Es riecht nach Frühling

Der anbrechende Frühling wirkt sich enorm auf meinen Gemütszustand aus: Es fällt mir leichter das warme Bett zu verlassen, wenn es draußen schon hell ist und Vogelgezwitscher wahrzunehmen ist. Außerdem laden die längeren Tage zu mehr Zeit im Freien ein und führen auch in verschiedensten Aspekten des Lebens zu einer größeren Motivation.

Neben dem guten Wetter führen auch andere Erlebnisse dazu, dass ich momentan so in mir ruhend und zufrieden bin: Ich bin mir sicher, dass sich das große Glück zu einem bedeutenden Teil aus den kleinen Augenblicken des Alltags zusammensetzt. Mich erfreuen Komplimente für mein Slowakisch und der gute Draht, den ich zu meinen Schülerinnen und Schülern habe. Außerdem genieße ich die Mittagspausen, die ich mit der neuen Schulpsychologin verbringe. Ich habe in ihr eine vegetarische Verbündete gefunden und die alltägliche Routine der geteilten Mittagspause in ihrem Büro bereichert meinen Alltag sehr.

Nichtsdestotrotz freue ich mich auch über größere Ereignisse: Dazu zählte im Februar die Veranstaltung eines weiteren Schulballs. Gemeinsam mit meinem Besuch aus Bratislava nahm ich an der Feierlichkeit teil. Wir teilten uns mit Eltern, der besagten Schulpsychologin und meiner engen Freundin, der argentinischen Spanischlehrerin, Cecilia einen Tisch. Die besondere Konstellation führte zu einem Sprachenwirrwarr aus Deutsch, Englisch, Slowakisch und Spanisch, das zwar herausfordernd, aber auch wunderbar war.

Frühlingsferien

Mit großer Vorfreude hatte ich die Frühlingsferien erwartet, denn die freien Tage ermöglichten mir eine weitere Reise antreten zu können.

Das erste Ziel meiner Reise war Brünn. Nachdem ich bereits im Oktober einige Tage in der zweitgrößten Stadt Tschechiens verbracht hatte, war ich erfreut zurückzukehren.

Da ich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten schon bei meinem ersten Besuch besichtigt hatte, konnte ich während meines erneuten Aufenthalts in Brünn eine langsame Variante des Reisens zelebrieren. Dazu gehörten für mich Second-Hand-Shopping, lesen in Cafés und Buchhandlungen, ein Museums- und ein Schwimmbadbesuch. Außerdem besuchte ich mit den in Brünn arbeitenden Kulturweit-Freiwilligen Miriam und Eva ein tschechisches Konzert.

Nach meiner Zeit in Brünn, reiste ich mit dem Zug nach Prag, wo ich bei meiner Freundin Alissia schlafen konnte. Im Sonnenschein präsentierte sich mir die tschechische Hauptstadt von ihrer schönsten Seite, so dass ich ein Stück meines Herzens in der Moldaumetropole zurücklasse.

An meinem ersten Tag in Prag nahm ich an einer „Free-Walking-Tour“ teil. Ich finde die Möglichkeit an einer solchen Tour teilzunehmen großartig, denn man gewinnt nicht nur einen guten Überblick über eine neue Stadt, sondern bildet sich zugleich auch über die Stadtgeschichte weiter.

Darüber hinaus ist eine „Free-Walking-Tour“ eine Veranstaltung, an der einige Alleinreisende aufeinandertreffen. Nach kurzer Zeit war ich mit einer schottischen Investigativjournalistin und einer Berliner Studentin in angeregte Gespräche verwickelt. Der Tag der Tour fiel auf den 21. Geburtstag der Berlinerin, so dass sie mich im Anschluss an die Tour zu einem geteilten Geburtstagsmittagessen einlud. Welch überraschender Auftakt zu meinem Pragbesuch!

Am Abend besuchten Alissia und ich den coolen Edison-Filmclub, in dem auf Deutsch die Romanverfilmung von Erich Kästners Werk „Fabian“ gezeigt wurde. Der Film, der in den 30er Jahren in Berlin spielt, berührte mich sehr und inspirierte mich gleichzeitig dazu mehr deutsche Klassiker zu lesen.

