In Pécs ist der Wolf los

In Pécs ist also der Wolf los. Nein, ich bin nicht vollkommen verrückt geworden und nein, ich fange auch nicht damit an interessante Überschriften zu erfinden nur um eure Aufmerksamkeit zu bekommen und welche dann keinen Sinn mit dem Gesamttext ergeben. Wenn ich sage in Pécs ist der Wolf los, dann ist er das auch. Genauer gesagt ist er wohl schon seit letztem Freitag auf „freiem Fuß“ (zum Glück war ich in Serbien). Nicht einfach nur so ein Wolf. So ein freilebendes Tier (wie es Mitten in meiner Heimatstadt an der Bushaltestelle gesichtet wurde 😉 ). Nein, die Attraktion des Pécser Zoos hat sich vom Acker gemacht (Na gut vielleicht nicht die Hauptattraktion aber immerhin). Wie dies passieren konnte?  Keine Ahnung,  mein ungarisch reicht nicht für die zahlreichen Zeitungsartikel. Fakt ist jedoch, dass der Zoo zur Zeit einer Renovierungsarbeit unterzogen wird (öffnet im Frühjahr wieder) und aus alt neu werde (vielleicht galt dasselbe Prinzip ja für den Wolf und sie wollen es einfach nicht zugeben). Das Ganze wird hier trotz allem ziemlich ernst genommen. Immerhin wird davon abgeraten seinen Weg Richtung Fernsehturm zu machen (auf dem Weg liegt nämlich der Zoo, der nun Wolf-los ist) und auch der angrenzende Wald gilt nun nicht mehr als sicher. Schade eigentlich, denn ich habe einen Spaziergang dorthin geplant gehabt. Es gibt nun sogar schon eine eigene Polizeistaffel mit Spürhunden (gibt’s auf Wölfe trainierte Spürhunde überhaupt?!). Auch der Hubschrauber mit Wärmebildkamera wird eingesetzt. Ein ganz schönes Spektakel um den Wolf. Mal schauen, wie sich die Sache weiterentwickelt.

Nun gut, nach einer Woche Ferien (die wir in Serbien verbracht haben) ging es natürlich am Montag wieder zurück in die Schule. Und so wie es wahrscheinlich an jeder Schule ist passiert erst einmal nicht wirklich viel in der ersten Woche nach den Ferien. Schon gar nicht an einem Montag. An Montagen passiert nämlich bei mir in den ersten drei Unterrichtsstunden sowieso nichts, da die nette Lehrerin, die mich immer mit „Arbeit” versorgt Montags immer erst zur vierten Stunde kommt. Was ich montags also immer mit so viel Freizeit anfange? Nun ja ich bin selbst immer erstaunt, dass ich die Zeit rumbekomme. Ich mache hier etwas und da etwas. Nichts wirklich, aber besser als nichts. (Auch das folgende Bild zeigt was ich so den lieben langen Tag alles mache. Arbeiten korrigieren).

10984100_783354555106438_4331759269724233044_n

Ach da gibt es doch etwas, denn ständig werde ich nämlich in der Schule gefragt, wann ich denn das letzte Mal mit zu Hause telefoniert habe und ob es meiner Familie gut geht. Gerade jetzt nach den Ferien wurde ich gefühlt hundert mal gefragt, ob ich denn zu Hause gewesen wäre während der einen Woche und wenn ich dies verneine machen alle große verdutzte Augen. Anscheinend haben alle meine Vorgänger zu diesem Zeitpunkt schon Besuch von ihren Familien gehabt. Aber wie sagt man so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine Lehrerin ging sogar so weit, dass sie mir nun einen Kuchen backen möchte, da ich doch bestimmt meine Mama vermisse. Klar vermisse ich meine Mama und alle anderen Familienmitglieder ebenfalls, aber wir wollen das Ganze nicht dramatisieren (zum Kuchen werde ich allerdings nicht nein sagen und auch den folgenden „Schokoriegel“ habe ich diese Woche geschenkt bekommen).

