Sprengen – oder nicht?

Stell dir vor, dir sagt jemand: „Ich schenke dir ein Haus. Ich entscheide, wie es aussieht. Du darfst bezahlen.“

In dieser Situation befand sich die polnische Regierung und der gute Freund, der dieses Geschenk überbrachte war Stalin. Das Geschenk war der Kultur-und Wissenschaftspalast in Warschau.

Die Legende besagt zwar, dass Stalin die Polen vor die Wahl stellte: Metro oder Kulturpalast. Wenn diese Legende stimmen würde, wären meine lieben Polen ein ziemliches dummes Völkchen und das kann ich mir nicht vorstellen.

Zwischen 1952 und 1955 wurde das Gebäude von sowjetischen Arveitern im stalinistischen Zuckerbäckerstil errichtet. Seit dem sorgt der immer noch für  Diskussionen. Der heutige polnische Außenminister befürwortet sogar eine Sprengung. Andere hoffen, dass die schon gebauten und noch geplanten Hochhäuser ihn irgendwann verdecken.

Auf den 42 Etagen, die sich auf 230,68 m Höhe verteilen, befinden sich zwei Universitäten, ein süßes Kino mit Plüschsesseln, ein Schwimmbad, ein Kongresssaal und viele Museen.

Der Kulturpalast war das erste, was ich bei meiner Ankunft in Warschau gesehen habe. Ich war sofort beeindruckt, denn bei Nacht, wenn er beleuchtet ist, mag ich dieses Gebäude sehr. Es zeigt mir, dass ich in einer Metropole lebe. Am Tag ist er zwar immer noch eines der Wahrzeichen Warschaus, aber dann ist er meiner Meinung nach wirklich hässlich.

Die Krakauer, die zu Warschau in einer ähnlichen Beziehung wie die Kölner zu den Düsseldorfern stehen, fragen gehässig: Von wo hat man den schönsten Blick auf Warschau? – Von der Aussichtsterasse  im 30. Stock des Kulturpalasts aus (da sieht man das Gebäude selber nicht). Irgendwo haben sie damit auch Recht.

 

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