Obwohl ich die Vorzüge des „Dorflebens“ zu schätzen weiß, gibt es neben Kinobesuchen auch weitere Möglichkeiten, die mir in der beschaulichen Kleinstadt Nová Baňa fehlen. Dazu gehört zum Beispiel der Zugang zu einer großen Bibliothek. In Prag besuchte ich deswegen die Bibliothek des Goethe-Instituts, von der man einen wunderbaren Ausblick auf Moldau und Prager Burg genießen kann. Umgeben von Regalen gefüllt mit deutschsprachiger Literatur fühlte ich mich – nach langen Monaten im Ausland – geborgen.

 

Die strahlende Sonne lockte mich aber bald aus dem Gebäude des Goethe-Instituts, in dem bis 1990 die DDR-Botschaft untergebracht war. Ermuntert durch den blauen Himmel, bestieg ich den Petrin-Hügel und wanderte weiter bis zum Kloster und zur Prager Burg. Außergewöhnliche Ausblicke auf Prag bereicherten meine Erkundung. Zudem besuchte ich den Letná-Park, der wegen seiner Geschichtsträchtigkeit mein Interesse erregte. 1955 wurde hier ein riesiges Denkmal des sowjetischen Diktators Stalin erbaut, und kurz darauf wieder gesprengt. (Weitere Informationen beinhaltet dieser Artikel: Stalin-Monstermonument: Vor 50 Jahren auf Befehl aus Moskau gesprengt | Radio Prague International ).

Um das gute Wetter in vollen Zügen auszunutzen, genossen Alissia und ich noch eine Floßfahrt im Stromovka-Park und bewunderten den Sonnenuntergang und die Aussicht im Riegrovy-Park. Unverschämt glücklich stimmte mich dieser sonnige Märztag und die Prager Parkkultur.

Die Glücksgefühle, die Prag und die gute Freundschaft zu Alissia in mir hervorriefen, ermunterten mich dazu meinen Aufenthalt, um eine Nacht zu verlängern. Ich nutzte die dazugewonnenen Stunden für die Besichtigung des Kommunismus-Museums und für eine ausgelassene Nacht in der tschechischen Hauptstadt.

Erfüllt von der Dichte an Erlebnissen trat ich am kommenden Tag die Heimreise an. Nach einer langen Zugfahrt war es ein seltsames Gefühl wieder nach Nová Baňa zurückzukehren. Die Ruhe der Kleinstadt bildete einen großen Gegensatz zu meiner aufgewühlten Stimmung. Aber muss dieser Gegensatz zwangsläufig schlecht sein? Ich glaube nicht. Denn obwohl mich Großstadtbesuche entzücken, weiß ich auch, dass während diesem Jahr Nová Baňa mein Anker ist, zu dem ich zurückkomme. In Nová Baňa ist nicht nur jede Straßenecke vertraut, sondern hier leben wichtige Bezugspersonen, die mir Halt geben.

Feierlicher Festakt in Bratislava

Nach den aufregenden Frühlingsferien schloss sich am vergangenen Wochenende ein weiteres spannendes Ereignis an: Im Goethe-Institut in Bratislava wurde bei einer feierlichen Zeremonie die Zusammenarbeit mit den Pasch-Schulen in der Region Mittelosteuropa verlängert. Auch die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland, Barbara Wolf, war zu diesem Anlass eingeladen. Für mich war es spannend an dieser Veranstaltung teilzunehmen und einen hautnahen Einblick in die Vorgänge der Auswärtigen Bildungspolitik zu erhalten. Die finanziellen Mittel des Goethe-Instituts ermöglichen Deutschlernenden an meiner Schule zu reisen und an internationalen Projekten teilzunehmen. So verlässt das Erlernen der Fremdsprachen den unterrichtlichen Rahmen. Ich bin der festen Überzeugung, dass interkulturelle Vernetzung uns einen großen Schritt nach vorne bringt. Austausche und neue Begegnungen prägen uns, denn wir bereichern unsere Perspektiven.

