Das war’s dann wohl

Seit ein paar Tagen bin ich wieder zu Hause, das Nachbereitungsseminar ist seit dem 27.02. vorbei und ich wollte noch einen letzten Blogpost schreiben. Ich habe irgendwie nicht so regelmäßig Posts geschrieben, wie ich mir vorgenommen hatte, aber ich möchte mich noch verabschieden. Das letzte Jahr kommt mir im Nachhinein lang und kurz zugleich vor, mit vielen schwierigen, aber auch vielen positiven Erfahrungen. Ich bin dankbar für alles, weil ich in der Zeit so unglaublich viel gelernt habe und ich bin froh, dass ich 12 Monate gemacht habe.

——————————– Hier ein Auszug aus meinem Reflexionsbogen, den ich kulturweit schicken sollte:

Welche Ihrer Erwartungen an den Freiwilligendienst haben sich erfüllt und welche nicht? Dies kann z.B. die Tätigkeiten/Einsatzstelle, Lernerfahrung, transkulturelle Erfahrung oder persönliche Kontakte einbeziehen.

Meine Erwartungen an meine Einsatzstelle haben sich nahezu vollständig erfüllt. Ich wurde viel mit einbezogen und von den Schülern und meiner Ansprechperson sehr gut aufgenommen. Ich hatte meinen eigenen Aufgabenbereiche und hatte auch viel Verantwortung. Jedoch hatte ich mehr Arbeitszeit erwartet. Da es nur noch fünf (als ich angefangen habe sechs) Klassen an der Schule gibt, war meine Stundenanzahl gering und ich saß leider viel zu Hause herum. Außerdem fiel es mir zu Anfang schwer Kontakte zu knüpfen, da die Schüler von 12:45 bis 18:40 Uhr in der Schule saßen, während ich früh zu Hause war. Das erste halbe Jahr habe ich mich oft einsam gefühlt, obwohl ich viel auf Leute zugegangen bin, aber die meisten hatten selten Zeit und die älteren Schüler waren mit dem Abitur und Zukunftsplanungen beschäftigt. Das wurde in der zweiten Hälfte besser, als ich neue Freunde fand. An die bosnische Kultur habe ich mich nach und nach gewöhnt, habe aber defintiv die Kulturschockphasen durchlaufen. Wäre meine Einsatzstelle nicht so toll gewesen, wäre es mir viel schlechter ergangen, weil die Arbeit in der Schule der einzige Lichtblick in meinem Alltag war. Ich hatte nicht erwartet, so einsam zu sein und Heimweh zu haben, aber es hat mir auch beigebracht, dass ich alles schaffen kann und alles mit der Zeit besser werden kann.

Was ist für Sie der größte Gewinn Ihres Freiwilligendienstes? Denken Sie hier z.B. an den Erwerb von sozialen/fachlichen Fähigkeiten/Kompetenzen, persönliche Erkenntnisse, transkulturelle Lernerfahrung oder berufliche Orientierung.

Der größte Gewinn ist für mich der Anstieg meiner Selbstständigkeit und meines Selbstbewusstseins. Dazu hat die Eigenverantwortung bei Projekten, das alleinige Reisen (zB zum Zwischenseminar), die Vorbereitung und Durchführung von Unterrichtseinheiten / einem A2 Kurs und meine erste eigene Wohnung beigetragen. Dank meines Freiwilligendienstes weiß ich, dass ich Lehrerin werden möchte, denn egal wie schlecht es mir ging, ich bin immer gerne in die Schule gegangen. ———————————

Ganz kurz: Was ist im Januar und Februar noch passiert?

  1. Mitte Januar bin ich mit dem Zug nach München, von dort aus mit zwei anderen „bosnischen“ Freiwilligen nach Ljubljana. Dort waren wir ein paar Tage, haben uns die schöne Stadt angeguckt und zwei „slowenische“ Freiwillige getroffen. Dann sind wir weiter nach Zagreb, wo wir gemeinsam mit zwei „kroatischen“ Freiwilligen das Wochendene verbracht haben. Das war echt cool, besonders Ljubljana ist echt empfehlenswert.
  2. Die Schule ging nach den Winterferien am 28.01. wieder los, das heißt es blieben nur noch 3,5 Wochen bis ich endgültig nach DE zurück musste. Ich habe die Zeit versucht bestmöglich zu nutzen und mich viel mit meiner engsten Freundin vor Ort, Lejla, getroffen und das bosnische Essen genossen. Außerdem habe ich etwas mit den Schülern für deren A2, B1, B2 und C1 Deutsch-Zertifikate geübt.
  3. Der letzte Schultag am 19.02. war echt komisch. Ich hatte alle fünf Klassen an dem Tag und habe mich nacheinander von allen verabschiedet. Die Schülerinnen und Schüler waren total süß und ich habe von jeder Klasse ein Abschiedsgeschenk bekommen. Außerdem habe ich den SuS der Deutsch-AG als Abschiedsgeschenk jeweils eine ausgedruckte Version unseres gemeinsam entwickelten Buchs geschenkt, inklusive einer persönlichen Widmung. Also ein schöner gemeinsamer Abschluss. :) An dem Tag hatte ich noch gar nicht realisiert, dass es wirklich mein letzter Gang zu dieser Schule war. Vor allem, weil man gefühlt mitten im Schuljahr herausgerissen wurde.                                                     Das ist das Cover meines Freiwilligenprojekts mit der Deutsch-AG, das Cover wurde gezeichnet von meiner Schülerin Amina F. und die 26 SuS haben acht Geschichten geschrieben, ich habe mich um das Layout gekümmert.
  4. Am 20.02. hatte ich den Tag Zeit, um zu packen und am 21.02. machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ganz  komisch!!!
  5.  Am 23.02. ging es dann zum Nachbereitungsseminar nach Berlin, etwas stressig. Das Seminar an sich war ganz cool, weil ich mit Leuten, die auch 12 Monate weg waren, in einer Homezone war. Das heißt wir waren alle noch komplett verwirrt und hatten noch nicht ganz realisiert, dass das Jahr echt vorbei ist. Auf dem Seminar hatten wir die Zeit runter- und anzukommen unx über unsere Erfahrungen zu reden, das war echt gut. Ich glaube es wäre komisch gewesen, direkt zum Alltag herüber zu gehen.

Okay, das war’s dann wohl mit meinem letzten Blogpost, denn jetzt gehe ich tatsächlich zu meinem Alltag über. Falls irgendein zukünftiger „bosnischer“ Freiwilliger das hier liest und Fragen hat, kann der/diejenige gerne einen Kommentar hinterlassen, dann komme ich auf euch zurück.

Danke an alle, die meine Blogposts tatsächlich gelesen haben.

Bis dann, Annika :)

 

 

Schulupdate und Buchprojekt

Die letzten Monate habe ich gar nicht mehr darüber berichtet, was so in der Schule passiert ist. Das liegt wohl daran, dass ich eine richtige Routine entwickelt habe. Momentan arbeite ich an einem Buchprojekt mit den Schülerinnen und Schülern der Deutsch-AG und habe sie Kurzgeschichten schreiben lassen, aber dazu später mehr.

Edisa (die Deutschlehrerin) und ich sind inzwischen ein recht eingespieltes Team. Sie vertraut mir und gibt mir Verantwortung, ich unterstütze sie und habe nie das Gefühl, fehl am Platz zu sein. Das liegt vermutlich daran, dass mein Schreibtisch direkt neben ihrem Schreibtisch vor der Tafel ist und ich also nicht hinten sitze. So bin ich immer eingebunden, selbst wenn ich gerade keine Aufgabe habe, fühle ich mich nicht nutzlos. Wie auch, die Schülerinnen und Schüler gucken ja immer auf uns beide und wenn sie mich braucht, bin ich direkt da. Und an dem Schreibtisch bereite ich dann meine eigenen Stunden vor oder plane am Projekt weiter.

