Ein Valentinstag in Budapest

Die DSD-Prüfungen der Achtklässler rücken immer näher. In rund einem Monat wird die mündliche Prüfung stattfinden. Die mündliche Probeprüfung findet jedoch schon in zwei Wochen statt. Das heißt also für diejenigen, die es bis jetzt noch nicht geschafft haben ihre Präsentationen zu beenden das schleunigst zu tun und langsam mit dem Auswendiglernen anzufangen. Die DSD I Prüfung zielt dabei darauf ab, dass die Schüler Sprachniveau A2/B1 bescheinigt kommen (unsere Schule zielt natürlich auf B1 ab). Neben dem mündlichen Teil gibt es jedoch auch noch einen schriftlichen Teil und das Hörverstehen. Beim Hörverstehen kann man durchaus sagen, dass es den Schülern schon zu den Ohren raushängt (und mir auch). Am Mittwoch habe ich drei Stunden lang mit einer der 8. Klassen nur Hörverstehungsübungen gemacht. Das hieß also lediglich für mich immer mal wieder auf „Play“ und „stopp“ zu drücken. Ich glaube besser auf das Hörverstehen können sie wohl kaum mehr vorbereitet sein 😉 Interessant sind auch die Themen der Präsentationen der Schüler. Diese konnten sie nämlich selbst auswählen und so ist vom „Fechten“ über „Weinanbau“ und die eigene Lebensgeschichte alles dabei. Den Prüfern wird es also nicht langweilig werden.

Am Dienstag habe ich mit den Sechstklässlern „Krabat“ angeschaut (zu mindestens einen Teil). Da diese im Unterricht gerade Sagen behandeln war diese bekannte sorbische Volkssage, die auch verfilmt wurde, natürlich prädestiniert dafür ebenfalls erwähnt zu werden. Was die Kinder von der Sage selbst hielten weiß ich nicht aber der Film scheint ihnen jedoch sichtlich gefallen zu haben. Zu mindestens bis zu dem Punkt an dem wir Schluss gemacht haben. Ob die Verfilmung jedoch schon für diese Altersklasse geeignet ist bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, da der Film an sich doch sehr düster ist und auch die Sprache teilweise schon für mich akustisch schwierig zu verstehen war und es für die Sechstklässler natürlich auch noch eine Fremdsprache ist. Sie haben sich dann wohl mehr von den Bildern beeindrucken lassen während sie genüsslich ihre Chips nebenbei genascht haben. Ja, dass wäre meiner Deutschlehrerin nicht in die Tüte gekommen vielleicht nebenbei auch noch Chips zu essen aber hier scheint das so üblich zu sein. Nach dem Film musste ich jedoch erst einmal klarstellen, dass diese Sage nicht im Erzgebirge spielt, wie die Lehrerin es den Schülern erzählt hat sondern in der Lausitz. Da wo ich herkomme. Ja, genau. Nicht weit weg von uns liegt tatsächlich Schwarzkollm. Das Schwarzkollm indem es um die sagenumwobene Gestalt Krabats geht. Als wir den Film in der zweiten Deutschstunde jedoch weiter schauen wollten war auf einmal keiner mehr da. Na toll, so schlecht hat denen der Film doch gar nicht gefallen, dachte ich mir. Nach einiger Verwirrung stellte sich jedoch heraus, dass die Schüler nicht aufgrund des Filmes unauffindbar waren sondern da sie einen Termin beim Zahnarzt hatten. Die Krabat-Fortführung findet also zu einem späteren Zeitpunkt statt.

Am Dienstag (zum Faschingsdienstag) gab es natürlich auch hier eine Art „Pfandkuchen“ oder auch „Berliner“ oder wie man auch immer in eurem Teil Deutschlands sagen mag. Auf jeden Fall gab es auch hier eine sehr fettige Variante eben genannter Namen mit Marmelade gefüllt. Aprikosenmarmelade um genau zu sein. Von denen habe ich wohl ein bisschen zu viel gegessen (drei Stück) oder sie waren doch einfach zu fettig jeden Falls ging’s mir danach nicht so gut. Umso besser ging es jedoch der 1.-4. Klasse die kamen nämlich in den bunt-schillerndsten Kostümen, die es nur gibt in die Schule. Viel von den Kostümen habe ich zwar nicht gesehen aber dafür habe ich die Kinder und die zahlreichen musikalischen Einlagen umso lauter gehört.

