(M)eine kleine Welt

Meine kleine Welt besteht aus vielen Bäumen. Meine kleine Welt besteht aus vielen Straßen. Meine kleine Welt besteht aus vielen Menschen. Meine kleine Welt besteht aus vielen Hunden. Meine kleine Welt besteht aus lauten Straßenbahnen. Meine kleine Welt besteht aus schönen Bars. Meine kleine Welt besteht aus viel Regen. Meine kleine Welt besteht aus warmen Sommertagen. Meine kleine Welt besteht aus Wanderungen im Gebirge.

Bevor ich hier zu meiner kleinen Welt kam, hatte ich eine andere kleine Welt. Die hatte ich sehr lange und ich bin froh, dort bald zurück zu gehen und eine neue daraus zu machen. Kulturweit gab mir meine neue kleine Welt, was meine jetztige kleine Welt ist. Ich bin sehr dankbar dafür.

Meine kleine Welt besteht aus Reisen in klapprigen Zügen. Meine kleine Welt besteht aus einer Flut von Panik, wenn man nicht weiß wo man hinmuss. Meine kleine Welt besteht aus dem Gewissen, dass alles schon gut gehen wird. Meine kleine Welt besteht aus Angst, Sachen falsch zu machen. Meine kleine Welt besteht aus Erfahrungen die ich immer wieder erleben möchte. Meine kleine Welt besteht aus Tatendrang und Ideen. Meine kleine Welt besteht aus Ausgehen und Genießen.

Manchmal denke ich, dass ein Freiwilligen Dienst das beste ist, was man machen kann. Manchmal denke ich, man macht auch nicht so viel. Aber es geht nicht darum nur zu Arbeiten, es geht darum neue Freunde zu finden, Erfahrungen jeglicher Art zu machen. Menschen aus aller Welt kennenzulernen und sich zu freuen, dass man sie kennenlernt.

In meiner kleinen Welt vergesse ich die Zeit. In meiner kleinen Welt verschwimmen Tagen mit Wochen und Wochen mit Monaten. In meiner kleinen Welt löst die einfache Frage: „Was hast du die letzte Zeit so gemacht?“ eine kleine Krise aus. In meiner kleinen Welt bekommt man so viele Eindrücke, dass man gar nicht weiß, wie man sie verarbeiten soll. In meiner kleinen Welt, lerne ich die Spontanität lieben. In meiner kleinen Welt möchte ich nicht mehr so viel Planen und eher genießen. Und das ist denke ich, sehr schön.

Einmal impfen bitte

Der letzte Blogeintrag ist wieder viel zu lange her. Aber man kommt einfach nicht dazu etwas zu schreiben auch wenn man es wirklich (für mehrere Tage) vornimmt. Heute ist endlich der Tag, wo ich euch erzählen werde ich mich ab Tag 1 darum bemüht habe mich impfen zu lassen und wie ich dann einer der letzten Freiwillige war, der sich impfen konnte.

Ich erkläre kurz das System hinter den Impfungen in Bulgarien. Hier ist es so, Bulgarien hat ca. 6,5 Millionen Einwohner, davon leben ca. 1,2 Millionen in der Hauptstadt Sofia. Das sind meist sehr junge, gut informierte Bulgaren die sich gerne impfen lassen möchten. Im Rest des Landes gibt es vereinzelt Städt mit Universitäten und Studentengemeinschaften die auch ein hohes Impf-Bedürfnis haben aber auch viele ältere Menschen, die sich nicht impfen lassen möchten. Die Impfbereitschaft liegt also landesweit bei gerade einmal 30 Prozent.

Normalerweise ist es nicht ganz einfach sich impfen zu lassen.  Man muss eine längere Aufenthaltsgenehmigung besitzen und die nötigen Informationen haben, um zu wissen wo man sich impfen lassen kann. Die Aufenthaltsgenehmigung ist gar nicht so einfach zu bekommen, zumindest nicht, wenn man jemanden kennt, der jemanden in der Behörde kennt. Ich hatte zumindest einen Kontakt meiner Chefin bekommen, welcher mich in die Behörde begleiten würde und mit mir die kyrillischen Formulare ausfüllen würde. Dieser Kontakt ist ein sehr netter Iraker. Er kann aber leider kein Englisch oder Deutsch sondern nur Arabisch, dementsprechend musste ich meine alten Arabischen Kenntnisse benutzen und bin mit ihm innerhalb 3 Wochen vier mal auf das Amt gegangen um auf Arabisch meinen bulgarischen Aufenthalt zu bekommen.

Mit dieser Aufenthaltsgenehmigung war ich meiner Impfung schon einen Schritt näher. Nachdem ich mich dann informiert hatte und ich auf dem Weg war mir einen Termin zu machen wurden die „Grünen Korridore“, bzw. das Impfterminkonzept im Internet wieder geschlossen, weil es keinen Impfstoff mehr gab. Nach ein bis zwei Wochen war wieder Impfstoff da und ich dachte mir, da alle Impftermine in der Haupstadt ausgebucht waren reserviere ich mir einen Termin in Shumen.

Shumen ist eine wunderschöne grüne Stadt auf einer Ebene und ca. 1 h 40 Min von Varna entfernt. Ich hatte die Stadt gewählt, weil ich zu dem Zeitpunkt sowieso in Varna Urlaub machte. Am Morgen fuhr ich hin und stellte zu meinem Erstaunen fest, dass meine reservierte Impfdosis jemand anderen verabreicht wurde, weil Sie meine dt. Telefonnummer nicht erreichen konnten / wollten. Ich hatte trotz dessen einen sehr warmen (31 Grad) und spannenden Tag in Shumen und bin am nächsten Tag voller Vorfreude wieder an das Impfzentrum gekommen, das war jedoch geschlossen. Da orthodoxes Ostern war, waren alle Impfzentren an diesem Tag zu.

