Der Countdown läuft

Wer denkt, dass in den letzten Schulwochen nicht mehr viel passiert, der liegt definitiv falsch. Zu mindestens periodenweise scheint in meiner Schule noch einmal richtig etwas los zu sein. Teilweise hat man das Gefühl, dass nun all das aufgeholt wird, was man während der vorangegangenen langen Schulperiode nicht geschafft hat. Ausflüge, Gruppenarbeiten, Projekte. All das muss in letzter Minute noch zu Ende gebracht werden. So verzweifle ich im Moment auch noch an Texten, die die Siebtklässler über ihren Schüleraustausch schreiben sollten. Von Eigenständigkeit kann man wohl kaum reden und zu allem Übel müssen die Texte auch noch bis zum Ende des Schuljahres zu mindestens an die Zeitung geschickt, wenn nicht sogar abgedruckt worden sein (aber das schaffen wir wohl nicht mehr).

Da derzeit die Picasso-Ausstellung in Budapest verweilt war dies natürlich einen Ausflug wert. Interessierte Schüler (oder auch diejenigen, die sich einen freien Schultag sichern wollten) konnten sich dafür anmelden. Die Kosten hielten sich in Grenzen, da die ungarische Regierung sowohl die Zugfahrt, als auch den Eintritt für die Ausstellung bezahlte. So wurde auch ich kurzerhand gefragt, ob ich nicht mitfahren möchte. Bei einer Picasso-Ausstellung bin ich natürlich immer dabei. So hieß es also wieder einmal sehr früh aufstehen, um den Zug 6:00 Uhr nach Budapest zu erwischen. Ein wenig schwierig war es, den Überblick über die Schüler zu behalten, da zunächst nur eine Kunstlehrerin und ich als Aufsichtspersonen dabei waren. Die gut 40 Schüler kamen nämlich aus den 8.-12. Klassen und so waren einige neue Gesichter dabei. Häufiges Durchzählen war an der Tagesordnung. In Budapest angekommen ging es zunächst zum Déak-Ferenc-tér mit der Metro und dann zu Fuß auf die Buda-Seite. Da wir noch Zeit hatten besichtigten wir die Burg und Schüler machten zahlreiche Fotos vor der wunderbaren Kulisse. Wenn’s die Gelegenheit für Selfies gibt kann man sie sogar mit Kultur begeistern. Kurz vor dem Beginn der Führung durch die Picasso-Ausstellung ist dann noch eine Lehrerin zu uns gestoßen. Ja, es gab also eine Führung auf Ungarisch durch die Ausstellung. Ist auch logisch aber eher weniger von Vorteil für mich, da Begriffe über Pinselarbeit, Bildstrukturen und Bildanordnungen bzw. über Kunstobjekte im Allgemeinen nicht zu meinem ungarischen Wortschatz gehören. So bekam ich kurzerhand einen Audioguide auf Englisch, so dass ich meinen Weg alleine durch die Picasso-Ausstellung machen konnte und auch noch verstand, was Picasso uns vermutlich mit seinen Kunstwerken sagen wollte. Wer hätte gedacht, dass Picasso so viele Musen während seines Lebens hatte. Nach dem Picasso-Erlebnis ging es noch in die ständigen Ausstellungen über das 19.Jh, Gotik, Mittelalter etc. Ich muss sagen so einen Museeumsbesuch sollte man sich des Öfteren gönnen. Danach gab es noch ein wenig Freizeit. Die habe ich, auf Anraten einer der Lehrerinnen, damit verbracht mit ihr und ein paar Achtklässlern die Matthiaskirche und die Fischerbastei zu besichtigen. Danach bekamen wir sogar noch ein Eis, Muffins und Limonade spendiert. Nicht gerade ein schlechter Abschluss für den Picasso-Ausflug. Bevor wir jedoch wieder auf der anderen Flussseite und am Zug waren war es dann doch schon relativ spät und so kamen wir erst kurz vor 21:00 Uhr wieder in Pécs an. Es war ein langer aber picassoreicher (Achtung Wortneuschöpfung) Tag.

Am Donnerstag ging es dann gleich weiter mit dem „Programm“. Die Tonaufnahmen für die Lehr-und Arbeitsbücher der ersten, zweiten und dritten Klasse musste noch daher. Immerhin neigt das Schuljahr sich ja rapide dem Ende zu und im nächsten Schuljahr sollen sich die Schüler ja über eingelesene und vor allem authentische Texte freuen. Denn die Texte wurden von den Schülern/innen der jeweiligen Klassenstufen vorgelesen. So können sich die Erstklässler nächstes Jahr über deutsche Texte Vorgelesen von Erstklässlern freuen. Authentischer in der Sprache geht es wohl kaum. Adäquates Lernen ist also garantiert. Für mich hieß dass also mit sämtlichen Vorlesern noch einmal ihre Texte durchzusprechen und dafür zu sorgen, dass alle leise sind während die Aufnahmen im Nebenzimmer liefen. Gar nicht so einfach, wenn 10 Erstklässler aufeinander hocken und auch die Zweit-und Drittklässler waren nicht weniger hyperaktiv. Das ganze Vorhaben zog sich ewig, so dass ich erst am späten Nachmittag aus der Schule bin aber immerhin sind jetzt wenigstens schon einmal für diese Klassenstufen die Aufnahmen fertig.

