„The course of true love never did run smooth“

Diese Woche war ich tatsächlich ganz schön beschäftigt in der Schule. Ja, auch zur Überraschung meiner selbst. An einem Tag habe ich sogar so viel zu tun gehabt, dass ich gleich eine „Doppelbelegung“ hatte und einer der Lehrerinnen absagen musste. Wieso ich so viel zu tun hatte? Nun ja eine der Lehrerinnen an „meiner“ Schule ist selbst Lehrbuchautorin und so findet der Unterricht hier in der 5. und 6. Klasse nur auf der Grundlage ihrer geschriebenen Lehrbücher und Arbeitsmittel statt. Da gerade neue Lehrbücher von ihr für diese Klassenstufen verlegt werden müssen ebenfalls Hörtexte, die Teil des neuen Lehrbuches sind, aufgenommen werden. Damit diese möglichst authentisch sind soll diese Aufgabe Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Klassenstufe übernommen werden. Meine Aufgabe ist es dabei das laute Vorlesen besagter Texte mit ihnen zu trainieren, damit sie am Aufnahmetag tadellos sitzen und auch verständlich sind (um überhaupt für den Unterricht geeignet zu sein). Da jedoch schnell absehbar war, dass einige Texte für die Schüler viel zu lang sind, um sie fehlerfrei (und nicht in ihrer Muttersprache!) vorzulesen wird mir die Ehre zu teil, wenn es dann einmal so weit ist, ebenfalls Texte vorzulesen, die dann auf der CD für den Unterricht verewigt werden. Bald werden also viele Generationen meine „liebliche Stimme“ während ihres Unterrichtes zu hören bekommen 😉

Wie schon so oft diese Woche erwähnt (zum Leidwesen der einen, zur Freude der anderen) war Martin von Tours (Sankt Martin) Ungar/ Römer. Da wir uns hier in Ungarn befinden wurde dieser Tag also auch mit besonderem Aufwand zelebriert. Schon Wochen vorher begannen die Vorbereitungen für den alljährlichen Martinstags Umzug. Die unteren Klassen waren fleißig beschäftigt ihre ganz persönlichen Laternen aus alten Einweggläsern zu basteln. So gab es also am Tag des Heiligen Sankt Martin (11. November, für manche auch einfach nur Karnevalsanfang) eine Vielzahl unterschiedlich aussehender Laternen. Natürlich waren auch hier Minion-Motive äußerst beliebt, so dass an diesem Tag zahlreiche Minions durch die Straßen leuchteten. Auch die lauthals gesungenen (teilweise gegrölten) Lieder konnte man auf den Schulgängen kaum überhören. Doch die nicht nur die „Kleinen“ beschäftigten sich an diesem Tag mit der Geschichte Sankt Martins, sondern auch die höheren Klassenstufen hören diese Geschichte jährlich am 11.11 während des Unterrichts. Natürlich gab es jedoch auch einen „leckeren“ Schmaus im Lehrerzimmer an diesem besonderen Tag. Weißbrot mit Gänseleberschmalz und zahlreichen eingelegten Gemüsesorten. Davon habe ich dann doch ein wenig Abstand genommen und es den Lehrern/innen überlassen diesen Gaumenschmaus zu sich zu nehmen. Die waren nämlich um Welten mehr begeistert über dieses großzügige Angebot der Schulleiterin (die übrigens auch selber schlachtet) als ich.

