Permalink

1

Der achte Monat

1.

Ein Film wird verboten,

aus dem gleichnamigen Buch wird vorgelesen,

der Tee ist zu süß für die Wahrheit.

2.

Ehrlich,

ich kann,

das Fliegen noch fühlen.

Das ist keine schlechte Metapher,

für eine viel zu gute Zeit.
Es geht nämlich so:

Man muss nur die Arme heben und dann

ein paar Schritte ins Meer rennen und dann

hoffen, dass ein Jetski dich ziehend los düst,

dann bist du im Himmel, so hoch

höher als die Hotels

größer als die Ameisenmenschen,

echter als der Müll auf den Straßen.

Weil mir dass nie jemand glauben wird,

ist es so gut, dass du da bist.

Mein Dämon und du und ich

und damit so viel.

Die Welt wird zu mehr als einer Oberfläche.

(Danke, Leonie.)

3.

Was kann

nach der Unschuld noch geschehen,

wenn du eine Frau bist, allein

oder geschieden?

4.

Es gibt Gefühle für bestimmte Orte

und einen bestimmte Ort für ein Gefühl.

Nachtzugbetten, Pazifikinseln,

Schlafzimmer ohne Klimaanlagen,

Straßenstände, Duschkabinen,

Höhlentempel, Sandstrände.

Und dann gibt es noch den Ort

zwischen meinen Augen,

auf den ich mich konzentriere,

während ich atme und leise summe,

um zu verstehen,

dass hier überall ist

5.

Selbst der aufgehende Mond leuchtet hier wie ein orangener Lampion.

Diese Stadt hat eine Aufmerksamkeitsstörung,

besser immerhin als die krankhafte Oberflächlichkeit der großen Schwester,

oder die Plastiksucht des Bruders im Süden.

6.

Ich beginne ein neues Notizbuch.

Auf der ersten Seite steht:

Ich will alles leben,

nicht um Leere zu füllen,

sondern weil ich voll bin.“

Von außen ist das Notizbuch schwarz.

7.

Als ich zurückkomme,

ist auf einmal die Regenzeit da.

Alle flüchten aus der Stadt ins Private.

Das schwüle Orchester aus Trommeln und Motoren

prasselt auf mich ein und ist

zu viel.

Meine Welt steht unter Wasser.

Knietief, es spritzt in alle Richtungen.


8.

Und wie willst du die Welt verändern?

Ich habe Angst auf deine Frage zu antworten.

 

1 Kommentar

Zur Werkzeugleiste springen