Die Serbien-Fluktuation oder auch aus vier werde drei, aus drei werde zwei

Serbien. Wo soll ich da nur anfangen? Das Beste wäre wohl ganz am Anfang. Und was ist ganz der Anfang? Vermutlich die Geschichte wie ich versucht habe mein Gepäck für 1 Woche in einen 32l Rucksack zu bekommen. Natürlich hätte ich auch meinen 65L Backpacking-Rucksack (Kraxe) nehmen können, doch dieser erschien mir für diesen kurzen Zeitraum dann doch etwas groß und ich als erfahrene Pilgerin habe gelernt (nein das stimmt nicht ganz der „Camino de Santiago“ hat mich gelehrt), dass man auch mit wenig Gepäck um die Runden kommt und umso weniger Gepäck man hat umso weniger Scherereien kann es unterwegs geben. Da im örtlichen Sportgeschäft Rucksäcke relativ billig angeboten wurden habe ich mir also vor der Reise noch ein 32l zugelegt (obwohl die Auswahl nicht leicht viel, da es auch 40l Modelle gab, in die ich natürlich mehr hinein bekommen hätte mir dann aber dachte, dann kannst du auch die Kraxe nehmen). Also war er nun da mein 32l Schnäppchen mit der Aufschrift Kilimandscharo (tatsächlich trug auch der Name ein wenig zur Entscheidungsfindung bei 😉 ). Nun ging es also ans Packen und ich brauche sicherlich keinem zu erzählen, dass die Temperaturen sich Draußen nicht gerade im hohen Plusbereich bewegen. Aber sei’s drum der Platz war begrenzt also kamen nur ein paar Wechsel-T-Shirts und ein dicker Pullover rein. Handschuhe, Stirnband, ein Buch und die Waschtasche noch zusätzlich und schon war der Rucksack voll. Mein Gepäck für eine Woche Serbien stand also fest.

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Und dann ging es auch schon los. Sonntag 4:30 Uhr hat der Wecker geklingelt (zum Glück gab’s durch die Zeitumstellung eine Stunde mehr), denn schon um 6:00 ging der Zug nach Budapest. Das Ticket bis nach Belgrad hatten wir bereits schon am Vortag gekauft, um uns den Stress am Sonntag zu ersparen. Nach 3h Zugfahrt und dem Versuch noch ein wenig zu schlafen hieß es dann nach 1h Aufenthalt in Budapest weitere 8h Zugfahrt nach Belgrad. (Für uns bedeutet die Fahrt nach Budapest einen riesigen Umweg, da Pécs schon relativ grenznah liegt. Jedoch fahren nur Zuge von Budapest aus direkt nach Serbien.) Es ging also los nach Serbien und schon der Zug war nicht ganz so, wie man es von einem ungarischen gewohnt war. Auch schien man hier das Ganze mit den Sitzplatzreservierungen nicht ganz so ernst zu nehmen. In Ungarn haben wir die Erfahrung gemacht, dass Sitzplatzreservierungen äußerst ernst genommen werden und man ja nicht auf einem „falschen“ Sitz sitzen sollte.

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Nach ungefähr 3,5 Stunden Zugfahrt haben wir die ungarische Grenze passiert und es kam zur ersten Grenzkontrolle. Gefreut habe ich mich darauf endlich einen Stempel in meinen neuen Pass zu bekommen. Die Chancen sahen erst auch ganz gut aus, da alle anderen Passinhaber ebenfalls einen bekamen, doch kaum bei mir angekommen reichte ein kurzer Blick in den Pass und schon ging’s weiter. Ohne Stempel. (Dies liegt wohl daran, dass Ungarn ebenfalls Mitglied der EU ist) Die ungarische Grenzkontrolle verlief somit in meinen Augen also weniger erfolgreich. Doch in Subotica sollte mein „Wunsch“ dann doch in Erfüllung gehen. Denn dort erfolgte die zweite Grenzkontrolle. Diesmal bereits auf serbischen Gebiet und diesmal drückte der Grenzbeamte seinen Stempel auch in meinen Pass. Doch auch hier waren die Grenzkontrollen nicht gerade so, wie wir sie erwartet haben (vor allem da Serbien zu diesem Zeitpunkt darüber nachgedacht hat die Grenzen ganz zu schließen. Die Grenzkontrolle auf der Rückfahrt sollte uns jedoch eines Besseren belehren. Aber Näheres dazu später). Den Zaun auf ungarischer Seite Richtung serbischen Grund und Boden haben wir natürlich auch gesehen bzw. er war kaum zu übersehen. Da stand er gefährlich bedrohlich und glänzte nur so vor sich hin. Der Grenzzaun.

