Der ferne Westen grüßt

Es ist wirklich erschreckend, wie unfassbar schnell die Zeit vergangen ist. Vor fast drei Monaten habe ich meinem Bruder und meiner Schwester gesagt: „Wir sehen uns dann im November“. Und jetzt ist es wirklich schon so weit gewesen – der erste Besuch eines Teils meiner Familie.

Und dann kam plötzlich der Tag: Ich ging an diesem Freitagmorgen, wie gewöhnlich pünktlich um halb acht zur Arbeit. Doch etwas war anders: als ich aus der Tür heraustrat stand da auf einmal schon mein Bruder mit zwei weiteren Freunden. Sie sind den langen Weg mit einem Peugeot 306 gefahren und hatten es früher, als gedacht, nach St.Petersburg geschafft. Ich war total überrascht und habe mich sehr gefreut. Am nächsten Tag kamen dann auch noch meine Schwester und zwei weitere Freunde mit dem Flugzeug an. Meine Freunde wurden Zuhause von allen für verrückt erklärt, denn wer fährt denn schon mit einem superkleinen Peugeot 306 bis Russland. Ich fand es einfach nur genial 😉

Im russischen Museum

 

Ich hatte in der daraufflogenden Woche Urlaub genommen, um meinen Freunden auch viel von der Stadt zeigen zu können. Wir haben viele Sachen angeschaut, waren in Puschkin, in der Eremitage und im zoologischen Museum. Für mich war die Eremitage das absoulte Highlight. Diese Kunstgalerie besteht gefühlt zur Hälfte aus gold und man kann einfach immer nur staunen, staunen, staunen…Zudem ist das eine riesige Anlage in der man Wochen verbringen kann. In der Eremitage sind so viele Kunstwerke ausgestellt, dass man, wenn man sich für jedes Werk 1 Minute Zeit nehmen würde, 1 Jahr brauchen würde, um alle Kunstwerke ansehen zu können. Auch die kulinarische Seite Russlands haben wir in vollen Zügen genossen. Es war so schön, dass ich meinen Liebsten meine Lieblingscafes, meine schönsten Ecken und Freunde vorstellen konnte.

Zudem wurde es in dieser Woche auch schon ziemlich kalt: -8 Grad sagte das Thermometer. Für meine Freunde aus Ufa oder Novosibirsk, die auch ein FSJ machen, ist das natürlich noch gar nicht kalt. Aber wenn man durch die Stadt läuft und sich vieles anschauen möchte, wird es auf Dauer schon kalt. Da habe ich wirklich Respekt vor den Musikern, die auch jetzt noch am Nevskiy Prospekt in eisiger Kälte spielen.

Außerdem is mir noch etwas klar geworden: Gerade jetzt, als ich Besuch hatte, wurden wir als Gruppe oft gefragt, wo wir denn herkommen. Als wir mit „Deutschland“ antworteten, kam ganz oft die Reaktion, dass die fragende Person krampfhaft versuchte irgendein deutsches Wort aus dem Gedächtnis zu kramen. Ich fand das ziemlich amüsant und spannend, weil man dadurch in interessante Gespräche kommen kann und die russische Kultur und Gastfreundschaft ganz anders wahrnimmt. Der Unterschied zu anderen Ländern ist, dass man hier ein verstärktes grundsätzliches Interesse hat. Ich wurde zum Beispiel einmal in Kronstadt von einer Verkäuferin gefragt, wo ich denn herkomme, ob es mir hier gefällt und wieso ich hier bin – und das obwohl hinter mir eine lange Schlange war. Ich habe mich bereits damals sehr über dieses Interesse gefreut und es zeigt mir einfach, dass in Russland viele Leute sehr warmherzig und gastfreundlich sind.

Nach einer Woche ging es für alle nach Hause – auch für mich. Denn ich hatte zwei Gründe, um nach Deutschland zu fahren. Zum einen musste ich mein Visum verlängern, da man nur maximal 90 Tage am Stück in Russland bleiben kann und zum anderen sollte in Tschechien unser Zwischenseminar stattfinden.

Hjenice, Tschechien

Ich habe mich natürlich sehr gefreut einige Leute wiedersehen zu können – auch wenn ich wirklich nur sehr kurz in der Heimat war. Letztlich bin ich aber auch froh darüber, denn ein längerer Aufenthalt, hätte mich zu sehr aus meinem Alltag und Ablauf in Russland rausgerissen. Doch jetzt noch ein/zwei Worte zu meinem Zwischenseminar in Hejnice, Tschechien. Wir waren zwar wirklich in einem winzigen Dorf, aber das war der absoulte Hammer, denn so hatten wir als Gruppe auch die Möglichkeit einfach nach draußen zu gehen, um zu wandern etc. Das Zwischenseminar war mit allen Freiwilligen aus Tschechien und Russland. Wir kannten uns schon vom Vorbereitungsseminar recht gut, weshalb wir eine angenehme Gruppenatmosphäre entwickeln konnten. Wir haben uns sehr über unsere Arbeit in den Einsatzstellen unterhalten und mussten dabei eben auch fetstellen, dass die Arbeitsverteilung bei jedem anders aussieht. Neben der ganzen Projektarbeit und Gesprächen war aber auch Platz für einen wundervollen Backabend, der unsere weihnachtliche Stimmung im Herzen erwärmen ließ.

In der Weihnachtsbäckerei…