Zu meinen Aufgaben zählen zwar auch so einfache Aufgaben wie Sachen an die Tafel schreiben, Materialien bereitlegen, Klassenbücher holen, Sachen kopieren/ausdrucken und Unterlagen zur Direktorin zu bringen – aber so bin ich eben auch immer eingebunden. Ansonsten lese ich aber auch mal Sachen vor, helfe bei Gruppenarbeiten oder erkläre Aufgaben. Zwischendurch musste ich auch mal einspringen und ganze Stunden oder Teile von Stunden übernehmen, weil sich kurzfristig Stunden verschoben haben.

Nebenbei habe ich wieder drei Stunden die Woche den Jungen im Rollstuhl alleine unterrichtet, während seine Klasse normal Deutschunterricht hatte, was mir echt Spaß gemacht hat. Dafür habe ich dann vor der Stunde immer alles vorbereitet. Er ist sehr intelligent und lernt gerne. Mit der Zeit hat es auch mit der Kommunikation mit ihm besser geklappt, anfangs waren sein Englisch und Deutsch und mein Bosnisch schlecht. Sein Englisch ist aber besser als sein Deutsch, weswegen ich ihm häufig Sachen auf Englisch erklärt hatte. Irgendwann hat die Englischlehrerin mir erzählt, dass sein Englisch sich in den letzten drei Monaten echt verbessert hat und der Junge hatte ihr gesagt, dass es an mir liegen würde. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich zu seinem Lernfortschritt beitragen konnte und es war total interessant, das alles zu planen.

Außerdem habe ich die letzten vier Wochen eine extra Deutschstunde für Schülerinnen und Schüler, die Sprachzertifikate machen wollen, gegeben. Darum hatten die SuS mich gebeten und ich habe mit ihnen lesen, schreiben, hören und sprechen geübt. Die Planung und Durchführung der Stunden haben mir Spaß gemacht, vor allem weil ich die SuS nach all den Monaten recht gut kenne.

Wie vorhin erwähnt arbeite ich gerade mit den SuS der Deutsch-AG an einem Projekt. Da wir eine PASCH-Schule sind, wird jedes Jahr ein größeres Projekt durchführen. Letztes Schuljahr haben die SuS ein deutsches Online-Kochbuch mit bosnischen Rezepten geschrieben (und fotografiert), dabei habe ich als Lektorin gearbeitet, die Texte korrigiert und mich um das Design gekümmert. Dieses Jahr habe ich Edisa vorgeschlagen, die SuS Kurzgeschichten schreiben zu lassen. Wir waren uns einig, dass es am einfachsten ist, Liebesgeschichten zu schreiben und dann ist mir der Titel „Liebe macht Sprache lebendig“ eingefallen. Alle acht Geschichten (in Gruppen von 2-5 Personen geschrieben) sind bereits fertig und von mir korrigiert, eine Schülerin hat das Cover designt und ich kümmere mich momentan um das Layout. Das heißt diese Woche habe ich die Arbeitszeit hauptsächlich am Laptop verbracht. Ich bin gespannt auf das Endergebnis und hoffe, es irgendwann als Erinnerung in den Händen halten zu können. :))

Fazit: Was meine Arbeit in der Schule angeht, gibt es für mich nichts zu meckern! :)

In ein paar Tagen geht es für mich über Weihnachten nach Hause, ich freue mich schon sehr auf meine Familie und Freunde! :D

Was mich in Bosnien überrascht hat

Dieser Beitrag soll bitte nicht verallgemeinernd als Zusammenfassung der Unterschiede zwischen Bosnien-Herzegowina und Deutschland aufgefasst werden. Ich werde lediglich nach 8 Monaten Aufenthalt in Bosanska Krupa endlich auf ein paar Unterschiede zwischen der Kultur und dem Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin, und dieser bosnischen Stadt eingehen. Ich bin keine Expertin für ganz Bosnien oder Deutschland, ich verwende nur zur Vereinfachung die Ausdrücke „Bosnier“ und „Deutsche“. :) In den letzten Monaten musste ich mich an einige neue Dinge gewöhnen und habe einige Unterschiede festgestellt, die vor allem dann wieder deutlich wurden, als ich für eine Woche wieder in Deutschland war.

  1. Cafés als Treffpunkt für alle: Kaffee trinken können viele Bosnier zu jeder Uhrzeit und in den Cafés treffen sich Jung und Alt. Natürlich mag nicht jeder Kaffee, aber weil dieser mit 1KM (0,50€) das günstigste Getränk ist, wird es am häufigsten getrunken. Da die Schule erst um 12:45 Uhr beginnt, treffen sich viele Jugendliche mit ihren Freunden vor der Schule auf einen Kaffee. Ungewohnt für mich ist, dass man sich hier so gut wie nie zu Hause trifft, sondern sich mit seinen Freunden fast immer irgendwo draußen trifft. Mich hat zumindest noch nie jemand in meiner Wohnung besucht und ich war bei vielen Freunden nur einmal zum Essen eingeladen. Ob das bei den Erwachsenen genauso ist, kann ich nicht sagen, aber zumindest für die Jugendlichen ist es normal mit Freunden rauszugehen.Ich habe in Bosnien tatsächlich auch angefangen Kaffee zu trinken (und Muffins gebacken)
  2. Hä, was sind Anschnallgurte?: Ja ja, die Sicherheit im Auto ist hier so eine Sache. Vor ein paar Jahren wurde endlich die Anschnallpflicht für Beifahrer auf dem Vordersitz eingeführt, vorher musste nur der Fahrer sich anschnallen. Die Gurte hinten sind allenfalls zur Dekoration da. :D Am Anfang wollte ich mich noch anschnallen, habe aber entweder komische Blicke bekommen oder das ist gar nicht möglich, weil eine Decke über den Sitzen liegt. Immer diese Deutschen, die sich anschnallen, ich meine wie kann man nur auf Sicherheit achten? :D Spaß beiseite, irgendwann habe ich angefangen die Gurte auch wegzulassen, aber ich bin dann doch sehr froh darüber, dass es diese Pflicht in Deutschland gibt. Immer wenn ich den Gurt weglasse höre ich innerlich die Stimmen meiner Eltern: „Sind alle angeschnallt?“ Äh ja…
  3. Einkaufen wann ich will: Sonntags einkaufen und nicht samstagabends eine Panikattacke bekommen, ein Traum. Der Supermarkt in Krupa hat montags bis freitags von 7 bis 22 Uhr und sonntags von 7:30 bis 21 Uhr auf. Davon könnten sich die Supermärkte in Lilienthal gerne eine Scheibe abschneiden – andererseits ist der frühere Feierabend und freier Sonntag natürlich auch gut für die Angestellten.
  4. Bissige Straßenhunde: Erst seit ich hier lebe, weiß ich wie wichtig es ist, dass sich in Deutschland Menschen um besitzerlose Tiere kümmern. Hier gehen Menschen spätabends und nachts nicht wirklich allein herum, da unzählige Hunde frei in der Stadt herumlaufen und sich oft zu Rudeln zusammenschließen. Generell haben die Hunde natürlich häufig Angst vor Menschen, da einige natürlich auch schlechte Erfahrungen haben. Aber gerade, wenn Hunde Hunger haben, traumatisiert sind oder sich zu Rudeln zusammenschließen können sie aggressiv und unberechenbar werden. Es gibt einige Geschichten von Menschen, die gebissen wurden, unter anderem auch eine meiner Schüler. Mir ist bis jetzt noch nichts passiert, aber ich habe im Dunkeln mehr Angst vor Hunden als vor anderen Menschen.
  5. Rechnungen in bar: Die Strom-, Wasser-, Müll- und Internetrechnungen können nicht per Überweisung bezahlt werden, sondern nur in bar. Ich weiß nicht genau, wo man dafür hinmuss, weil mein Vermieter das für mich macht, aber es ist natürlich ein großer Unterschied zwischen Bosnien und Deutschland.
  6. Deutsche Marken: Als ich nach Krupa kam, war ich wirklich überrascht. Im Supermarkt findet man Barilla, Heinz, Milka, Nutella, Haribo, Softis, Nivea, Garnier und viel mehr. Irgendwie war mir vorher gar nicht bewusst, dass es so viele deutsche Produkte hier gibt. In gefühlt jeder Stadt gibt es einen DM voll mit deutschen Marken und Produkten und hier kaufen ihre Jugendlichen fast alle Klamotten bei New Yorker.
  7. Infrastruktur: Für die 310 Kilometer nach Sarajevo brauche ich mit dem „Schnellzug“ acht Stunden, mit dem Auto etwa sechs Stunden. Zum Vergleich: Von Bremen nach Köln sind es 315 Kilometer und man braucht mit dem Auto etwas mehr als drei Stunden. Das sagt vermutlich alles. Allerdings liegt das hauptsächlich daran, dass ausschließlich Landstraßen durch das Land führen und es gibt nur eine Autobahn um Sarajevo herum, ansonsten befindet sich die Infrastruktur noch im Aufbau. Meistens darf man 60 km/h fahren. Schneller kann man an vielen Stellen aber auch nicht fahren, da die Straßen oft sehr kurvig sind.
  8. Unfertige Häuser: An vielen Stellen dieser Stadt und auch in anderen Städten gibt es unverputzte oder ungestrichene Häuser, viele Häuser sind von außen grau. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: In Bosnien nimmt man sich keine Kredite zum Häuser bauen, das heißt man baut das, wofür das Geld reicht. Und dann ist eben das Äußere erstmal nicht so wichtig wie das Innere oder eben auch andere Ausgaben. Auch Kriegsspuren wie Einschusslöcher sieht man hier, genauso wie große Schlaglöcher in den Straßen. Inzwischen fällt mir das gar nicht mehr auf, aber am Anfang war es schonungewohnt.