11046516_784812234960670_8306978052337806426_n

Wovon ich eigentlich auch schon immer Mal erzählen wollte ist, dass eine Lehrerin hier tatsächlich aussieht wie Lady Di. Das ist bei weitem kein schlechter Scherz, denn jedes Mal wenn mir diese Frau begegnet werde ich sofort an Lady Di erinnert. Den anderen Lehrern muss ( 😉 ) es einfach genauso gehen. Wenn nicht, dann verliere ich das Vertrauen in die Menschheit (sinnbildlich gesprochen). Leider konnte ich noch kein Foto von ihr machen (wäre wohl auch zu Stalker-mäßig, aber der Tag wird kommen und ihr werdet staunen und sehen 😉 )

Am Mittwoch hatte eine der Lehrerinnen eine schulinterne Unterrichtsüberprüfung, was so viel bedeutet wie die Schulleiterin und noch eine weitere Lehrerin waren ebenfalls mit anwesend im Unterricht. Was das Ganze nun mit mir zu tun hat? Das ist leicht erklärt. In diesen beiden Stunden bin ich selbst wieder zum Schüler geworden. Da die Lehrerin einen besonders guten Eindruck machen wollte wurde ich vorher instruiert. Mir wurde gesagt, wann welche Aufgabe dran kommen würde und die Lösungen wurden gleich mitgeliefert, damit ich mich ab und zu melden konnte, wenn die „richtigen“ Schüler mal wieder die Antworten nicht wussten. Auch zum „vorführen“ einer geplanten Partnerarbeit wurde ich hervorgerufen, um diese mit der Lehrerin vorzuspielen (Diese hatten wir ebenfalls zuvor geprobt. Ich habe trotzdem bis zum Ende nicht richtig verstanden, was tatsächlich von mir gefordert wurde). Da ich jedoch weder mich noch die Lehrerin an Ende blamiert habe schien es also in die „richtige Richtung“ gelaufen zu sein. Also habe ich mich hier und da gemeldet und immer schön gelächelt. Ich muss sagen, so schlecht war der Unterricht gar nicht. Ganz im Gegenteil. Im Vergleich zu Deutschland wird dieser hier viel aktiver durch die Schüler mitgestaltet, was selbst mir Spaß gemacht hat. Ach ja und während des Unterrichts trug jeder Schüler übrigens noch einen lila Anstecker auf dem stand „Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben. Sondern es ist zu wenig Zeit, die wir nutzen“. Das sagt dann wohl schon alles. (Ich will auch so einen Beutel von der Schule haben)

12208468_784812158294011_4428422218383765533_n

Am Freitag wurde mir dann noch eine Sonderaufgabe zu Teil (Ja, schon erstaunlich, was diese Woche alles so in der Schule los war). Wie ich bereits schon in vorherigen Posts erwähnt habe besteht meine Schule sowohl aus der Grundschule (1.-8.Klasse) und des Gymnasiums (9.-12. Klasse). Das ist jedoch nicht an allen ungarischen Schulen so, was dazu führt, dass die meisten Grundschüler nach der 8. Klasse auf eine andere Schule wechseln müssen wie z.B. auf unsere. Da wir jedoch ein Nationalitäten-Gymnasium sind und fast alle Fächer (Chemie und Physik ausgenommen) auf Deutsch unterrichtet werden kommt man nicht so einfach auf die Schule, sondern muss neben einem staatlichen Test in Mathematik und Ungarisch noch einen zusätzlichen Deutschtest an unserer Schule ablegen. Dieser besteht wie die DSD-Prüfungen aus einem schriftlichen und mündlichen teil. Wieso das Ganze? Weil das Deutschniveau an meiner Schule sehr hoch ist und die 1. Klasse zum Beispiel nur auf Deutsch unterrichtet wird. Schüler, die also auf unsere Schule wollen haben in 90% der Fällen an ihren Grundschulen Deutsch nur im Deutschunterricht gehabt und müssen somit unter Beweis stellen, dass sie auch anderen Unterrichtsfächern auf Deutsch folgen können. Aus diesem Grund bietet meine Schule im Moment einen Kurs an, der jeden Freitag für sechs Wochen über vier Unterrichtsstunden am Nachmittag stattfindet. Dabei werden die „Anwärter“ auf jede nur mögliche Art und Weise auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet, denn natürlich pickt sich die Schule die Besten heraus. Diese Woche war Stationenarbeit unter dem Motto „Alles über die EU“ dran (Was Stationenarbeit ist brauche ich wohl nicht zu erklären). So haben also eine Lehrerin und ich die Aufsicht über diese vier Stunden übernommen. Ich habe fleißig Unterschriften gegeben, wenn eine Station erfüllt war und Motivationsstempel bzw. Sticker verteilt. Allein an diesem Tag habe ich wohl über 100 Unterschriften verteilt und das Ganze vom Lehrertisch aus zu tun hat sichtlich Spaß gemacht (Beweisbilder folgen). So waren besagte Lehrerin und ich dann tatsächlich die letzten in der Schule, denn mittlerweile war es schon stockdunkel Draußen und kurz vor 18:00 Uhr.

