Around the world – Mein Jahr in Namibia

(M)ein »kulturweit« Blog

Die ersten Tage in Windhoek

Ein Kulturschockverarbeitungsversuch.

Hallo ihr Lieben,

wie so viele von uns kulturweit-Freiwilligen habe auch ich erst jetzt Internet. Seit unserem Ausreiseseminar ist gefühlt schon einige Zeit vergangen und andere haben an dieser Stelle auch schon fleißig darüber berichtet. Deshalb von mir nur so viel: Ich bin dankbar für diese Zeit, anders hätte ich die tollsten Leute wohl niemals kennengelernt.

IMG-20150910-WA0014

Danke für die tolle Zeit!

Die Tage am Werbellinsee sind schneller vergangen als gedacht. Wenn ich jetzt zum Fenster rausschaue sehe ich nicht mehr Brandenburgische Weite, sondern das hier:

DSC00177

Das ist mein Garten! Laut meines Kollegens tummeln sich hier gelegentlich sogar Schlangen. Aber vielleicht wollte er mich auch nur auf den Arm nehmen. Hoffentlich.

Ich wohne also mittlerweile in einem limettengrünen Häuschen im Zentrum der Stadt. Zur Arbeit laufe ich nur zehn Minuten und in die Stadt (oder besser in die Independenve Avenue) brauche ich auch nicht länger als fünf.

DSC00178  DSC00185

20150917_174413  DSC00191

Auf den zwei Bildern unten erkennt man die Skyline von Windhoek, ok zugegeben… ist vielleicht schwierig wegen Gegenlicht und weil das andere etwas verschwommen ist. Hier lebe ich also, bald auch nicht mehr alleine: Ich gründe eine WG mit Merle und Isabel, die ebenfalls mit kulturweit hier sind und bei der NBC arbeiten.

Windhoek ist… ich glaube mir fehlen gerade noch die Worte um die Stadt zu beschreiben. Meine Kollegen fragen relativ regelmäßig, wie es mir denn eigentlich gefällt und was ich für einen Eindruck habe. Also versuche ich es mal. Es mag banal klingen, aber das Erste was mir hier aufgefallen ist, ist: Es ist trocken hier, wobei es vor drei Tagen noch geregnet hat. Meine Nase musste sich erst an die trockene Luft gewöhnen, manchmal habe ich Nasenbluten deswegen. Die Luft ist so trocken hier, wenn man Wäsche raushängt, dann trocknet sie innerhalb von vielleicht einer Stunde.

Einiges hier ist vertraut, vor allem Namen: Der Präsident heißt mit zweitem Namen Gottfried (laut Wikipedia), über Namen wie Bertha oder Frieda wundert sich hier niemand. Straßennamen, wie Goethestraße, Gartenstraße oder Bahnhofstraße finden sich in Windhoek genauso wie in jeder größeren deutschen Stadt. Bier wird hier nach deutschen Reinheitsgebot gebraut (und schmeckt ziemlich gut) und im Supermarkt kann man Teewurst der Marke „Windhoek Schlachterei“ kaufen. Auch das Nachtleben ist nicht anders als in Deutschland, Bars und Restaurants in Windhoek – zumindest die, die ich bis jetzt kenne – könnten so auch in Aachen existieren (Außer, dass man hier in vielen Restaurants „Wild“ essen kann: Oryx, Zebra, Strauss – zwei davon habe ich selbst schon probiert).

Auf alles Bekannte kommen aber auch mindestens fünf (na vielleicht ist das untertrieben) unbekannte Dinge. Ohne meine Kollegin/Freundin Bertha komme ich mir manchmal vor wie ein Baby: Wie lade ich mein Handy auf? Hosen/Röcke/Kleider müssen auf Höhe des Knies aufhören, echt? Ab welcher Uhrzeit ist es sicherer ein Taxi zu nehmen? Ja, abends fährt man mit dem Taxi, vor allem wenn man alleine unterwegs ist. Die Gefahr überfallen zu werden ist sonst zu groß. Ich dachte, dass ich darauf vorbereitet wäre, nicht mehr die gleiche Freiheit zu haben wie zu Hause – einfach abends allein im Dunkeln eine Straße entlangzugehen – aber es in Realität zu erleben ist dann doch noch mal was anderes. Auch mit der namibischen Tierwelt kann die deutsche nicht mithalten – und damit meine ich derzeit noch die Stadt-Tierwelt – auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt habe ich Affen gesehen, Paviane glaube ich. In der Stadt leben Vögel, deren Nester an Bäumen hängen. Vor drei Tagen saß eine richtige dicke, große Heuschrecke an meinem Türknauf und hinter unserem Wohnzimmervorhang ist ein Gecko verendet. Fancy Deko sag ich nur.

Jetzt habe ich schon so häufig von meinen Kollegen geredet – Zeit für euch sie auch kennenzulernen. Ich arbeite bei der Namibia National Commission of UNESCO. Unserer Büro liegt im Ministry for Higher Education. Je länger ich hier bin, desto verrückter scheint mir das Ganze: Ich arbeite in einem namibischen Ministerium! Als Deutsche… ich wusste gar nicht, dass das möglich ist. In der NatCom sind wir zu fünft, sollten aber eigentlich zu neunt sein, dementsprechend breit gestreut soll auch mein Einsatzfeld sein. Immer mal dem/der zuarbeiten, der/die gerade Entlastung braucht. Aktuell arbeitet mich meine tolle Kollegin Bertha ein, ich werde zum Beispiel auch mal Telefondienst machen müssen. Meine Betreuerin Frieda darf ich zu Meetings begleiten, ich bin super glücklich über diese Chance. Spannenderweise bereitet die NatCom auch gerade die zehnte „session of the Intergovernmental Committee for the Safeguarding of the Intangible Cultural Heritage“: Hier in Windhoek wird also entschieden, welche „kulturellen Ausdrucksformen“, wie Bräuche, Sprachen, Feste oder darstellende Künste in drei Listen (repäsentative Liste, Liste der gefährdeten kulturellen Ausdrucksformen und Register guter Praxisbeispiele; mehr dazu bei Wikipedia: http://bit.ly/1FTrBWe – ich will euch nicht langweilen) der UNESCO neu eingetragen werden. Und ich mittenndrin! Ansonsten betreue ich die Facebookseite der NatCom und soll demnächst einen Newsletter schreiben. Um mal ein bisschen Werbung in eigener Sache zu machen: http://on.fb.me/1LEoe7M

Ich hoffe ihr habt einen kleinen Einblick bekommen, was ich in meiner ersten Woche in Windhoek erlebt habe. Ich verspreche weitere Blogeinträge folgen zu lassen.

 

Kommentare sind geschlossen.

Zur Werkzeugleiste springen