Das große Monument von Shumen

 

 

 

 

 

Ich bin schwer enttäuscht wieder nach Varna gefahren habe dort meinen letzten Tag genossen  und war dann auch wieder auf dem Rückweg nach Sofia.

Dort angekommen bin ich am nächsten Tag mit einer Freiwilligen aus Sliven in das erstbeste Krankenhaus gefahren und musste nur ein Formular ausfüllen um geimpft zu werden. Ich habe mich in diesem Zeitpunkt wirklich lächerlich gefühlt, da ich einmal quer durch Bulgarien gefahren bin um mich zu impfen.

Der Blogeintrag lag jetzt lange im „bearbeiten“ Modus und es ist wieder so viel passiert. Ich werde noch ein paar Blogeinträge machen, das habe ich mir fest vorgenommen.

 

Einsame Maschinen zwischen Bett und Schreibtisch

Dieser Blogeintrag wird etwas ungewöhnlich dafür, dass er eigentlich ein Reiseblog ist. Aber ich finde man muss dieses Thema ansprechen, vor allem weil ich mich als früherer Schüler mit betroffen fühle.

Nicht alle sind privilegiert

„Eine andere Formulierung, die ich fast schon arrogant finde ist, doch nach fast einem Jahr digitalen Unterricht sollte jede/r einen Weg gefunden haben, per Video am Unterrichtsgeschehen teilhaben zu können.‘ Damit wird vermittelt, dass jede/r, der/die noch technische Probleme (…) selbst Schuld ist und das ist einfach ignorant. Nur weil wir auf dieser Schule sind heißt das nicht, dass alle gleich privilegiert sind.“ – Schüler:in 1

Es geht um den ständigen Leistungsdruck unter dem viele Schüler in deutschen Schulen in dieser Zeit besonders leiden. Eine Schüler Initiative der Tempelhofer Oberschule in Berlin hat dem Frust, der Panik, dem Leid und der Verunsicherung in einer digitalen Form Luft gemacht. Die Initiatoren hatte den Schüler zwei simple Fragen gestellt. „Wie geht es mir?“ & „Was können Schule, die Lehrer:innnen oder auch wir verändern, damit es uns besser geht?“ Das Padlet (eine digitale Pinnwand) war erst gar nicht öffentlich, doch als die Pinnwand so viele Reaktionen bekam und so viel Verzweiflung beschrieben wurde hat die Berliner Zeitung einen Artikel darüber geschrieben, ihr findet ihn am Ende des Eintrags.

Panik, einfach nur Panik

„Am Anfang macht man einmal keine Aufgaben, weil man sie nicht abschicken muss oder sie nicht verständlich sind. Nach spätestens einer Woche wird plötzlich alles total viel. Man traut sich nicht sich zu melden, man kommt nicht mehr hinterher und bekommt Stress da die Lehrer einem Sagen, dass das so nichts wird mit einem guten Zeugnis. Die Arbeitsmaterialien und Hausaufgaben total durcheinander. Jetzt kommen Arbeiten über den Stoff vom Homeschooling. Panik, einfach nur Panik!“ – Schüler:in 2

Ich habe mein Abitur im Jahr 2019/2020 gemacht und hoffte, dass mein Abitur an die aktuelle Situation angeglichen wird. Es liefen Petitionen und wir schrieben unsere Abiturprüfungen und Klausuren ohne Maske in einem sehr gut belüfteten Raum mit wenig Mitschülern. Trotz der Schwierigkeiten hatten wir eine ausgezeichnete Vorbereitung auf das Abitur und ich bin stolz es geschafft zu haben.

4-5 Kaffees am Tag

„4-5 Kaffees am Tag und abends nicht schlafen können durch Panik, Angst und Herzrasen. Angst haben sich zu „melden“, Angst haben drangenommen zu werden. Unglücklich werden. Keine Zeit mehr haben um über dich selber nachzudenken, glücklich zu sein. Wir müssen funktionieren wie Maschinen. (…) Sind wir eine ganze Generation, die unvorbereitet und ohne Schutz auf eine Schlucht zu laufen.“ – Schüler:in 3

Als ich mich dann dafür entschieden habe ins Ausland zu gehen, dachte ich das wird nicht leicht, neues Leben in einem anderen Land, neue Menschen kennenlernen, neue Freundschaften schaffen, neue Sprachen lernen. Aber ich konnte mir nicht ausmalen, was es für meinen Nachfolger Jahrgang bedeuten muss inmitten einer Pandemie ihr Abi zu schreiben oder sich darauf vorzubereiten, ohne Präsenzunterricht, ohne gute Vorbereitung, sondern mit Videokonferenzen, 5 Tage die Woche und dann noch Hausaufgaben zu machen.

Wozu etwas Ordentliches anziehen?

„Ich habe keine Motivation mehr, mich richtig fertig zu machen und etwas ordentliches anzuziehen. Ich werde sowieso keine Zeit haben, rauszugehen und jemand anderen als meine Eltern zu sehen. (…) Jeder Lehrer meint, frische Luft sei wichtig für unsere Gesundheit aber was sollen wir denn machen ?? Manchmal kommt es mir in den Sinn, das Abi hinzuschmeißen weil ich es aufgrund meiner momentanen Noten eh nicht schaffe.“ – Schüler:in 4

Klar zum Abitur hat man viel zutun und ist gestresst das war ich auch, aber ich hatte zumindest die Möglichkeit am Wochenende feiern zu gehen, ich konnte Freizeit haben, habe Freunde am See getroffen. Das ist für die jetzige Generation einfach nicht möglich. Sie sitzen 24/7 vor dem PC und „lernen“ für ihre Zukunft. Sie können nicht was anderes machen und den einzigen sozialen Kontakt den sie haben unter der Woche ist das kleine Kamera Fenster mit ihren Freunden, die sie seit mindestens 2 Monaten nicht mehr in Person gesehen haben. Jetzt habe ich aufgrund des Artikels nur die Situation der Schüler beschreiben können, ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Lehrer genauso gut am Ende sind und nicht mehr den „Distanzunterricht“ bewerkstelligen können. Vor allem wenn man dazu nimmt, dass viele Kulturweit-Freiwillige gerade versuchen als Lehrer in diesen Zeiten zu unterrichten.

