Lethargie und „Wasserfälle“

Diese Woche war in der Schule definitiv nicht viel los und das ist keines Falls gelogen. Die Schule diese Woche. Ach ja. Nennen wir es einmal Tiefen entspannend. Ja, totgearbeitet hat sich außer den Abiturienten diese Woche definitiv niemand. Da diese Woche die Abiturprüfungen von Montag bis Donnerstag anstanden (ein „Ihr armen Abiturienten“ werde ich mir jetzt mal verkneifen. Da musste ja der eine oder andere auch schon durch) war im Rest der Schule nicht viel los. Während wir also entspannten schwitzten die Abiturienten. Die Abiturprüfung (érettségi vizsga) erfolgt übrigens in drei Pflichtfächern (Mathematik, Ungarisch, Geschichte) und zwei Wahlfächern (Fremdsprachen, Chemie, Physik, Geographie, Biologie u.a.). An meiner Schule kann man das Abitur nach deutschen Voraussetzungen ablegen. Alle Abiturfächer werden dann auf Deutsch absolviert und nach deutschem Standard bewertet.

Ach ja, Gerechtigkeit auf allen Ebenen. Die Schulzeit in den vier Tagen setzte sich also so zusammen: wir kamen 13:00 und gingen 15:30 wieder. Ja, drei Stunden Unterricht mussten genug sein. Ich will mich ja nicht beschweren aber der Sinn, wieso wir später kommen sollten entging mir dann doch. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich auch nur einmal hätte später kommen dürfen, weil Abiturprüfungen waren. Das wäre ja die ganzen Jahre ein schönes Leben gewesen, wenn auch temporär. Die Grundschule (1.-8. Klasse) hat ja sogar ein separates Gebäude. Naja vielleicht war man einfach nur zu besorgt, dass doch ein Ton zu hören sein könnte. Hier kann’s aber auch wirklich mal laut zugehen. Die Kleinen rennen über den Gang, die Großen lauern auf dem Gang. Das bietet eine ganze Menge Möglichkeiten, um andere zu Fall zu bringen oder dafür zu sorgen, dass der eine oder andere Lehrer einen Wutanfall bekommt. Für solche Fälle, in denen die Schuldfrage am Ende jedoch im Raum steht, ist die Schule gut vorbereitet. Die Aufklärungsquote liegt bei 100%. Da entwischt einem Keiner. Wie das bei so vielen Schülern der Fall sein kann? Die Schulgänge sind videoüberwacht. Bevor ich das das erste Mal bemerkt habe hat es eine ganze Weile gedauert. Naja man rechnet ja auch nicht unbedingt damit gefilmt zu werden währenddessen man über den Schulflur läuft. Wenn du also denkst, dass du während der Stunde, wenn niemand weit und breit zu sehen ist, auf dem Flur tun und lassen kannst, was du willst ist das Ganze weit gefehlt. Die Überwachungskamera schläft nie 😉 Sie blinkt da oben, rot, in der rechten Ecke auf beiden Seiten des Flures und sendet deine Bilder an das Überwachungssystem, vor dem immer jemand sitzt. Wenn das nicht von kleinen Straftaten und Streichen abhält, dann weiß ich auch nicht. Darf man die Kinder eigentlich einfach so filmen? Darf ich einfach so gefilmt werden, ohne dass mich jemand vorher darüber aufgeklärt und mich gefragt hat? Was passiert mit den Bildern, wie lange werden sie aufbewahrt, dürfen sie am Ende überhaupt gegen mich verwendet werden? Besitzt die Schule das Recht am Bild, auch wenn ich darauf zu sehen bin? Sind wirklich alle Eltern damit einverstanden? Wird man eigentlich vorher darüber informiert, dass das eigene Kind in der Schule gefilmt wird? Darüber sollte man sich einmal Gedanken machen.

Die Motivation zu so „später“ Stunde in der Schule hielt sich auch in Grenzen. Die Schüler hatten keine Lust (okay irgendwie ist das ja fast ein Dauerzustand) und auch die Lehrer sehnten sich danach die drei Stunden über die Bühne zu bringen. Meine achte Klasse war überhaupt nicht begeistert davon schon wieder mit dem Buch „Ilse“ weiterzumachen aber das Leben ist ja kein Wunschkonzert und die Ilse ist ja auch nur ein Mensch. Lethargie was das Motto der Schulwoche.

