Pünkösd

Dass ich diesen Freitag wieder auf einem Wettbewerb war überrascht wohl keinen mehr. Am wenigsten mich selbst. Mal wieder ging es früh bei Zeiten los und diesmal ging es zum Landesfinale des Rezitationswettbewerbs. Wer sich vielleicht noch daran erinnert, in der vorangegangenen Landesqualifikationsrunde saß ich in der Jury. Heute nicht, da das Ganze so unvoreingenommen wie möglich ablaufen sollte und deshalb andere Jurymitglieder eingesetzt wurden. Den Namen der Kinder oder woher sie kamen wusste man auch nicht, da alle nur eine Zahl hatten. Viele Kinder wurden von ihren Eltern persönlich nach Budapest gefahren, damit sie sich den Beitrag anschauen konnten. Die Kinder, bei denen die Eltern keine Zeit hatten führen wieder mit einem Bus der Schule. Statt „nur“ rumzusitzen und zu warten wie während der letzten Wettbewerbe könnte man diesmal den Rezitierenden in ihren Kategorien zuhören, wobei immer zwei Klassenstufen zusammengefasst wurden und die Mundartkategorie extra war. Von der 1. bis 12. Klasse war also alles dabei und für jeden Geschmack etwas zu haben. Für mich ging es in die 1./2. Klasse und es ist wirklich immer wieder erstaunlich, wie die Kinder im ersten/zweiten Lehrjahr fünfminütige Gedichte in einer Fremdsprache aufsagen können. Die über zwanzig Rezitationen in jeder Kategorie dauerten natürlich eine Weile und noch länger schien es mal wieder zu dauern, bis endlich ein Juryurteil gefällt war. Die Auswertung der Ergebnisse dauerte nicht weniger lange, nämlich 1,5h. Wieso? Naja nicht nur, dass die ersten Drei jeder Kategorie auf die Bühne gebeten wurden, sondern der Erste jeder Kategorie sollte dann auch noch einmal seine Siegerleistung rezitieren. Über das Ergebnis in einigen Kategorien waren letztendlich jedoch nicht nur wir überrascht, sondern auch noch die eine oder andere Schule, denn einige der „Siegerleistungen“ hätten wohl kaum als solche bezeichnet werden dürfen und der Sieg definitiv anderen gehört aber am Ende hat doch immer die Jury das letzte Wort und so war es auch an diesem Tag.

Aus: kann nicht wenigstens ein bisschen die Sonne scheinen wurde: was zur Hölle ist eigentlich mit dem Wetter los. Aber von Anfang an. Pünkösd also Pfingsten wird auch hier in Ungarn gefeiert. Aus eben diesem Grund fand gestern in Bóly das „Bólyi Pünkösdi Fesztivál“ (Pfingstfest) statt, zu dem Annika mich eingeladen hatte. Natürlich habe ich sofort zugesagt und mich auf einen schönen Tag bei Sonnenschein gefreut, denn immerhin haben wir doch Mitte Mai, da kann man doch ein bisschen schönes Wetter ruhig verlangen oder etwa nicht? Tja, scheinbar nicht, denn statt Sonnenschein gab es gestern jede Menge Regen und kalte Temperaturen aber zum Pfingstfest sollte es dennoch gehen. Zum Glück fand die Veranstaltung nämlich in einem überdachten Zelt statt und ein Sitzplatz war auch schnell gefunden und dann sollte es auch schon mit dem Programm losgehen. Wie nicht anders zu erwarten war es ein sehr volkstümlich geprägter Nachmittag/ Abend, denn von der Kindertanzgruppe über die Vorführung der Kindergartenkinder (Bólyi óvodások műsora) bis hin zum Chor des Pflegezentrums und einigen Einzelkünstlern war alles dabei. Das von den Bewohnern zusammengestellte Programm dauerte fast 2h, doch danach fing das Ganze erst so richtig an, da sich die „Branauer Stimmungsparade“ angekündigt hatte. Was man sich darunter vorstellen kann? Nun so wirklich wussten wir auch nicht, was uns dabei erwarten würde doch wie sich während des Programmes herausstellte waren es noch mehr Volkstänze, Volkslieder und Showeinlagen. Moderiert wurde das Ganze von Zoltán Schmidt, den wir ja schon aus dem Lenau-Haus kannten und welcher in Pécs der Regionalbüroleiter der Landesdirektion der Ungarndeutschen ist. Ein bisschen hofften wir darauf, dass wir zwischen den vielen Menschen unentdeckt bleiben würden, da er bereits immer wieder Leute im Publikum grüßte. Zunächst erkannte ich jedoch erst einen Schüler meiner Schule, der mit einer traditionellen Tanzgruppe auftrat und dem das Ganze nicht wirklich Spaß zu machen schien. Nach weiteren Tanz-und Gesangseinlagen wurden wir dann jedoch von Zoltán entdeckt und lautstark begrüßt. In einer weiteren Moderation wurde dann noch einmal erwähnt, wo genau aus Deutschland wir herkommen und was wir hier machen. Außerdem sollte das Publikum doch einmal kräftig für uns Applaudieren, da man ja nicht alle Tage junge Leute aus Deutschland bei so einem Fest hat. Ja, das war uns dann doch ein wenig peinlich und der Großteil der Zuschauer wirkte dann doch ein wenig irritiert, dass sie für uns Applaudieren sollten. Ich kann nur sagen, das kann ich voll und ganz verstehen. Das Programm an sich war dann doch sehr Volksmusik-lastig und mehr als einmal kam man sich vor wie beim Sommerfest der Volksmusik, bei Carmen Nebel und Florian Silbereisen. Als wir gefragt wurden, ob wir bereits schon einmal bei so einem Fest dabei waren konnten und wollten wir das Ganze nur verneinen. Teilweise haben wir uns über das Programm jedoch auch ein wenig gewundert, da es mit der Herkunft der Donauschwaben doch scheinbar ziemlich wenig zu tun hatte und der überwiegend bayrische Touch nicht verleugnet werden konnte.

