3 Monate Ferien. Was macht man denn da?
Mir bot sich die Möglichkeit, ein Praktikum zu machen. In einem Ger-Camp. Das ist so etwas wie ein Hotel auf dem Land. Aber jedes Zimmer ist ein Ger (deutsch: Jurte).
Ich ergriff die Chance. 2 Wochen helfen. Im Khorgo Camp. Ab auf’s Land. Das Camp liegt in einem Tal. Wunderschön. Berge. Und ein Vulkan. Der Khorgo. Es ist grün. Saftige Wiesen. Mit verschiedensten Blumen. Bäume. Vor den Toren des Camps grasen unzählige Yaks. Ziegen. Schafe. Und Pferde. Hinter einer Bergkette liegt ein See. Der Terkhiin Tsagaan Nuur (deutsch: Weißer See).
Das Khorgo Camp liegt gut 640 km westlich von Ulaanbaatar. 2100 m über dem Meeresspiegel. Als ich ankam, sah ich den Schnee in den Spitzen der Berge. Es war kühl. Mitte Juni. Doch in den nächsten Tagen wurde es deutlich milder. Der Juli ist hier der wärmste Monat.
Das Camp liegt nicht nur schön. Auch die Anlage an sich ist top! Alles ist ordentlich. Gepflegt. Und sauber. Es gibt eine modere, schöne Sanitäranlage. Und ein Restaurant. In einer großen Königsjurte. In der gut ausgestatteten Küche wird auf einem Gasherd gekocht. Zum Teil aber auch auf dem mit Holz geschürtem Ofen. Hier werden leckere Gerichtet gekocht. Frischer Salat zubereitet. Brot frisch gebacken. Essen gibt es auf Wunsch auch vegetarisch.
Die Gers sind verschieden groß. 2 bis 5 Betten stehen in einem Ger. Ein Tisch. Stühle. Licht ist installiert. Die Gäste freuen sich über die Steckdosen zum Laden ihrer elektrischen Geräte. Und jedes Ger hat – natürlich – einen Ofen. Nachts wird es doch noch ziemlich kühl. Da freut man sich über die Wärme.
Ich selbst habe noch nie in einem Ger-Camp übernachtet. Dementsprechend war ich überrascht, dass es auch Bettzeug gibt. Und Handtücher. Aber wie gesagt: Das ist so etwas wie ein Hotel auf dem Land. Aber jedes Zimmer ist ein Ger. Dementsprechend ist ein Ger-Camp auch gut ausgestattet. – Ich hingegen hatte auf meinen Reisen immer meinen Schlafsack dabei. Und meine Handtücher.
Das Bettzeug im Camp musste überzogen werden. Gewaschen werden. Und das war eine meiner Aufgaben. Ich half dabei die Betten zu überziehen. Brachte die Bezüge in den Waschraum. Bereitete die Gers für die nächsten Gäste mit vor. Da ist mitunter ganz schön viel zu tun. 😉
Ich half aber auch in der Küche. Und im Restaurant. In der Küche konnte ich mir einige Tricks der mongolischen Küche abschauen. Ich habe einiges dazu gelernt. Mal sehen, ob ich das auch alleine umsetzen kann. 😀 Und Tische eindecken. Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Es war mal wieder schön in der Gastronomie zu arbeiten. 🙂
Aber nicht nur der ganz normale Ablauf muss funktionieren. Eine wichtige Aufgabe ist auch die Instanthaltung der Gers. Immer mal wieder muss die Verkleidung der Gers herunter genommen werden. Ausgebessert werden. Auch ich durfte mithelfen. Das Grundgerüst eines Gers besteht aus Holz. Es ist wie ein Jägerzaun aufgebaut. Die Verbindungen zwischen den Holzlatten bestehen übrigens aus Tier-Sehnen. Es ist alles sehr natürlich. Das Gerüst wird rund gespannt. Gehalten von Gurten. Dann muss die Krone befestigt werden. Das ist quasi das Fenster im Dach. Das einzige Fenster in einer Jurte. Dabei steht jemand im Inneren der Jurte und hält die Krone. Die anderen befestigen dann die Dachstangen. Zusätzlich spannt man auch hier Schnüre. Die erste Schicht der Jurte besteht aus dickem Filz. Es muss schließlich warm halten. Gegen den Regen haben die Jurten hier eine Plastikfolie unter der Baumwoll-Verkleidung. Das ist sehr effektiv. Die weiße Baumwoll-Verkleidung wird dann darüber mit Gurten befestigt. So ist eine Jurte von innen auch winddicht. Fehlt nur noch das Dreieck, dass das Dachfenster abdeckt. Je nach Bedarf kann das weiter geöffnet werden oder geschlossen werden.