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Und nun war er also da der erste „richtige“ Tag in Serbien. Ausgeschlafen haben wir nicht wirklich, denn bei unserer Hinreise waren wir ja „nur“ zu zweit. Die Reise sollte jedoch als vierer Team stattfinden und so war es dann auch. Dennis und Katharina (die den Nachtzug nach Belgrad genommen hatten) kamen gegen 7:30 Uhr ebenfalls im Hostel an und so ging es dann auch schon los in die Belgrader Innenstadt zum typischen Touridasein. Das bedeutet also Sightseeing und so viel von der Stadt in kurzer Zeit sehen wie nur möglich. Im Hostel hatten wir ein Prospekt für eine „Free Walkingtour“ gefunden und für Freiwillige wie uns (immer knapp bei Kasse 😉 ) war dies also die Chance um so viel wie möglich von der Stadt zu sehen und dabei auch noch interessante Informationen für umsonst zu bekommen. So eine geführte Tour kann also überhaupt keine Nachteile mit sich bringen. Das wir nicht die Einzigen sein würden war uns von vornherein klar, dass die Gruppe dann jedoch eine Größe von knapp 40 Personen einnehmen würde hat selbst den „Stadtführer“ überrascht. Nichts desto trotz war die 2h 40 minütige Tour definitiv eine super Idee um die Stadt kennen zu lernen. Damit meine ich vorrangig das Stadtzentrum und die angrenzenden Stadtteile. Für Novi Beograd, welches sich auf der linken Uferseite der Save befindet hat die Walkingtour natürlich nicht gereicht (das wäre wohl auch ein bisschen zu viel des guten gewesen). Unter anderem haben wir uns die Festung von Belgrad, den Pobednik, die Bajrakli-Moschee und den Belgrad Zoo (diesen nur von außen 😉 ) angesehen. Vermutlich sind wir noch an viel mehr Sehenswürdigkeiten vorbeigekommen, deren Namen ich jedoch nicht mehr weiß. Im Grunde  genommen haben wir also den Vormittag und einen Teil des Nachmittages mit dieser Walkingtour verbracht.

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Den restlichen Tag haben wir damit verbracht ein wenig durch die Stadt zu schlendern. Auf der Suche nach kleinen Mitbringsel und nach einem netten kleinen Café für eine heiße Schokolade und ein Stück Kuchen für die anderen. Das haben wir dann auch gefunden. Im Schaufenster hingen überall Tassen an Seilen aufgehängt. Diese haben definitiv das richtige Flair verbreitet. Von da aus ging es für einen kurzen wärmenden Aufenthalt zurück ins Hostel bis es Zeit zum Abendessen in einem kleinen gemütlichen typisch serbischen Restaurant war. Ich habe eine Art Gyros gegessen. Also Hühnerfleisch am Spieß gebraten mit Pommes und einer Art Tsatsiki. Das Ganze hat schon sehr an die griechische Küche erinnert scheint jedoch auch ein traditionell serbisches Gericht zu sein. Katharina entschied sich für die ebenfalls hier typischen Cevapcici (man möge mir eine falsche Schreibweise verzeihen). Allen in allem hat das Essen wirklich gut geschmeckt und man kann gegen die Fleisch-lastige serbische Küche definitiv nichts sagen. Den Abend haben wir dann im Hostel verbracht. Wieso? Normalerweise sind Hostels ja nicht gerade ein Wohlfühloase sondern nur ein Ort zum Übernachten. Bei diesem Hostel war definitiv das Gegenteil der Fall. Schon der Name allein scheint alles zu sagen „Home Sweet Home“. Bereits nachdem man den ersten Schritt hinein gesetzt hat fühlte man sich wie zu Hause. Es gab ein überaus großzügiges Wohnzimmer mit drei Couchen (wenn das die Mehrzahl von Couch ist), einem Sessel, Fernseher, Tisch, Kamin etc. Kurz zusammen gefasst es gab alles um sich wohlzufühlen. An die „Rezeption“ schloss sich ein Essbereich mit zwei Tischen und der Küche an. Für die zwei vorhandenen Sechserzimmer (wir haben auch in einem geschlafen) gab es zwei vollausgestattet Bäder und für die Privatzimmer ein extra Bad. Ich habe noch nie ein Hostel in dieser Art gesehen und auch wenn wir vorher wegen der 100% Bewertung auf TripAdvisor etwas skeptisch waren können wir es nun umso besser verstehen. So kam es also dazu, dass wir an diesem Abend nicht die Bars von Belgrad unsicher gemacht haben sondern gemeinsam mit Nathan (einem Amerikaner), Albert (einem Deutschen), Jeanne (einer Belgierin), Latif (einem Britten) und einem Holländer bis 3:00 Uhr in der Früh Karten gespielt haben. Ja, wir haben tatsächlich Karten gespielt. (Ich bin jetzt ein Profi, wenn es darum geht möglichst viele Kartenspiele zu kennen 😉 )