Steht wieder auf und kämpft!

„Das ist für viele Jugendliche wahrscheinlich eine der schwersten Zeiten in ihrem Leben und trotzdem bitte ich euch bleibt stark! (…) Jeder darf mal weinen! Jeder darf mal verzweifelt auf dem Bett liegen. Aber steht wieder auf und kämpft.“ – Schüler:in 5

Auch wenn dieser Blog sehr in einer Nische ist und wahrscheinlich nicht wirklich unter die Augen von irgendwelchen offiziellen Personen oder Behörden kommt würde ich mich freuen, wenn die Politik in Deutschland, in Europa oder wo auch immer, Schüler:innen und Lehrer:innen mit in ihre Berechnungen aufnehmen und zeigen, dass es nicht selbstverständlich ist, was sie dort leisten.

Wenn ihr mehr erfahren wollt, hier der Artikel der Berliner Zeitung: https://www.berliner-zeitung.de/lernen-arbeiten/verzweifelte-oberschueler-wie-einsame-maschinen-pendeln-vom-bett-zum-schreibtisch-li.143531

100 Tage Bulgarien & 66 Stunden Rumänien

Es ist schon eine gewisse Zeit her, dass ich den letzten Blogeintrag geschrieben habe.

Es ist viel passiert, wir haben alle zusammen Weihnachten gefeiert und kurz darauf Silvester in einer viel zu kleinen Wohnung für 10 Leute in Bansko.

Bansko von oben.

Bansko ist DER Skifahrtsort in Bulgarien, es gibt schlechte Fußgängerwege, weil dort niemand läuft sondern mit seinem 50.000 Euro teueren SUV durch die Gegend kurvt. Vom Busbahnhof zu unserer Wohnung in einem Aparthotel, mit SPA dauerte es gut 30 Minuten. Auf dem Weg dahin reihten sich Hotels an Hotels, sogar ein Kempinski mit schönen Ausblick war zu erkennen. Nachdem wir eingecheckt sind und die Wohnung in Augenschein genommen haben, hatten wir direkt den Plan wieder abzureisen weil die Wohnung spärlich eingerichtet war und wirklich sehr klein war. Nach einer Runde im SPA hatten wir unsere Meinung geändert und wollten das beste daraus machen. Das hat auch gut funktioniert, wir waren am nächsten morgen auf dem Wichren Berg, einer der höchsten Berge im Nationalpark Pirin. Wir sind mit der Gondel hoch und standen dann in einem Skikessel ohne Skier. Weiter höher ging es nur mit Skiern.

Manchmal vergisst man die Pandemie in Bulgarien..
Manchmal vergisst man die Pandemie in Bulgarien..

Im Wald haben wir nach einer Tortur durch den Tiefschnee ein paar verlassene Bungalows entdeckt und sind auf eine abenteuerliche Erkundungtour gegangen.

Zurück im Aparthotel gab es zu Silvester eine dicke Feier in der 30 Quadratmeter Wohnung. Und schönes Feuerwerk. Am Neujahrstag ging es dann auch wieder zurück und unser Sprachkurs hat am Montag begonnen. Nach einer Intensiv Woche haben wir jetzt jede Woche zwei Einheiten. Es läuft, aber bulgarisch ohne russische Vorkenntnisse ist gar nicht so einfach.

Am Mittwoch wurden wir (Josi, Pius & Ich) nach einem Zoom Meeting zur deutschen Botschaft eingeladen und haben uns dort über die Karrierechancen informiert und konnten beim Bau der neuen Botschaft zusehen. Die Botschaft hat noch Look der DDR, ich habe da leider keine Fotos machen können, weil wir unsere Handys ausmachen und in einen Schrank legen mussten.

Besuch bei der dt. Botschaft, Hr. Kleeve zeigte uns die Botschaft.

Am Wochenende war eigentlich ein Trip mit einem Mietwagen zum Rila Kloster geplant. Das Auto haben wir auch bekommen und sind dann mit guter Musik über die Straßen Bulgariens gebrettert. Leider wurden wir kurz vor unserem Ziel von einem Polizisten aufgehalten, der uns verständlich machte, dass die Zufahrtsstraße für die nächsten 2 Wochen gesperrt war. Er versuchte uns eine Lawine zu verdeutlichen.

Nachdem der Ausflug nach Rila scheiterte ging es nach Stob.

Als die nächste Woche begann war auch schon mein Geburtstag und ich hatte nach einer halben Ewigkeit mal wieder Sushi gegessen. Der Geburtstag war sehr schön und ich habe viele praktische Geschenke bekommen. Die restliche Woche verging wie im Flug und dann saß ich auch schon im Bus nach Russe.

Ab da begann ein kleines Spontan-Abenteuer. Ich wollte mich mit einer Mitfreiwilligen zum Zwischen-Seminar in der Stadt an der Donau und Rumänischen Grenze treffen, jedoch wurden meine Pläne durch eine Behörde durchkreuzt. Sophia musste einen Schrieb abholen und konnte somit nicht wie geplant am Samstag nach Russe. Um trotzdem mit ihr Zeit zu verbringen habe ich mich kurzerhand mit dem Bus auf den Weg nach Bukarest gemacht und bin dann mit dem Zug weiter nach Brasov gefahren. Die Hauptstadt von Rumänien ist sehr groß und prunktvoll hat sehr viele große Plätze und das Parlament in der Mitte ist sehr schwer zu übersehen.

Das „Zentrum“ von Bukarest wo der Busfahrer mich abgesetzt hat.
Die Züge in Rumänien sind sehr schön, aber ähnlich langsam wie in Bulgarien.

Die Züge sehen im vergleich zu Deutschland, alt, aber sehr cool aus und es ist sehr angenehm mit ihnen durch die Gegend zu reisen. In Brasov angekommen habe ich den Sonntag mit einer Wanderung auf die Zinne genossen und am Montag bin ich ins Zwischenseminar gestartet.