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Doch das sollte es für diesen Tag noch nicht gewesen sein, denn wie auch auf der Bühne erwähnt wurde fand ja nun gestern auch der „Eurovision Songcontest“ statt. Wer mich kennt der weiß, dass ich nicht wirklich ein Fan des Ganzen bin und die gesamte Sendung auch noch nie verfolgt habe aber da Annika deutsches Kabelfernsehen hat und man dem ganzen ungarischen Patriotismus ja auch ein wenig entgegenwirken muss 😉 hatte ich gestern sozusagen mein „Eurovision Songcontest Debüt“. Die Ungarn selbst sind nicht wirklich ESC begeistert und auch immer sehr überrascht, wenn sie es überhaupt bis in das Finale schaffen. Die Erwartungen an das eigene Land sind somit gering. Mit ihrem 19. Platz und der deutlich höheren Punktzahl als Deutschland können sie wohl letztendlich ganz zufrieden mit sich sein. Weitere Kommentare zur deutschen Platzierung und dem ESC insgesamt werde ich mir sparen. Nur so viel soll gesagt sein: ein Fan werde ich wohl auch in Zukunft nicht werden.

Deutlich besseres Wetter hatten wir uns dann für heute erhofft, doch anstatt das es besser wurde konnte man wohl eher von einer Wetterkatastrophe reden, denn zusätzlich zu dem nicht zu enden wollen scheinenden Regen kam nun auch noch ein Wind daher, der einem das aufrechte Gehen nur schwer ermöglichte. Jeder kennt es, die Kombination Wind und Regen ist wohl nicht die Beste. Da aber ein weiteres Fest heute in einem anderen Ort stattfinden sollte, bei dem auch verschiedene regionale Produkte angeboten werden sollten sind wir trotzdem los (zu diesem Zeitpunkt regnete es noch nicht). Die Idee mit dem Fahrrad zu fahren wurde jedoch schnell wieder verworfen und zu einem ca. einstündig geplanten Fußmarsch umgewandelt. Losgelaufen sind wir dann auch. Bis ins nächste Dorf (ca. 30 min) als es dann jedoch noch zu regnen anfing und wir schon Ohrenschmerzen hatten und durchgefroren waren, von den vorherrschenden 6 Grad, fiel die Entscheidung dann jedoch nicht allzu schwer den Rücktritt nach Bóly wieder anzutreten. Ob das Fest dann bei dem Wetter tatsächlich stattgefunden hat wissen wir nicht aber wenn, dann definitiv ohne uns. Aus dem Festbesuch wurde dann ein Filmnachmittag. Da uns durch den morgigen Pfingstmontag ja noch ein freier Tag bleibt und das Wetter, es laut dem Wetterbericht, ganz gut mit uns zu meinen scheint werden wir es morgen noch einmal mit dem Fahrradausflug probieren. Wollen wir hoffen, dass das Wetter sich diesmal gnädig zeigt.