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Da nun Kartenspielen bis früh morgens angesagt war ging es also nicht wirklich zeitig los am nächsten Tag. Da wir nicht wirklich wussten, was wir machen sollten haben wir uns dafür entschieden den Tag in Novi Beograd zu verbringen. Nach einem späten Frühstück im Hostel ging es also Richtung Busstation. Als wir jedoch Tickets kaufen wollten und wir den Busfahrer darauf ansprachen wie viel eine Karte denn nun letztendlich kosten würde schüttelte er nur den Kopf. Nach erneuten fragen machte er nur eine Handbewegung Richtung Bus. Da uns auch dies komisch vorkam versuchten wir es ein letztes Mal, doch auch diesmal bekamen wir nur die Handbewegung. Also stiegen wir mit einem mulmigen Gefühl ein und hofften einfach darauf in keine Fahrkartenkontrolle in diesem überfüllten Bus zu kommen. Nach guten 15min Fahrt stiegen wir an der gewünschten Haltestelle aus und es ging … Ja, wo ging es hin? Genau wie soll man es auch anders erwarten ins Bowlingcenter.

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Dennis hatte diesen Vorschlag gemacht und da wir sonst nicht wussten wohin ging es also eine Stunde bowlen. Am besten wir reden gar nicht erst davon wie meine erst Runde ablief. In der zweiten Runde wurde ich immerhin Zweite. Danach haben Dennis und ich noch eine Weile lang Tischtennis gespielt (6 Sätze von denen ich alle gewonnen habe) und letztendlich ging es dann zum eigentlichen Highlight des Tages über dem „Locked Escape Room Game“. Die Anzeige dafür haben wir ebenfalls in einem Prospekt des Hostels gefunden gehabt und uns spontan dazu entschieden dieses Spiel einmal auszuprobieren. Bei diesem „Spiel“ wird man in einen Raum für eine Stunde lang eingeschlossen und versucht durch immer neue Rätsel der zu findenden Lösung auf die Spur zu kommen. Konkret für unseren Fall hieß dies, dass wir uns in einem Hotelzimmer in den 1960er Jahren befunden haben. Es ging um einen vermissten Bowlingspieler und sein Vermögen. Unsere Aufgabe war es also das Vermögen dieses Spielers vor dem Ende der abgelaufen Zeit zu finden. Denn eigentlich war das Geld nicht für ihn bestimmt sondern für die ortsansässige Mafia, die geplant hatte, dass der Bowlingspieler das letzte Spiel verlieren würde. Als dieses Ereignis jedoch nicht eintraf und der Spieler selbst das Spiel gewonnen hatte begab sich dieser mit dem gesamten Vermögen auf die Flucht. Wir sollten nun das Geld vor der Mafia finden. Dazu mussten wir immer neue Rätsel lösen, die teilweise nicht gerade leicht waren und uns ab und zu zum Verzweifeln brachten. Wie das Spiel am Ende ausgegangen ist? Nun ja wir waren nicht schnell genug. 2 Minuten zu langsam um genau zu sein. Ich möchte dafür natürlich keine Ausreden finden (auch wenn mein Ehrgeiz gerne gewonnen hätte), aber vielleicht war ein kleiner ausschlaggebender Fakt auch, dass wir diese Spiel natürlich auf Englisch durchführen mussten und wir die ein oder andere Anweisung des serbischen Spielführers, dessen Englisch nur schwer verständlich war, erst nach mehrmaligen Nachfragen verstanden haben. Im Großen und Ganzen hat dies jedoch jede Menge Spaß gemacht und war auch eine Herausforderung für uns als Team. Dann ging es (nun schon im Dunkeln) zurück zu einem gemütlichen Abendessen im Hostel und die anderen sind noch einmal los um Rakija, das serbische Nationalgetränk, zu probieren. Ich als nicht-Alkohol-Trinkerin habe mich dafür entschieden im Hostel zu bleiben und den Abend mit internationalem Flair und Gesprächen auf Englisch ausklingen zu lassen.