Blick von der Zinne, in Brasov (Kronenstadt).

Um das Zwischenseminar nicht zu verpassen haben wir unsere Rückreise nach Russe in die Nacht verlegt, so sind wir am Abend nach Bukarest und am frühen Morgen um 04.30 mit dem Bus wieder nach Bulgarien. Es war eine sehr schnelle Fahrt und die Grenze war sehr schnell passiert, da der Grenzbeamte  mit frischen Brötchen und Kaffee „bestochen“ wurde.

Unser „Bus“ nach Russe.

In Russe fing es dann auch an richtig zu schneien und wir konnten sogar einen Schneemann bauen. Die Donau war nicht weit weg und in den Pausen des Zwischenseminars hatten wir immer einen schönen Spaziergang zur Donau. An einem Tag konnten wir sogar den Sonnenuntergang genießen.

Donau, mit Block auf Rumänien.
Donau, mit Block auf Rumänien.

Zurück nach Sofia hat man wieder gemerkt wie schlecht der Straßenbelag in Bulgarien ist und wie wenig Bulgaren sich darum kümmern eine Maske auf engstem Raum zu tragen. In der Hauptstadt geht es weiter mit der Arbeit und es wird auch langsam wieder wärmer, zum Wochenende erwarten wir 14 Grad.

Bis bald.

 

 

Schnee wie Puderzucker

Ich wache auf. In meinem Zimmer ist es warm wie in einer Sauna, aber ich mag es. Mein erster Griff geht an mein Handy und fast schon automatisch wird die DLF-Audiothek geöffnet.

Piep, Pieeep, Pieeeeep, 8.30 die Nachrichten… 

 

Dann sehe ich es, die Balkone meines Nachbarhauses sind weiß! Als ich aus dem Fenster gucke freue ich mich immer mehr. Es liegt endlich Schnee! Und gar nicht mal so wenig! Ich mache direkt ein Foto und freue mich weiter wie ein kleines Kind. Im Hintergrund läuft weiter mein Morgenprogramm.

Zuerst die Meldungen im einzelnen, Attentat auf Iranischen Atomphysik-Wissenschaftler, Iran schwört auf Rache, Bund plant nationale Gesundheitsreserve…

Während leise die Nachrichten in meinem Kopf ankommen begebe ich mich in Richtung Bad, um mich fertig zu machen. Als ich am Frühstückstisch sitze läuft ein Gespräch mit einem Nahost-Experten der dem Radiomoderatoren die Folgen des Mordes erklärt. Ich verspeise mein Müsli und mache mich auf den Weg ins Goethe Institut. Auf dem Weg mache ich mir den BBC Global News Podcast an.

Hello, this is the global news podcast from the BBC world service, reports and analysis from across the world latest news 7 days a week…

Kleine Schneeflocken spüre ich auf der Nase, es müssen noch -5 Grad sein. Die Busanzeige verrät mir, es sind -7. Ich bin froh so gut von meinen Eltern ausgerüstet worden zu sein. Der Schnee ist eigentlich perfekt für eine Schneeball schlacht nicht zu frisch aber auch nicht zu nass. Leider habe ich dafür keine Zeit. Im Park fahren manche Kinder mit ihren Eltern von kleinen Hügeln Schlitten.

We begin in Iran where a state funeral has taken place. The Nation has honored the prominent nuclear scientist…

Ich bin voll in meinen Gedanken da nimmt mich fast ein Schneeräum-Truck mit. Das letzte Mal als ich so viel Schnee gesehen habe war zwar letzten Winter, aber das war auf 2300 m Höhe zum Skifahren, zählt also nicht. Also das letzte Mal, dass ich so viel Schnee gesehen habe und ich in einer Stadt war, war in Leipzig vor mindestens 7 Jahren. Dementsprechend habe ich mich so sehr über die weiße Überraschung gefreut.

Es ist wirklich kalt gewesen, hat man auf jeden Fall schon am aufsteigenden Atem gemerkt, wenn man durch die Stadt gestreunt ist. Nach der Arbeit im Institut war ich dann noch mit ein paar Freunden auf dem deutschen (!) Weihnachtsmarkt. Es wirklich ein deutscher Weihnachtsmarkt, organisiert von der deutschen Botschaft gibt es so kleine Hütten, wo Punsch, Eierkuchen oder Bratwurst drauf steht. Der Glühwein ist aber leider nur warmer Wein und gar nicht mit richtigem Glühwein vergleichbar.

This was the global news podcast from BBC. Thank you for listening! 

 

Plovdiv – die (bisher) schönste Stadt Bulgariens!

Für das dritte (!) Wochenende in Bulgarien haben wir uns wieder fast alle zusammen in Plovdiv verabredet. Da es Halloween war und wir nicht recht wussten, ob die Bulgaren das beliebte Fest voller „Süßes oder Saures“ feiern haben wir uns in der Stadt Plovdiv verabredet, die etwa ca. 3,5 h mit dem Zug von Sofia entfernt ist. Mit dem Bus ist es kürzer, aber ich wollte mal so richtig die Landschaft genießen und einfach mal ein bisschen Abwechslung vom Bus. Leider fuhr mein Zug erst gegen 6 Uhr abends. Hier geht die Sonne durch den Wintereinbruch und der geringeren Entfernung zum Äquator leider schon früher unter. Hieß also ich habe nur das Rosa der Sonne mitbekommen, in welches Sofia mit jedem Abend getränkt wird. Danach ging es auch schon los, der Zug ähnelt einem alten IC, ich schätze es sind keine deutschen Züge, sondern vielleicht Tschechische oder Polnische. Aber auf jeden Fall ähnlich zu den IC Modellen in

Sieht ein bisschen so wie der IC in Deutschland aus.

