Kleines Fest mit großer Wirkung

Kleines Fest mit großer Wirkung

Am Freitag wurde der „Tag der Lehrer“ oder „Weltlehrertag“ an meiner Schule gefeiert. Wohl ein kleines Fest, das in der ganzen Welt gefeiert wird, außer in Deutschland. Alle waren ganz überrascht, als ich erzählt habe, dass es so was nicht in Deutschland gibt und haben mehrfach nachgefragt, ob es denn nicht wenigstens so etwas ähnliches gibt. Alle waren fast schon etwas „geschockt“. Den Schultag über wurden den Lehrern Geschenke, hauptsächlich Süßigkeiten, übergeben. Ich habe auch, wenn auch eher spontan, von 2 Klassen Geschenke bekommen. In der Mensa gab es zur Feier des Tages das Mittagessen kostenlos. Nach der fünften Stunde haben die 11. Klassen eine Vorstellung für alle (ehemaligen) Lehrer organisiert. Sie haben 2 kleine, aber aufwendige, Videos gedreht, getanzt und gesungen. Die Tanz-AG hat einen ukrainischer Volkstanz aufgeführt und es wurden verschiedene Spiele mit den Lehrern gespielt. Am Ende hat jeder Lehrer noch eine Rose bekommen.

Die jüngeren Klassen haben Brote geschmiert und Kuchen gebacken. Dazu gab es noch Wein und Wodka. Die Schulleiterin, die sonst immer so angespannt ist, war diesmal total gut drauf, hat sich mit mir lange unterhalten und war immer bedacht darauf, dass ich genug Essen und Trinken habe. Also hat sich in der Hinsicht mein eher negatives Bild von ihr auch etwas geändert. Die Stimmung bei den Lehrern war sehr ausgelassen und entspannt. Und ich fand es auch total schön zu sehen, wie viel Arbeit und Liebe die 11. Klässler in ihre Vorstellung gelegt haben, um den Lehrern einen schönen Nachmittag bieten zu können und sich damit bei ihnen zu bedanken. Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ist hier ein ganz anderes, einfach viel persönlicher, weshalb der Auftritt von den SchülerInnen wirklich von Herzen kam und fast schon etwas emotional war. Und ich glaube aus diesem Grund würde so ein Fest an deutschen Schule nicht funktionieren, bzw. keine besondere Wirkung haben, weil das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ein ganz anderes ist und dementsprechend die Vorführung nicht so vom Herzen kommen würde, wie es bei den ukrainischen Schüler der Fall war. So erkläre ich es mir zu mindestens, dass dieser Tag in Deutschland keine Rolle spielt, obwohl er weltweit gefeiert wird. Umso glückliche bin ich, dass ich dieses Fest hier miterleben konnte.

Auch wenn nicht immer alles gut läuft und ich auch manchmal in der Schule schlechte Laune habe oder gerade gar keine Lust mehr auf die Schüler habe, mittlerweile war ich in so vielen Klassen, wenn auch manchmal nur eine Unterrichtsstunde, dass ich in den Pausen eigentlich jede Sekunde von SchülerInnen von der 4. bis zur 11. Klasse gegrüßt werde. Bei den Jüngeren werde ich dann immer ganz freudig umarmt und gefragt, wie es mir geht. Danach ist unsere Unterhaltung auch schon zu Ende, viel mehr können sie auf Deutsch im Gespräch noch nicht sagen. Aber trotzdem gibt mir das immer wieder neuen Mut und freut mich jedes Mal aufs Neue.

Auch wenn ich gerade nicht weiß, wie die nächste Woche ablaufen wird, das heißt, ob ich es schaffe mich auch während dem normalen Schultag einbringen zu können oder ob ich wieder nur hinten sitzen muss, verspüre ich in den letzten Tagen eine große Dankbarkeit das alles erleben zu dürfen. Das liegt bestimmt auch daran, dass ich meinen „ersten richtigen Tiefpunkt“ irgendwie hinter mich gebracht habe und jetzt wieder neue Energie für und Freude auf die kommenden Wochen gesammelt habe. Mal sehen, wie sich die nächste Woche entwickelt und meine Gefühlslage sich dann so aussieht..

 

 

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