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Am nächsten Tag ging es dann auch schon weiter nach Novi Sad, der zweitgrößten Stadt Serbiens ca. 1,5 Stunden entfernt von Belgrad. Als wir aus dem Zug ausgestiegen sind hat mir das Stadtbild schon um Welten besser gefallen. Denn ich muss zugeben, dass Belgrad mir überhaupt nicht gefallen hat. Die vielen alten Häuser, kaum historische Gebilde und der Kombination aus vereinzelten Neubauten und vielen verfallen Gebäuden konnte ich einfach nichts abgewinnen. Diese Stadt ist in meinen Augen einfach nur trist. Natürlich haben wir nicht einmal annähernd die Zeit gehabt uns alle Ecken von Belgrad anzusehen, aber wegen der Stadt selbst würde ich nicht noch einmal zurückkommen. Anders sieht dies wie gesagt schon in Novi Sad aus. Unser Hostel lag fast genau im Stadtzentrum und in 5min war man mitten in der Fußgängerzone. Es gab einen großen Platz mit Kirche und eine Straße, die links und rechts mit Cafés und kleinen Läden gesäumt war. Natürlich musste dort ein Palatschinken gegessen werden. Den Herbst in dieser Stadt zu erleben muss wirklich schön sein. Nach dem Kaufen einiger Postkarten ging es weiter Richtung Donau. Der Hostelbesitzer hatte uns empfohlen noch am selben Tag auf die Festung Petrovaradin auf der anderen Seite des Donauufers zu gehen. So machten wir unseren Weg (gewappnet mit Karamell-Popcorn) also zu eben genannter Festung, welche einmal die wichtigste Festung Österreich-Ungarns auf dem Balkan war. Die Aussicht auf Novi Sad und die Umgebung von der Festung aus war atemberaubend vor allem bei dem nun schon einsetzenden Sonnenuntergang. Nachdem wir einmal unseren Weg um die Festung gemacht hatten, Fotos im Überfluss nun existierten und auch der Souvenirladen ausgekundschaftet war ging es wieder bergab. Zurück über die Brücke im Stadtzentrum angekommen war es dann auch schon wieder Zeit zum Abendbrot, bei dem ich mich diesmal für Goulasch entschied. Dieser ist zwar eher typisch für Ungarn hat aber auch in Serbien gut geschmeckt. Dennis wollte an diesem Tag schon wieder zurück nach Budapest mit dem Nachtzug fahren, also ging es zurück ins Hostel wo er seine Sachen in unserem Zimmer untergestellt hatte und so waren wir vier plötzlich nur noch zu dritt.

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Da wir fast alles was es in Novi Sad zu sehen gibt nun schon am vorhergehenden Tag angesehen hatten ging es am folgenden Tag in den Nationalpark „Fruška Gora“. Nachdem wir extra früh aufgestanden waren, um noch ein paar Informationen über diesen Nationalpark in der Touristen Information einzuholen konnte uns die Dame auch einen Bus benennen, der in weniger als 15min in die Nähe des Parks fahren sollte. Also nichts wie los zur Bushaltestelle und nach kurzem Warten kam eben besagter Bus tatsächlich. Diesmal ging es also mit Busticket nach „Sremski Karlovci“ (zu mindestens dachten wir das). Wie es uns die Dame in der Touristeninformation gesagt hatte stiegen wir bei der letztmöglichen Station irgendwo im nirgendwo aus. Wo es nun zum Nationalpark ging? Keine Ahnung. Instinktiv haben wir dann (logischerweise) die entgegengesetzte Richtung zur Stadt gewählt und siehe da nach da. 15min Stand ein Schild „Nationalpark“. Wie es nun von der Straße direkt in den Nationalpark ging? Keine Ahnung. Irgendwann sind wir dann einfach links auf einen Weg eingebogen, der jedoch nicht gerade wie ein typischer Wanderweg aussah. Eher so, als ob außer uns vorher noch nie ein Mensch dort gelaufen ist. Die Aussicht wurde jedoch immer besser und irgendwann sind wir dann auch auf einen weitaus größeren Weg gestoßen, der auch Zeichen für einen Wanderweg mit sich brachte. (Zu mindestens ist dies unsere Vermutung).