Deutschland. Der Zug fährt in der Stadt oder in den Vorgebieten ziemlich langsam, maximal 60 km/h. Sobald er es aus allen Vororten rausgeschafft hat legt er richtig los und kommt auf fast das doppelte. Auf der Fahrt spielte ich Karten mit einer Praktikantin aus dem Goethe Institut und ihrem Freund, die beiden hatten uns die Idee für Plovdiv gebracht. Danke an India und Marcel :).  Nachdem ich dann so gegen 9 Uhr in Plovdiv angekommen bin geht es mit einem 20 Minuten Fußmarsch zum Airbnb, wo ich uns eine Unterkunft gemietet hatte. Die anderen sind schon da und erwarten mich. Als ich dann endlich angekommen bin und ich am Frühstückstisch sitze merke ich schon, dass die anderen schon gut dabei sind. Nach einer Stunde kommen Connor und Tom noch vorbei und so sind wir 7 von 8 Kulturweitfreiwilliger in einer Wohnung in Plovdiv. Damit wir unsere Nachbarn nicht stören verlassen wir gegen 12 Uhr nochmal die Wohnung und schauen uns nach einer Feier Möglichkeit um, durch die steigenden Corona Zahlen sind aber alle Clubs geschlossen und nur eine Bar ist offen. Die Bar ist gut gefüllt und zu unserem erstaunen gibt es einen deutschen „Moderator“ auf der Bühne, er hat wahrscheinlich nur das Mikro bekommen, um seinem Freund zum Geburtstag zu gratulieren. Als der „Moderator“ auf Deutsch zu Jubeln beginnt macht der der DJ neben ihm den Hitler Grüß. Ich bin entsetzt, wir alle gucken ihn erschrocken mit großen Augen an. Die restlichen Gäste scheint es nicht zu kümmern, manche von uns gehen nach vorne und versuchen unter der lauten Musik dem DJ klar zu machen, dass sowas total unangebracht ist, ich schätze es war als Witz gemeint, weil er deutsch redete. Aber das ging eindeutig zu weit, überall hier in Bulgarien findet man auf den Straßen Hakenkreuz Graffities und Beschmierungen. Das ist wirklich nicht toll und komplett unnachvollziehbar. Nach einer halben Stunde verlassen wir die Bar und machen uns auf den Weg nach Hause. Gegen 4 Uhr fallen wir ins Bett.

Am nächsten Morgen klingelt unser Wecker schon um 09.30, wir möchten um 11 Uhr bereits in der Innenstadt sein. Bis wir uns aber alle geduscht haben dauert es und deshalb klingelt der Wecker so früh. Auf dem Weg in die Innenstadt holen wir uns alle noch einen Kaffee. Dann kommen wir auch schon in der Innenstadt an und sehen die Leiterin unserer FreeWalkingTour. FreeWalkingTours sind Stadt Sightseeing Touren von Einheimischen, der Eintritt ist zwar frei, aber man gibt meist ein Spendengeld von 2 – 5 Euro. Die Stadt ist sehr schön, es gibt neben dem Stadtzentrum, wo eine der

Ein Blick in das Hipsterviertel.

ältesten Moscheen steht ein kleines Hipster Viertel mit schönen Graffities. Dann geht es einen kleinen Berg hoch, wo man das geschichtliche Stadtzentrum sehen kann. Plovdiv ist für 400.000 Einwohner relativ groß, vom höchsten Berg der Stadt kann man über die Stadt schauen und staunen. Nachdem die Tour vorbei ist suchen wir uns alle etwas zu essen und holen noch ein paar Nachzügler ab, die erst ein paar Stunden später angekommen sind. Nach dem Essen gehen wir erstmal alle nach Hause, um uns etwas zu entspannen.

Hier sieht man das erste McDonalds Geschäft in Bulgarien und ein Einkaufszentrum, welches in der sozialistischen Zeit erbaut wurde, Bulgarien ist wirklich ein Land der Gegensätze.

Es ist Halloween, aber hier wird das nicht so groß geschrieben, keine Kürbise vor den Türen und bis wir wieder auf den Straßen sind keine Kinder, die bei uns klingeln und lautstark mit „süßes oder saures“ auf bulgarisch Süßigkeiten einfordern, als hätten wir welche gehabt, oder hergegeben. Bevor wir alle wieder draußen sind und wir uns fertig machen probiert unser Nachbar seine 7.1 Soundanlage aus und lässt mit seinem Bass unsere leeren Gläser auf dem Tisch klirren. Als wir es dann endlich auch geschafft haben, dass alle fertig geworden sind haben wir uns wieder auf den Weg in die Innenstadt gemacht und haben sogar noch ein paar offene Bars gefunden. Angekommen gab es leckere Drinks und ein paar Tischkicker Runden. Die Bar ist voll und man bekommt kaum noch einen Platz. Wegen der Corona Auflagen schließt die Bar gegen 23.30, wir ziehen also aus dem Laden gegen 23.00 ab und schaffen es  alle nach Hause zu bringen.

Am nächsten Tag geht es nach Assenowgrad, einer kleinen Stadt, mit dem Zug ca. 30 Minuten von Plovdiv entfernt. Der Zug ist einer dieser deutschen Bahn Regionalzüg

Dieser Ausblick ist von den Ruinen auf die Kapelle und auf die schönen Berge, die neben der Festung sind.

e der etwas älteren Generation, dieser ist gut bemalt mit künstlerischen Meisterwerken. Angekommen in Assenowgrad teilt sich die Gruppe wieder, eine geht noch gut frühstücken (meine Gruppe), die andere macht sich zu Fuß auf den Weg in Richtung Berg, wo uns eine Festungsruine erwarten soll. Ungefähr zeitgleich kommen wir auf dem Berg an und genießen alle zusammen die schöne Landschaft und den Ausblick. Das einzig erhaltene Gebäude der Festung ist die Kapelle, wo noch Originale

Die Kapelle in Assenowgrad, noch sehr erhalten.

