So. Hier sitze ich nun, um halb 12 (p.m.) in meinem ultra-gemütlichen Sessel, in meiner Wohnung im Zentrum. Neben mir: Mein Serbisch-Lernbuch. In meinem Blut: KOFFEIN! Vor mir: Mein Laptop bzw. ein mehrstündiger Roadtrip nach Süden, an die mazedonische Grenze.
Wie es dazu kam? Nunja, das war mal wieder so eine fixe Idee beim sonntäglichen Biertrinken nach einem wunderbaren Spaziergang auf der anderen Sava-Seite, in Zemun. Zemun gehört zwar eindeutig zu Belgrad (wenn man nicht gerade in den falschen Bus steigt ist man schneller dort als am Flughafen), ist aber von der Architektur und auch von der Grundstimmung ganz anders als der Rest der Stadt. Irgendwie ruhiger, entspannter – perfekt also für einen sonntäglichen Spaziergang / meine erste Geocaching-Tour in Belgrad!
Die Reisenden
Nach einem solchen laaaangen Spaziergang mit wunderbarer Schoko-Kirschtorte, Kaffee und vielen Fotos muss man sich natürlich belohnen! Und so trieb es mich (und Jerome, der zufällig die gleiche Sonntagsidee hatte wie ich) mal wieder in das Belgrader Hipster-Szene-Viertel Savamala, zum gemütlichen Wochenend-End-Bier. Jerome arbeitet nebenberuflich als Fotograf und reist bereits seit mehreren Wochen immer wieder an die Grenze (meist an die kroatische), um Bilder von Flüchtlingen zu machen. Und da Meike, die zweite kulturweit-Freiwillige hier in Belgrad, gerade auch mit beim Wochenend-Ausklang war, beschlossen wir an diesem Wochenende gemeinsam an die Grenze zu fahren. So sind nun die (zukünftigen) Reisenden: Jerome, Meike und ich. Wir starten in ca. 2 Stunden, sodass wir im Morgengrauen ankommen.
Das Tranportmittel
Oh ja, ich werde hier über meinen Leihwagen schreiben. Generell schreibt frau wohl eher weniger zu Autos, da kann ich euch meine Gedanken zu diesem wenig dokumentierten Transportmittel nicht vorenthalten! Dazu muss man wissen, dass ich leidenschaftliche Auto- / VW-Busfahrerin bin. Meine alte Dame hat sogar einen Namen: Martha.

Jedenfalls sind Leihwagen hier in Serbien ziemlich günstig (vorausgesetzt man ist über 23 – jeeeeah, ich hatte Geburtstag – und bereit ans andere Ende der Stadt zu fahren, wenn man ein Auto erst am Abend ausleihen möchte) und da wir Zeit an der mazedonischen Grenze verbringen wollen, bietet sich das an. Nach einigem Hin- und Her bin ich nun also vorübergehende Fahrerin eines Honda. Er hat sechs Gänge, isst am liebsten Benzin und um Abblendlicht braucht man sich nicht zu kümmern – ein pflegeleichtes Gefährt also. Trotzdem hatte ich bereits auf dem Weg zu meiner Wohnung das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt…in meiner Martha sitzt man viel höher, sie sagt mir ohrenbetäubend laut, wann sie geschalten werden möchte und geschalten wird mit dem gesamten Körper – und nicht mit dem kleinen Finger, wie dieses Auto. Nun denn, ich werde ihm also keinen Namen geben.
Verdiente Auszeit nach der letzten Woche
Nun ist es aber nicht so, dass hier in Belgrad nichts zu tun wäre und ich deshalb wegfahren würde. Im Gegenteil! Ich musste mich quasi loseisen, da ich schon fast für den Aufbau unseres Standes auf der Belgrader Buchmesse eingeplant war. Aber nach der letzten Woche habe ich mir eine kleine (bestimmt nicht weniger anstrengende) Auszeit verdient: Zwischen der Erstellung der neuen Programmbroschüre, einem von mir vorbereiteten und durchgeführten Workshop zu Online-Kommunikation und Sprachkurs blieb mal wieder kaum Zeit zum Durchatmen! Nicht, dass ich das nicht genieße – der Workshop war super (danke an alle Teilnehmer und vor allem an Benedikt und Zorica für die Unterstützung!) und wenn wir erstmal das Programmheft im neuen Layout in den Händen halten, werden bestimmt auch alle mühseligen Stunden vergessen sein. Ich freue mich trotzdem auf die Reise mit meinen beiden Mitreisenden!
Und falls doch irgendwas passiert – das Auto ist versichert (ich konnte nicht anders) und Dr. Walter wird uns schützen!
Nun aber noch ein paar Bilder vom vergangenen Sonntag in Zemun: