07.07.2016. Hustain Nuruu Nationalpark. Tagesausflug. Mit Vincent und Julia.
Ein Ausflugsziel, das noch auf meiner Liste stand. Dort wollte ich unbedingt hin. Warum? Weil es dort die Przewalski-Pferde gibt. Und die Chancen sie zu sehen, sind sehr hoch. Sie sollen nah an die Wege heran kommen, auf denen man durch den Nationalpark fahren kann. Nicht so wie in Tennenlohe. 😉 Dort hatte ich bisher noch kein Glück. Also hoffte ich darauf im Hustain Nuruu Nationalpark die Ur-Wildpferde zu Gesicht zu bekommen.
Vor 50 Jahren wären die Ur-Wildpferde fast ausgerottet worden. Das es heute noch Przewalski-Pferde gibt, ist der Nachzucht in europäischen Zoos zu verdanken. Ab den 1990ern wurden die Ur-Wildpferde ausgewildert. Unter anderem in drei Schutzgebieten der Mongolei. Eines davon ist der Hustain Nuruu Nationalpark. In richtig freier Wildbahn gibt es Przewalski-Pferde allerdings nicht mehr. Sie gelten dort seit 1970 als ausgestorben.
Morgens ging es los. Mit unserem Taxi-Fahrer Ganaa. Er hat in den 80er Jahren mal in Deutschland gelebt. Er kann deutsch. Das macht die Verständigung einfacher. Außerdem kennt er sich ziemlich gut aus. Und hat Augen wie ein Adler. Ohne ihn hätten wir wahrscheinlich nicht so viele Tiere gesehen 😉
Die Fahrt war sehr unterhaltsam. Ganaa trällerte uns deutsche Schlager aus den 80gern vor. Zeigte und erzählte uns viel. Wir hielten an einem Schamanen-Denkmal an. Es ist eine Skulptur eines Schamanen, der mit einer Trommel die Geister ruft. Hier werden Khadags (Seidentücher) geopfert. Milch. Und Essen.
Um den Ort herum liegt viel Müll. Verpackungen. Leere Tetra-Packs. Leere Flaschen. Es ist ein großes Problem der Mongolei. Nicht nur an diesem Ort. Ein wirkliches Bewusstsein für den Umgang mit Müll gibt es selten. Ist eine Flasche leer, so wirft man sie während der Fahrt aus dem Fenster. Isst man einen Bonbon, so wirft man das Papier aus dem Fenster. Dass es auch anders geht, zeigte uns Ganaa. Er hat immer 2 Plastik-Tüten dabei. Macht er eine Pause, so sammelt er herumliegenden Müll ein. Ich war beeindruckt! Er sagte uns auch, warum er es tut. „In der Mongolei verehren wir die Erde. Und dann schmeißen wir den Müll einfach hier hin? – Das geht doch nicht.“ Wie recht er damit hat. Mir wurde bereits vor einiger Zeit erklärt, dass der Schamanismus eine Natur-Religion ist. Berge, Erde und Himmel werden verehrt. – Mit seiner Aussage hat er also mehr als Recht. Wertschätzung und Verhalten sind sehr konträr.
Wir fuhren weiter. Kamen kurz darauf im Nationalpark an. Wir fuhren den Weg entlang. Und das war ein reinstes Vergnügen. Auf beiden Seiten des Autos sprangen Murmeltiere wild hin und her. Überquerten die Straße. Ich hatte Murmeltiere bisher nur durchs Fernrohr gesehen. Oder erschossen. Aber so nah? – Diese mitunter ziemlich pummeligen Tierchen sind echt ein Highlight.
Wir stoppten. Der Reifen war platt. Ganaa hatte schon vor Tagen einen Nagel rein gefahren. Jetzt war endgültig Schluss. Aber alles kein Problem. Ersatz-Reifen drauf. Und weiter.
Auf einmal hielt er wieder. Mitten auf dem Weg. Was war jetzt los? Ganaa sah ein kleines Tier vor uns am Straßenrand. Und was war es? – Nun, ja. Wir wussten es alle nicht. Aber es sah ziemlich süß aus. Schaute uns an. Und verschwand dann.
Wir fuhren noch ein Stück weiter. Ich freute mich schon auf die Ur-Wildpferde. Ganaa fuhr und fuhr. Bis der Weg nicht mehr weiter ging. – Julia und Ganaa waren etwas irritiert. Beide waren schon öfter hier. Und beide hatten immer vor dieser Stelle schon Pferde gesehen. „Also eigentlich sind die immer da.“ – Na, toll. Sollte wohl auch hier nichts werden mit der Sichtung der Przewalski-Pferde. Unser Fahrer sah aber etwas anderes. Hirsche. Ich sollte mir ernsthaft Gedanken über eine stärkere Brille machen. Ich konnte sie nicht erkennen. Aber oben auf einem Berg waren scheinbar 3 zu sehen. Also liefen wir los. Stillschweigend wanderten wir den Berg hinauf. Irgendwann konnte auch ich die Tiere mit meinen eigenen Augen sehen. Sie waren groß. Schön. Dann sahen sie uns. Und waren ganz schnell weg.