Das waren einfach ein paar Dinge, die mir schnell aufgefallen sind. Vielleicht kann der ein oder andere sich jetzt ein paar Sachen besser vorstellen. Bis bald! :)

Freiwilligentreffen in Sarajevo

Endlich habe ich es auch mal in die Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina geschafft. Der PASCH-Koordinator des Goethe-Instituts, Adnan Cevra, hatte mich und die anderen drei Freiwilligen, die erst seit September da sind, eingeladen. Ich habe mich sehr gefreut, vor allem weil der Weg nach Sarajevo weit ist und es sich für ein Wochenende nicht lohnt. So hatte ich die Möglichkeit vom 28.09 bis zum 01.10. in Sarajevo zu sein. Also stieg ich am 28.09. um 3 Uhr morgens komplett übermüdet in den sogenannten Schnellzug und kam um 11 Uhr morgens nach acht Stunden Fahrt in Sarajevo an.

Netterweise wurde ich vom PASCH-Koordinator mit dem Auto abgeholt und wir machten eine kleine Stadtrundfahrt. Den restlichen Tag hatte ich für mich und damit Zeit, um die Stadt zu erkunden. Erster Eindruck: Sarajevo wirkt sehr chaotisch, man merkt den Einfluss der verschiedenen Kulturen und da die Stadt nur knapp 300.000 Einwohner hat, ist sie auch nicht sonderlich groß.

Park im Vorort Ilidza

Das ewige Feuer ( Das Denkmal wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zur Erinnerung an die Befreiung Sarajevos und die Kriegsopfer errichtet)

Palčinke (Pfannkuchen) dürfen nicht fehlen

Am nächsten Tag lernte ich die anderen beiden Freiwilligen Tabea, Alischa und Marie kennen. Zusammen mit Adnan redeten wir über unsere Eindrücke von Bosnien-Herzegowina, die bei mir natürlich zu dem Zeitpunkt schon 6,5 Monate zurücklagen. Dafür konnte ich den Freiwilligen von meinen bisherigen Erfahrungen und Aufgaben erzählen und ihnen Mut machen, da am Anfang in einem neuen Land vieles erstmal überfordernd und anders erscheint.

Zusammen erkundeten wir die Stadt und fuhren zusammen einen Berg zu einem Aufsichtspunkt über der der Stadt. Von oben sah man dann, wie Sarajevo im Tal zwischen all den Bergen liegt und wie dicht aneinander und durcheinander alles gebaut ist.

Der Blick auf die Stadt

Aussicht in Richtung Republika Srpska

Danach machten wir uns auf zum historischen Stadtzentrum bzw. dem Basar „Baščaršija“. Keine Sorge, ich kann das Wort auch nicht wirklich aussprechen, hier einmal ungefähr in „Lautschrift“: Basch-tscharschija, das r wird gerollt. Das Wort stammt aus dem Türkischen, Baš heißt so viel wie „Haupt“ und „Čaršija“ ist das türkische Wort für Basar oder Markt. Offiziell ist Baščaršija nur die Bezeichnung für den Marktplatz mit dem bekannten Brunnen, umgangssprachlich wird die gesamte osmanische Altstadt so bezeichnet. Wenn man die „Baščaršija“ betritt kommt man sich wirklich so vor, als wäre man auf einem türkischen Basar gelandet. Überall sieht man orientalischen Schmuck, Geschirr und weitere Gegenstände. Ansonsten gibt es in diesem Teil der Stadt auch viele kleine Restaurants, wo man traditionelle bosnische Gerichte wie gefüllte Pita, zum Beispiel Burek (gefüllt mit Fleisch), Sirnica (gefüllt mit Frischkäse) und Krompiruša (gefüllt mit Kartoffeln), essen kann. Alles absolut empfehlenswerte Gerichte, die ich auch schon in Krupa gegessen hatte. Mit den anderen Freiwilligen war ich dort also Burek, Sirnica und Krompiruša essen. Natürlich mussten wir auch dem Teeladen „Franz und Sophie“ einen Besuch abstatten, wo man bei gemütlicher Atmosphäre leckeren Tee trinken kann. Abends saßen wir Freiwilligen dann noch länger zusammen, genug Gesprächsthemen hatten wir aufgrund unserer ähnlichen Situation ja sowieso.

Der Marktplatz

Der Brunnen „Sebilj“

Gasse in der Baščaršija

Eine der vielen Moscheen

Burek und Krompiruša mit Joghurt

Tee bei Franz&Sophie

Am nächsten Morgen waren wir dann zusammen Kaffee trinken, wie es sich für in Bosnien lebende Menschen gehört. :D In Bosnien gibt es eine Kaffeekultur, die ich in Deutschland bis jetzt noch nicht so erlebt hatte. Cafés sind der Treffpunkt für alle Menschen, Jung und Alt. Dann haben wir weiter die Stadt erkundigt und das War Childhood Museum (http://warchildhood.org/museum/) besichtigt. Das Museum berichtet durch Gegenstände und Videos über die Kinder, die während des Bosnienkrieges in Sarajevo aufgewachsen sind. Als wir da waren, waren gerade 50 Kriegserinnerungen in Form von Briefen, Kleidungsstücke, Spielzeug, Essensverpackungen, Bildern, Tagebüchern usw. ausgestellt. Berührende Geschichten und kaum vorstellbar, dass der Krieg in dieser Stadt erst vor knapp 23 Jahren geendet ist. Jasminko Halilovic, selbst „Kriegskind“ und späterer Gründer des Museums, fing 2010 an Geschichten und Gegenstände von jungen Menschen aus dem Krieg zu sammeln. Die Kollektion beruft sich inzwischen auf 1000 Gegenstände, von denen immer ein Teil ausgestellt ist. Viele der Geschichten sind zudem in seinem Buch veröffentlicht.

