Auf einen Latte in den Kosovo

Vor wenigen Tagen postete ich ein Bild auf Facebook. Es zeigte einen wunderschönen Kaffee (einen von der Sorte mit Deko im Milchschaum) und untertitelte es mit der Überschrift dieses Beitrags: „Auf einen Latte in den Kosovo“. Hier nun die Geschichte über den Urlaub, in dessen Kontext das Bild entstanden ist, und über die Reaktionen auf meinen „Latte im Kosovo“.

Guter Kaffee ist sehr gut

Was wäre ich ohne guten Kaffee? Wahrscheinlich dauerhaft so faul wie die letzten zwei Tage, in denen ich mir „Urlaub-vom-Urlaub“ verordnet habe und mal gar nichts Produktives getan habe. Einen Blogbeitrag habe ich in dieser Zeit natürlich auch nicht geschrieben, das wäre ja was Produktives. Deshalb erwischt ihr mich mal wieder zwischen Tür und Angel und bei meinem Ersten Kaffee aus der neuen, kosovarisch aber Made in Slovenia, Kaffeekanne. Wunderbar und rot leuchtet sie vor mir und inspiriert mich zum schreiben. Danke Kaffee!

Zum Weihnachtsurlaub ab nach Süden

Nun aber zur eigentlichen Geschichte. Da ich zu Weihnachten nicht nach Deutschland zurück wollte, flog ich einfach in die genau entgegengesetzte Richtung: Nach Istanbul. Nun kann man mir Weihnachtsmuffelei nachsagen. Stimmt vielleicht sogar. War aber trotzdem ein klasse Weihnachtsfest, wenn auch ohne Rotkraut und Klöße (mein persönliches Vegetariern-Highlight in jedem Jahr). Statt unter Weihnachtsbaum Plätzchen zu knabbern, schlemmte ich gemeinsam mit meinem extra aus Deutschland eingeflogenen Reisepartner Philipp türkisches Frühstück mit Blick auf den Bosporus, lief Kilometerweit am Meer Entlang, beobachtete Delphine und wimmelt Fellhändler ab (irgendwie schafften wir es uns auf dem großen Basar in die Fellabteilung zu verirren). Nach unseren vier Tagen dort ging es über den Landweg mit Stopps in Thessaloniki, Skopje und Priština zurück nach Belgrad.

Simit unterm Olymp

„Landweg“ bedeutete in unserem Fall per Bus. Dem ersten bestiegen wir in Istanbul, er sollte uns über Nacht nach Thessaloniki bringen. Tat er auch und so landeten wir müde von EU-Außengrenze-Grenzkontrollen und schrecklich ungemütlichen Schlafpositionen morgens um 7 Uhr an einem Bahnhof, der von schrecklich unverständlichen Schriftzeichen geschmückt war. Ans Kyrillische gewöhne ich mich ja langsam. Und gesprochenes Griechisch Klingt ja auch irgendwie Spanisch (im positiven Sinne), aber griechische Schrift ist doch nochmal etwas ganz anderes. Nun ja, wir sind ja jung und flexibel und so ließen wir uns von den Schriftzeichen nicht weiter verwirren und beschlossen, nach einer Kaffeepause, das Meer suchen zugehen. Nach einem 20 minütigen Umweg, weil wir spontan in die falsche Richtung liefen, fanden wir es auch. Oder zumindest einen stinkenden Hafen. Nochmal 15 Minuten weiter, an einer weniger stinkigen Stelle und in direkter Nähe zu einer der Sehenswürdigkeit Thessalonikis, dem weißen Turm, packten wir unsere von den letzten türkischen Lira gekauften Simit (Sesamkringel) aus und frühstückten. Müde, aber euphorisiert vom wunderbaren Blick auf das Meer und den Olymp gegenüber.

Zwischenstopp bei Spinatnudeln

Mit der Landung in Thessaloniki begann unsere Stakkato-Reise: Während wir zuvor entspannt drei Tage in Istanbul verbrachten, klapperten wir die drei weiteren Reiseziele (Thessaloniki, Skopje, Priština) in weiteren drei Tagen ab. Die Kurzen Stationen Ließen uns nicht viel Zeit für viel mehr als kurzes Sightseeing und einige spannende Gespräche im Hostel. Nach Thessaloniki kochten wir so Spinatnudeln in Mazedonien, nachdem wir die Stadt erlaufen hatten, die ich aber bereits von einem vorherigen Kurzbesuch in Katzedonien kannte.

