10 Tage Urlaub

Nach zehn Tagen Montevideo beginnt nun der eigentliche Freiwilligendienst, fern der Hauptstadt im Interior. Ein guter Zeitpunkt also, diese ersten Tage ein wenig zusammenzufassen. 

Unseren kleinen Ausflug nach Punta del Este habe ich bereits zur Genüge ausgeführt, aber natürlich haben wir auch Montevideo selbst erkundet. Am Sonntag nahmen wir dazu an einer Stadtführung durch die Altstadt teil, die uns die wichtigsten (Reiter-)Denkmäler und Gebäude zeigte, aber auch auf die Geschichte von Uruguay einging und die liberale Politik des Landes (Ehe für Alle, Recht auf Abtreibung, Cannabis-Legalisierung) thematisierte. 

Auf ebendieser Führung wurde uns auch eine alternative Herkunft des Namens der Stadt präsentiert: Statt des typischen “Ich sehe einen Berg”-Montevideos wird hierbei der Name in Monte-VI-deo aufgeteilt. VI steht jetzt für die römische Zahl und “deo” für “del este a oeste” (von Osten nach Westen), da der Hügel, auf dem sich Montevideo befindet, der sechste von Osten nach Westen gezählt sein soll. (Halte ich diese Erklärung für sehr weit hergeholt? Möglicherweise.)

Der Sonntag endete aber nicht mit dieser Stadtführung, denn als einige von uns sich durch ein Schild und das schlechte Wetter eine bunte Treppe in der sonst menschenleeren Altstadt hinauflocken ließen, entdeckten wir dort eine kleine Fería, einen Markt, auf dem alles von Essen, Traumfängern, Tattoos bis zu Sex-Spielzeug dargeboten wurde. Es gab auch die Möglichkeit, verschiedene Gesellschaftsspiele zu spielen, weshalb wir uns mit der spanisch-sprachigen Version von Taco-Katze-Ziege-Käse-Pizza (Taco-Gato-Cabra-Queso-Pizza) und einem Spiel, in dem es darum geht, die Haustiere der anderen für das Häufchen auf dem Teppich verantwortlich zu machen, den hagelnden Nachmittag vertrieben. 

Am Montag begann dann der Sprachkurs, den wir bei der Academia Uruguay absolvierten. Morgens waren wir Teil des regulären Unterrichts der Sprachschule, während nachmittags semi-private Stunden stattfanden, die nur aus uns Freiwilligen, aufgeteilt nach Niveau-Stufen, bestanden. Am Morgen wurde Grammatik wiederholt und Landeskunde gemacht, was, nachdem ich die Niveaustufe gewechselt hatte, ziemlich spannend war; der beste Teil des Kurses aber waren die Nachmittage. In meiner Gruppe waren wir zu fünft und wir verbrachten die erste Einheit mit Sprechen, dann schrieben wir Reizwürfel-Geschichten und schauten “Tiranos temblad”, eine Youtube-Sendung, die Beiträge zu Uruguay auf lustige Art und Weise wöchentlich sammelt und veröffentlicht. 

Zusammen mit den anderen Freiwilligen hatten wir auch eine Einführung in die Kunst, Mate zu machen (dazu kommt wahrscheinlich irgendwann ein eigener Beitrag) und zum Abschluss führten wir eine kleine Schnitzeljagd durch, deren Preis Alfajores waren, ein uruguayisches Gebäck, das aus zwei Keksen besteht, die mit Dulce de Leche gefüllt und mit Schokolade überzogen sind. 

Zwischen Sprachschule, Einkauf und Kochen für neun Leute war so ein Tag schon ganz gut ausgefüllt, aber gerade am Abend konnten wir dann doch noch die ein oder andere Aktivität hineinquetschen. Wir versuchten uns am Asados, dem für Uruguay (und auch Argentinien) typischen Grillen, was wir im Rahmen unserer Möglichkeiten nicht schlecht machten – es fehlten uns schließlich essenzielle Hilfsmittel wie Grillzangen.

Auch ein Krimi-Dinner veranstalteten wir, sogar kostümiert, zumindest so weit das unsere Koffer hergaben. Es konnte ja niemand mit einem 20er-Motto rechnen! Am Tag des Mordes improvisierten wir aber nicht nur unsere Kostüme, sondern auch Linsen und Spätzle, was ohne die meisten Gewürze, Spätzle-Presse oder auch nur ein Brett als ordentliche Leistung verzeichnet werden darf. 

In der Hauptstadt darf Kultur natürlich nicht fehlen, weshalb wir über die Sprachschule das Ballett “La Viuda Alegre” besuchten, das die Operette “Die lustige Witwe” adaptiert. Die Vorstellung ist fantastisch, nicht nur im Tanz, sondern auch bei Kostüm und Bühnenbild – was mich aber nicht davon abhielt, den Großteil des zweiten Aktes lang gegen meine zufallenden Augen kämpfen zu müssen. 

Es ist seltsam, sich von den anderen zu trennen. Zusammen mit dem Vorbereitungsseminar waren wir fast drei Wochen lang quasi ohne Unterbrechung beinander und jetzt verstreuten wir uns in alle Ecken von Uruguay. Ein jeder Urlaub muss eben einmal enden…

Ich freue mich aber auch schon darauf, den tatsächlichen Freiwilligendienst zu beginnen, zumal die meisten anderen Freiwilligen außerhalb von Uruguay ihre erste Woche schon hinter sich haben. Mal sehen, was mich in Fray Bentos erwartet – dazu mehr im nächsten Beitrag. 

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