Ein Teil der Ausstellung

Sonntag war schließlich der letzte Tag angebrochen, wir ließen mittags unseren Aufenthalt mit einem weiteren gemeinsamen Essen ausklingen. Nachmittags machte ich mich schließlich mit vier Schülerinnen, die auch gerade in Sarajevo waren, auf den Rückweg.

Die alte Straßenbahn (1895 eröffnet), Sarajevo ist die einzige Stadt Bosniens mit Straßenbahnen

Abschließend kann ich nur sagen, dass es wirklich toll war, endlich die neuen Freiwilligen kennenzulernen und gemeinsam die Stadt zu besichtigen. :)

 

 

 

6 Monate in Krupa – Halbzeit

Die Hälfte meines Freiwilligendienstes ist herum, vor mehr als sechs Monaten war ich in Berlin beim Vorbereitungsseminar und genau heute bin ich seit sechs Monaten in Bosanska Krupa. Es fühlt sich unwirklich an, einerseits als ob ich schon seit langer Zeit hier bin und dann wieder, als wären erst zwei Monate vergangen. Ich bin ehrlich, manchmal hatte ich mehr Zweifel, als ich mir vorher erhofft hatte und irgendwann auch Heimweh. Aber ich denke, das ist normal, wenn man das erste Mal so lange von zu Hause weg ist. In diesen sechs Monaten habe ich aber auch so viel über mich herausgefunden, coole Leute kennengelernt, musste meine Komfortzone verlassen, bin selbstständiger geworden, habe viele neue Orte gesehen und habe unglaublich viel gelernt. Auf dass die nächsten 5,5 Monate noch besser werden! :)

Seit Mai habe ich hier nichts geschrieben, seitdem ist einiges passiert. Ende Mai war ich beim Zwischenseminar in Mali Idjos in Serbien, wo ich mich mit den anderen Freiwilligen austauschen konnte, die in einer ähnlichen Situation waren wie ich. Wir haben viel über unsere Erlebnisse gesprochen und hatten Zeit uns selbst zu reflektieren. Außerdem hatte ich das Glück zwei Tage in Belgrad verbringen zu können. Auf jeden Fall hatte ich dann einen coolen Sommer, hier ein paar Fotos und Berichte:

  1. Donaujugendcamp in Ulm: Ich habe zwei Schüler nach Ulm zum Donaujugendcamp begleitet, wo sich 84 Jugendliche aus 13 Ländern aus dem Donauraum getroffen haben. Das Motto war: Europa sind wir. Das Ziel: Interaktion der Jugendlichen auf Deutsch und kultureller Austausch – denn wo miteinander geredet wird, entstehen nicht so viele Vorurteile. Begleitet wurden die Schüler natürlich von ihren Deutschlehrern. Es war unglaublich cool, den Jugendlichen dabei zuzusehen, wie sie in unterschiedlichen Workshops ein Theaterstück auf die Beine gestellt und sich mit dem Thema Europa und Zusammenhalt auseinandergesetzt haben. Außerdem war es schön, die Lehrer aus den anderen Ländern zu treffen und sich mehr als Lehrerin als Schülerin zu fühlen. :D

Die Donau

Die Schüler bei der Eröffnung des Donaufestes

 

Die Eröffnungsfeier des Donaujugendcamps

 

Ich mit ein paar Deutschlehrern

 

Präsentation der Ergebnisse des Donau Online-Projekts von den Schülern und Lehrern

Abschlussprästentation auf der Bühne der Schüler – ein Theaterstück

2. Mein Vater, mein Onkel, meine zwei Brüder und zwei meiner Cousins haben mich für eine Woche in Krupa besucht. Es war cool ihnen „meine“ Stadt zu zeigen, zusammen das schöne Wetter und die Una zu genießen und lecker essen zu gehen. :D Hier ein paar Fotos:

Auf der Brücke über die Una im Stadtzentrum

Rafting auf der Una inklusive Schwimmen

Die Una und die Natur bestaunen

Die Una von der Altstadt aus

Ein entspannter Tag an der Una

3. Zwei Freundinnen kamen mich nacheinander für ein paar Tage besuchen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Der Weg nach Krupa ist wie gesagt eher steinig. :D Aber wir haben es geschafft!

4. Ich habe mit Sophia, Ineke und Emma (die letzteren beiden waren als kulturweit Freiwillige in Bulgarien) eine kleine Ost-Europa-Tour mit dem Flixbus gemacht. Wir waren für drei volle Tage in Budapest, zwei volle Tage in Bratislava und drei volle Tage in Prag. Dazu folgt ein weiterer Blogpost, da ich diese Erinnerungen gerne ausführlicher festhalten würde.

Am 3. September war dann der erste Schultag für das neue Schuljahr, jetzt freue ich mich wieder unglaublich auf die nächsten Monate. Ich habe mit der verantwortlichen Lehrerin abgemacht, dass ich mich jetzt mehr um Projekte kümmern werde. Im November wird das PASCH-Projekt des Goethe-Instituts 10 Jahre alt. Dafür lädt das Goethe-Institut Leute von allen sieben PASCH-Schulen in Bosnien-Herzegowina nach Sarajevo ein, wo die verschiedenen Schulen vorgestellt werden. Außerdem hat das Goethe-Institut mich für Ende November nach Sarajevo für ein Freiwilligentreffen eingeladen. Ich bin schon echt gespannt auf die Hauptstadt! Mal sehen was sonst noch so ansteht, ich halte euch wieder auf dem Laufenden!

Life Update

Wenn der Alltag und die Routine eintreten und man vergisst auf dem Blog zu schreiben, dann weiß man, dass man angekommen ist. Zwei Monate in Bosanska Krupa sind herum und manchmal fühlt es sich an, als wäre ich schon seit Monaten hier, weil ich mich so an alles gewöhnt habe. In diesen zwei Monaten habe ich Freunde gefunden, Herausforderungen gemeistert, viel gelacht und so viel erlebt. Fotos findet ihr am Ende des Blogposts, für alle, die ungern lange Texte lesen. :D Ich weiß gar nicht, wo genau ich anfangen soll mit dem Erzählen. Ich erlebe hier vielleicht keine krassen Abenteuer und reise viel wie manch andere Freiwillige. Dafür fühle ich mich wirklich wie ein Teil dieser Stadt und dieser Schule und alleine hier zu wohnen ist schon ein Abenteuer für mich. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal alleine vor einer Klasse voller 16- bis 19-jährigen stehen und alleine den Unterricht führen werde, wenn Edisa (die Deutschlehrerin) nicht da ist. Teilweise musste ich improvisieren, weil sich kurzfristig ergeben hat, dass Edisa anderweitige Verpflichtungen hat.