Auch bei den Schülern (in diesem Fall bei den Schülerinnen) scheine ich einen gar nicht so schlechten Eindruck hinterlassen zu haben. Zu mindestens in Sachen Mode. Ich glaube es war am Dienstag als ich meinen Weg aus der Schule Richtung Wohnung gemacht habe und mir zwei Schülerinnen hinter liefen und „Entschuldigung!“ riefen. Kurzzeitig habe ich mich nicht einmal angesprochen gefühlt, denn wieso sollten sie ausgerechnet etwas von mir wollen? Trotzdem bin ich stehen geblieben und siehe da die beiden Siebtklässlerinnen meinten tatsächlich mich. „Das ist jetzt eine nicht so schöne Frage“, meinte die Eine. Oh Gott was kommt jetzt, dachte ich. „Wo haben Sie ihre Schuhe gekauft? Wir schauen sie immer an. Das sieht so schön aus.“ Für einen kurzen Moment war ich erst einmal vollkommen irritiert. Wer rechnet schon mit so einer Frage? Nachdem ich mich wieder gesammelt habe musste ich ihnen leider mitteilen, dass ich diese in Deutschland gekauft hätte. In einem Geschäft, dass ich hier bisher noch nicht gesehen habe. Ein wenig geknickt bedankten sie sich höflich und machten ihren Weg zurück in die Schule und ich (diesmal mit einem Lächeln auf den Lippen) weiter in Richtung Wohnung. Getragen von meinen „schönen Schuhen“.

Am Donnerstag war es mal wieder so weit. Okay, mal wieder ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber ich war tatsächlich nun schon zum zweiten Mal hier im Theater. Zweimal in zwei Monaten klingt also gar nicht so schlecht. Ich werde wohl noch zum Theatergänger werden. Okay, ein bisschen abhängig ist das schon von der Schule, denn immerhin spendiert diese die Theaterkarten. Diesmal ging es zu „Szentivánéji álom – Lysander: Blahó Gergely” (Mittsommernachtstraum von Shakespeare). Aus diesem Grund ist die gewählte Überschrift dieses Blogeintrages ein Zitat aus eben diesem Stück Shakespeares. Natürlich war ich ein wenig skeptisch, denn wie sich einige vielleicht daran erinnern können war meine letzte Theatererfahrung zwar ganz nett, aber hatte nicht unbedingt Wiederholungsbedarf. Dieses Mal bin ich jedoch vollkommen begeistert aus dem Stück heraus und würde definitiv noch ein zweites Mal hineingehen. Wieso die plötzliche Begeisterung? Kurz zusammengefasst war die Performance einfach „outstanding“. Wieso ich nicht einfach ein deutsches Wort benutze? Nun ja das würde der Sache nicht gerecht werden, außerdem klingt es doch auf Englisch viel besser, wenn wir einmal ehrlich sind. Die schauspielerische Leistung war einfach nur von großem Können gezeichnet. Jeder einzelne der Schauspieler hat seine Rolle gelebt und war in ihr so überzeugend, dass selbst Jemand wie ich, der kaum ein Wort verstanden hat, trotzdem das Gefühl hatte mitten im Stück zu sein. Ob Gesang oder Tanz, die Schauspieler am Pécser Theater verstehen ihren Job definitiv. Ich habe selten so ein Ensemble gesehen, bei dem jede einzelne schauspielerische Leistung auf einem so hohen Niveau war und dadurch das Ganze an sich einfach nur atemberaubend war. Ganz zu schweigen vom Bühnenbild, das mit seiner medialen Varianz und dem Einsetzen von 3D-Computertechnik kaum zu erfassen war. Auch die Kostüme, haben perfekt zu dieser modernen Neuinszenierung mit Comedy-Faktor gepasst. Fazit ist also, dass dies definitiv nicht mein letzter Theaterbesuch war. (Die nachfolgenden Bilder sind der Seite des Theaters „Pécsi nemzeti színáz“ entnommen, damit ihr einen kleinen Einblick bekommt)

