Es ist heiß. Es regnet. Es kühlt ab. Es erwärmt sich wieder. Woche um Woche.
Bisher verlief das Wetter hier in diesem Zyklus und die Phase “Es regnet.” lag unbeweglich über der letzten Woche. Deutscher Herbst im uruguayischen Frühling. Der Kälteeinbruch hielt sich hartnäckig und das Wetter war ungemütlich, Drinnenbleibe-Wetter, Suppen-ess-Wetter, Tee-und-Kekse-Wetter.
Der Sommer gibt sich aber nicht geschlagen, das Wochenende gab sich wieder heiß, das Thermometer kletterte über die 30°-Marke. Es wird höchste Zeit, das Haus zu verlassen.
Kenza und ich fahren nach Nuevo Berlín, eine kleine Stadt den Río Uruguay hoch, die einst von Deutschen gegründet wurde. Wir nehmen den Bus um 8 Uhr, da es der einzige Bus ist, der die Strecke fährt.
In der Stadt springen uns schnell zwei Hunde an und, waren sie zu Anfang noch recht wild, begleiten uns bald schon friedlich für den Rest des Tages. Normalerweise kann man hier Bootstouren zu den Flussinseln machen, aufgrund des Regens steht das Wasser aber hoch und es werden keine Fahrten angeboten. Die Frau aus der Touristeninformation ist aber so nett und schließt uns das MABRU, das Museo Arqueológico del Bajo Río Uruguay, auf, wo Funde verschiedener archäologischer Grabungen aus der weiteren Region ausgestellt sind, die auf die Guaraní zurückgehen, die hier bis ins 16. Jahrhundert die vorherrschende Bevölkerung stellten. In den zwei Räumen des Museums stehen mittig jeweils Vitrinen, die Töpfe, Perlen und Scherben zeigen, zum Teil kunstvoll gewirkt, zum Teil einfach gehalten. An den Wänden hängen eng beschriebene Plakate, die die Gewohnheiten der Menschen zeigen, was sie aßen, woher sie kamen, welche Hunde sie besaßen.
Wir verlassen das Museum und schauen uns stattdessen den Ort an. Das Leben hier ist ländlich, kleine Einfamilienhäuser mit großen Gärten, zwischen den Häusern blitzen die Wiesen hervor, die an die Siedlung anschließen. Wir verbringen die Zeit vor allem im Grünen, am Ufer des Flusses, wo sich Vögel tummeln (darunter seltsame Enten, die sich wie Hühner verhalten) und Blumen blühen. Einer der Hunde bringt uns immer größer werdende Äste, die wir werfen sollen, damit er ihnen dann hinterherjagen kann.
Der einzige Bus zurück nach Fray Bentos geht um 16:15 Uhr, wir lassen den treueren unserer beiden Begleiter an der Bushaltestelle zurück, den anderen hatten wir schon etwas früher verloren.
In Fray Bentos geht es dann noch mit zwei jungen Leuten an die Rambla, wo wir uns über dies und jenes unterhalten. Einer der beiden hatte am Wochenende Geburtstag, weshalb wir noch von den Resten eines fantastischen Geburtstagskuchen essen konnten. Wir verabschieden uns nicht allzu spät, auch wenn der Himmel schon dunkel ist, und kehren zum Haus (und zu unseren Betten) zurück.