Ich bin immer wieder positiv überrascht mit welcher Offenheit und Gastfreundschaft mir begegnet wird. Ich war schon mehrmals bei Freunden zu Gast und wurde immer wieder gefragt, ob ich nicht noch mehr essen will. Einmal wurde ich gefragt, ob es mir nicht geschmeckt hätte oder warum ich so wenig gegessen hätte. Dabei hatte ich einen Teller mit Suppe, einen Teller mit Reis und Hähnchen und drei Stunden vorher noch Brot gegessen. :D Aber darüber will mich natürlich nicht beklagen, das Essen hier ist unglaublich lecker. Zu einem guten Essen gehört für Bosnier immer eine Vorspeise (meistens Suppe), ein Hauptgericht mit Fleisch und ein selbstgemachter bzw. selbstgebackener Nachtisch. Ihr versteht vielleicht, dass ich gerne bei anderen eingeladen bin. :D Ansonsten habe ich mich aber auch schon daran gewöhnt für mich selbst zu kochen und genieße es in den Supermarkt zu gehen und dafür einzukaufen.

Da hier schätzungsweise ¾ aller Menschen Muslime sind, hatte ich auch schon viele interessante Gespräche über den Islam und Religion allgemein und verstehe vieles besser. Mir wurden auch einige Fragen über das Christentum gestellt und einige haben mir sogar frohe Ostern gewünscht, das fand ich wirklich lieb. Morgen beginnt Ramadan (auf Bosnisch ramazan) und ich bin gespannt, das als Außenstehende mitzuerleben.

Mir haben auch schon drei Menschen gesagt, dass es sich anfühlt, als wäre ich schon länger hier bzw. als würden sie mich schon lange kennen. Ich finde, das ist eines der schönsten Sachen, die einem gesagt werden können. Es zeigt, dass ich angekommen und nicht nur akzeptiert, sondern auch wertgeschätzt werde. Für manche mag es vielleicht komisch sein, dass ich mit „meinen“ Schülern befreundet bin, etwas mit ihnen unternehme und mit ihnen feiern gehe. Aber ich kann das ganz gut voneinander trennen und schließlich bin ich auch nur wenig bis gar nicht älter als die Schüler, da ist ein distanziertes und professionelles Verhältnis auch blöd. Natürlich bin ich in der Schule etwas distanzierter, aber wirklich komisch ist es nicht – ich bin schließlich keine richtige Lehrerin.

Am 27. April war die Maturijada der Abiturienten, also deren Abiparty. Ich wurde von den Schülern eingeladen und habe mich an dem Tag wie eine Schülerin gefühlt, da ich als einzige Nicht-Schülerin mit feiern im Club war. :’D Wir haben uns an einem öffentlichen Ort getroffen, Abi T-Shirts mit „Giganti > Migranti“ (aus Giganten werden Migranten –> im Prinzip alle bosnischen Abiturienten werden Bosnien verlassen, ein trauriger Fakt, der lustig gemeint ist) angezogen und sind durch die Stadt gelaufen. Anschließend ging es in einen Club. Am 11.05. war der Abiball. Zunächst wurde sich an der Schule getroffen, wo die Schüler Fotos mit der Familie und Freunden machen konnten, offiziell aufgerufen wurden und von allen bejubelt wurden. Anschließend ging es für die Schüler, Lehrer und mich (anders als in Deutschland ohne die Familie) in ein Restaurant, wo Livemusik gespielt, getanzt und gegessen wurde. Um 1 Uhr nachts ging es für etwa 20 SchülerInnen und mich in ein Hotel etwas außerhalb der Stadt, wo wir noch weiter gefeiert, übernachtet und anschließend morgens gefrühstückt haben.

Ich möchte nicht lügen, es ist nicht immer alles rosig und ich finde es wichtig, nicht nur einen „Alles ist super“ Eindruck auf meinem Blog zu vermitteln. In manchen Momenten fühle ich mich alleine, auch wenn ich hier Freunde habe und ein paar Leute, mit denen  ich mich treffen könnte. Aber irgendwie sind die Schulzeiten und Buszeiten meiner Freunde ungünstig und die Schüler müssen natürlich auch lernen. Manchmal sehe ich Bilder, wie Freiwillige in anderen Ländern sich treffen und wäre gerne dabei. Manchmal sitze ich in einer Gruppe voller Menschen, alle reden bosnisch und ich sitze daneben. Manchmal singen alle meine Freunde bei den bosnischen Liedern mit und ich kann nicht mitsingen. Manchmal macht mich die Sprachbarriere wirklich wütend. Aber all das gehört dazu, wenn man alleine in einem fremden Land lebt und nicht mal eben in die Küche gehen kann, um seine Mutter zu umarmen.

Aber wenn mich jemand fragt: „Hast du Heimweh?“ würde ich trotzdem nein sagen. „Heimweh ist die Sehnsucht in der Fremde, wieder in der Heimat zu sein.“ (Wikipedia) Aber ich will nicht nach Hause, ich bin doch gerade erst angekommen. :) Natürlich vermisse ich meine Familie und Freunde, aber die Telefonate zwischendurch reichen mir, um wieder auf dem neuesten Stand zu sein. Mich haben auch schon Leute gefragt, ob ich es bereue hier her gekommen zu sein. Was ich aus vollster Überzeugung sagen kann, ist, dass es die richtige Entscheidung war hierher zu kommen. Nächste Woche Montag geht es schon nach Mali Idjos (Serbien) für mein Zwischenseminar. Ich bin super gespannt ein paar andere Freiwillige wiederzutreffen.

Hier noch ein paar Bilder der letzten Wochen:

Den Unterricht vorbereiten. ;) Im Hintergrund sehrt ihr den Deutschraum der Schule. Ganz ungewohnt für mich am Lehrertisch zu sitzen.

Bosanska Krupa und die Una

So klar ist das Wasser der Una, im Sommer wird es noch klarer sein.

Die Una

Die Maturijada, hier die Klasse IV1

Der 13. Jahrgang beim Abiball vom letzten Freitag. :)

Und zum Abschluss ein Sonnenuntergang, fotografiert von meinem Balkon.

Bis bald! :)

Die Altstadt Pset

Da ich jetzt schon seit vier Wochen in Bosanska Krupa bin, habe ich natürlich schon einige Menschen kennengelernt und – für meine Verhältnisse – viel unternommen. Wer mich kennt weiß, dass ich eigentlich mehr ein Stubenhocker bin und zwar super gerne Leute kennenlerne, aber nicht jeden Tag was mit Leuten machen muss. Aber hier sind die Tage, an denen ich nichts unternommen habe oder mich nicht mit jemandem getroffen habe in der Seltenheit. Das war mir persönlich wichtig, weil ich so schnell wie möglich ankommen wollte und das gelingt schwer, wenn man nur in der Wohnung hockt. ? An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass ich kaum jemandem erzählt habe, dass ich einen Blog schreibe. Ich wollte das nicht groß herumposaunen, außerdem gab es wichtigeres. Deswegen wird es aber erstmal keine Bilder mit anderen Menschen geben. :D Heute zeige ich euch erstmal ein paar Bilder der Altstadt „Pset“, sie liegt auf einem Hügel mitten in der Stadt und man hat von oben eine wunderbare Aussicht auf die Una und die Dächer der Stadt.

Eines Nachmittags habe ich mich einfach entschieden, alleine den Hügel zur Altstadt hochzulaufen. Ich hatte früher Schluss als die Schüler, hatte aber keine Lust direkt nach Hause zu gehen. Von oben hat man eine coole Aussicht auf die Stadt und die Una. An dem Tag lag allerdings noch Schnee, jetzt ist hier zum Glück der Frühling ausgebrochen. :D Vor ein paar Tagen bin ich nochmal mit Merisa (einer Schülerin aus der 13.) hochgelaufen, das Wetter war allerdings zu schlecht, um wirklich gute Fotos zu machen.

