Buchempfehlung einer mobile Flachwurzlerin

Wo ich gerade bin? Im Zug. Und zwar nur im Zug. Draußen ist nämlich nicht so viel zu erkennen, wir fahren durch dichte Nebelschwaden. Während wir also mit ca. 40 km/h durch die serbische Landschaft tuckern, döst die Dame neben mir und ich habe soeben die letzten Seiten meines Buches „Der Balkanizer: Ein Jugo in Deutschland“ gelesen.

Wobei, eigentlich ist es ja gar nicht mein Buch. Gefunden habe ich es zwischen Programmheften und Wörterbüchern in einem Regal des Goethe-Instituts. Aber nun reist es mit mir nach Budapest, zu meiner langjährigen Freundin Dora. Es ist eines dieser Bücher, die ich „wegatme“. Fast wie eine Tafel Schokolade, die auf einmal verschwindet, so locker und leicht habe ich die 200 Seiten in den letzten Stunden gelesen. Und dabei trotzdem viel nachgedacht, reflektiert und gelacht.

Der Autor

Der Autor meines Buches ist Danko Rabrenović, ein in den 90er Jahren aus Belgrad nach Deutschland gekommener Radiomoderator, Musiker und offensichtlich guter Schreiberling. Ich bin froh, dass ich dieses Zusatzgewicht mitgenommen have, denn die Worte helfen mir beim Einordnen meiner Gedanken und Erlebnisse der letzten zwei Monate.

Das Buch

Nun merke ich erst, dass ich das Buch zu schnell gelesen habe um wirklich eine fundierte Buchkritik zu schreiben…da ich euch diese aber dennoch nicht vorenthalten möchte, hier eine ziemlich alte Kritik mit ein paar Hintergründen zum Buch, das ich nur mit einem LESEN! kommentieren möchte. Oder wie seht ihr das?

Wie ich zum Lesen dieses Buches kam

Wie kam ich dazu, ein Buch aus dem hintersten Winkel des 206Büroregals zu ziehen? Diese Frage birgt neben einer einfachen Erklärung bereits ein Politikum: Zum einen lese ich unheimlich gerne, brauche dazu aber absolute Ruhe. Beispielsweise eine achtstündige Zugfahrt ohne Rausschaumöglichkeit von Belgrad nach Budapest. Ich sitze zwar am Fenster, aber die Sicht ist gelinde gesagt bescheiden. Über ganz Serbien (ganz Serbien? nein! 😉 ) liegt eine dicke Nebelwand und die sichtbaren 25 Meter neben den Gleisen sind mit ihrer eher eintönigen Vegetation nun wirklich nicht sehr sehenswert.

Zum anderen habe ich mir vorgenommen mehr serbische / balkanesische Literatur zu lesen, um meinen Blick auf die Umgebung, in der ich lebe, um eine „Second Story“ zu erweitern. Da sieht man mal wieder, welchen Einfluss das kulturweit Vorbereitungsseminar auf mich hatte. Für alle, die nicht dabei waren, hier das Video zum Thema (mit deutschen Untertiteln):

Serbische Literatur und ich

Nun lauerte die erste Enttäuschung dieses Bestrebens aber bereits hinter der nächsten Ecke: Auf der Belgrader Buchmesse. Das Goethe-Institut hatte dort im Rahmen des EUNIC Gemeinschaftsstands eine „Miniausgabe“ seiner zukünftigen neuen Bibliothek aufgebaut und da ich, wie gesagt, leidenschaftliche Leserin bin, brachte ich mich gerne in der Standbetreuung ein.

Zwischen Eröffnung, Fotosession und anderen „Pflichtterminen“ blieb auf Zeit für einen kleinen Bummel über die Messe. Und die Erkenntnis, dass ich immer noch kein ausreichendes Serbische spreche um ein Buch zu lesen – und sei es nur ein Kinderbuch. Da nun aber die meisten Bücher auf der Belgrader Buchmesse (wie sollte es auch anders sein) auf Serbisch sind, war ich ziemlich schnell ziemlich desillusioniert. Glücklicherweise fand ich auf die Emfehlung meiner Kollegin hin einen Verlag, der ausgesuchte serbische Autoren ins Englische übersetzen lässt – und mir so zu meinem ersten Buch eines Belgrader Autors verhalf.

Das ist übrigens das zweite Buch, das es in meinen Reiserucksack geschafft hat: „The Russian Window“ und das ich nach dem Schreiben dieser Zeilen anlesen werden. Draußen ist nämlich immer noch „Nebelsuppe“.