Wasserfälle und ein Netz aus Wanderwegen wurden uns versprochen. Ja, genau. So meinte es immer hin das Prospekt. Wo die Wanderwege und die Wasserfälle jedoch letztendlich zu finden waren bleibt ein Rätsel aber von Anfang an. In einem Heft über die Baranya (das Komitat in dem Pécs liegt) habe ich das Naturschutzgebiet Melegmány gefunden, welches als beliebtes Ausflugsziel gilt. Dort sollte es, wie oben bereits erwähnt, neben zahlreichen Wanderwegen auch Wasserfälle und Kalkaufschüttungen geben. Nichts wie hin dachten Annika und ich uns und so führen wir gestern bis nach Mánfa, da man dort bequem das Gebiet betreten konnte. Mánfa selbst ist mit seinen knapp 900 Einwohnern nicht gerade interessant aber da das Naturschutzgebiet Süd-südwestlich der Kirche von Mánfa liegt (so steht‘s im Heft) kommt wohl doch der eine oder andere ab und zu mal vorbei. Dass die Formulierung „die Kirche liegt einige hundert Meter westlich der heutigen Siedlung“ jedoch einen Gang vom einen zum anderen Ortsende, Ratlosigkeit und einen nicht ganz ungefährlichen Fußmarsch an einer vielbefahrenen Landstraße beinhaltete, damit hat dann doch keiner gerechnet. Als nach einer gefühlten Ewigkeit die „Kirche“ dann doch in Sicht war, war die Erleichterung groß.

IMG_3088

Zum Glück führte auch nur ein Weg ins Grüne, so dass wir uns nicht des Handykompasses bedienen mussten, um heraus zu finden wo sich Süd-südwestlich nun befindet. Doch schon kurz danach ließ die Freude darüber ein wenig nach, als wir zur ersten Abzweigung kamen und drei mehr oder weniger begehbare Wege vor uns sahen. Letztendlich entschieden wir uns für den weniger schlammigen mit einem roten Kreuz ausgeschilderten. Nach wenigen Metern gab es einen Mini-mini-mini-mini-Wasserfall und der Weg endete im Nirgendwo. Da blieb nur noch die Flucht nach Oben (ins „Gebirge“), doch das entpuppte sich als eine der schlammigsten Angelegenheiten aller Zeiten. Die besagten „Wanderwege“ schienen doch eher Forstwege zu sein und so rutschten wir im Schlamm nur so dahin und ab und zu blieb man kurzzeitig auch einmal stecken. Da bis auf den einen Weg nichts ausgeschildert war hatten wir keine Ahnung wo wir hinliefen und trafen dann doch noch das eine oder andere Mal auf eine „Sackgasse“ oder Weggabelung. Letztendlich war das Motto: immer nur weiter hinauf und möglichst nicht auf dem schlammigen Untergrund ausrutschen. Nach einem Blick auf Annikas Handy und die aufgerufene Ortungs-App war uns klar, dass wir an diesem Tag sicherlich keinen Wasserfall sehen würden, denn die Flüsse bzw. Wasser war Meilenweit von uns entfernt. Naja so ging es also weiter bergauf, bis wir tatsächlich auf eine Betonstraße gestoßen sind. Unsere Freude darüber war kaum zu bändigen, denn der Schlamm hatte, nicht nur an unseren Schuhen, seine Spuren hinterlassen. Wo die Straße nun wieder hinführen würde wussten wir natürlich auch nicht aber wir hatten ja nichts mehr zu verlieren. Als uns dann nach einiger Zeit tatsächlich ein älteres Ehepaar entgegen kam waren wir doch ein wenig erleichtert. Wie sich herausstellte mündete der Betonweg auf der Hauptstraße, auf der wir mit dem Bus vorher nach Mánfa gefahren waren. Wir sind also tatsächlich ein ganzes Stück durch die Wälder gelaufen, da wir plötzlich näher an Pécs, als an Mánfa waren.

IMG_3094

IMG_3098 IMG_3103

Zu unserer Freude war dann da irgendwo im Nirgendwo tatsächlich auch eine Bushaltestelle. Dort setzten wir uns kurzzeitig erst einmal hin und da die Beleuchtung so gut war schoss Annika noch ein paar Fotos (von mir). Auch wenn es schwerviel diese überaus gut beleuchtete, für Fotos hervorragend geeignete Bushaltestelle wieder zu verlassen, sprangen wir dann doch etwas hektisch auf, als nach nicht allzu langer Zeit tatsächlich ein Bus vorbei kam. Der Ausflug ging also nicht so lange wie geplant und von Wasserfällen war auch nichts zu sehen aber bei dem schönen Wetter hat sich der Waldspaziergang definitiv gelohnt, auch wenn sich jegliche Sachen nun erst einmal einer Grundreinigung unterziehen müssen.

13095744_877024315739461_384716373629100405_n IMG_3107

Anlässlich des Muttertages möchte ich darüber heute natürlich auch ein, zwei Worte verlieren. Der Muttertag in Ungarn war schon letzte Woche, da dieser immer am ersten Sonntag im Mai ist. Dass der Muttertag heute in Deutschland gefeiert wird dürfte ja allen bekannt sein. So wünsche ich allen Müttern einen wunderschönen Muttertag und auf das wir euch immer dankbar sein werden.

Mama, du bist natürlich die Beste von allen und ich kann dir nicht genug für deine immerwährende Unterstützung und Liebe danken. Fühl dich gedrückt und geküsst an diesem Tag! Mama, ich hab dich lieb.

13151770_877029662405593_541868880232007100_n

 

Ein Gedanke zu “Lethargie und „Wasserfälle“

  1. Meine liebe Anna, danke für deine schönen Worte und das du an mich gedacht hast! Ich habe dich auch lieb!!!

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.