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Diesem Weg sind wir auch gute 2h durch die Landschaft gefolgt, bis wir letztendlich an eine Weggabelung gekommen sind, an welcher es keine blauen Zeichen mehr gab denen wir zuvor gefolgt sind. Auf einmal gab es nur noch rote. Da wir jedoch nicht umkehren wollten haben wir uns letztendlich entschieden den roten zu folgen, was sich im Nachhinein als weniger schlau herausstellte. Schon nach ein paar Minuten sind wir auf einen herrenlosen Hund gestoßen, der uns bis zum Ende nicht mehr von der Seite weichen wollte und uns ab und zu ganz schön in die Bredouille gebracht hat. Ganz Geheuer war uns die Sache mit dem Hund nicht, doch wir hofften darauf, dass er irgendwann schon das Interesse daran verlieren würde uns nachzulaufen. Doch auch nach ein paar Kilometern war er immer noch an unserer Seite. Irgendwann haben wir dann auch mal ein Dorf durchquert und waren uns überhaupt nicht mehr sicher ob wir noch richtig waren. Doch irgendwann kamen auch wieder die roten Zeichen, denen wir fleißig weiter folgten. Eine alte Frau trieb gerade ihre Schafe und Ziegen den Weg entlang, den wir laut der Pfeile, auch nehmen sollten. Sie hatte auch zwei Hunde dabei, denen es natürlich gar nicht gefiel, dass wir ebenfalls einen Hund hatten (natürlich vollkommen unfreiwillig). Und schon gab es ein riesiges Wirrwarr mit den Hunden der Frau und „unserem“ Streuner. Wer mich kennt, der weiß, dass ich bei Hunden keinen Spaß verstehe und so war ich in dieser Situation wirklich kurz davor wieder in die entgegengesetzte Richtung zu marschieren. Da die anderen jedoch wesentlich entspannter waren haben wir unseren Weg fortgesetzt und die Frau mit ihren Hunden und Schafen irgendwann hinter uns gelassen. Nach einiger Zeit sind wir dann wieder an demselben! Punkt herausgekommen, an dem wir angefangen hatten den roten Zeichen zu folgen. Wir waren also 1,5h Stunden umsonst im Kreis gegangen. Da wir dort mitten im Wald keine Ahnung hatten wo lang nun blieb uns nichts anderes übrig, als den Weg mit den blauen Pfeilen zurück zugehen, den wir gekommen waren. Dies endete im Fluchen und Schimpfen über die Pfeile, da der Rückweg vom ständigen Auf und Ab gesäumt war. In dem Dorf, durch das wir schon auf dem „Hinweg“ gekommen waren sind wir dann auch endlich den Hund nach 2,5 Stunden und mehreren Kilometern wieder losgeworden. Wie genau? Wir wissen es nicht wirklich aber für uns zählte nur, dass wir den Hund endlich los waren. Irgendwann sind wir dann auch wieder auf der Hauptstraße herausgekommen und zur Bushaltestelle gelaufen. Natürlich würde in den nächsten 2h von da aus kein Bus fahren, also hieß dies erneutes langes Laufen bis ins nächste Dorf. Fakt ist, dass wir am Ende diesem Tages 6h im Nationalpark unterwegs waren und in diesem ca. 26km Kilometer zurückgelegt hatten (mehr oder weniger unfreiwillig). Trotzdem war es schön mal aus dem Großstadt-Getümmel herauszukommen und die Ruhe in der Natur zu genießen. Nach einem heißen Getränk und der ersten Stärkung nach 7h ging es dann zurück nach Novi Sad ins Hostel. Abends sind wir dann noch einmal los in ein kleines gemütliches Café, welches sich auf Tees und Smoothies spezialisiert hatte und haben eben diese genossen.