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Am Donnerstag gab es dann schon wieder einen Wettbewerb an der Schule. Ja, ganz schön viele Wettbewerbe auf einmal. Nächste Woche gibt’s auch schon wieder einen. Der diese Woche war so ähnlich aufgebaut wie der von letzter Woche nur das es diesmal nicht „nur“ um Deutsch ging sondern um Volkskunde aber das natürlich auf Deutsch. Von dem Wettbewerb habe ich jedoch tatsächlich erst am Freitag erfahren als es dann wieder hieß einen Stapel voller Arbeiten zu korrigieren. Ich muss sagen es ist schon erstaunlich, was die 7-und 8.-Klässler alles im Volkskunde Unterricht lernen und wie damit die „Geschichte“ der Donauschwaben von Generation zu Generation weitergegeben wird. Auch wenn Volkskunde bei Weitem nicht zu den Lieblingsfächern vieler Schüler gehört scheinen sie der Sache gegenüber jedoch nicht abgeneigt zu sein. Das beweisen auf jeden Fall die Arbeiten, da tatsächlich fast alle Schüler mit der vollen Punktzahl von fünfzig Punkten abgeschlossen haben. Keine Angst nächste Woche gibt’s dann aber einen Rezitationswettbewerb der 5. und 6. Klassen.

Eine der Lehrerinnen hatte es sich diese Woche zur Aufgabe gemacht ein paar Ecken der Schule zu verschönern und wie sie es so schön formulierte „sich selbst ein Denkmal zu setzen“. Haha na gut dann mal los. Sie war begeistert, die Schulleiterin war begeistert und der Rest der Lehrerschaft war auch begeistert und so ging es fleißig daran auch den Hausmeister und sämtliche anderen technischen Angestellten in dieses Projekt zu involvieren. Es wurde fleißig gebohrt, gemalert und um dekoriert. Als es dann Freitag an den Feinschliff ging und die Deko-Arbeiten noch vollbracht werden mussten und ich zufällig daran vorbeilief war es auch schon passiert und wurde sofort in das Geschehen involviert und ich muss sagen es hat durchaus Spaß gemacht. Hier auf den Stuhl geklettert, da ein paar kleine Dinge festgebunden, Fotos angeheftet, Tische geschleppt und Teppiche ausgerollt. Nach zwei Stunden Arbeit war das Wunderwerk (zu mindestens erst einmal auf einer Etage) vollbracht und die Lehrerin hatte es tatsächlich geschafft sich schon ein Denkmal in der Schule zu setzen. So schnell kann’s gehen. Gemessen an der Tatsache, dass ich doch fleißig mitgeholfen haben und mit meinen überaus geschickten Händen und dem „Blick fürs Schöne“ 😉 geholfen habe ist das doch jetzt auch ein bisschen so als hätte ich mir selbst auch ein Denkmal gesetzt oder? Immerhin haben zahlreiche Lehrer und Schüler meine Bemühungen gesehen. Vielleicht sollte ich auch noch ein Foto von mir mit an die Wand hängen 😉

Gestern bin ich dann nach Budapest gefahren. Ja, eine ziemlich lange Fahrt für einen etwas über 24h Aufenthalt in Budapest aber wer will schon den Valentinstag allein verbringen 😉 Das war natürlich nicht der Grund für meine Fahrt, sondern die Tatsache, dass einige der Kulturweit-Freiwilligen aus Ungarn ja nun schon in weniger als zwei Wochen ihren 6-monatigen Freiwilligendienst beendet haben. Und da ich besonders Katharina ins Herz geschlossen habe, die schon nächsten Samstag zurück nach Deutschland geht wollte ich es mir natürlich nicht entgehen lassen mich noch einmal mit ihr zu treffen. Also ging es Samstag früh auf eine dreistündige Zugfahrt nach Budapest. Für Katharina, die ihr halbes Jahr in Iklad verbracht hat, war die Fahrt nicht einmal halb so lang aber sie hat sich definitiv gelohnt. Wer weiß wann und ob ich sie das nächste Mal wiedersehe. Jule, die Katharina beim Nachbereitungsseminar noch einmal trifft war nicht mit. Das hat der Sache jedoch bei weitem keinen Abbruch getan und da ich schon eine ganze Weile nicht mehr in Budapest war, war es natürlich auch schön mal wieder in einer der schönsten Hauptstädte der Welt zu sein. Eine Stadt die man keines Falls unterschätzen sollte. Ungarn ist zwar flächenmäßig klein aber Budapest dafür ganz groß 😉 Auf der Hinfahrt hatte ich eine durchaus etwas komische Sitznachberin. Die ältere Dame wollte mich sofort in ein Gespräch über Gott verstricken aber ich habe ihr mitgeteilt, dass dafür mein Ungarisch nicht ausreicht. Während der ganzen Fahrt hatte sie ununterbrochen ihren Rosenkranz in der Hand und betet ab und zu. Wofür? Keine Ahnung. Vielleicht für unser sicheres Ankommen in Budapest. Ob es nun an ihren Gebeten lag oder nicht. Auf jeden Fall sind wir pünktlich ohne Zwischenfälle in Budapest angekommen. Durchaus interessant war auch, dass ein ungarischer Soldat ein Tattoo über beide Arme trug, das sagte „Meine Ehre heißt Treue“. Wie immer erwartete mich Budapest im Regen.

