Die letzte Woche war für mich ganz schön intensiv. Starkes Heimweh, Überforderung, Unzufriedenheit mit meiner Situation und Selbstzweifel.
Nachdem ich das Wochenende schon etwas Heimweh hatte, wurde das leider Anfang der Woche schlimmer. Aber nach drei Wochen ist es halt so, dass alles, was vorher so neu, aufregend und außergewöhnlich war, mittlerweile „normal“ und zum Alltag wird. Da fangen manche Sachen, die man am Anfang als total Aufregend wahrgenommen hat, an zu nerven. Man fängt an an zu Hause zu denken, zu vergleichen und zu dem Schluss zu kommen, dass zu Hause alles besser ist, was im Endeffekt natürlich gar nicht so ist. Und meistens auch gar nicht gewollt, fängt man an über seine Entscheidung ins Ausland zu gehen zu zweifeln und wünscht sich, einfach zu Hause geblieben zu sein. Und ich glaube, egal wie oft man schon im Ausland war, solche Situationen erlebt man immer wieder an einem neuen „Zuhause“ und werden bestimmt auch noch in den nächsten Monaten wiederkommen.
Hier eine kleine Liste mit den Dingen, die in der letzten Woche passiert sind:
Joggen: Am Anfang fand ich es noch so schön durch die Stadt zu laufen und alles beim Joggen kennen zu lernen. Mittlerweile wünsche ich mir echt einen normalen Feld oder Waldweg um einfach in Ruhe laufen zu können. Dauernd laufen mir Leute entgegen, die Bürgersteige sind zum Joggen sehr ungeeignet und wenn Hunde in der Nähe sind, laufe ich immer langsamer und zu vermeiden, dass mir irgendein Hund hinterherläuft.
Flug: Zum einen wurde mein Rückflug im Februar vor verschoben. Alle möglichen Alternativen habe ich durch überlegt, was Zeit und Kraft gekostet hat. Die Buchung für meine Flüge über Weihnachten waren auch ziemlich kompliziert. Das alles hat dazu geführt, dass ich viel an zu Hause gedacht habe und so manchmal sogar schon die Tage zähle bis es nach Hause geht.
Die Sache mit den Tieren: Erst pinkelt ein Hund von einer Freundin meiner Gastmutter auf meinen Rucksack. Nach einer Wäsche in der Waschmaschine war dieser auch wieder sauber, aber trotzdem echt nervig.
Als ich zwei Tage alleine zu Hause war, lagert sich eine von den Katzen meiner Gastfamilie in einer Abstellkammer ein, bewegt sich kaum und isst nicht mehr. Da ich gar keine Ahnung von Tieren habe, hab ich mich an das Internet gewendet. Die ersten Betrage lauteten: „Wenn deine Katze stirbt.“ Also rief ich meinen Gastvater an, der einige Straßen entfernt wohnt. Er kommt und die Katze springt auf. Einen ganzen Tag habe ich versucht, dass diese Katze sich bewegt!
Naja, sie wurde von einem Hund angegriffen und ist etwas krank, wie ich erfahren habe. Da ich vorher extra meine Gastschwester in Polen gefragt habe, ob sie etwas weiß, was ich machen kann, und sie von dem Angriff wusste, mir aber nichts gesagt hatte, war nach der Aktion nicht gerade gut gelaunt. Wenigstens war ich dann beruhigt, und habe mir keine Sorgen mehr gemacht. Auch wenn meine Reaktion an dem Abend vom Gastvater nicht ganz ernst genommen wurde, im Eindefekt ist die Katze einige Tage später tatsächlich gestorben, also waren meine Sorgen doch nicht ganz unbegründet.
Schule: In einer 10. Klasse durfte ich zum ersten Mal einen kurzen Vortrag über „Erörterung“ halten. Mein Plan ging gar nicht auf, da die SchülerInnen so unmotiviert waren, dass ich am Ende einen Monolog gehalten hat. Auch da habe ich mir echt viel Mühe gegeben, aber zum einen muss ich glaub ich verstehen, dass die SchülerInnen in der 10. Klasse einfach keine Lust auf Schule habe und ich daran auch nichts ändern kann und zum anderen werde ich mit der Zeit bestimmt auch noch besser einschätzen können, wie gut welche Klasse schon Deutsch kann und meine Aufgaben dementsprechend anpassen kann. Ansonsten sitze ich immer noch meistens hinten im Unterricht, was mich gar nicht erfüllt. Das habe ich mir wirklich anders vorgestellt. Klar, ich bin erst seit 3 Wochen hier und kann noch alles in die Hand nehmen und ansprechen, was ich in der nächsten Woche auch auf jeden Fall machen werde.
Erst diese Woche habe ich erfahren, dass nicht nur der „Tag der deutschen Einheit“ gefeiert wird, sondern auch „Woche der deutschen Sprache“. Nachdem ich bis jetzt nur hospitiert habe, sollte ich ja zu diesem Anlass sofort ganze Unterrichtsstunden planen und halten, unter anderem für Klassen, in denen ich noch nie war, sodass ich auch schlecht einschätzen konnte, wie ihr Deutschniveau ist. Dann habe ich noch erfahren, dass für die Internetseite und Schülerzeitung Berichte darüber geschrieben werden müssen. Da meine ersten Unterrichtsstunde und auch aller erste Arbeit mit den Kindern gleich so etwas „offizielles“ ist, ist wahrscheinlich von keinem mit Absicht so gelegt worden und war auch keinem so direkt bewusst. Aber für mich wäre es deutlich leichter gewesen erst mal im Unterricht Aufgaben zu übernehmen, aber manchmal läuft es halt nicht so wie man sihc das wünscht. Die Stunden in der 4. Klasse habe ich am Ende nur deutsche Kinderlieder gesungen, da der Rest zu schwer war. Da war ich am Ende schon echt frustriert, weil ich mir mit dem Programm totale Mühe gegeben haben, und 45 Minuten Lieder singen das wirklich nicht widerspiegeln. Dementsprechend nervös war ich vor dem nächsten Schultag, wo ich 3 verschiedene Klassen mit unterschiedlichen Aufgaben beschäftigen musste. Aber da hat alles echt gut geklappt, die Schüler hatten Spaß und die Lehrer waren zufrieden. Mich hat es echt total gefreut, als SchülerInnen, die ich vorher noch nie gesehen habe, nach der Stunde zu mir gekommen sind, sich bedankt haben und gefragt haben, ob ich nicht mal in ihren Unterricht kommen will. Nach dem Schultag war ich auf jeden Fall sehr erleichtert.
Nach diesem positiven Ereignis in der Schule, bin ich total erleichtert, dass diesmal doch alles so funktioniert hat wie ich es zu Hause mit sehr viel Zeit und Kraft vorbereitet habe. Für mich war diese Situation, vor einer (fremden) Klasse zu stehen, die gar nicht so viel jünger sind als ich, keine Muttersprachler sind, und nicht besonders motiviert sind, neu und etwas beängstigend. Aber jetzt, wo ich es eigentlich ganz gut hinter mich gebracht habe, bin ich auch etwas stolz auf mich:)