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Und so war unser Aufenthalt in Novi Sad nach 2 ereignisreichen Tagen auch schon wieder vorbei und für Katharina und mich ging es weiter nach Subotica. Jule würde mit dem ICE direkt bis Budapest durchfahren, da ihre Eltern am nächsten Tag für eine Woche zu Besuch kommen sollten. Und so waren wir nur noch zu weit. Von den drei verbliebenen Musketieren waren nur noch zwei übrig. Dies tat der Sache jedoch kein Abbruch, denn Subotica ist eine wirklich schöne Stadt. Das Problem war nur die Zeit rumzubekommen. Denn wir hatten uns entschieden auf eine weitere Nacht im Hostel zu verzichten, da diese in Subotica unverschämt teuer waren. So war also der Plan den Nachtzug um 1:38Uhr nach Budapest zu nehmen, welcher 5:45Uhr dort ankommen sollte. Wir mussten also bis 1:38Uhr die Zeit in Subotica herumbekommen. Zuerst ging es also wieder einmal (diesmal mit unseren schweren Rucksäcken, da wir diese ja nun nicht im Hostel parken konnten) auf eine Sightseeingtour durch Subotica, die relativ schnell zu bewältigen war.

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So haben wir uns auf Empfehlung von Heidi und Laura ein Burek (ein Teiggericht, dass traditionell mit Fleisch oder Schafskäse gefüllt ist) gekauft und es in der Sonne genossen. Danach ging es weiter zur Moschee und dem ebenfalls empfohlenen Gemüsemarkt, welcher jedoch leider schon kurz vor dem schließen war und wir so nicht mehr wirklich etwas gesehen haben und weiter in ein Café neben der Bibliothek. Dort haben wir ebenfalls auf Empfehlung von Laura und Heidi ein Stück Kuchen genossen und versucht ein paar Stunden der noch reichlich verbleibenden Zeit hinter uns zu bringen. Da es noch nicht einmal früher Abend war und wir jetzt schon nicht mehr wussten wohin mit uns (in der Zwischenzeit waren wir schon so sattgegessen, dass Essen auch keine Option mehr war) haben wir uns spontan für einem Kinobesuch entschieden. Und siehe da um 19:00 sollte tatsächlich ein Film „Black Mass“ auf Englisch gezeigt werden. Nichts wie rein war also unser Motto und so haben wir auch die nächsten zwei Stunden herumbekommen. Der Film war nicht schlecht gemessen an der Tatsache, dass wir zwei jedoch noch mehrere Stunden draußen im Dunkeln herumbekommen mussten vielleicht nicht ganz das Richtige. Nach unser serbischen Kinoerfahrung (die uns umgerechnet unter 2€ gekostet hat) ging es ab ins McDonalds und später in eine Bar. Da jedoch beide Lokalitäten um 24:00 geschlossen haben blieb uns nichts anderes mehr übrig, als die letzten 1,5h in der kalten Bahnhofshalle zu verbringen.