Seit sechs Monaten prägt dieser interkulturelle Austausch meinen Alltag. Natürlich entstehen auch Herausforderungen, wie Sprachbarrieren, doch überwiegen die spannenden Gespräche und gemeinsamen Erlebnisse. Stetig stelle ich fest, dass ich während meines Freiwilligendiensts in der Slowakei wachse – und das fühlt sich sehr gut an.

 

 

Zwischen Euphorie und Wehmut

Neuigkeiten aus Nová Baňa 

Besonders wohl fühle ich mich auf der Arbeit, wenn ich das Gefühl habe als „Muttersprachlerin“ einen bereichernden Beitrag leisten zu können. Das ist vor allem in Konversationsstunden der Fall, die mir, und ich glaube auch meinen Schülerinnen und Schülern, große Freude bereiten. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass Gespräche mit einer Muttersprachlerin oder einem Muttersprachler für das Erlernen einer Fremdsprache wertvoll sind.

Neben den Konversationsstunden sorgt auch die Arbeit an Projekten für Abwechslung: Im Januar haben wir mit den Schülerinnen des Deutsch-Seminars an einem binationalen Wettbewerb teilgenommen. Thema des Wettbewerbs war die „Deutsche Einwanderungsgeschichte in slowakischen Bergstädten“. Es war spannend zu erfahren, dass es, aufgrund der deutschen Besiedlung, bereits im 14. Jahrhundert slowakisch-deutsche Beziehungen gab – sogar in Nová Baňa.  Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive finde ich es besonders bemerkenswert, dass auch im heutigen Slowakisch noch Begriffe verwendet werden, die von deutschen Einwandern übernommen wurden. Mein Favorit ist „Trinkgeld“

Ich finde mich zudem besser in der Slowakei zurecht, weil ich mir weiterhin viel Mühe gebe die Sprache zu lernen. Mit freudiger Überraschung habe ich festgestellt, dass es auch Elemente der Slowakischen Sprache gibt, die nicht unwahrscheinlich schwierig sind. Dazu gehört die Bildung der Vergangenheit. Um eine richtige Konversation aufrecht zu erhalten, ist die Zeitform Vergangenheit von wirklich großer Bedeutung. Es fühlt sich beflügelnd an, dass meine kurzen Gespräche über das zurückliegende Wochenende, zwar immer noch stockend, aber wenigstens in der korrekten Zeitform stattfinden.

Ende Januar hat ein wichtiges Ereignis stattgefunden: Der  „Školský ples“ – Schulball. Die bevorstehende Veranstaltung hat in der gesamten Schulgemeinschaft eine freudige Aufregung und Anspannung hervorgebracht. Die großen Vorbereitungen haben sich aber ausgezahlt, denn der Abend kann zurückblickend nur als gelungen betrachtet werden. Nach dem Abend war ich ganz froh gestimmt, denn obwohl ich die slowakischen Popsongs nicht mitsingen konnte, habe ich mich sehr zugehörig gefühlt.

 

Reiseberichte

Wenn ich später an meinen Kulturweit-Freiwilligendienst zurückdenke, werde ich mich jedoch nicht nur an meine Erfahrungen in Nová Baňa erinnern, sondern auch an die geteilten Reiseerlebnisse. Das große Geschenk des Kulturweit-Netzwerks beglückt mich sehr. Es tut so gut gemeinsam neue europäische Städte zu entdecken und sich über den Alltag, neue Erfahrungen, aber auch Sorgen austauschen zu können.

Im Januar hat dieser Austausch in Krakau, Südpolen stattgefunden. Aus einem vielleicht amüsanten Grund war Krakau für mich ein ganz wichtiges Reiseziel: Ich war ganz erpicht darauf in die Stadt an der Weichsel zu reisen seitdem ich vor Jahren eine PULS-Reportage über günstiges Reisen in Krakau gesehen hatte (Low-Budget in Krakau: Die 100-Euro-City-Trip-Challenge | PULS Reportage | Sehen | PULS (br.de). Tatsächlich habe ich die Reportage jedoch nicht nur als Anreiz für die Reise genutzt, sondern habe auch Tipps der Moderatorin in die Tat umgesetzt: Sehr gut hat der polnische Bagel „Obwarzanek“ geschmeckt, Bier mit Sirup muss ich jedoch nicht nochmal trinken.

