Die Busós sind los

Da haben wir ihn den Februar. Der erste Monat des neuen Jahres ist also auch schon wieder Vergangenheit aber irgendwie hab ich keines Falls das Gefühl in der ganzen Zeit schon etwas Sinnvolles getan bzw. erreicht zu haben. Naja das Jahr ist ja noch lang. Vielleicht kommt das dann noch. So irgendwann. Vielleicht mal.

A1. Nein damit mein ich jetzt keine Papiergröße für eine Bastelarbeit, sondern ab dieser Woche habe ich „offiziell“ das A1 Niveau der ungarischen Sprache. Ich mein damit bin ich ja eigentlich schon fast ein Profi was Ungarisch anbelangt. Na gut Profi vielleicht nicht gleich, aber für ein Gespräch scheint’s wohl schon zu reichen. Ist ja immerhin auch schon mal was. Das Zertifikat bedeutet also, dass wir unseren 30-stündigen Sprachunterricht (endlich) abgeschlossen haben. Wird auch langsam mal Zeit, denn immerhin geht Jule in 2,5 Wochen schon wieder zurück nach Deutschland. Für sie sind 6 Monate Ungarn dann auch schon wieder vorbei. Fakt ist die dreißig Stunden, an denen ich mit manchmal mehr oder weniger Elan teilgenommen habe, gehören nun der Vergangenheit an. Weiteren Sprachunterricht werde ich hier nicht nehmen. Aber da ich ja noch das Sprach-und Arbeitsbuch habe, was wir uns extra für den Unterricht zugelegt haben und wir natürlich bei Weitem nicht mit allen Lektionen fertig geworden sind werde ich wohl ab und zu mal selbst eine „ungarisch Stunde“ abhalten.

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Am Donnerstag fand ein Landeswettbewerb der deutschen Sprache an meiner Schule statt. 37 Schüler unserer Grundschule (Klassenstufe 7 und 8) haben daran teilgenommen. Zusammen mit einer anderen Lehrerin hatte ich die Aufsicht über diesen Wettbewerb und durfte feierlich die Aufgabenblätter, die extra vom „Oktatási Hivatal“ aus Budapest gekommen waren, austeilen. Die Schüler hatten drei Stunden Zeit zwei Aufgabenteile mit je 50 Punkten zu bearbeiten. Im ersten Teil ging es um Textbearbeitung, Grammatik, Sprichwörter etc. Im zweiten Teil hieß es dann Textgestaltung zu einem der drei vorgegebenen Themen. Die Aufgaben schienen anscheinend so einfach zu sein, dass die ersten schon nach 1h fertig waren und der letzte nach 2h gegangen ist. Am Freitag durfte ich dann den gesamten ersten Teil aller 37 Schüler kontrollieren, was dann doch einige Zeit in Anspruch genommen hat. Tatsächlich waren die Ergebnisse der meisten ziemlich gut, auch wenn der Großteil ein bisschen mit den Sprichwörtern zu kämpfen hatte, so dass teilweise sehr lustige Sachen, wie „Es tut nicht weh! Du musst die Augen zusammenbeißen“ oder „Morgenstund‘ hat Gold im Nase.“ herauskamen. Naja letztendlich hat es für die meisten trotzdem gereicht. Denn der zweite schriftliche Teil wird in Budapest kontrolliert. Dort soll die jeweilige Schule jedoch nur Arbeiten der Schüler hinschicken, die mehr als 30 Punkte von 50 im ersten Teil haben. Tja, das waren bei uns alle. Das schlechteste Ergebnis waren 37 von 50 und das Beste die volle Punktzahl. Budapest darf sich als auf jede Menge Arbeiten der „Koch Valeria általános iskola“ freuen.

Der Freitag fing schon mal „super“ an. Das „frisch“ aufgekochte Wasser, das eigentlich für die Thermoskanne gedacht war aus dem Wasserkocher verteilte sich zunächst erst einmal großzügig über meinem linken Daumen. Was das für Schmerzen waren könnt ihr euch ja wahrscheinlich vorstellen und ich war erst einmal bedient und schon kurz nach dem Aufstehen fertig mit dem Tag. Konnte also nur noch besser werden. Überraschenderweise wurde es das auch. Aber erst einmal noch „danke“ an die iPhone-Wetter-App, die den ganzen Tag strahlend blauen Himmel und Sonnenschein vorhergesagt hat und ich nicht einmal zwei Minuten aus dem Haus war und schon von einem heftigen Regenschauer meine Morgendusche bekommen habe. Aber na gut ich will ja nicht so sein. Ich hab ja gesagt der Tag wurde dann noch besser und so war er auch. Zwei Stunden pro Woche übe ich mit drei Erstklässlern Gedichte, mit denen sie an einem Wettbewerb teilnehmen sollen. Ein Junge und zwei Mädchen. Die beiden heißen übrigens Anna und Zsófie (also Sophie). Ich mein, wenn das nicht „Schicksal“ ist, dann weiß ich auch nicht 😉 Naja jeden Falls wollte die 1. Klasse, in der die drei sind, am Freitag ins Ballett zum „Kleinen Prinzen“ gehen. Ja, die gehen hier im Alter von 6 Jahren schon ins Ballett. Früh übt sich. Peinlich ist jedoch, dass selbst die Kinder mehr verstanden haben als ich. Jetzt wisst ihr es also schon ich war natürlich mit im Ballett. Da eine der Lehrerinnen, die eigentlich als Aufsichtsperson mitgehen sollte nun doch nicht konnte wurde ich kurzer Hand zur Aufsichtslehrerin um fungiert. Ist ja auch überhaupt gar kein Ding. Ich, die kaum Ungarisch spricht und die Erstklässler, die kaum Deutsch sprechen. Also ging’s mit 30 Erstklässlern und noch einer Lehrerin mit dem Bus zum Theater. Da wir viel zu zeitig da waren konnten sich die Kinder Draußen noch ein wenig austoben bevor 15:00 Uhr die einstündige Ballettvorführung begann. Ich war ganz froh, dass nur wenig gesprochen wurde (war ja immerhin auch ein Ballett) und das ich zu mindestens ungefähr eine Ahnung hatte worum es im „Kleinen Prinzen“ geht. Auch wenn wir damals das Buch im französisch Unterricht behandelt haben (Schon wieder eine Fremdsprache). Das Stück an sich war wirklich schön und die Kinder waren begeistert. Das war die Hauptsache. (Da ich natürlich nicht während des Stückes selbst Bilder machen konnte hier ein paar des Pécsi Nemzeti Színház.)

