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Gefühltes Zuhause

 

 Es sind 11.641 km, 63 Tage und 6 Stunden Zeitdifferenz von hier bis zu meinem Zuhause in Leipzig. Von hier, meinem neuen Zuhause in Saigon bis in die Vergangenheit, meine Geborgenheit, meine Kindheit.

Und irgendwo zwischen den Kontinenten versuche ich Anzukommen. Vielmehr als ein Ort ist es doch immer das Gefühl, welches mein Zuhause ist. Das Gefühl, ein Vertrauen, ein Glauben an sich selbst und die Welt, dass sie gut ist und es wunderschön lebendig zu sein. Dass es ziemlich unglaublich ist dieses zufalls-schicksals Leben, genau jetzt hier. Egal wo.

Es ist das Gefühl, wenn ich mit Leonie auf ihrem Bett liege, das warme Licht der neuen Lampe scheint,wir Eis, Joghurt oder Maracuja essen, meistens alles davon und ich ganz aufgeregt bin, weil ich nicht erwarten kann ihr alles zu erzählen und nicht weiß wo ich anfangen soll, weil die letzten Tage wieder so viel passiert ist. Dann genieße ich es bei ihr zu sein, zu zuhören, verstanden zu werden. Und ich glaube dann wirklich, dass alles gut ist und wird, weil wir ansonsten einfach so lange weiter reden bis es stimmt.

Und es ist das Gefühl, wenn ich aus dem klimatisiert kalten Cafe nur einige Minuten von meiner Wohnung entfernt, trete, in dem ich einen köstlichen Mango Smoothie getrunken habe und Saigons warme Luft mich umarmt und trägt. Mein Blick beim Nachhauselaufen fasziniert in jedes Schaufenster und in jede Seitenstraße wandert. Dann finde ich sie so wunderschön, so leicht und offen diese Stadt in der ich nun leben.

Es ist dieses Gefühl auf einem Berg im Bach Ma Nationalpark zu sitzen, während in Sekundenbruchteilen der Nebel aufbricht und eine Hügellandschaft im satten Grün entsteht und Atemzüge später wieder verschwindet, zu Nebel wird. Es ist still und unendlich laut, die Natur um mich. Und ich mitten in ihr so lebendig, klein und grenzenlos.

Es ist das Gefühl seine Stimme zu hören und die Vögel zwitschern im Hintergrund. Es ist das ziehende Sehnen, dass einen Raum erschafft ohne Distanz, in dem wir uns begegnen und deine Worte alle Welt übertrumpfen an Wirklichkeit.

So ist es unendlich dieses Gefühl von Zuhause für mich. Ich suche es jeden Tag hier, verloren im überfordernden Chaos, dass ich liebe, weil ich es nicht verstehen kann. Ich atme die verstaubte Luft, mein Stückchen Himmel hier, ein. Fühle mich lebendig, geliebt und dankbar, zuhause in dieser (Innen)Welt, zwischen Leipzig und Saigon.

Mit Leonie, Paul und Carlotta denen es gerade ganz ähnlich geht, habe ich für sagwas.net über Zuhause und Ankommen gesprochen, welche Herausforderungen man sich stellen muss, auf der Suche nach einem Zuhause auf Zeit. Entstanden ist ein Film den ihr hier sehen könnt:

Zuhause auf vietnamesisch

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