Auf einen Latte in den Kosovo

Nach einem entspannten Frühstück mit deliziöser Schokokrem machten wir uns auf den Weg in den Kosovo. Selbst beim Schreiben jetzt, nachdem ich dort war, hat dieser Satz etwas wesentlich dramatischeres, als der Satz „wir nahmen den Bus nach Mazedonien“. Spannend, wie Durch Medien hervorgerufene Assoziationen unser Bewusstsein prägen. Der Minibus, der uns hinauf nach Priština bringen sollte, erfüllte auch bereits alle Klischees: Ein fehlendes Teil war durch Pappe ersetzt, die Heizung war entweder nicht vorhanden oder ungenügend, einer der Mitfahrenden, die keinen Sitzplatz mehr bekamen, saß auf einem wunderbar quietsch grünen Plastikhocker im Durchgang. Und trotz der wackelnden Außenwand kamen wir sicher und pünktlich an unser Ziel: Priština. Und wurden dort unglaublich freundlich empfangen.

die Toilettensuche

Kaffee gab es bereits morgens im Hostel, weshalb wir als erste Station nicht das Bahnhofscafé, sondern die Toilette wählten. Diese verbarg sich aber gekonnt vor uns, bis ich schließlich am Infoschalter nachfragte. Und dort auf meine Frage „Is there a toilet around here?“ Erstmal ein breites grinsen und eine Gegenfrage erntete: „Where are your from?“. Auf meine Antwort hin packte der nette Infomann seine drei Wörter deutsch aus und erzählte mir schließlich auch wo denn nun die Toilette sei: „Behind the fountain!“.

Mehr als ein, zwei Kaffee, ein Glühwein und ein Rakija ist leider nicht drin

Nachdem wir unseren Weg über den Bill Clinton Boulevard, vorbei an der Bill Clinton Statue, ins Herz Pristinas geschafft hatten, wurden wir erst mal von einem Weihnachtsmarkt mit deutsch beschrifteten Infotafeln begrüßt. Nach einem Glühwein zur Stärkung fanden wir unseren Weg ins Hostel mithilfe einer sehr netten Studentin, die uns bis fast vor die Haustür begleitete. Die restliche Zeit in Pristina (die leider nur sehr kurz war), verbrachten wir mit Spaziergängen durch die Stadt, über den sehr gut besuchten Weihnachtsmarkt und in ziemlich hippen Buchcafés / Studentenkneipen. In der Studentenkneipe Dit e Nat entstand schließlich das zu Beginn erwähnte Foto vom sehr dekorativen (und auch noch leckeren!) Kaffee Latte.

Die Reaktionen

Neben einigen Likes finde ich eine Reaktion sehr bemerkenswert: Da wurde ich angeschrieben, ob ich denn nun beim Bund sei oder warum ich sonst im Kosovo wäre. Spannend! Immerhin hatten wir beiden, die wir zum Weihnachtsurlaub auch in Pristina vorbeischauten, auch ein eher komisches Gefühl, als es dann tatsächlich in Richtung Pristina losging. Doch ich muss sagen: Es hat mir gut gefallen. Obwohl es wirklich nur ein paar Kaffee waren und ich gerne mehr Zeit dort verbracht hätte, um auch mal aus der internationalen „Hostel-Bubble“ raus zukommen. Dann muss ich eben nochmal herfahren =) Vielleicht dann nicht mit dem Bus, sondern mit meinem eigenen Gefährt, der lieben alten Martha. Probleme Ersatzteile zu finden, würde ich jedenfalls keine bekommen. Irgendwie sind wir auf unserer Busfahrt zurück nach Belgrad nämlich an vielen Autowerkstätten / Schrottplätzen mit ausgeschlachteten T4 Bussen vorbeigekommen – beste Voraussetzungen also =)