Am Freitag war ich vorrangig mit Eisessen beschäftigt. Ja, bis jetzt meine Lieblingsbeschäftigung hier in der Schule. Da einige Lehrer zum Ende des Schuljahres hin mit ihren Klassen Eisessen gehen wollten war ich immer als Begleitperson eingeteilt, so dass ich auch jedes Mal ein Eis bekam. Was manche Kinder für Eismassen (bis zu vier Kugeln auf einmal) förmlich verschlingen können ist wirklich erstaunlich.

Die Zeugnisse sind gedruckt, auch wenn das Schuljahr noch nicht vorbei ist. Aber eines ist klar: so ein Zeugnis hätte ich auch gerne bekommen. Nein, nicht wegen den Noten die einige Schüler haben, sondern wegen dem Zeugnis an sich. Die bekommt man nämlich immer im Endjahr in einem A5 Buch. Ja, ein richtiges A5-Buch mit festem Einband in blau. So etwas habe ich noch nie gesehen und seien wir doch einmal ganz ehrlich, das ist doch tausendmal besser als nur der „einfache“ A4 Zettel, den man in Deutschland bekommt und der bei einmal schief ansehen schon den ersten Knick hat. Sobald man die Zeugnissmappe/ Klarsichtfolie vergessen hatte war man verloren.

Am Samstag hieß es dann die öffentlichen Verkehrsmittel ausreichend zu nutzen. Zug und Bus. Hin-und her, denn es ging nach Villány erst mit dem Bus und zurück mit dem Zug, da die Zugstrecke besonders sehenswert sein sollte. Die Zugstrecke war auch wirklich schön aber als Zug konnte man das zwei-waggonige (erneute Wortneuschöpfung) Gefährt wohl kaum bezeichnen. Ein niedliches, kleines Gefährt auf Schienen trifft es wohl eher.

Da ich Annika versprochen hatte einmal mit ihr ins Tierheim (obwohl es im Endeffekt wohl eher nur ein Hundeheim ist) nach Mohács zu fahren war es gestern nun soweit und es ging ins Tierheim. Erst wollten wir beide einen Hund zum „Gassigehen“ haben, da es jedoch nur wenige „kleine“ Hunde gab entschieden wir uns letztendlich für nur einen. Einer ist besser als keiner oder nicht?! Mit dem hatten wir aber auch alle Hände voll zu tun, denn der zog und zerrte an der Leine, als wäre er von einer Tarantel gestochen worden. Nach diesem durchaus anstrengenden Ausflug haben wir dann bei Annika noch jede Menge Muffins gebacken. Von Veganen, Schokolade und Zitrone war alles dabei. Ich muss sagen, die sind uns wirklich gut gelungen und schmecken Annikas Lehrern hoffentlich vorzüglich.

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Heute war dann schon einmal der Abschied von „meiner“ 8.Klasse. In Ungarn ist es typisch, dass die 8. Klasse jeweils eine kleine Abschiedsveranstaltung hält, da sie nach der 8. Klasse ja auf das Gymnasium wechseln. Nun war es also soweit, dass die 8a ihre Veranstaltung hatte. Schon vorher wurden die Lehrer, bei denen sie über die Jahre Unterricht hatten, offiziell eingeladen und so bekam auch ich eine Einladung. Das Aussprechen der Einladung und die Übergabe waren dann doch schon etwas lustig, da die Formulierung folgende war: „Also Anna wir laden alle Lehrer …. und …. und …. andere erwachsene Personen ein, die uns während unserer Schulzeit sehr geholfen haben.“ Unter „andere erwachsene Personen“ fiel dann wohl nur ich. Im Prinzip hieß die Einladung also: an alle Lehrer und Anna. Heute ging es dann also in die Aula und die Lehrer (+Anna) mussten erst einmal Nummern ziehen, um in Gruppen zusammen kommen. Denn es heiß „Schnitzeljagd“ für die Lehrer (+Anna). Die Aufgaben waren zwar auf Ungarisch aber durch die Übersetzungen meiner netten Teamkollegen war es kein Problem tatkräftig mitzuhelfen, da man Fragen über die Schüler beantworten musste und da ich ja jede Woche 5 Stunden bei ihnen hatte und auf zahlreichen Ausflügen mit ihnen unterwegs war entpuppte ich mich als „Joker“. Danach wurden noch ein paar Dankesworte ausgesprochen und jede Menge Geschenke überreicht und so bekam auch ich heute schon ein kleines Abschiedsgeschenk. Geschenke kann man nie früh genug bekommen. Eigentlich wollte ich mich zusammenreißen aber ein paar Tränen musste ich dann doch verdrücken aber immerhin sind ja noch Schultage übrig und es war noch kein Abschied für immer. Mal schauen was die letzten Tage hier noch so passiert.