Wandmalereien zu finden sind, das interessante dabei, es gibt nicht so wie in Deutschland keine Glasscheibe davor oder so. Es ist einfach so ausgestellt, ohne dass die Leute Angst haben, dass es kaputt gehen könnte. Es zeugt eine allgemeine Akzeptanz darüber, dass Gotteshäuser nicht verschandelt werden, ich find das gut. Nachdem wir wieder unten in der Stadt sind, gibt es noch etwas zu trinken und was kleines zu essen und dann geht auch schon mein, Marcel und India’s Bus zurück nach Sofia. Bevor wir in den Bus einsteigen können müssen wir noch in das Ticket Büro, ich habe zwar die Tickets Online gekauft, aber sie müssen trotzdem noch einmal ausgedruckt werden, wenn man dann in den Bus einsteigt behält der Busfahrer einfach das Ticket, komisch aber sonst wäre ich nicht nach Hause gekommen. Als ich dann nach 2,5 Stunden wieder am Busbahnhof in Sofia angekommen bin, gönne ich mir mal ein Taxi nach Hause und siehe da, gar nicht so teuer, gerade mal 4 Leva für meinen Heimweg. Danach geht es noch schnell einkaufen, ein weiterer Vorteil der Großstadt, die Läden haben jeden Tag in der Woche offen.

 

 

 

Eine kleine Weltreise nach Gabrovo

Von Sprüchen wie „Pack ma’s bevor es uns packt!“ (Josi, 24.10.20) bis zu Stau auf der Rückfahrt, hier erfahrt ihr alles von unserer kleinen Weltreise in die bulgarische Mitte, namens Gabrovo.

Am Freitag Nachmittag ging es schon los, ich sagte bei meinen Kollegen im Goethe-Institut bescheid, dass ich etwas früher schluss machen muss, damit ich den Bus nach Gabrovo bekomme. Die Reaktion war gemischt, zwei haben sich gefreut, dass ich mir ein neues Bild von Bulgarien mache, die anderen zwei meinten zu mir, dass die Gabrovos (ich habe keine Ahnung wie die Einwohner aus Gabrovo heißen) sehr speziellen Humor haben, aber darauf komme ich noch später zurück. Wir haben uns also um 15:30 am Busbahnhof in Sofia getroffen und ich habe mich entschlossen bei dem schönen Wetter einfach hinzulaufen, vom Goethe-Institut sind das so ca. 25 min Fußweg. Sobald man aus der Innenstadt  rauskommt und auf den großen Straßen am Fußweg läuft sieht man immer mehr Sinti & Roma, die hier Gypsies genannt werden und immernoch öffentlich von der Gesellschaft diskriminiert werden. Sie tragen schmutzige Kleidung, sitzen auf einem Hausvorsprung und machen schöne Musik, ich pausiere meine Musik und höre ihnen gespannt zu, am Ende werfe ich ihnen 2 Leva (ca. 1 Euro) in ihren Hut und mache mich auf dem Weg zum Bus. Am Busbahnhof angekommen warten schon Josi und Karla auf mich. Nele kommt in wenigen Minuten auch dazu. Wir warten in der warmen Sonne (wohlbemerkt Mitten im Oktober und wir hatten 24 °C) auf den Bus. An unserem Busgleis Nummer 32 kommt ein blauer Bus zum stehen, ein Busfahrer mit der Maske bis zur Nase steigt aus dem Bus und öffnet die Kofferraumklappe, wir können einsteigen. Ich halte noch mein wie ein Kassenbon aussehendes Ticket dem Busfahrer unter die Nase aber der winkt ab und macht mir verständlich einfach einzusteigen. Sonst wird das Ticket auch nicht kontrolliert, es kommt nur eine Frau kurz in den Bus um nachzuzählen, wieviele Leute im Bus sind.

Sobald sich der Bus in Bewegung setzt, ergattern sich manche Fahrgäste leere Sitzreihen und die Sitzsituation wird etwas entspannter. Wir brauchen ungefähr eine halbe Stunde bis wir alle Vororte Sofia’s abgefahren haben und uns auf eine Autobahn begeben. Da Sofia in einem Tal liegt und unser Ziel ca. 150 Kilometer östlich und etwas höher liegt erwarten uns direkt die Berge mit wunderschönen herbstlichen Wäldern. Im Bus dann wird ein bisschen gequatscht, bis wir beide (Nele und Ich) auf den Konsens kommen, dass wir beide von der Woche sehr geschafft sind. Ich wähle mich in das Bus-Wlan ein und genieße Musik aus meinen Kopfhörern, dabei genieße ich draußen die Landschaft. Es gibt noch sehr viele Grüne Bäume aber manche verfärben sich auch schon gelb. Nach einiger Zeit fahren wir durch zwei Tunnel, wovon noch einer gebaut wird und wir wegen der Ampelschaltung kurzzeitig im Stau stehen. Dann fahren wir von der Autobahn ab und begeben uns auf eine Art Landstraße, diese hat deutlich mehr Schlaglöcher und der (deutsche) Bus quietscht und rüttelt immer mehr. Nicht, dass ich Angst hatte, dass er auseinander fallen würde, aber ich hab mich schon gewundert, was denn passieren würde, wenn man mit einem Reisebus mitten in Bulgarien liegen bleibt. Bevor ich mich versah waren wir auch schon bei unserem ersten Stop. In einer kleinen Stadt namens Sevlievo, dort sah man tolle alte Plattenbauten, mit verblätterter Fassade, die in den Landesfarben gestrichen. Der Busbahnhof ist klein und unser Stopp beträgt auch nur 5 Minuten, dann geht es weiter auf die letzten 30 Kilometer Richtung Gabrovo.