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Zum ersten Mal seit dem ich in Ungarn bin (fast 5 Monate) wurde ich im Bus kontrolliert (natürlich am Freitag). Und siehe da zum ersten Mal scheint sich das teure 3-Monats-Busticket (umgerechnet fast 70€) gelohnt zu haben. Da war es doch noch wesentlich schöner Schüler zu sein, als die Schule noch die Hälfte des Monatstickets übernommen hat. Der Kulturweitausweis wird nämlich nicht anerkannt und so muss ich den vollen Preis bezahlen.

Heute waren wir beim Busójárás in Mohács. Eine Art Fasching, welcher vor allem Ungarn weit berühmt jedoch auch international bekannt ist. Der Busójárás ist eine jährlich zelebrierte Feier, der Šokci die in Móhács leben. Dieses Fest endet genauso wie der deutsche Fasching am Dienstag vor dem Aschermittwoch. Dabei treten die sogenannten Busós auf. Leute die traditionelle Tiermasken tragen. Der Busójárás dauert sechs Tage lang an wobei die größte Feier, mit dem traditionellen Umzug, am Farsang vasárnap (dem Sonntag vor Aschermittwoch) stattfindet. Der Busójárás endet mit dem Farsangtemetés, der Verbrennung. Die Tiermasken werden der Sage nach getragen, da während der osmanischen Zeit die Leute aus Mohács in die umliegenden Wälder vor den türkischen Truppen flüchteten. Um den Türken Angst einzujagen fingen sie an die scheußlichen und angsteinflößenden Tiermasken zu schnitzen, um die Türken zu vertreiben, was ihnen auch gelang. Eine andere Sage besagt, dass die Busós nicht die Türken, sondern nur den Winter selbst vertreiben wollten. Losgefahren sind wir mit dem Bus gegen 11:00. Obwohl wir schon über eine viertel Stunde eher da waren „stapelten“ sich die Leute bereits vor dem Bus. Da waren wir uns dann auch nicht mehr so sicher, ob wir überhaupt nach Mohács kommen würden. Zum Glück kam dann noch ein zweiter Bus, aber trotzdem musste ich die über einstündige Fahrt im Stehen verbringen (Jule hatte einen Sitzplatz). Eigentlich sollte dann noch Annika in Bóly zu steigen aber unser Bus war einfach schon zu voll und so musste sie auf den nächsten warten. In Mohács erschlug uns dann eine Menschenmasse. Ganz im Gegenteil zu meinem vorhergehenden Besuch. Aber davor würden wir schon gewarnt. Die kleine Stadt hatte sich in eine Hochburg von Schaulustigen und Essensständen entwickelt. Links und rechts gab es Stände an denen man die typischen Masken und Wollmäntel kaufen konnte. Oder auch einfach „nur“ bedruckte T-Shirts, Tassen, kleine Masken etc. Es war tatsächlich eine Art Challenge die anderen nicht in dem Gewirr zu verlieren. Schon dass wir zu dritt waren bedeutete immer schön die Augen nach den anderen beiden offen zu halten. Die Hauptattraktion war dann die Parade gegen 14:00 Uhr, welche tatsächlich über eine Stunde gedauert hat. Bevor wir nach Mohács sind wurde uns übrigens gesagt, dass wir alte Sachen anziehen sollen, da man doch häufig mit Asche beschmiert wird. Asche habe ich nicht abbekommen, aber meine schwarzen Sachen, die ich extra angezogen hatte, wurden in Mehl „getränkt“. Der Plan ging also nicht ganz auf. Nach dem Umzug sind wir noch ein bisschen rumgelaufen und haben uns hier und so vor den kostümierten Männern erschrocken, die einen auch gerne Mal in ungewollte Umarmungen zogen. Nach fünf Stunden Faschingserlebnis Mohács ging’s dann wieder zurück nach Pécs. Auch dieses Mal wieder im Stehen und deutlich länger, da wir aufgrund der riesigen Menschenmassen 30min im Stau standen.

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2 Gedanken zu “Die Busós sind los

  1. Hallo Anna,
    gratuliere zum A1 Zertifikat!!!!!

    Liebe Grüsee

    Àgnes

    • Herzlichen Dank! Ohne die gute Vorbereitung in Bautzen wäre es wohl nichts geworden, deshalb noch einmal herzlichen Dank dafür. Das Zertifikat gehört uns beiden ?
      LG aus Pécs
      Anna

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