Around the world – Mein Jahr in Namibia

(M)ein »kulturweit« Blog

Always look on the bright side

Von Krisen und ihrer Bewaeltigung

Bevor ihr weiterlest muss ich euch bitten, zuerst das Lied eine Zeile weiter unten zu hoeren. Ganz bis zum Ende.

Ihr habt es gehoert? Ok. Wunderbar. Behaltet es im Hinterkopf!

Die Krise

Ich hatte gestern einen Anfall von Krise. Der Ausloeser war eine Nachricht meines Vaters: Mein Cousin hatte vorgestern Nacht einen schweren Autounfall. Mittlerweile ist er aber nicht mehr auf der Intensiv, sondern wurde auf die normale Station verlegt. (Werd ganz schnell wieder gesund, Niklas!!!).

Und wie es dann manchmal so ist, kommt ploetzlich alles zusammen: Der Schock wegen des Unfalls. Der Frust ueber meinen Arbeitscomputer, der spaetestens um die Mittagszeit so langsam wird, dass man fuer das Schliessen eines Word-Dokuments fuenf Minuten einrechnen muss. Der Aerger ueber die fehlende Kommunikation unter uns Kollegen in der NatCom. Die (Ver-)Wirrungen bei der Wochenendplanung mit Bekannten aus Namibia, die einfach nicht konkret werden. Mein Unverstaendnis, dass mein Chef mir meinen Bueroschluessel wieder abgenommen hat, damit er ihn selber hat – ohne ihn wirklich zu brauchen. Die kaputte Klimanlage in unserem Buero (bei 35 Grad draussen und formaler Kleidungspflicht eigentlich ein Muss). Groessere Verwirrungen, was meine Kreditkarte angeht. Dass ich auf der Arbeit immer noch auf die Rueckmeldung einiger Lehrer warte, die versprochen haben, sich bis gestern zu melden und es natuerlich nicht getan haben – und wieder ich die Bloede bin, die anrufen muss, um Druck zu machen. Und ausserdem: Das Jan nicht hier ist und wir noch nicht genau wissen wann wir uns wieder sehen (ok, allerspaetestens dann Ende August, aber das ist ’ne beschissen lange Zeit).

Und als ich dann gestern nach der Arbeit nach Hause kam, prasselte das alles auf mich ein. Dazu kam noch, dass ich ziemlich muede war, weil wir am Vorabend noch laenger aus waren, ich Hunger hatte und nichts zu essen im Kuehlschrank war  (Die Klassiker der schlechten Laune).

Waehrend ich also auf meinem Bett lag und die Decke anglotzte, wurde mir klar, dass ich nicht nur schlecht gelaunt war, sondern das ich eine Krise hatte.

Die Bewaeltigung

Schritt 1: Das Bett verlassen, zu meinem Kleiderschrank gehen. Annas Krisenpaket herausholen.

(Dazu muesst ihr wissen, dass meine Freundin Anna mir ein kleines Paket mit der Aufschrift „Nur in der allergroessten Krise oeffnen“ – Ich habe kurz gezoegert, weil ich dachte, dass Krisen auch noch groesser werden koennen, aber dann dachte ich: Was solls…)

Schritt 2: Den Inhalt herausnehmen. Entscheiden was ich brauche. Den Rest zuruecklegen  und den Brief wieder zukleben fuer den Fall einer noch groesseren Krise.

(Himbeerbrause ist im Krisenfall eindeutig das Aequivalent zu Schokolade nach Dementor-Angriff im Harry-Potter-Universum und ja, ein Skype-Bier mit dir, Anna, darauf komme ich auch noch zurueck!)

Schritt 3: Meine Mitbewohnerin Merle im Flur treffen und sich von ihr zum Zumba schleppen zu lassen.

(Ohne Worte)

Schritt 4: Zumba

(Shake it shake it shake it, Ladies! Einfach immer gut – Musik, Bewegung, Popo schuetteln, Frust rausschuetteln)

Schritt 5: Einen grossen Teller mit Reibeplaetzchen und selbstgemachten Apfelmus essen und dann mit Jan skypen.

(Armer Jan, er musste sich alles anhoeren. Er hat aber beteuert, dass er das gar nicht so schlimm findet)

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Gut, dass mit der Klimaanlage im Buero ist so eine Sache. Wie vielen Leuten Bertha und ich schon gesagt haben, dass sie kaputt ist und wie oft wir gehoert haben, dass morgen jemand kommt…

Aber „on the bright side“: Ich habe meinem Chef gesagt, dass ich mir wuensche, dass die Kollegen mir mehr ueber ihre Projekte erzaehlen (Kommunikationsproblem: Check!). Den Arbeitscomputer kann man zur Not viermal am Tag neustarten und dann laeuft er auch wieder auf akzeptablen Tempo (Check!). Irgendwohin werde ich dieses Wochenende fahren, ob mit oder ohne namibische Bekannten und es wird in jedem Fall ein See sein, also… „pack die Badehose ein“!. Meine deutsche Direktheit hat heute moeglicherweise eine Lehrerin nachhaltig von mir geschockt. Sie hat einfach mitten im Gespraech aufgelegt. Aber mir gehts besser, weil ich ihr gesagt habe, dass ich keine Lust mehr habe auf sie zu warten (aber in nett, dachte ich jedenfalls). Achja, der Bueroschluessel! Mein Entschluss ist: Ich gehe von nun an alle zwei Tage am Buero meines Chefs vorbei und frage nach der Schluesselkopie.

Vielleicht muss ich es einfach so sehen: Krisen kommen, Krisen gehen. Aber sie haben auch etwas sehr Produktives, immerhin habe ich mich zu meinem Chef getraut und ihm von meinem Problem erzaehlt (und natuerlich bin ich super froh, dass ich mit meinen Kollegen ueber solche Dinge sprechen kann). Fuer alles andere, dass ich nicht vergleichsweise aktiv in der Hand habe (Stichwort Klimaanlage) gilt dann: Fragen, fragen, fragen und erinnern, erinnern, erinnern. Immer den kleinen Fortschritt sehen (immerhin hat sich der letzte Elektriker Notizen zu unserer Klimaanlage gemacht). Flexibler im Kopf werden. Oefter shoppen gehen und luftige Kleider kaufen (Geil!). Und egal, was passiert – immer positiv bleiben und auf die brighte Seite gucken. Es wird naemlich eigentlich immer alles wieder 😉

 

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