In Krakau haben wir zu zehnt in einem Hostelzimmer übernachtet. Obwohl die Zeit sehr begrenzt war, habe ich einen guten Eindruck von der Stadt gewonnen. Das lag vor allem an der Freiwilligen Mia, die in Krakau lebt und uns eine ganz exklusive Stadttour gegeben hat. Ein Aufenthalt in Krakau lässt dich nicht unberührt: Es schmerzt oft durch die Straßen Krakaus zu gehen, da die Stadt so eng mit der Geschichte des Holocausts verbunden ist. Besonders deutlich wird das natürlich im ehemaligen Ghetto: Das Denkmal auf dem früheren Appellplatz erregt besondere Aufmerksamkeit. Außerdem habe ich schwer geschluckt, als ich die persönlichen Geschichten auf den Gedenktafeln gelesen habe. Mir bleibt die Hoffnung, dass viele weitere  Menschen sich von den Orten der Erinnerung berühren lassen. Mit Empathie gelingt es uns vielleicht rechtsextreme Strömungen zu verkleinern, um zu vermeiden, dass sich eine Katastrophe im Ausmaß der Shoah jemals wiederholt.

Eine persönliche Empfehlung für Krakau ist das „Mocak-Museum“, das sich auf dem Gelände der ehemaligen Schindler-Fabrik befindet. In dem Museum für Gegenwartskunst werden Werke präsentiert, die sich mit aktuellen Problemen der Gesellschaft, aber auch des Individuums beschäftigen.

Aus Krakau bin ich wehmütig zurückgekehrt. Es schmerzt mir sehr, dass die große Mehrheit der Kulturweit-Freiwilligen in wenigen Wochen ihre Koffer packt, um die Rückreise nach Deutschland anzutreten. Gleichzeitig bin ich aber auch froh, dass meine eigene Abreise noch in entfernter Zukunft liegt. In meinem Herzen hat diese Ecke Europas und vor allem meine Kontakte in Nová Baňa einen ganzen besonderen Platz gewonnen.

Nächster Halt „Zuhause“?

 

Ich wünsche ein frohes neues Jahr! – Prajem vam šťastný nový rok!

Die letzten Wochen waren sehr intensiv und eindrucksreich, so dass ich es als wichtig empfinde meinen Erfahrungen einen kleinen Platz zu widmen.

Vorweihnachtlichen Tage in der Slowakei

Die frostigen Dezember-Tage und mein schöner Adventskalender haben dazu beigetragen, dass ich auch in der Ferne eine weihnachtliche Atmosphäre gespürt habe.

In der Schule hat mir vor allem die Arbeit mit meinen Englisch-Konversationskursen große Freude bereitet. Wir haben Weihnachtstraditionen rund um den Globus untersucht und darüber diskutiert, wie sinnvoll „Vorsätze fürs neue Jahr“ sind.

Im Dezember habe ich großartige Wochenenden verbracht: Im kleinen Nová Baňa durfte ich an gleich zwei Wochenenden Besuch empfangen. Gemeinsam mit meinen guten Freundinnen Eleni und Mieke habe ich es dann auch endlich geschafft die UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Banská Štiavnica zu besuchen. Der Besuch Banská Štiavnicas wurde mir von vielen meiner slowakischen Bekannten ans Herz gelegt. Ich kann bestätigen, dass es bemerkenswert ist, wie viel man in der ehemaligen Bergbaustadt (, die nur 10 000 Einwohner zählt!!!,) entdecken kann.

An meinem Wochenende in Bratislava habe ich viel Zeit im „Art Forum“ verbracht. Das ist eine Buchhandlung mit Café, in der es eine wirklich tolle Auswahl an Büchern gibt. Schade ist nur, dass mein Slowakisch noch nicht reicht, um Literatur auf Slowakisch zu konsumieren. In Bratislava habe ich auch meine slowakisch-iranische Freundin Marjan getroffen, die ich im Oktober im Goethe-Institut kennengelernt habe. Unser guter Kontakt führt mir vor Augen, dass es sich lohnt sich ein Herz zu fassen und neue Menschen anzusprechen. Sei es auch mit der wenig originellen Frage „Lernst du deutsch?“.