Die Altstadt von unten:

Diese Tafel steht unten, das Deutsche wurde eindeutig mit Google Translate verfasst hahaha:

Der Weg nach oben:

Die alten Mauern:

 

 

Hier die Bilder bei besserem Wetter:

Zwei Bilder vom Fotoshooting mit Merisa (:D) :

In den nächsten Blogeinträgen folgen weitere Bilder. :)

Der Schulalltag, Unterricht und Deutschwettbewerb

Heute bin ich seit genau drei Wochen in Bosanska Krupa und ich hatte etwas Zeit, um die ersten Eindrücke sacken zu lassen. Ich finde mich besser in der Stadt zurecht, den Weg zum Supermarkt, zur Schule und zur Innenstadt laufe ich wie automatisch. Ich bin wirklich froh, dass ich so zentral wohne und bequem alles zu Fuß erreichen kann. Zur Schule brauche ich 15 Minuten, zur Innenstadt 10 und zum Supermarkt 5.

Mittlerweile kann ich auch die Gesichter der SchülerInnen besser zuordnen und weiß ungefähr, wer in welcher Klasse ist. An dieser Stelle nochmal kurz allgemeine Informationen über die Schule: Es gibt sechs Klassen, die 10., 11. und die beiden 12. Klassen haben jeweils drei Stunden Deutsch die Woche und die beiden 13. Klassen haben jeweils zwei Stunden Deutsch die Woche. Das Gymnasium teilt sich das Gebäude mit der Grundschule, weswegen der Unterricht für deutsche Verhältnisse sehr spät stattfindet. Die SchülerInnen sind meistens von 12:40 Uhr bis 18:40 Uhr in der Schule, weil die Grundschüler morgens da sind. Die Schulen teilen sich das Gebäude, weil das alte Gymnasiumgebäude abgerissen wurde und das neue Gebäude noch nicht fertig ist. In der Angelegenheit tut sich leider nichts, sodass die Schüler sich wohl oder übel an die Zeiten gewöhnen mussten. Ich muss aber an den meisten Tagen nicht bis abends dableiben, von daher ist alles völlig okay. Eine Schulstunde dauert wie in Deutschland 45 Minuten, dazwischen sind jeweils fünf Minuten Pause und es gibt nur eine große 20-minütige Pause 20.

Aber erstmal von vorne: Ich hatte in meinem letzten Blogeintrag ja von meinem ersten Schultag erzählt, an dem ich die 13. Klasse kennengelernt habe. Am Mittwoch (14.03.) war dann mein erster richtiger Schultag. In der ersten Stunde hatte die 13. Klasse Essen (Knabberkram, Kuchen und Getränke) mitgebracht und das war sozusagen eine kleine „Willkommensparty“ für mich. Ich habe mich sehr gefreut, besonders weil ich nicht damit gerechnet hatte. :D Danach habe ich zwei weitere Klassen kennengelernt und ansonsten daneben gesessen und den Unterricht verfolgt. Am Donnerstag habe ich dann nochmal drei weitere Klassen kennengelernt. Viele trauen sich nicht mit mir Deutsch zu reden und sprechen Englisch mit mir. Wenn ich Deutsch rede weiß ich, dass viele mich überhaupt nicht verstehen und das ist für mich schon eher schwierig, aber das wird sich schon alles noch fügen.

Ab Freitag (16.03.) ging es dann mit meiner neuen Aufgabe los: Ich sollte die vier besten SchülerInnen der Schule (nur die Minderjährigen, die Volljährigen durften nicht teilnehmen) auf einen regionalen Deutschwettbewerb für die Niveaus B1 und B2 vorbereiten. Ich wusste, dass Schüler von 15 verschiedenen Schulen kommen, um am Wettbewerb teilzunehmen und sie im Lesen, Hören und Sprechen getestet werden. Der/Die Erstplatzierte darf weiter zum nationalen Wettbewerb in Sarajevo und wer dort wiederum gewinnt darf nach Freiburg zur internationalen Deutscholympiade. Ich hatte aber vorher keine Ahnung, wie so ein Wettbewerb abläuft, also habe ich mir dann alle Lehrbücher angeguckt. Dann habe ich mit den Schülern hauptsächlich für die mündlichen Prüfungen geübt und alle ihre Fehler verbessert. Am Tag des Wettbewerbs wurden die vier SchülerInnen und ich von einem Lehrer der Schule nach Velika Kladuša, einer Kleinstadt im Nordwesten Bosniens gefahren, die Fahrt hat etwa 1,5 Stunden gedauert. Es war wirklich interessant aus dem Fenster zu schauen, weil die Landschaft hier eher hügelig ist und ganz anders, als ich es aus Norddeutschland gewohnt bin. Beim Wettbewerb angekommen, sind die SchülerInnen mit den anderen TeilnehmerInnen in einen Raum gegangen, ich bin in einen Raum mit den anderen LehrerInnen. Das war am Anfang eher unangenehm, weil nur auf Bosnisch geredet wurde und ich mich verloren gefühlt habe, schließlich war ich die einzige unter 30-jährige in einem Raum voller Lehrkräfte. Als den anderen dann klar wurde, dass ich kein Bosnisch verstehe, haben sie sich lieb entschuldigt (sie konnten es ja nicht wissen und ich war ihnen nicht böse) und haben mich gefragt, ob ich mit ihnen einen Kaffee trinken gehen möchte, während die SchülerInnen ihre Prüfungen im Hörverstehen und Leseverstehen haben. Anschließend ging es zurück zur Schule, nun standen die mündlichen Prüfungen an. Ich wurde gefragt, ob ich mit in der Jury für die B1 TeilnehmerInnen sein möchte und so kam es dann. Die SchülerInnen hatten 30 Minuten Zeit, um in Dreiergruppen einen Vortrag / eine Diskussion / eine Talkshow zum Thema „Sollten Kinder Mobiltelefone haben?“ vorzubereiten. Nacheinander haben die SchülerInnen uns ihre Ideen vorgetragen und wir Jurymitglieder haben dann über die Noten beraten. In Bosnien ist die beste Note eine 5 und die schlechteste eine 1. Mir hat das ganze wirklich Spaß gemacht, vor allem weil die LehrerInnen meine Meinung wirklich hören wollten und mich trotz des Altersunterschiedes ernst genommen haben. Besonders stolz bin ich auf meine beiden Schülerinnen, deren mündlichen Prüfungen ich beisitzen durfte, selbstverständlich habe ich bei deren Bewertung aber nichts gesagt. Auf dem B1 Niveau haben meine beiden Schülerinnen den ersten und zweiten Platz belegt (von 18), die eine fährt somit in zwei Wochen nach Sarajevo für den nationalen Wettbewerb. Auf dem B2 Niveau haben meine SchülerInnen den zweiten und fünften Platz belegt (von 16), ebenfalls eine starke Leistung. Da habe ich mich wirklich wie eine stolze Lehrerin gefühlt, obwohl ich ja keine richtige Lehrerin bin. :D

Eine meiner weiteren Aufgaben ist es, mit einem körperlich behinderten Jungen Deutsch zu üben, während die anderen aus seiner Klasse Unterricht haben. Ich muss ehrlich sagen, dass es eine Herausforderung ist, weil er noch nicht wirklich Deutsch spricht und ich immer irgendwie hoffen muss, dass er mich versteht. Aber das wird irgendwann alles einfacher werden. Außerdem sollte ich schon einige Diktate und Aufsätze der Schüler korrigieren. Mir persönlich macht das echt viel Spaß, obwohl es teilweise anstrengend ist, sich in die Köpfe der Schüler hineinzuversetzen. Manchmal wissen die Schüler nicht, wie sie etwas ausdrücken sollen und schreiben dann wirre Sätze. Aber genauso ging es vermutlich meiner Französischlehrerin damals und man gewöhnt sich daran. :D Außerdem habe ich drei Unterrichtsstunden übernommen, weil Edisa, die Deutschlehrerin der Schule, beschäftigt war. Ich musste die Stunden aber nicht selbst vorbereiten, mir wurde gesagt, was ich machen soll. Ansonsten sitze ich einfach im Unterricht daneben und gucke zu, wenn es nichts zu tun gibt, was auch interessant ist.