3 Priesen wiegen so viel wie ein Ostfriese – Tom, 23.10.20

Angekommen in Gabrovo sehen wir uns Freiwillige (bis auf Pius) zum ersten Mal. Es ist komisch, weil irgendwie kennen wir uns schon, aber irgendwie auch nicht. Wir haben uns alle schon 10 Tage am Stück über Zoom gesehen und viel miteinander gequatscht. Aber uns so in Person zu sehen und zu staunen wie groß oder auch klein manche sind. Als wir dann alle beisammen haben (Paula kam 10 Minuten später als wir an) machten wir uns auf den Weg zur Wohnung von Tom und Connor, die in Gabrovo leben und ihr FÖJ an dem lokalen Nationalpark machen. Auf dem Weg kommen wir an einem Supermarkt vorbei, wo wir uns mit Bier und Wein eindecken, gerade als wir los wollen kommt ein Security Mann aus dem Laden und fragt uns wo wir denn wohnen. Wir sind ganz perplex und geben die Adresse von Tom und Connor durch, er meint okay, dann könnt ihr ja die Flaschen später wieder herbringen. Es gibt also doch ein Pfandsystem, aber ich blicke es noch nicht ganz richtig. Bei Tom und Connor angekommen gab es ersteinmal Nudeln mit Pesto, da Pius noch nicht da war passte auch alles mit den Tellern und Löffeln. Danach gab es noch ein paar Bier und am Ende (um genau zu sein gegen 11 Uhr Nachts) noch Eierkuchen.

Am nächsten Morgen klebte ein Zettel in deutscher Schrift an der Tür, mit dem Hinweis, dass wir wohl zu laut waren und dies nur ein Hinweis war, weil sie wohl bei dem nächsten Mal die Polizei rufen werden. Kurz nachdem wir dann auch aufgestanden waren, stand schon die Ansprechperson von Tom und Connor vor unserer Tür, er war gekommen um uns abzuholen und mit uns in das Dorf Etara zu fahren, wo es ein Open-Air ethnographisches Museum über Bulgarien gab. Bevor wir den Bus genommen haben, zeigte er uns ein wenig die Stadt und erklärte uns die Geschichte. Nach einer halben Stunde sitzen wir im Bus nach Etara, es geht durch die Vororte Gabrovo’s.

 

Ich frage Sergej nach der seiner Meinung wie er zur EU steht und was er von den Protesten hält. Er erzählt mir, dass er die Proteste sehr wichtig findet, weil Bulgarien sich bereits seit 11 Jahre in einer Übergangsphase befindet. Der jetzige Premier wurde eigentlich schon seit sehr langer Zeit abgewählt, kann sich aber immernoch irgendwie an der Macht halten. Er erzählt mir von dubiosen Versicherungsfirmen mit denen der Premier seine Millionen macht. Er schüchtert wohl seine eigenen Mitbürger ein und versucht ihnen dann eine überteuerte Versicherung anzudrehen. Dabei kennt er wohl keine Grenzen. Sergej findet es zwar gut, dass Bulgarien der EU beigetreten ist, aber er findet es sollte auch etwas passieren, das System sei wohl noch korrupter geworden, als es vor dem EU-Beitritt war. Und es ändere sich nichts, weil Bulgarien ein wichtiger Geopolitischer Partner und die Konservative EVP-Partei im Europäischen Parlament unterstütze. Der Premier sei sogar im Gefängnis gewesen, in Tschechien, verurteilt wegen Prostitution und Drogenhandel. Sergej meint zu mir, viele hier mögen die EU, aber sie wollen dass sich was ändert und sie merken, dass sich nichts ändert, deshalb gehen sie seit mehr als 100 Tagen auf die Straße und fordern seinen Rücktritt und vorgezogene Neuwahlen. Ich habe ihn noch gefragt, was er denkt wenn jetzt Wahlen sind, er meinte zu mir er hofft, dass es freie Wahlen sind und es einen Machtwechsel gibt.

Die bulgarische Waschmaschine.

Mit den letzten Worten unseres Gespräches waren wir auch schon in Etara. Und liefen in Richtung des Museums. Am Museum angekommen zeigt er uns verschiedene Häuser mit großen Wasserrädern an der Seite, die Bulgarien benutzten oder benutzen heute noch die Kraft von Bergflüssen um ihre Maschinen anzutreiben, abgesehen von Wassermühlen benutzen sie die Wasserräder fürs Waschen und Schnitzen von Gegenständen. Das  Museum hatte zwar Ticket-Büros aber alle waren geschlossen, als wir an diesen vorbeikamen. Nachdem wir eine Runde durch das Museum gemacht haben dürften wir ein malziges Getränk namens Bouza ausprobieren. Es schmeckt so wie Kraftmalz hat aber noch einen sauren Nachgeschmack, nicht wirklich lecker aber hier wirklich das Lieblingsgetränk. Danach gab es  Mittag essen, da kam dann auch Pius dazu, der den Bus aus Haskovo am frühen morgen genommen hat.

Sergej hat uns zum Mittag dann verlassen, er hatte nach andere Pläne, wir haben uns alle bedankt. Zum Mittag gab es ein Knoblauch Brot und gerollte Weinblätter mit Reis. Nachdem wir alle gestärkt waren ging es los zum Wandern, wir gingen sogar bei einem markierten Weg hinein hatten aber nach wenigen Minuten schon den Weg wieder verloren und gingen dann einfach Quer-Feld-Ein. Nach ca. 40 minuten kamen wir in ein sehr süßes kleines Kloster mit Kirche. Es gab eine wunderschöne Aussicht. Das Quellwasser aus dem Brunnen hat uns bei einer wohl verdienten Pause geholfen und auf dem Rückweg haben wir sogar den richtigen Wanderweg

Unser Mittag-Essen

gefunden. Zurück im Museum fiel uns auf, dass sie gleich schließen wollten, also haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht und an der Bus Haltestelle auf einen Bus gewartet. Aus den Fahrplänen wurden wir nicht so richtig schlau, also haben wir kurz Sergej angerufen und er hat uns gesagt, dass der Bus in 7 Minuten kommen sollte. Als der Bus da war, haben wir Tickets am Busfahrer geholt und waren innerhalb 15 Minuten wieder in der Innenstadt, dann haben wir uns aufgeteilt, ich war beim Busbahnhof um mir Tickets für die Rückfahrt am Sonntag zu besorgen, leider konnte man diese erst am Tag der abfahrt erwerben, aber wir wussten auf jeden Fall wann wir zurück fahren wollten.