 „Driving home for christmas“

An meinen letzten Tagen in Nová Baňa habe ich schöne Augenblicke erlebt: Ich habe mit meiner lieben argentinischen Kollegin ein Café besucht und wurde von meiner Freundin Eva mit köstlichen Plätzchen beschenkt .

Es war ein ungewohntes Gefühl am 21. Dezember in Richtung Deutschland aufzubrechen. Die lange Zugfahrt über Bratislava und Wien war sehr anstrengend, so dass ich erleichtert war, als mein Zug endlich in den Kölner Hauptbahnhof eingefahren ist.

Meine Freundinnen und Freunde und meine Familie wiederzusehen war großartig. Jedoch hat es sich auch surreal angefühlt für einige Tage in „mein altes Leben“ zurück gerissen zu werden. Richtig angekommen bin ich während der kurzen Zeit nicht, denn in meinen Träumen war ich weiterhin in Nová Baňa.

Glückliche Tage in Wien

Kurz vor Silvester bin ich mit meiner Mutter in Richtung Wien aufgebrochen. Nach neun Stunden im ICE war ich sehr froh darüber, dass ich die weite Strecke Köln – Wien in naher Zukunft nicht nochmal zurücklegen muss.

Die Stadt Wien hat mich verzaubert: Es überrascht mich nicht, dass Wien in zahlreichen Studien als lebenswerteste Stadt der Welt bewertet wird. Allein der Wiener Abschiedsgruß „Tschau-Baba“ hat mich immer wieder zum Lächeln gebracht. Darüber hinaus gibt es beeindruckende Architektur, aber auch erstaunlich viele Grünanlagen. Man findet in der österreichischen Hauptstadt Wiener-Kaffeehäuser, aber auch alternative Studentencafés. Fernab der Touristenmengen in der Wiener Altstadt, gibt es viele Nischen, wie zum Beispiel den coolen Yppenplatz im 16. Bezirk, die es sich zu entdecken lohnt.

Zudem begeistert mich an Wien, dass dir der Zugang zu Bewegung so leicht gemacht wird: Der Eintritt in berühmte Jugendstilbäder ist erschwinglich und ein „Wien-Mobil-Rad“ auszuleihen ist nicht nur kostengünstig, sondern auch super unkompliziert.

 

Wieder zurück in der Slowakei

Nun bin ich wieder zurück in meinem neuen „Zuhause“ in Nová Baňa. Die Auszeit hat mir gutgetan, aber ich bin auch erwartungsvoll welche Ereignisse die kommenden acht Monate bereithalten. Ich bin sehr froh darüber von Kulturweit in die Slowakei entsandt worden zu sein: In dem kleinen Land mit großartiger Natur, sympathischen Menschen und charmanter Sprache, gibt es für mich noch viel zu entdecken.

Čaute oder Tschüss-Baba,
Carla

 

 

 

 

November in Mitteleuropa

 

Einige Zeit ist seit meinem letzten Eintrag vergangen, wofür ich mich entschuldigen möchte. Die Dichte an Erlebnissen hat leider dazu geführt, dass ich das Blogschreiben vernachlässigt habe.

Mein Leben in Nová Baňa

Die kleine Stadt Nová Baňa fühlt sich für mich immer mehr nach einem Zuhause an. In meiner gemütlichen Wohnung fühle ich mich wohl und die Kontakte, die ich bereits geknüpft habe, liegen mir sehr am Herzen.

Vor allem der gute Kontakt zu meiner Vermieterin ist für mich von großer Bedeutung: Wenn ich von Reisen nach Hause zurückkehre, erwartet mich immer ein Stück Kuchen und eine selbstgekochte Suppe. In solchen Augenblicken stelle ich fest: „Ich habe einen Platz in Nová Baňa“.