Mein Praktikum sollte aber ein Mix aus Arbeiten und Erholung werden. Und so war es dann auch. 🙂
Ich hatte neben der Arbeit auch Zeit zum Wandern. Das kann man in der Gegend hervorragend machen. Und es ist einfach wunderschön. In der Mongolei gibt es keine Wander-Wege. Man läuft da hin, wo man hin möchte. Wie man möchte.
Ich wanderte etliche Male. Einen Berg im Norden konnte ich irgendwann nicht mehr weiter hinauf. Es hatte viel geregnet. Und das Wasser lief überall den Berg hinunter.
Zweimal war ich am Khorgo. Dem Vulkan. Er ist gar nicht so groß, wie ich mir einen Vulkan vorgestellt hätte. Aber doch beeindruckend. Wann er zuletzt ausgebrochen ist, weiß man nicht. Heute ist er jedenfalls nicht mehr aktiv.
Der Weg zum Ger-Camp führt über die Flüsse, die das Tal durchqueren. Wenn man Glück hat, kommt man auch ohne Auto mit trockenen Füßen zum Vulkan. 😉
Einmal führte mich mein Weg direkt nach oben. Es ist schon sehr beeindruckend in den Krater des Vulkans hineinzuschauen. Der Durchmesser beträgt gut 200 Meter. Und er ist etwa 100 Meter tief. An der nördlichen Innenseite wachsen Lärchen. Es ist ein schöner Ort um eine Pause zu machen.
Beim zweiten Mal bin ich um den Vulkan herum gelaufen. Gar nicht so einfach auf dem steinigen Untergrund. Aber man konnte sehr gut die Lavaströme um den Vulkan herum sehen. Und ich fand einige Höhlen auf der westlichen Seite des Vulkans.
An einem anderen Tag ging es morgens in die Berge um Frühlingszwiebeln und Rhabarber zu ernten. Diese wachsen hier wild. Müssen aber mit einiger Anstrengung geerntet werden. 🙂 Die Bergkette im Norden geht steil nach oben. So steigt man schnell einige Höhenmeter hinauf. Aber das lohnt sich. Die Aussicht. Der Weg. Die Wiesen. Die Bäume. Es ist wunderschön.
Nachmittags. Ich hatte nochmal Zeit. Also nochmal wandern. Ich wollte einmal den Terkhiin Tsagaan Nuur (Weißer See) von einem Berg aus sehen. Und dabei auch einen Blick auf den Vulkan von oben haben. Ich lief los. Schon auf einem kleineren Berg sah ich ihn. Den See. Es sah gut aus, auf der anderen Seite der Berge. Aber mit meiner Wanderung war ich noch nicht fertig. Ich wollte höher. Bis zum höchsten Felsen. Ich habe es fast geschafft. War dann am Ende doch sehr anstrengend. Ich machte mich an den Abstieg in einem steilen Hang. Durch die Blumen-Wiesen. Unten erstreckte sich ein Stein-Feld. Es wurde flacher. Und kurz danach war ich wieder am Ger-Camp. Es war ein schöner Tag.
Am nächsten Tag hatten wir etwas frei. Und damit die Gelegenheit an den Terkhiin Tsagaan Nuur zu fahren. Ich setzte mich auf die Ladefläche des Transporters. Auf dem Weg schlug mir der Wind um die Ohren. Es war angenehm. Jedoch wirbelt das Auto auf den sandigen Land-Straßen viel Staub auf. Das war nicht so cool. 😉 Wir kamen am See an. Heute war es kühl. Schwimmen würde wohl er nicht gehen. Aber falsch gedacht. Alle waren im Wasser. Es war ziemlich kühl. Aber es war ziemlich schön mal wieder zu schwimmen. Danach gab es warmen Tee. Und ein Sandwich. Es wurde an alles gedacht! 🙂
Und schneller als ich schauen konnte, waren meine zwei Wochen im Khorgo Camp vorbei. Ich hatte eine wunderschöne Zeit.
Danke, Khorgo Camp!
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