Ich mag die Limonade, ich glaube ich habe das gleiche Spüli – Karla 23.10.20 (unsere Limonade sah aus wie Spüli)

Weinblätter, aber nicht ansatzweise so lecker wie bei Teta.

Zurück zuhause gab es dann Eintopf und schon ein oder zwei Bier. Da wir nicht mehr zuhause so laut sein konnten waren wir noch ein bisschen in der Stadt unterwegs. Da es in Gabrovo wohl kaum Clubs gibt und alle aufgrund der aktuellen Umstände geschlossen sind haben wir ein Paar gefragt und wurden an eine Bar namens Allegro, am Rathaus verwiesen. Kurz danach  wurden erstmal mit von der Polizei aufgehalten. Sie konnten kein Englisch und wir kein Bulgarisch uns wurde verstänlich gemacht, dass Alkohol auf der Straße nicht erlaubt ist. Danach sind wir zum Rathaus und haben die Bar gesucht, nach vergeblichen suchen haben wir laute Musik gehört und sind der gefolgt. Aus dem roten Audi dröhnt „Losing It“ von Fisher, wir fragen nach wo die nächste Bar ist und landen 5 min darauf in einer Shisha Bar mit tiefen Sofas. Dort hatten wir ein paar Drinks und tolle Gespräche, dann ging es wieder zurück und wir sind alle ins Bett gefallen.

Mein Honig Glas für 10 Leva.

Am nächsten Morgen nahmen wir uns vor in das Humor-Museum zu gehen, leider hatten wir nix zum frühstück da und hatten uns dementsprechend in der Stadt etwas suchen wollen. Leider gibt es keine Mentalität wie in Sofia, da sind auch alle Läden am Sonntag geöffnet. Wir hatten Glück, der Markt, ein Imker und der Billa hatte noch offen. Also habe ich mich für 10 Leva beim Imker mit Honig eingedeckt und dann sind wir zum Billa etwas essbares ergattern. Nachdem wir was gegessen hatten haben wir schon Pius und Paula zum Bus bringen müssen. Danach waren wir im Museum, es

alle Models am shooten

war nicht wirklich ein Humor Museum, sondern eher ein Kunst-Cartoon-Witze Museum, also eigentlich alles was sie da haben. Es gab sogar ein Spiegel Kabinett. Danach ging es auch schon wieder zu den Jungs und dann zum Busbahnhof, wo wir uns alle verabschiedet haben. Auf dem Rückweg sind wir noch in den Regen und Stau geraten. Regen in der Nähe von Bergen sieht so in interessant aus, weil die Wolken so sehr über den Bergen hängen.

Es war eine schöne Zeit mit allen, aber auch anstrengend. Wieder „zuhause“ in Sofia zu sein ist auch ein komisches Gefühl, aber man gewöhnt sich daran. Immerhin freut man sich, wenn man wieder

Kunst im Museums des Humors

in seine Wohnung kommt.

Die erste halbe Woche in Sofia

Hey ich bin Elias und werde euch in diesem Blog aus Sofia berichten, ich bin als Kulturweit-Freiwilliger im Goethe Institut und versuche mich gerade ein wenig einzufinden. Ich bin 18 Jahre alt und habe gerade das CoronaAbi absolviert. Den Rest über mich könnt ihr in meiner Bio lesen, nun aber ab zum Beitrag für heute:

Nun bin ich hier, seid etwa 5 Tagen hier und habe schon so viel erlebt. In den ersten zwi Tagen war ich schon bei meiner Einsatzstelle im Goethe Institut in Sofia. Ich schätze ich habe es etwas zu ernst und auf die leicht Schulter genommen und hatte daraufhin am Freutag einen emotionalen Zusammenbruch. Es ging einfach nix mehr und nur das Telefonat mit den Eltern hat geholfen. Also falls es euch auch so geht, schaut hier im Kutlurweit-Blog vorbei oder ruft einfach mal zuhause an, eure Eltern freuen sich bestimmt!

Das Wochenende bis jetzt war intensiv, aber auch entspannend, gestern war ich mit zwei weiteren Kulturweit-Freiwilligen und einer Praktikantin vom Goethe Institut (alle kommen aus Deutschland) auf dem Vitosha Berg in der Nähe von Sofia. Dort hatten wir eine kleine Quer-Feld-Ein-Wanderung und danach einen Preisintensiven Besuch bei Ikea. Ich empfehle euch zu Ikea oder einem anderen Möbelgeschäft zu gehen, damit ihr euer Zimmer oder eure Wohnung ein bisschen personalisieren könnt. Ich habe mir (Ikea-treu) Teelichter, Messer, eine Decke, drei kleine Kakteen und ein paar Sachen für das Bad geholt. Es ist echt erstaunlich wie viel so kleine Dinge die Wohnung entfremden können. Ich fühle mich zwar noch  nicht 100 prozentig Wohl aber schonmal besser als vor noch 2 Tagen. Am Abend waren wir dann noch ein bisschen Bar Hopping und hatten einerseits die High-Society RooftopBar abgecheckt (wo wir aber auch nicht all zu lang geblieben sind, vorallem wegen den Preisen), andererseits eine ganz coole Kiez-Bar erwischt und eine sehr versteckte aber wunderschöne Alternative-Bar gefunden. Bei der letzteren gab es definitiv die besten Drinks.

Sonst hat mich die Stadt in ihren herbstlichen-Flair gezogen, die Parks sehen wunderschön aus und der Wind weht die ersten verblühten Blätter von den Bäumen, auch wenn ich den Sommer mehr mag als die kalten Herbst und Wintermonate, hat es doch was durch eine Stadt zu laufen wo es pro Person im Schnitt 11 Bäume gibt.