In der Schule bin ich sehr beschäftigt und wachse an meinen Aufgaben. Ich habe mich in der letzten Zeit sehr bemüht fleißig slowakisch zu lernen. Nun gelingt es mir endlich besser mich mit dem Kollegium zu unterhalten. Die Lehrerinnen zeigen viel Geduld mit mir, wenn ich auf Slowakisch versuche zu erklären, was ich zu Mittag esse (mein vegetarisches Mittagessen sorgt immer für Aufsehen) oder was ich am Wochenende unternommen habe.

Auch an den grauen Tagen im November schaffen es Gespräche mit den Schülerinnen und Schülern immer wieder mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Die zwischenmenschlichen Kontakte sind für mich ein großer und bedeutender Teil des Freiwilligendiensts.

Mein Sportkurs ist für mich eine wichtige Möglichkeit des Ausgleichs. Ich empfehle jeder und jedem Freiwilligen sich nach solch einer Aktivität umzuschauen. Es tut gut am Abend nochmal unter Leute zu gehen und ich verbessere mein Slowakisch durch den Kurs auch um wichtiges Vokabular: „nadych a vydych“ (ein- und ausatmen).

Ein besonderes Ereignis im November war für mich der Abiball. Die „Stužková slávnosť“ wird im Unterschied zum deutschen Abiball vor und nicht nach den Prüfungen gefeiert. Bei der Feier werden den Abiturientinnen und Abiturienten grüne Schleifen angesteckt, die Hoffnung für die anstehenden Prüfungen symbolisieren sollen. Wieder mal habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Slowakinnen und Slowaken traditionsbewusster sind als die Deutschen. Zum Beispiel haben zu Beginn der Feier alle Anwesenden ein besonderes Lied gesungen und weitere kleine Rituale waren feste Bestandteile der Stužková.

Reisen in Mitteleuropa

Ich bin so dankbar, dass mir der Freiwilligendienst die Möglichkeit schenkt, weite Teile Mittelosteuropas kennenzulernen.

Das erste Wochenende im November habe ich in der zweitgrößten Stadt Tschechiens verbracht: Brno, oder auf Deutsch Brünn. Trotz des grauen Wetters haben wir viel gesehen und ich kann nur bestätigen, dass Brno seinem guten Ruf gerecht wird. Man spürt, dass in Brno sehr viele Studenten zu Hause sind: Das studentische Flair kommt besonders durch die fabelhafte Cafékultur zum Ausdruck.

In Brno kann ich besonders empfehlen auf dem Krautmarkt („Zelný trh“) frisches Obst und Gemüse zu einem guten Preis einzukaufen. Wen die jüdische Geschichte Brnos interessiert, der sollte auf keinen Fall die Villa Löw Beer verpassen. Auch der jüdische Friedhof ist einen Besuch wert.

Doch nicht nur Tschechien durfte ich im November bereisen, sondern auch Ungarn: Für das Online-Zwischenseminar bin ich mit dem Flixbus nach Budapest gereist. Mit sechs anderen Kulturweit-Freiwilligen hatte ich mir eine Airbnb-Wohnung im Stadtzentrum gemietet. Obwohl die Vormittage mit intensiven Seminarinhalten gefüllt waren, hatten wir am Nachmittag die Möglichkeit die ungarische Hauptstadt zu erkunden.

Am ersten Tag in Budapest haben wir nach Cafébesuch und Second-Hand-Shopping an einer Free Walking Tour teilgenommen. Unser Guide hat uns so viel interessantes über die Geschichte Ungarns berichtet. Ich musste feststellen, dass ich sehr große Wissenslücken in Bezug auf die osteuropäische Geschichte aufweise.

Auf unserem Programm in Budapest stand auch der obligatorische Thermenbesuch. Leider führten jedoch sprachliche Barrieren dazu, dass Cora, eine Freiwillige in Košice, und ich den falschen Eingang nahmen und anstatt in der Therme im Schwimmbad landeten. Ich versuche das Gute an dem Missgeschick zu sehen: Ich habe 2 statt 12 Euro bezahlt, Sport getrieben und einen Ort in Budapest entdeckt, der anderen Touristinnen und Touristen verborgen bleibt.