Letzte Woche musste ich dann für vier Tage den Unterricht übernehmen, da Edisa mit einem Projekt beschäftigt war. Die Schule hat einen Austausch mit einer Schule aus Izmir (Türkei) organisiert und die SchülerInnen haben zusammen eine Aufführung einstudiert, aber dazu später mehr. Montag habe ich den SchülerInnen einfach nur ihre Klassenarbeiten zurückgegeben, am Dienstag habe ich ihnen „Au revoir“ von Mark Forster vorgespielt, das Lied mit ihnen besprochen und ihnen andere deutsche Lieder gezeigt. Am Mittwoch und Donnerstag habe ich einfach Spiele mit ihnen gespielt. Edisa und ich waren der Meinung, dass es noch zu früh wäre für mich, um wirklich für vier Tage den Unterricht zu leiten – ich bin schließlich keine Lehrerin und kenne die SchülerInnen noch nicht gut genug. Trotzdem war ich etwas aufgeregt vorher, schließlich war es nun meine Aufgabe die SchülerInnen im Zaum zu halten. Zum Glück kannte ich durch den Deutschwettbewerb die besten SchülerInnen, die für mich übersetzen konnten und ansonsten habe ich zwischendurch immer wieder Englisch geredet. Glücklicherweise lief alles gut und die meisten SchülerInnen hatten tatsächlich Spaß. Das man nicht alle glücklich machen kann ist klar, dafür sind die Geschmäcker zu verschieden. Aber insgesamt komme ich mit den SchülerInnen super zurecht, sie verhalten sich mit gegenüber respektvoll und trotzdem ist es nicht wirklich auf der Lehrer-Schüler-Ebene, schließlich sind wir in einem ähnlichen Alter. ?

So, das war jetzt erstmal ein Update über meine Zeit in der Schule, im nächsten Eintrag folgt ein Bericht über meine Unternehmungen in der Freizeit. Stay tuned! ?

 

Erste Eindrücke: Malo govorim bosanski

Mein Kopf ist so voll mit neuen Eindrücken, Gedanken und Bildern, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Am Montag, den 12.03., bin ich in Bosnien und Herzegowina angekommen. Als ich die bosnische Grenze überquert habe und es immer weiter auf Bosanska Krupa zuging, wurde ich immer aufgeregter. Jetzt wurde es ernst und das war der Moment, wo ich realisiert habe, dass es kein Zurück mehr gibt. Bosnien ist jetzt für ein Jahr mein Zuhause. Vorher war das alles noch so weit weg, selbst bei der Verabschiedung von meiner Familie hatte ich das noch nicht realisiert. Aber jetzt war ich wirklich hier. Ich habe eigentlich nur mit offenen Mund aus dem Fenster gestarrt und versucht ganz viel von der Landschaft aufzunehmen. Es ist alles so anders (Überraschung, ist ja auch ein anderes Land), die Architektur und natürlich auch die Landschaft. Wir sind an der Una, einem Fluss, entlanggefahren. Hier ein paar Fotos auf dem Weg nach Bosanska Krupa:

Meine Wohnung ist echt toll, ich weiß jetzt schon, dass ich mich hier wohlfühlen werde. Von außen ist das Haus gewöhnungsbedürftig, die Bosnier kümmern sich nicht wirklich um die Fassade, es geht nur ums Innere. Aber das ist ja eigentlich auch wichtiger. Eigentlich habe ich dann erstmal nur alle Sachen ausgepackt und meine Wohnung teilweise schon eingerichtet. Abends habe ich dann das erste Mal bosnisch gegessen, ich war bei meiner Ansprechperson (der Deutschlehrerin des Gymnasiums) zum Abendessen eingeladen. Ich habe keine Bilder gemacht, weil ich nicht unhöflich sein wollte, aber es war wirklich lecker. Das bosnische Essen scheint auf jeden Fall fleischlastig zu sein. :D Ich habe mir die ganzen Namen der Gerichte natürlich nicht gemerkt, weil es so viele bosnische Wörter waren, aber irgendwann werde ich es wissen. :D Was für mich auch ungewohnt ist, ist dass die Menschen sich hier oft mit Küsschen begrüßen, da habe ich mich zunächst erstmal unwohl gefühlt. Aber die meisten geben sich auch erstmal die Hand und an die Küsschen werde ich mich schon gewöhnen. Sympathisch ist es allemal. Meine Ansprechpartnerin hat mir außerdem erklärt, dass die meisten hier muslimisch sind, jedoch nicht konservativ. Heißt, sie essen kein Schweinefleisch, feiern natürlich muslimische Feiertage, fasten während des Ramadan, aber es trägt so gut wie niemand ein Kopftuch und es wird auch kein Wert auf weite, konservative Kleidung gelegt.

Die Aussicht von meinem Balkon:

Heute (13.03.) hat mich dann meine Ansprechperson etwas in der Stadt herumgeführt. Ich hoffe mal, dass ich mich schnell zurechtfinden werde, auf jeden Fall wohne ich direkt im Zentrum und komme überall zu Fuß hin. Ich finde die Stadt wirklich schön. Besonders die Una ist natürlich ein Traum, weil der Fluss mitten durch die Stadt fließt. Momentan ist allerdings das Wasser sehr hoch, weil noch vor zwei Wochen viel Schnee gefallen ist und der Schnee dann geschmolzen ist. Aber ich will nicht verschweigen, dass man noch Kriegsspuren vom Krieg vor 20 Jahren sieht. Bosnien wurde während des Bosnienkrieges besonders schwer getroffen, viel musste wiederaufgebaut werden. Naja und dann wurde halt nicht immer alles wiederaufgebaut. Manche Häuser haben also Einschusslöcher oder sind nur noch Ruinen, mein Balkonsichtschutz hat auch ein Loch. Meine Ansprechpartnerin sagte, dass es den Bosniern natürlich nicht mehr auffallen würde,  sie seien es ja gewohnt. Ich wusste das auch schon vorher und war dementsprechend nicht schockiert. Aber diese Häuser sind nicht (!) in der Mehrzahl, ansonsten ist Bosanska Krupa so wie jede andere Stadt auch. Es gibt schöne Ecken, weniger schöne Ecken, belebte Ecken und weniger belebte Ecken. Schöner war das ganze natürlich dadurch, dass die Sonne schien und es nicht wirklich kalt war.

