Ich bin da! Oder: Ein Hallo! aus dem Lärm

Ja, auch in bin inzwischen in meinem Einsatzland (Serbien) eingetrudelt. Wie bei den meisten anderen Freiwilligen begann meine erst Arbeitswoche am vergangenen Montag. Ich bin nun also seit einer Woche als Kulturweit-Freiwillige, bzw. Praktikantin, am Goethe Institut Belgrad tätig.

Vom Praktikantentum und anderen Arbeitsgeschichten

Und ich muss sagen, ich fühle mich sehr wohl in meiner Einsatzstelle. Natürlich habe ich noch nicht alles gesehen und kenne noch nicht alle Projekte, aber die Stimmung ist (fast) immer gut und die KollegInnen freundlich. Das macht doch sehr viel aus! Inzwischen habe ich auch begriffen, warum die Antworten auf meine vorangegangenen Mails immer relativ kurz und mit dem Hinweis „gerade haben wir leider nicht viel Zeit“ versehen waren. Es gibt nämlich tatsächlich eine Menge zu tun!

Dieses Internet

Die Technik ist währenddessen nicht gerade meine beste Freundin. Dazu muss man sagen, dass das Goethe Institut Belgrad sich gerade in einer großen Umbauphase befindet, d.h. die Techniker sind eigentlich ständig beschäftigt. Vielleicht deshalb, wahrscheinlich aber eher weil mich mein Computer abgrundtief hasst, funktioniert mein Benutzeraccount gerade nicht. D.h. ich komme nicht in den Computer an meinem eigentlichen Arbeitsplatz. Die damit einhergehenden Probleme, wie der fehlende Zugriff auf meine Arbeitsmailadresse und auf den Server, ist zwar nervig, hat aber auch Vorteile: Sonst säße ich wohl kaum hier auf Kalemegdan mit meinem Laptop und könnte demzufolge auch keinen tollen neuen Beitrag verfassen.

Praktikantentum mal anders

Die Arbeit selbst ist währenddessen fantastisch: Heute durfte ich mein erstes eigenes Projekt in Angriff nehmen und bereits zuvor konnte ich meine Fähigkeiten einbringen, z.B. beim Korrekturlesen und Texten. War ich also zunächst etwas skeptisch als „Praktikantin“ bezeichnet zu werden, hat sich diese Befürchtung in keiner Weise bewahrheitet. Außerdem bin ich in meiner Rolle nicht alleine: Ich arbeite zusammen mit einem weiteren Praktikanten aus Deutschland, der sein Pflichtpraktikum am Goethe Institut Belgrad macht.

The Show must go on!

Ein letztes Schmankerl aus der Arbeit: Aufgrund der Renovierung der Räumlichkeiten hat man unsere Arbeitsplätze auf der Bühne des Veranstaltungsraums eingerichtet. Dort finden zwar manchmal Deutsch-Prüfungen statt und wir teilen den riesigen Raum mit dem Büro der Bauleitung aber hey – wann hat man schon mal Gelegenheit acht Stunden am Tag auf der Bühne zu stehen (bzw. sitzen)? Mir gefällt´s dort jedenfalls ganz gut – vorausgesetzt mein Computer schließt wieder Frieden mit mir…

Und sonst so?

Die Wohnung

Auch im privaten Bereich bin ich inzwischen in Belgrad: Ich wohne hier bei einer Geschichtslehrerin, dessen Schwester in der Bibliothek des GI arbeitet. Die Wohnung ist gemütlich, meine Vermieterin, ihr Sohn, ihre Schwiegertochter und ihre Enkelin sind zuckersüß. Wir verständigen uns mit Händen und Füßen – wenn wir uns denn mal sehen. Sie arbeitet nämlich ebenfalls und geht meist vor mir aus dem Haus. Was mich daran erinnert: Ich muss unbedingt Serbisch lernen!

„Welcome to Belgrade!“

Ja, auch ich hatte eine „Welcome to …!“-Erfahrung. Und zwar gestern. Da saß ich etwas müde vor dem Nationaltheater, in dem bald das Gastspiel „Murmel Murmel“ von der Berliner Volksbühne beginnen sollte, schaute Menschen an und wartete, dass die Zeit bis zur Vorstellung verging. Als mich dort ein junger Mann auf Serbisch ansprach, konnte ich – natürlich – nur mit einem verständnislosen (aber freundlichen) Blick und „Excuse me?“ antworten. Seine Antwort, nach kurzem Stocken, folgte prompt: „Welcome to Belgrade!“

Willkommen bin ich also schon mal, mal sehen wie´s weiter geht.

Das Ankommen

Ich würde nicht sagen, dass ich bereits vollständig angekommen bin. Dazu kann ich einfach noch zu wenig Serbisch (ca. 5-8 Wörter) und irgendwie habe ich auch noch nicht realisiert, dass diese laute Stadt für die nächsten Monate mein Zuhause sein wird. Oh ja, es ist laut. Und es stinkt! Vor allem im Vergleich zum kleinen, süßen Erfurt, wo ich mein letztes Jahr verbracht habe. Aber ich merke bereits, wie ich mich an die neue Umgebung gewöhne: Der Verkehr scheint bereits nicht mehr so laut, der Smog ist zumindest außerhalb der Busse und Hauptverkehrsadern erträglich geworden.

Hin und Weg?

Unterdessen muss ich mich mit aller Disziplin, die ich in den hintersten Ecken meiner Hirnwindungen versteckt habe, davon abhalten sofort wieder weg zu fahren. Das hat Belgrad einfach nicht verdient! Aber es gibt doch so viel, was ich sehen will. In Serbien, auf dem Balkan, überall! Dennoch: Belgrad ist so spannend, pulsierend und voller Leben, da kann ich nicht schon jetzt wieder wegfahren. Stattdessen sitze ich nach meinem Feierabend nun hier auf der Burg, schaue auf die Save hinunter und tippe vor mich hin. Morgen geht’s dann (nach dem Ausschlafen!) ins Museum für Jugoslawische Geschichte, wo das Goethe Institut eine Ausstellung mit dem Titel „Eingeschriebene Erinnerung“ hat und im Anschluss oder am Sonntag nach Zemun, dem alten Teil Belgrads. Ich bin gespannt!

Oh, für Tipps in und um Belgrad bin ich übrigens sehr dankbar! Vielleicht kennst du ja ein wunderbares Café, dass ich testen soll? Oder eine ganz spezielle Wanderung, die ich nicht verpassen darf? Schreib´ mir einfach in den Kommentaren!