Mit dieser Anekdote beende ich den Eintrag. Napriek menším ťažkostiam som veľmi ráda, že som na Slovensku. Ahojte.

 

 

 

 

Mein erster Monat in der Slowakei

Kaum zu glauben, dass schon vier Wochen seit dem Aufbruch zu meinem Einsatzort in der Slowakei vergangen sind.

Mein Einsatzort:

Ich leiste meinen Kulturweit-Freiwilligendienst in der idyllischen Kleinstadt „Nová Baňa“, die in der Mittelslowakei liegt. Nová Baňa zählt zwar nur 7000 Einwohner, ist jedoch sehr weitläufig. Von den zahlreichen Hügelspitzen erhält man wunderbare Ausblicke, über die ich immer wieder staune.

Da es sich bei meinem Einsatzort um eine kleine Kleinstadt handelt, treffe ich, sobald ich das Haus verlasse auf bekannte Gesichter: Lehrerinnen am Bahnhof und Schüler beim Lidl-Einkauf.

Das familiäre Ambiente der Stadt ist mir auch bei der Unterkunftssuche zugutegekommen: Meine Wohnung gehört zu dem Haus der ehemaligen Bürgermeisterin und Schulleiterin. Die Wohnung ist sehr gemütlich und ich fühle mich gut aufgehoben.

Meine Einsatzstelle:

Meine Einsatzstelle ist das Gymnázium Františka Švantnera. Das Gymnasium unterscheidet sich stark von meiner deutschen Schule, denn es zählt nur 100 Schülerinnen und Schüler. Trotzdem begeistert meine Einsatzstelle mich durch das große Angebot an Fremdsprachen und Projekten.

Als Freiwillige ist es meine Aufgabe die Deutschlehrkräfte zu unterschützen. Ich bereite folglich kleine Unterrichtseinheiten vor, halte aber auch schon eigene Deutschstunden in den Abiturklassen. Außerdem veranstalte ich einen Englisch-Konversationskurs und gebe einzelnen Schülern und Schülerinnen Nachhilfe.

Noch ist es ungewohnt alleine vor einer Klasse zu stehen, aber ich bemerke, wie es sich von Stunde zu Stunde natürlicher anfühlt.

Praktischerweise kann ich meinen Sprachkurs bei meiner Ansprechperson an der Schule nehmen. Ich bin „usilovná a motivovaná“ (fleißig und motiviert), denn es ist sehr herausfordernd tagtäglich von einer Sprache umgeben zu sein, die ich nicht verstehe.

Meine Freizeit:

Bevor ich nach Nová Baňa gekommen bin, hatte ich Bedenken, ob ich ausreichend Möglichkeiten finde meine Freizeit zu füllen. – Doch meine Befürchtung hat sich nicht bewahrheitet.

Es ist zu einem großen Anteil meiner argentinischen Kollegin Cecilia zu verdanken, dass ich mich nicht langweile: Nach ihrer Empfehlung bin ich einem Sportkurs beigetreten, den ich zwei Mal die Woche besuche. Außerdem habe ich bereits an einem Macramé-Workshop teilgenommen, den Cecilia angeleitet hat.

Ich habe mich auch schon mehrmals mit einer Schülerin getroffen, mit der ich mich sehr gut verstehe. Über diesen besonderen Kontakt bin ich dankbar.

Darüber hinaus lädt mich meine liebe Vermieterin zum Burčiak Trinken ein oder wir sammeln zusammen Pilze. Es tut gut zu wissen, dass ich mich in einsamen Momenten an sie wenden kann.

Meine Wochenenden:

An meinen Wochenenden unternehme ich gerne größere Ausflüge: Ich war schon zwei Mal in Banská Bystrica, wo ich ein tolles Café und Kulturzentrum entdeckt habe.

Besonders aufregend war aber mein Besuch in Bratislava: Mit den anderen Kulturweit-Freiwilligen habe ich die Stadt erkundet und am Tag der Deutschen Einheit waren wir zu einem Empfang der Deutschen Botschaft im Primatialpalais eingeladen.