Hier ein paar Bilder von der Stadt (Ich habe hauptsächlich die Una fotografiert, weil ich mir eh schon wie eine Fremde vorkam, die neugierig gemustert wurde – da wollte ich nicht noch mehr auffallen. Es ist jetzt nicht so, als ob alle mich angestarrt haben, aber mit meinen blonden Haaren falle ich schon eher auf. Naja und am Anfang fühlt man sich ja immer so, als würden alle einen angucken und man fühlt sich etwas fehl am Platz.):

Die Brücke, die im Stadtzentrum über die Una führt:

Hier sieht man links die katholische Kirche und rechts die orthodoxe Kirche. Weiter hinten ist die Moschee, hier nicht zu sehen:

Dann war ich heute auch das erste Mal in der Schule, um ein paar SchülerInnen Hallo zu sagen. Freundlicherweise wurde ich von einer Schülerin abgeholt und lieb von allen begrüßt. Heute war ich erstmal nur in der 13. Klasse, also bei denen in meinem Alter. Die sind auch alle 18, ein paar sind schon 19.  Da ich während der Pause gekommen bin, habe ich mit ein paar Schülerinnen erstmal Karten gespielt, nacheinander kamen dann alle anderen SchülerInnen und haben sich mir vorgestellt. Ich habe mich entschieden für die Deutschstunde zu bleiben, um mir das erstmal anzugucken. Die SchülerInnen mussten unregelmäßige Verben wiederholen und haben dann eine Aufgabe gemacht. Danach meinte meine Ansprechperson, dass wir jetzt einen Stuhlkreis machen, damit die SchülerInnen mich kennenlernen können. Dann mussten die SchülerInnen mein Alter, meine Heimatstadt, meine Hobbies usw. erraten und ich habe ihnen dann die richtige Antwort gesagt. Die SchülerInnen haben interessiert zugehört und ich glaube, dass ich mich super gut mit denen verstehen werde. Ich wurde nämlich schon vorgewarnt, dass kaum jemand zu Besuch nach Krupa kommt und alle deswegen so gespannt seien. Aber das ist denke ich normal, wenn an meine Schule jemand neues kam, haben sich natürlich auch erstmal alle für die Person interessiert.

Heute war ich auch das erste Mal in einem bosnischen Supermarkt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich kurz vor eine Panikattacke stand. Das hat mir tatsächlich vorher am meisten Angst gemacht, weil ich wusste, dass die älteren Menschen weder Englisch, noch Deutsch sprechen. Ich spreche ein paar Wörter Bosnisch, aber definitiv nicht gut genug, um die Bosnier zu verstehen. Ich kann stolz verkünden, dass ich vier Mal „Hvala“ (Danke) gesagt habe. :D An der Theke habe ich dann „Malo govorim bosanski. Dolazim iz Njemačke.“ (Ich spreche wenig Bosnisch. Ich komme aus Deutschland) gesagt und mich irgendwie damit durchgeschlagen. Das Brot ausgewählt habe ich mit „Das da“ und darauf zeigen, das funktioniert ja immer irgendwie. Die Verkäuferinnen waren super nett, auch an der Kasse hat alles irgendwie funktioniert. Irgendwann wird es einfacher, zumindest rede ich mir das ein… Erstmal bin ich stolz auf mich, dass ich mich immerhin getraut habe bosnisch zu sprechen – ich hatte nämlich keine Ahnung von der richtigen Aussprache und das r zu rollen fällt mir teilweise sehr schwer. Dafür habe ich einige Lebensmittel und Artikel entdeckt, die man auch in Deutschland kaufen kann. ? Barilla Nudeln zum Beispiel, darüber habe ich mich sehr gefreut.

Die erste selbstgekaufte Mahlzeit, alles im Supermarkt gekauft:

Alles in allem ist mein erster Eindruck erstmal positiv. Auf mich wirken die Bosnier entspannt, gelassen, gastfreundlich und offen. Ich bin gespannt auf die nächsten Tage und halte euch auf dem Laufenden!

 

Abschiede, Nervosität und letzte Vorbereitungen

Das Vorbereitungsseminar ist vorbei, ich war für eine Nacht wieder zu Hause und heute geht es los nach Bosnien. In den letzten Wochen gab es so viele letzte Male. Das letzte Mal in die Uni fahren, das letzte Mal meine Freunde treffen, das letzte Mal mit meiner Fußballmannschaft trainieren, das letzte Mal arbeiten, das letzte Mal ins Weserstadion gehen. Dabei ist es ja gar nicht wirklich das letzte Mal, es ist kein Abschied für immer und doch fällt mir das ganze schwerer, als ich es mir selbst gegenüber eingestehe. Der Monat Februar war definitiv stressig und durcheinander. Ich musste zu allen wichtigen Ärzten gehen, zu den Behörden für die Dokumente für mein Visum, nochmal alle Freunde sehen, meine Verwandten verabschieden, für vier Klausuren lernen, jede Menge letzte Besorgungen machen, hoffen, dass meine Ansprechperson eine Wohnung findet, packen und nebenbei irgendwie noch Zeit für mich selbst finden. Drei Mal dürft ihr raten, was am meisten auf der Strecke geblieben ist. :D Richtig, die Uni.

Die zehn Tage beim Vorbereitungsseminar am Werbellinsee mit den 164 anderen Freiwilligen haben mich wirklich bereichert und mir einen neuen Blickwinkel auf manche Sachen gegeben. Ich habe so viele coole Menschen getroffen, über interessante Themen diskutiert und der Austausch hat mich über vieles nachdenken lassen. In unserer „Homezone“ (so wurden die Seminargruppen genannt) haben wir unter anderem über Rassismus, Diskriminierung, Antiziganismus, Sexismus, Konfliktverhalten und unsere Rolle als Freiwillige*r geredet. Außerdem haben wir über unsere Ängste, Zweifel und Ziele für unseren Auslandsaufenthalt geredet und uns selbst reflektiert. Es war schön zu sehen, dass man nicht alleine ist mit seinen Ängsten und jeder sich auf seine Weise Sorgen macht. Super interessant war auch, als das Goethe-Institut uns über didaktische Methoden informiert hat und wir selbst eine Unterrichtsstunde planen mussten, als Vorbereitung auf unseren Aufenthalt in der Schule. Abends saßen wir mit den „Homies“ (der Spitzname für die Leute aus unserer Homezone) zusammen, haben lustige Spiele gespielt und viel gelacht, aber auch über ernstere Themen geredet. Ich hatte mich zwar auf das Vorbereitungsseminar gefreut, aber das hat meine Erwartungen tatsächlich übertroffen. Verrückt, wie man als Gruppe nach zehn Tagen so sehr zusammen wachsen kann… :) Falls meine Homies das hier lesen: Shoutout an euch, ihr seid die Coolsten! <3 Eigentlich ist die Zeit viel zu schnell herumgegangen, ich hätte mit einigen gerne noch mehr geredet. Andererseits bin ich auch froh, dass ich jetzt wieder mehr Privatsphäre habe – die 10 Tage waren schon anstrengend.

Aber morgen geht es los und diesmal so wirklich. Natürlich habe ich irgendwie Angst, dass das alles nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe, dass ich einsam bin, Heimweh habe, mich dort nicht richtig wohlfühle, Sachen schiefgehen oder ich alleine verzweifle. Aber ich habe mich bewusst für diesen Schritt entschieden, weil ich wusste, dass es mir Angst machen würde. Zuzugeben, dass man Angst hat, ist ja nichts Schlimmes. Schließlich lasse ich für ein Jahr alles Bekannte hinter mir: Mein Zuhause, meine Familie, meine Freunde. Aber noch größer als die Angst ist eigentlich die Vorfreude. Ich freue mich auf eine fremde Kultur, eine fremde Sprache, neue Menschen, neue Erfahrungen, meine erste eigene Wohnung und mein neues Zuhause. Ich weiß nicht genau, was mich in dem Jahr erwartet, aber das haben Abenteuer wohl so an sich… Seid gespannt!

Meine Homies:

Vor der Weltuhr in Berlin, als wir am Sonntag einen Ausflug dorthin gemacht haben:

Am Werbellinsee: