Entwarnung: Dieser Satz nicht von mir.
Er fiel irgendwann in derr ersten Stunde meines Sprachkurses. Ein Chinese, der für zwei Jahre in der Botschaft der Volksrepublik in Warschau arbeitet, musste seiner Verwirrung mal Luft machen.
Neben dem Chinesen werden eine Französin, eine Japanerin, eine Spanierin, ein Franzose, ein Tunesier, eine Italienerin und ein Deutscher bis Weihnachten meine Gesellschaft für die Montag- und Mittwochabende sein. Die Italienerin arbeitet als Dozentin an der Uni und möchte für längere Zeit in Warschau bleiben. Die meisten Anderen arbeiten wie ich an einer Schule. Es ist schon lustig, wenn jeder mit seinem eigenen Akzent die lebensgefährlichen Kombinationen von Konsonanten und Konsonanten und Konsonanten und Vokalen ausspricht.
Der Kurs findet auf Englisch statt, jedoch ist der Leiter des Kurses auch in Deutsch, Spanisch, Französisch bewandert. So fragt er dann auch manchmal, was heißt trabajar, arbeiten, [französisches Wort für arbeiten] und [japanisches Wort für arbeiten] auf Polnisch?
Nach dem ersten Mal war ich total desillusioniert und demotiviert. Und dann haben wir auch noch Hausaufgaben aufbekommen, was ich gar nicht mehr gewohnt war.
Das zweite Mal hat dann aber richtig Spaß gebracht. Ich war total überrascht, dass Polnisch sehr viel Ähnlichkeit mit Latein hat. Es gibt auch Endungen für jeden Fall im Singular und Plural und bestimmte Endungen für jedes Geschlecht und nicht zu vergessen, die vielen Ausnahmen (von den Ausnahmen).
Es ist ein total komisches Gefühl, eine Sprache komplett neu zu lernen, wie es die Schüler machen (müssen), die ich jeden Tag vor mir habe. Dabei profitiere ich aber sehr stark von meiner Arbeit in der Schule. Wenn ich mit meiner Mentorin und einer ersten (siebten) Klasse „Die Jahresuhr“ von Rolf Zuckowski singe und übersetze, kann ich mir gleich ein paar polnische Monatsnamen mehr merken. Dieses Wochenende habe ich damit begonnen, jeden Gegenstand in meiner Wohnung auf Polnisch zu beschriften. Jetzt sieht meine Wohnung zwar gewöhnungsbedürftig aus, aber vielleicht hilft es ja.
Die Reaktionen auf meine Ambitionen, Polnisch zu lernen, waren sehr überraschend. Wenn ich alleine im Lehrerzimmer sitze und ein Lehrer reinkommt, sagt er erstmal „Hello!“ zu mir. Ich antworte dann mit „Dzien Dobry“ und dann muss ich erstmal erzählen, warum und seit wann ich Polnisch lerne. Die Putzfrauen der Schule freuen sich immer noch sehr über jedes „Czesc“ und „Do widzenia“ von mir. Das ist einfach unglaublich, das muss man erlebt haben. Meine Mentorin war sehr überrascht, dass ich ihre Sprache lernen möchte und dass es in meinem Sprachkurs so viele Gleichgesinnte gibt.
Ich hoffe, in einem Jahr mich einigermaßen auf Polnisch verständigen zu können, denn „wer eine Fremdsprache lernt, zieht den Hut vor einer anderen Nation” (Martin Kessel).
P.S.: Ich habe neulich in einer Klasse die deutschen Artikel eingeführt. Danach sollten die eine Übung dazu machen. Da habe ich mal wieder einen ganz anderen Blick auf meine Muttersprache bekommen: Warum heißt es zum Beispiel die Frau, der Mann und der Junge, aber das Mädchen? Meine Mentorin erklärt es im Unterricht damit, dass ein Mädchen ja noch keine richtige Frau ist. Aber warum heißt es dann der Junge? Die Antwort von ihr: Das ist halt einfach so.
Stimmt, da war was! Danke, dass du mich dran erinnerst, du Streber:-)
Werde es gleich morgen mal weiterleiten!
Grüße nach Ulan Bator
Hey Mareike 😉
Jetzt muss ich mal „streben“ wegen Deiner letzten Frage: Es heißt das Mädchen, weil es die Verniedlichungsform mit „chen“ ist. Ursprünglich würde es nämlich Magd heißen.
Generell gilt für alle Wörter, die „chen“ am Schluss haben => Artikel das!
So, genug gestrebt und weiterhin viel Spaß in Warschau.
Grüße aus der Mongolei 😉