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Nachdem der Zug nun endlich pünktlich auf die Minute angekommen war (gegen ein paar Minuten eher hätten wir auch nichts gehabt) sind wir fast in den Zug gerannt. Zum einen da es dort drinnen deutlich wärmer sein würde und zum anderen, weil wir dringen eine Briese Schlaf gebrauchen konnten. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Die auf der Hinfahrt eher weniger motivierte Durchführung der Grenzkontrolle verlief nun deutlich gründlicher. Nachdem die Pässe kontrolliert waren (Normalerweise bekommt man bei der Ausreise auch wieder einen Stempel, doch wir bekamen auch nach mehrmaligen Nachfragen keinen. Theoretisch befinden wir uns also nun immer noch in Serbien) geschah eine ganze Weile erst einmal nichts. Nach einer halben Stunde tat sich dann endlich etwas. Ein Polizeibeamter erschien mit einer Leiter und einer der Passagiere musste seinen Koffer von der Ablage holen und dem Beamten aushändigen. Nachdem diese Untersuchung scheinbar erfolglos blieb machte sich der Beamte daran im Zwischenabteil auf seine Leiter zu klettern und die Lampe! abzuschrauben. Noch ein weiterer Polizeibeamter betrat diesmal mit einem Drogenspürhund den Wagon. Als jedoch auch diese Maßnahme zu keinem „Erfolg“ führte verließen alle Polizisten den Zug wieder. In allem war das ganze doch schon sehr kurios und hat tatsächlich eine ganze Stunde Aufwand gekostet. Nachdem wir nun endlich wieder losgerollt waren habe ich mich auf ein wenig Schlaf gefreut, doch nichts da. Die ungarische Grenzkontrolle kam ja auch noch. Auch hier ohne Stempel (da EU-Land) jedoch auch mit über 30minütiger Kontrolle. Die letzten 1,5h nach Budapest habe ich mehr oder weniger versucht ein wenig vor mich hin zu dösen. Mit 15 minütiger Verspätung kamen wir dann 6:00 in Budapest an. Da ich jedoch erst den Zug um 13:45 nach Pécs nehmen würde und Katharina ihren Bus um 13:35 nach Iklad hieß dies also noch einmal ca. 8h Zeit verstreichen zu lassen. Da wir wieder einmal „Zuflucht“ bei McDonalds fanden verbrachten wir dort die ersten 2h im Versuch nicht auf der Stelle einzuschlafen. Kurz darauf machten wir uns also auf den Weg um nach einer Örtlichkeit zum Frühstücken zu schauen und siehe da ein einstündiger Spaziergang durch das kalte Budapest hat Wunder bewirkt und die Müdigkeit war erst einmal wie weggeblasen. Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Budapester Innenstadt haben wir einen langen Spaziergang am Donauufer gemacht und gegen Mittag sind wir dann zum Einkaufszentrum nahe des Keleti Bahnhofes aufgebrochen, da Katharina noch einige Sachen besorgen wollte. Eine weniger gute Idee, da die stickige Luft und die künstliche Beleuchtung schnell dazu führten, dass wir (die nun schon fast 30 Stunden ohne Schlaf auf den Beinen waren) immer schläfriger wurden und aus dem Einkaufen nicht wirklich etwas wurde. Endlich war es also Zeit den Zug nach Pécs zu nehmen und nach der Verabschiedung von Katharina machte ich mich nun alleine auf den letzten Weg der Reise. Am Ticketschalter brachte ich gerade noch so einen englischen Satz (One ticket to Pécs under 26, please) vor Müdigkeit zusammen, bevor ich alle anderen Fragen der Frau am Ticketschalter nur noch auf Deutsch beantwortete (Sie hat mich mehr als nur einmal komisch angeschaut und mich wohl auch nicht verstanden aber immerhin habe ich am Ende das gewünschte Ticket gehabt). Kaum im Zug vielen mir auch schon die Augen zu, doch die Fahrkartenkontrolleurin, die aller 30 Minuten die Karten erneut! kontrollierte, sorgte dafür, dass ich ja nicht schlafen konnte. Nach 3h Zugfahrt nach Pécs und insgesamt 32h auf den Beinen bin ich letztendlich wieder in der Wohnung angekommen, die schon leer war, da Jule diese Woche, in der ihre Eltern hier sind bei ihnen mit einzieht. Ich habe die Wohnung nun also eine Woche lang für mich alleine, was heute ganz schön war nach der anstrengenden Reise. Doch es wird wohl schnell langweilig werden.

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Was mir sonst noch an Serbien aufgefallen ist? Ich verstehe nun warum die Ungarn immer darauf bestehen, dass sie noch zu Mitteleuropa gehören. Auch wenn es vielleicht komisch klingt aber in Serbien merkt man sofort, dass man sich in Osteuropa befindet. Vor allem an der Architektur. In Ungarn kann man an jeder Ecke Baumkuchen (das heißt hier nicht wirklich so, doch wir nennen so) kaufen. In Serbien ist es das Popcorn. Gefühlt aller zwei Meter gibt es einen Stand. Die Serben essen ihre Pizza ausschließlich mit Ketchup. Das finde ich einfach nur grausam. Obwohl ich auch Menschen kenne, die dies in Deutschland so handhaben. Doch hier wird man nicht einmal gefragt. Der Ketchup kommt automatisch. Und alte Baumstämme werden als Strommasten benutzt. Rundum war die Serbienreise also vollkommen gelungen, es hat Spaß gemacht und man hat viel Interessantes gesehen und erfahren.

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Ein Gedanke zu “Die Serbien-Fluktuation oder auch aus vier werde drei, aus drei werde zwei

  1. Hallo Anna,
    es ist mir ein Vergnügen, über deine Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse zu lesen!!!!!!
    Warte gespannt auf die Fortsetzung!
    LG
    Àgnes aus Bautzen
    (Vom 17.11 – 19.11.komme ich mit dem Bus kurz Mal nach Baja) Melde dich, falls du Zeit und Lust hast meine Heimatstadt anzusehen!

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