Samo malo oder: Ward ma kurz!

Nach meiner dritten Sprachkurs-Woche hier ein Beitrag über meine Einkauf- und Zählfertigkeiten, über gut gefüllte Wochentage und deutsche Backkunst.

Seit einem Monat bin ich nun hier in Belgrad. Könnt ihr euch das vorstellen? Erst ein Monat! Fühlt sich eher an wie ein Vierteljahr…

Das könnte eventuell daran liegt, dass ich es nicht bei meinem Umzug nach Belgrad belassen konnte, sondern nach ein bisschen Suchen und mit der Hilfe meiner Kollegen eine Wohnung im Zentrum gefunden habe – 26 qm für mich alleine! Obwohl ich ein eingeschworener WG-Mensch bin (und mich unglaublich auf meine neue WG-Mitbewohnerin zuhause freue – Grüße an Larissa!) ist die kleine Wohnung gerade die beste Lösung für mich. Das hat viel mit meiner Einsatz- / Arbeitsstelle hier am Goethe-Institut Belgrad zu tun:

Nur ein Foto vom 4. GoetheFEST im Kulturni Centar Beograda
Nur ein Foto vom 4. GoetheFEST im Kulturni Centar Beograda

Viel zu tun! Über gut gefüllte Werktage

Die Arbeit als Praktikantin dort erfüllt nämlich alle Anforderungen eines erfüllenden Jobs. Vor allem, wenn gerade das deutsche Filmfestival, das GoetheFEST, ansteht. Und so gestaltete sich die Tage der vergangenen Woche: Arbeiten / kurz nach Hause / schnell etwas kochen und essen / Sprachkurs / Kino. Für intensives Durchatmen war da nicht wirklich Zeit!

Aber die Anstrengung wurde belohnt: Es macht unglaublichen Spaß, wenn der zum bersten gefüllte Kinosaal vor und nach dem Film der von mir erstellten Playlist mit deutschsprachiger Musik lauscht, die Zahl der Facebook-Likes der neuen Fan-Page des GoetheFEST Beograd (die von mir und meinem Mitpraktikanten gegründet und gepflegt wird) täglich weiter nach oben schnellt und auch alles andere einfach richtig gut läuft. Da bleibt dann auch nicht viel Zeit eventueller Freizeit nachzutrauern und außerdem gibt es dafür ja auch das Wochenende – das ich gerade in vollen Zügen genieße!

Paprika - rot oder gelb - gehören zum Standard auf dem Markt!
Paprika – rot oder gelb – gehören zum Standard auf dem Markt!

Frisch, frischer, vom Markt! Über kleinere und größere Einkaufsschwierigkeiten

Ich stehe auf frisches Obst und Gemüse! Und dass das Einkaufen hier auf dem Markt so günstig ist, freut mich jedes Mal wieder – vorausgesetzt ich bin zur Abwechslung mal in der Lage mich mit der Marktfrau oder dem Marktmann hinter den Bergen von Tomaten oder Trauben zu verständigen. Einen großen Beitrag zu meinen Verständigungsfähigkeiten leistete tatsächlich mein Sprachkurs, zu dem ich zwei mal wöchentlich gehe. Denn die Arbeit im Goethe-Institut läuft beinahe zu 100 % auf Deutsch ab und auch meine Couchsurfing-Freunde sprechen nicht Serbisch, sondern Englisch mit mir – oder Spanisch, wenn mein liebster französischer Balkanfreund Jerome genug Bier getrunken hat 😉

Da passiert es dann doch häufig, dass ich anstatt der gewünschten drei Pfirsiche, acht in meiner Plastiktüte mit nach Hause nehme. Das ist zwar immer noch unfassbar günstig, aber was will ich mit acht Pfirsichen, wenn ich doch nur drei für die Pause zwischen Arbeit und Abendveranstaltung haben wollte? Meine ersten Markt-Einkaufs-Versuche waren also eher schwierig. Aber heute kann ich verkünden: Ich habe zum ersten Mal genau das bekommen, was ich wollte! Und letzte Woche habe ich es sogar geschafft, dem Marktmann mit den Trauben zu erzählen, dass ich aus Deutschland komme – woraufhin er mir erzählte, dass er Merkel doof findet (soweit ich das verstanden habe 😉 ).

Frühstück am Samstagmittag bei Roggenart =)
Frühstück am Samstagmittag bei Roggenart =)

Roggenart, du bist so wunderbar! über deutsche Backkunst umme Ecke

Neben der Möglichkeit, zu Fuß zur Arbeit zu gehen, zeigte sich mir heute ein weiterer Vorteil meines Umzugs ins Zentrum: Ich habe nur eine Straße weiter, also quasi „umme Ecke“ Roggenart. Roggenart ist ein Bäcker, der deutsches Brot verkauft, verschiedene Kuchen, Süßgebäckteilchen und Eis (den Zusammenhang zwischen Bäcker und Eis habe ich auch nicht verstanden, soll aber wohl lecker sein). Nach einem Monat „ohne“ sitze ich heute also in meiner klitzekleinen Wohnung  und löffle selbstgekochte Kürbissuppe mit richtig geilem Schwarzbrot.

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Ein Gedanke zum Abschluss

Während ich so vor mich hin löffle denke ich darüber nach, ob sich diese Freude über deutsche Backkunst mit meiner politischen Einstellung verträgt.

Es ist ja nicht so, dass es hier in Belgrad keine guten Bäcker gäbe oder dass ich in irgendeiner anderen (serbischen) Pekara schlechtere Backkunst erhalten würde…hm…samo malo (ward mal kurz), darüber muss ich jetzt nachdenken…

Ich komme zu dem Schluss, dass deutsches Brot zu mögen und sich wie eine Schnee- (oder momentan eher Regen-)königin über eine deutsche Bäckerei in meiner direkten belgrader Nachbarschaft zu freuen kein Affront gegen Irgendjemanden ist – sondern einfach nur lecker!

Und da ich eine große Freundin von Meinungsaustausch bin nun die Frage: Was denkt ihr dazu?