Die neue Ausbeute

Visumsverlängerung mal anders. Das Geld, was wir beim Immigration Service bezahlt hätten, konnten wir so deutlich sinnvoller nutzen.

Strand so weit das Auge reicht

Sowas wie Alltag

Man fragt sich, warum so wenig auf so einem Blog geschrieben wird? Naja, die Antwort ist ganz einfach: der Alltag hat mich erreicht.

Mein Tag beginnt früher, als er es damals in Siegen. Von meiner WG zum Bahnhof und zum WDR brauchte ich mal gerade 10 Minuten zu Fuß und selbst Verschlafen war kein Problem. Hier kann ich mir 5 Minuten länger im Bett quasi nicht erlauben. Zur Arbeit nehme ich fast jeden Tag das Trotro – ein Kleinbus, oder eher Van, mit einem Mate und einem Fahrer. Schreit der Mate „Madina, Madina“ heißt es für mich einsteigen und los. Es gibt keine feste Abfahrtszeit, aber gegen 8 Uhr kriege ich immer ein Trotro. Je nach Verkehr dauert die Fahrt zwischen 20 und 45 Minuten, danach laufe ich noch 10 Minuten, bis ich bei der DW Akademie angekommen bin.

Dort machen ich fast nur Büroarbeit. Ich schreibe E-Mails, recherchiere und arbeite auf Zuruf. Mir gefällt die Arbeit hier, denn ich finde es unglaublich interessant, wie man den ghanaischen Medien bei der Entwicklung helfen soll.

Zu meinem Alltag gehört auch Lautstärke. Angefangen von meinem lauten Ventilator (Bei 32 Grad kann man den schon mal an haben), über die lauten Gespräche auf der Straße, bis zu dem Straßenlärm allgemein. Taxifahrer hupen uns an. Sie signalisieren uns, dass sie frei sind. Sie signalisieren uns, dass wir ihnen im Weg sind. Oder sie signalisieren uns, dass sie als Erstes über die Kreuzung fahren möchten. Manchmal habe ich das Gefühl sie hupen einfach so. Es ist ein einziges Hupkonzert auf den Straßen Ghanas. Straßenhändler sprechen einen an, die Trotro-Fahrer bewerben ihre Richtung. Accra ist laut und das stört mich manchmal. Dass ich mich daran gewöhne, merke ich aber auch daran, dass ich mich nicht mehr bei jedem Hupen umdrehe.

Nach 8 Stunden Arbeit verschlägt es mich nach Hause. Manchmal gehen wir noch gemeinsam Essen, manchmal einen Kaffee trinken, manchmal nur kurz einkaufen. Ganz oft sitzen wir auch einfach nur in unserem Wohnzimmer. Selbst der wöchentliche Twi-Sprachkurs ist schon zur Routine geworden. Eine Routine, die mir gefällt, auch wenn ich Twi in manchen Fällen kompliziert finde.

Zu meinem Alltag hier gehört aber auch das Reisen am Wochenende. Um dem Lärm Accras zu entfliehen, versuchen wir so oft wie möglich die Stadt zu verlassen. Versteht mich nicht falsch, ich mag Accra, ich find das Leben hier aufregend. Aber manchmal ist Ruhe auch nicht so verkehrt. Also fahren wir an die nahegelegenden Strände, erkunden die Umgebung. Oder wenn uns doch nach etwas Aufregung ist, besuchen wir die vielen verschiedenen Märkte in der Umgebung. Durch diese permanente Beschäftigung habe ich auch das Gefühl, dass die Zeit hier fliegt. Immerhin ist schon Ende April und der Mai ist vollgepackt mit Arbeit. Der World Press Freedom Day findet in Accra statt, wir haben einen weiteren Workshop mit GCRN und Ende Mai geht es schon nach Namibia zum Zwischenseminar – und damit zu meiner persönlichen kulturweit-Halbzeit.

Cape Coast und der Kakum National Park

Nach fast drei Wochen in der Hauptstadt Accra, zog es uns am langen Wochenende nach Cape Coast.

Cape Coast liegt ca. 3 Stunden westlich von Accra und wird auch als der Urlaubsort der Ghanaer gehandelt. Dadurch hatten wir uns auch recht schnell für diesen Urlaubsort als unseren ersten, kleinen Roadtrip entschieden. Am Karfreitag ging es also gegen Mittag zum doch sehr belebten Kaneshi Market. Dort fahren nicht nur Trotros in gefühlt alle Richtungen ab, sondern auch Reisebusse von STC, Metro Mass Transit, VIP oder kleine Ford Vans für maximal 15 Personen. Uns wurden die Ford Vans empfohlen, da sie immer klimatisiert sind, nicht so lange brauchen, um voll zu werden (denn die meisten Busse und Vans fahren erst ab, wenn sie auch voll sind. So kann es auch mal sein, dass man mehrere Stunden auf seine Abfahrt wartet) und auch nicht so lange fahren, wie die größeren Reisebusse. Gesagt, getan – wir bekamen die letzten drei Plätze in einem Van für günstige 24 Cedi und konnten direkt losfahren. Die Straßenverhältnisse nach Cape Coast waren erstaunlich gut. Kaum Schlaglöcher und dadurch auch kaum waghalsige Ausweichmanöver des Fahrers. Zu Straßenverhältnissen, Fahrverhalten und Ähnlichem kann ich sicher einen eigenen Blogeintrag füllen – also bleibt gespannt!

Das Cape Coast Castle

In Cape Coast angekommen, brachte uns ein Taxi in unser Hotel. Und da wir früher angekommen waren, als angenommen, ließen wir uns zum Cape Coast Castle fahren. Ein wunderschönes Gebäude in einer beeindruckenden Umgebung mit einer viel zu tragischen Geschichte. Das Cape Coast Castle war eines der vielen Gebäude, in denen Einheimische gefangen gehalten wurden, um für den Skalvenhandel abtransportiert zu werden. Teilweise monatelang saßen um die 200 Skalven in einer Zelle und warteten darauf, verschifft zu werden. Durch die „Door of no Return“ ging es für sie dann auf das weite Meer hinaus.

Der Ausblick aus dem Zimmer des Gouverneurs

 

 

 

Am darauffolgenden Tag verschlug es uns in den Kakum National Park. Eine knappe halbe Stunde Fahrt trennte uns von unserem Hotel und dem Park und wir erlebten mal wieder die knallharten Verhandlungen mit den Taxifahrern. Zum National Park wird man nämlich nicht nur hingefahren – der Taxifahrer wartet dort und fährt einen dann auch wieder zurück. Man zahlt also nicht nur die Fahrt, sondern auch die Wartezeit des Fahrers. Je länger man im Park verbringt, desto teurer wird es. Uns war es das aber wert. Allgemein schienen uns die Preise sehr teuer. Der Eintritt in den Park kostet 2 Cedi, erlaubt einem aber nicht, sicher dort irgendwie selbst durchzuschlagen. Man ist quasi gezwungen eine der Attraktionen zu buchen. Wir entschieden uns für eine einstündige Wanderung durch den Regenwald, der an einem kleinen Wasserfall enden sollte. Der Wasserfall war leider trocken, man sagte uns, dass er nur in der Regenzeit wirklich zu sehen ist. Dafür konnten wir unterhalb des eigentlichen Wasserfalls eine Schlange auf der Jagd beobachten. Auf unsere – eigentlich nicht ernst gemeinte – Frage, ob diese Schlange giftig sei, wurde nur trocken mit „Ja“ geantwortet.

Blut geleckt von dieser Wanderung, wollten wir noch mehr erleben. Immerhin waren wir mal grade eine Stunde in dem Park. Wir buchten zusätzlich den Canopy Walk. Mehrere Hängebrücken mit Aussichtsplattformen zogen sich über dem Regenwald her. Einheimische zahlen für den Canopy Walk nicht einmal 20 Cedi, Ausländer zahlen 60 Cedi. Das ist für die ghanaischen Verhältnisse, die wir inzwischen gewohnt sind, schon sehr viel Geld. Aber glücklicherweise zahlen Volunteers und Studierende „nur“ 40 Cedi. Immer noch ein Vielfaches von dem, was die Ghanaer zahlen, aber das war es uns wert. Also ging es die relativ steile Wanderung hinauf Richtung Canopy Walk und schon liefen wir über die langen Hängebrücken oberhalb des Regenwaldes. Ein unfassbar schöner Anblick und ich mag mich wiederholen – absolut zu empfehlen!

Ausblick vom Canopy Walk

Zurück in Cape Coast gingen wir dann zum Strand. Eigentlich wollten wir schwimmen gehen, aber ich persönlich erschrak, als ich den ganzen Plastikmüll in den Wellen sah und habe mich dagegen entschieden. Also wurde sich mit Sonnenbaden und der Strandbar begnügt. Ich finde es auch immer noch erschreckend, wie viel Plastikmüll hier im Meer rumschwimmt und am Strand angespült wird. Der Müll wird zwar häufig irgendwie zusammengekehrt, allerdings behebt das ja nicht das eigentliche Problem. Trotz allem ließen wir unseren Urlaub in gemütlicher Strandatmospähre ausklingen, denn wie kann man schon sechs Monate an der Küste leben und nicht so viel Zeit wie möglich am Strand verbringen?