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Der strömende Regen konnte uns jedoch nicht davon abhalten die Rucksäcke im Hostel abzugeben und uns auf eine ausgiebige Shoppingtour zu begeben, denn Kathie brauchte noch jede Menge Abschiedsgeschenke. So haben wir ganz schön viele Kilometer zurückgelegt. Einmal quer durch die Stadt (natürlich nicht durch die ganze aber mit über 20km waren wir ganz gut unterwegs). Abends einen Spaziergang am Donauufer zu machen kann man definitiv nur empfehlen. Die Stadt sieht einfach atemberaubend aus.

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Natürlich durfte auch das Abendessen nicht zu kurz kommen und so gab es Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise. Unser Hostelzimmer für die Nacht teilten wir uns mit 4 Irinnen, die uns auch die Nacht/ frühen Morgenstunden über wach hielten, da die letzte von ihnen tatsächlich erst 6:00Uhr wieder eintraf und ein Streit zwischen den anderen, die bereits eher wieder ankamen, entfachte. Hauptsächlich ging es wohl um ein zerbrochenes Handydisplay. Heute Morgen begrüßte uns Budapest dann mit wesentlich besserem Wetter und tatsächlich auch Sonnenschein. Der perfekte Abschied für Kathie. So sind wir also bis auf die Buda Seite gelaufen und haben den Gellert-Berg erklommen. Die Aussicht bei diesem Wetter war einfach atemberaubend und wir waren froh uns dafür entschieden zu haben. Auf dem Weg nach oben aßen wir ein Riesengebäck in Form einer Brezel mit Käse „überbacken“.

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Danach ging es wenig an der Donau entlang und nach ewigen Hin-und Herlaufen gab es eine Pause beim Anna Café. Dort war Kathies Dobostorta passend zum Valentinstag mit zwei Herzen verziert. Auch sonst gab es den ein oder anderen mit Herzen geschmückten Blumenstand und die ein oder andere Frau lief mit einer Rose in der Hand umher.

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Danach ging’s noch zum „Mangalica feszitválok országszerte“, dem Ungarischen Wollschwein Festival. Ja, so etwas gibt’s hier und damit auch jede Menge Wurstspezialitäten. Daneben auch Käse, Honig, Handgemachtes etc.

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Und nach diesem Besuch war dann der Vormittag/ Nachmittag auch schon wieder vorbei und es ging zum Zug. Leider habe ich bei dieser Reise auch meinen ersten „Verlust“ erlitten. Der Regenschirm ist weg, was durchaus dramatisch ist, da es die kommende Woche nur regnen soll also musste noch schnell ein Ersatz her. Vor kurzem bin ich also wieder hier in Pécs „gelandet“ und habe mich von Katharina verabschiedet und hoffe in jedem Fall sie wieder zu treffen. Denn wer kennt schon eine bayrische Grundschullehrerin?! 😉 Es war toll Kathie kennen gelernt zu haben, mit ihr durch Serbien zu reisen und im Gellert eine Runde zu „plantschen“. Die Erinnerungen werden bleiben und hoffentlich werden irgendwann neue hinzukommen. Bis dahin wünsche ich ihr natürlich alles erdenklich Gute. Servus! Ma seg uns wieder