12122588_784812114960682_8380033704011598655_n

12195914_784812101627350_2175953234398031054_n

12115879_784812071627353_8417396109236314849_n12122588_784812058294021_660663149668515395_n

Woran in merke, dass ich nun schon 8 Wochen in Ungarn bin? Meine Haare werden länger (oh ja, die wachsen wie Unkraut), meinen Pony habe ich schon x-Mal selber geschnitten, mein Fleischkonsum ist fast auf null reduziert (für sich alleine Fleisch kochen, braten etc. macht keinen Spaß, denn Jule ist Vegetarierin), meine Wäsche habe ich noch mehr gewaschen, als meinen Pony geschnitten. Die Blogeinträge werden auch immer mehr und die Wochen bis Weihnachten sind inzwischen weniger, als die Anzahl der Wochen, die ich schon hier bin. Bestimmt habt ihr jetzt so etwas erwartet wie, mein ungarisch wird immer besser (denkste zurzeit gibt es keinen freien Kurs), ich muss für die Arbeit in der Schule immer mehr zu Hause machen, ich kenne mich inzwischen mit dem Busfahrplan aus oder Päckchen von zu Hause bringen mich nicht mehr aus dem Häuschen. Tja, da habt ihr wohl die ganze Zeit falsch gelegen. Nach 8 Wochen all diese letzten Dinge behaupten zu können wäre ein Irrsinn. Ein Trugschluss. Es braucht wohl noch eine ganze Zeit, bis ich all die, die man erwartet dann tatsächlich aufrichtig von mir behaupten kann. Im Moment bin ich jedoch auch schon ganz mit den Fakten zu Frieden, die ich ohne Augenzwinkern von mir geben kann. 😉

12219604_784438344998059_976228620708689050_n

Heute Morgen war ich dann noch auf dem Markt. Ja, extra früh aufgestanden um den Bus zu bekommen habe ich also meinen Weg Richtung Vásártér gemacht. Wieso ausgerechnet am heutigen Sonntag und nicht an einem anderen, da der Markt jede Woche ist? Nun ja es gibt zwei Gründe dafür. Erstens habe ich sonst nichts vorgehabt, da Jule immer noch nicht wieder da ist und es mir nach einer Woche nun schon mehr als nur langweilig ist und zweitens, weil der Markt am 1. Sonntag jedes Monats ein besonderer sein soll. Es werden also nicht nur Lebensmittel, wie Obst und Gemüse verkauft, sondern alles Mögliche auf einer riesigen Fläche.

IMG_1170

IMG_1166

Da hätten wir zum einen Autoreifen, alte Kinderwagen, Besteck, Möbelstücke, Kleidungsstücke jeglicher Form und Farbe, Werkzeuge, Küchenutensilien, Fahrzeugteile, Bilder, Handgemachtes, eben alles, was nicht niet-und nagelfest ist. Ja, es gab auch den einzigartigen und einmalig echten „Hollywood-Hotdog“ zu kaufen, für diejenigen, die ordentlich Hunger mitgebracht haben. Zum Glück war von den Hunde-und Katzenbabies, die es hier angeblich auch ab und zu kaufen gibt, nichts zu sehen. Aber natürlich haben die Händler alles versucht, um die Kundschaft an ihren Stand zu bekommen. Von „Hello“ über „Kerem, kerem“ war alles dabei.

IMG_1163 IMG_1164 IMG_1158 IMG_1157 IMG_1161 IMG_1162

Und dann gibt es noch etwas, was ich diese Woche unbedingt noch loswerden möchte. Danke, danke, danke für das Paket bzw. für die Pakete, die ich während meiner Zeit hier schon bekommen habe. Danke für das Paket, was ich gestern von der Post abgeholt habe. (Auch wenn es dieses Mal „ewig“ gedauert hat, da die Frau von der Poststation 30min nach dem Paket gesucht hat und ich fast einen Herzinfarkt aus Angst, dass sie es verbummelt haben, bekommen habe). Pakete abholen fühlt sich dann immer schon wie Weihnachten an und ich freue mich wie ein kleines Kind über all die Sachen. Das nächste wird es dann wohl unter dem Weihnachtsbaum geben und darauf freue ich mich jetzt schon!

12189744_785117968263430_6859177256004628304_n12189535_784438381664722_1994751780355436945_n

P.S. Ungarn ist auch, wenn die Mülltonnen aller 3-5 Tage gelehrt werden, da es keine Mülltrennung gibt. Ach und Joggen war ich am Dienstag übrigens auch aber reden wir nicht weiter darüber. Da war ich wohl gleich am Anfang ein wenig übermotiviert, auch wenn ich während des Laufens keinerlei Probleme hatte. Aber reden wir nicht über die letzten Tage. Ein Wort reicht, um das ganze zusammen zufassen: Schmerz. Ich bin also erst einmal wieder zu meinem allabendlichen mindestens einstündigen Spaziergang zurückgekehrt.