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Gestern ging es dann nach Szeged. 3,5 Stunden Busfahrt für eine Strecke und das bei einem Tagesausflug? Nun ja, da Szeged die drittgrößte Stadt Ungarns ist dachte ich mir, dass sich das ganze durchaus lohnen würde. Los ging es also früh bei Zeiten und da das Busticket kaufen ziemlich unkompliziert war, war die erste Hürde auch schnell genommen. Leider war das Glück sowohl auf der Hin-als auf der Rückfahrt nicht ganz auf meiner Seite. Der Mann, der hinter mir auf der Hinfahrt saß hatte sich nämlich dafür entschieden konstant gegen meine Rückenlehne zu treten und der gute Herr auf der Rückfahrt (der ebenfalls hinter mir saß) schien frisch aus einer Schlägerei gekommen zu sein, mit Platzwunde auf der Nase und zugeschwollenem Auge. Vom Sonnenschein und den die letzten Tage herrschenden Temperaturen um die 20° war leider nicht viel übrig geblieben. Das Herbstwetter hatte in Szeged eingekehrt und die Blätter wirbelten einem nur so um die Ohren. Der Himmel war grau und wolkenverhangen, aber das sollte mich ja nun nicht aufhalten. Also ging es erst einmal dem Schild „Tourinfo“ hinterher. Leider war von besagter „Tourinfo“ nichts in Sicht, aber die Innenstadt habe ich auch so gefunden. Schwer war das Ganze auch nicht wirklich, da die Szegeder Innenstadt nicht viel größer ist als die in Pécs. Es gab ein paar wirklich schöne historische Gebäude und eine scheinbar unendlich große Anzahl von Messingfiguren, die in der ganzen Stadt verteilt waren. Zeit für eine heiße Schokolade gab es natürlich auch. So ging es also immer den Schildern hinterher. Mal hier zur Synagoge, dann mal zum Theater und wieder zu einer Kirche. Mal hier abgebogen, mal da abgebogen. So eine Stadt lässt sich also auch ohne Stadtplan erkunden. Irgendwann bin ich dann auch an die Theiß gekommen. Dort war es selbst bei dem, an diesem Tag, überschaubar schönen Wetter sehr angenehm und so zieht es bestimmt die Bewohner der Stadt im Sommer dort hin.  Nach einer kurzen Pause und ein, zwei Bildern ging es also weiter. Mal hier lang, mal da lang. Wo es mich eben gerade hingetrieben hat.  Fazit ist, dass ich mir im Allgemeinen schon ein wenig mehr von Szeged erwartet habe, aber immerhin sind ein paar schöne Bilder entstanden, ich habe die Stadt erkundet und bin wieder einmal aus Pécs herausgekommen. 🙂

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Der heutige Sonntag war dann wesentlich entspannter und ruhiger (so wie Sonntage nun einmal sind). Und so war ich heute nur auf einem knapp 3-stündigen Spaziergang während dem ich mir bei der ganzen Anstrengung 😉 einen Palatschinken mit Apfel-Zimt-Füllung und Vanillesoße gegönnt habe.

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Ach ja, das hätte ich ja fast vergessen. Diese Woche haben wir (endlich!) die erste Stunde unseres ungarisch Sprachkurses gehabt. Ja, tatsächlich gab es bis jetzt keine freien Kurse oder ähnliches. Nun nehmen Jule und ich „Privatstunden“ bei einer Frau, die zweimal in der Woche zu uns in die Wohnung kommen wird und uns hoffentlich ein wenig fitter macht in Bezug auf die ungarische Sprache. Wirklich viel konnte ich der ersten Stunde jedoch nicht abgewinnen, da ich das meiste schon konnte. (Aufgrund meiner schon in Deutschland vorher genommenen Stunden). Ich hoffe, dass es bei nächsten Mal (am Dienstag) ein wenig aktiver zugeht, aber bis jetzt sieht es nicht so aus, als ob es annähernd an den Sprachunterricht von Ágnes herankommen wird. Aber nun ja, wir werden sehen, was die Zeit bringt.

Bis dahin. Wir hören nächste Woche wieder voneinander. Ich hoffe natürlich, dass es euch allen gut geht und ihr schön gesund bleibt 🙂

Ein Gedanke zu “„The course of true love never did run smooth“

  1. Schön, dass du uns alle immer so an deinen Erlebnissen teilhaben lässt!
    Wir haben dich lieb!!!

    Deine Familie

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