Wir stiegen noch etwas höher. Machten Brotzeit. Genossen die Aussicht in die unberührte Natur. Dann liefen wir noch etwas weiter. Wir wollten zu einem weiteren Felsen. Dort angekommen sah ich es dann. Ein PRZEWALSKI-PFERD!!! Alleine. Versetzt. Es humpelte durch die Gegend. Aber es war eines der Ur-Wildpferde! Begeisterung.
Dann dreimal um einen Ovoo gelaufen und zurück zum Auto. Unten erwartete uns Ganaa. Und der hatte eine weitere Sichtung gemacht. Auf dem Berg gegenüber standen auch 6 Przewalski-Pferde. Er vermutete, sie würden bald runter kommen. Aber weit gefehlt. Sie liefen quer über die Berge und verschwanden. Aber: Nochmal welche gesehen 🙂
Auf dem Weg zurück fiel Ganaa auf, dass er eigentlich noch tanken wollte. In Ulaanbaatar. Auf der Hinfahrt. Naja. Fahren wir halt auf Reserve. Das hielt uns aber nicht davon ab, noch bei den Sanddünen kurz vor dem Nationalpark zu halten. Moltsog els. Irgendwie war es beeindruckend. Die Sanddüne war ziemlich grün bewachsen. Irgendwie sah es falsch aus. Pflanzen auf Sand? Und dann gleich so viele. – Faszinierend. Man muss aber auch sagen, dass es dieses Jahr besonders viel geregnet hat. Eine gute Erklärung gibt es also. 😉
Dann wieder ab ins Auto und weiter fahren. Hoffen, dass der Sprit bis zur nächsten Tankstelle reicht. Kurz nachgefragt. Nach dem nächsten Hügel gibt es eine Tankstelle. Zuversicht. Aber: Hinter dem Hügel keine Tankstelle in Sicht. Das ging noch bei einigen Hügeln so. Berg-abwärts ließen wir das Auto rollen. Sprit sparen. Bergauf dann wieder aufs Gas. Über den nächsten Hügel. Und dann war die rettende Tankstelle in Sichtweite.
Wir konnten unseren Tagesausflug also ohne größere Aktion beenden. Ein super Tag ging zu Ende. Und ich war froh, Ganaa kennen gelernt zu haben.
11.07.2016. Naadam. Eröffnungsfeier. Ein bisschen Ringen. Ein bisschen Bogenschießen.
Nach dem Wochenende stand Naadam an. Naadam ist das zweite große Fest in der Mongolei nach Tsagaan Sar. In Ulaanbaatar findet das Naadam-Fest jedes Jahr vom 11. bis zum 13. Juli statt. Dabei werden Wettkämpfe in den drei klassischen mongolischen Sportarten ausgeführt. Ringen. Bogenschießen. Und Pferderennen. Es herrscht Ausnahmezustand. Ringen und Bogenschießen findet in der Stadt statt. Das Pferderennen außerhalb. Denn man braucht Platz. Eine Rennstrecke von bis zu 35 km muss zurückgelegt werden. Im Vollsprint. Die Strecken werden nach dem Alter der Pferde gestaffelt. Junge Pferde rennen weniger. Die Jockeys sind zwischen 5 und 13 Jahren alt.
Wir erlebten im National-Stadion die Eröffnungs-Zeremonie. Inszenierungen von unzähligen Schauspielern. Reiteinlagen. Kampfszenen. Tanzeinlagen. Ein Orchester spielte. Gesang. Das Highlight waren Fallschirmspringer. Sie sprangen aus einer Propeller-Maschine über dem Stadium. Und landeten Punktgenau auf der Grünfläche. Abschießend ein Umzug. Zunächst noch mit Pferden. Kamelen. Einem Oldtimer. Dann kamen verschiedene Firmen hinterher. Es herrschte Trubel. Freude. Ausgelassenheit.
Nach der Eröffnung begannen im National-Stadion die Ringer-Wettkämpfe. Für uns sah es etwas unkoordiniert aus. Die Ringer trugen verschieden-farbige Höschen. Scheinbar hatte das was zu bedeuten. Einige von ihnen standen herum. Warteten. Wollten wohl zum Kampf aufgefordert werden. Manchmal rangen zwei. Für mich war es undurchsichtig. Ohne die Regeln zu kennen, ist es schwer nachzuvollziehen. Also weiter.
Zum Bogenschießen. Das fand in einer anderen Arena statt. Der Präsident eröffnete feierlich das Turnier. Schoss selbst. Dann ging der Wettkampf los. Auch Frauen traten gegeneinander an. Bogenschießen ist also für beide Geschlechter. Das Ringen hingegen ist den Männern vorbehalten. Es machte mehr Spaß das Bogenschießen zu verfolgen. Und es war einfacher zu durchschauen. Die Schützen mussten ein Ziel in einer kleinen Mauer treffen.
Lange blieben wir aber auch hier nicht. Wir mussten weiter. Wir hatten noch was vor. Aber es blieb noch kurz Zeit um Khushuur zu essen. Das ist das Nationalgericht an Naadam. Teigtasche mit Fleisch gefüllt. Ähnlich wie Buuz an Tsagaan Sar. Aber frittiert. Und es sieht etwas anders aus 😉
Dann aber los. Denn Lennart, Vincent und ich wollten am Abend noch zum Khuvsgul fahren. Eine Woche raus aus der Stadt. Und ab an den See.
– Fortsetzung folgt. Bald!