Flashback II

Wir schreiben den ersten März; Aschermittwoch, aschgrauer Himmel, Himbeerteewetter – der perfekte Tag, sich in die dunklen, aber gemütlichen Tage der Weihnachtszeit zurückzuversetzen:

Die Adventszeit 2016 war für mich einerseits geprägt von der Suche nach Geschenken und dem Schreiben von Karten, während aus meiner kleinen Bluetoothbox in Dauerschleife Weihnachtsmusik und auch von Zeit zu Zeit das eine oder andere Hörbuch klangen. Auf dem Pécser Weihnachtsmarkt war ich wohl ein halbes Dutzend Mal, immer wieder fehlte mir noch ein Geschenk. Ich fühlte mich wie ein Weihnachtswichtel. Nebenbei erlebte ich wieder eine Menge: Schul- und Gospelchorkonzerte, das Weihnachtsprogramm der Schule inklusive Abendessen für den Lehrkörper, meine ersten Polkatanzstunden mit der Lehrertanzgruppe, Pécs weihnachtlich geschmückt – in ein Lichterkleid gehüllt, Rentiere im Arkad (zugegeben aus Plüsch) -, nicht zu vergessen die Fahrt zum Grazer Christkindlmarkt…

Andererseits war diese Zeit für mich geprägt von einer starken Vorfreude auf die Wochen zuhause und Sehnsucht nach meiner Familie, meinem Freund und dem windzerzausten Schleswig-Holstein. In meinem kleinen Pécser Zimmer kuschelte ich mich in Kerzenschein und Orangenduft umgeben von lauter Adventspäckchen, immer wieder fand ich einen Abholschein im Briefkasten, an dieser Stelle ein kleines Danke an meine Familie; ihr seid die besten!

Nun aber zu meinen Erlebnissen, Fotos gibt es natürlich auch wieder reichlich.

Aus Zagreb zurück, empfing mich ein strahlend geschmücktes Pécs; ich bummelte über den Weihnachtsmarkt, hörte Konzerte auf dem Széchenyi tér, traf Schüler in der Stadt, half bei dem Schnupperunterricht für Achtklässler und – nicht zu vergessen – entwarf und besprach Unmengen an Arbeitsmaterial über Advent und Weihnachten: Suchsel, Quiz, Vokabellisten und informative Texte; wir erstellten Präsentationen und hörten deutsche Weihnachtslieder.

In dieser Zeit versuchte ich auch, Schüler mit einem liebevoll erstellten Plakat, Schokolade, Keksen und Saft zu einem Deutschclub am Dienstagnachmittag zu motivieren; leider kam jedoch kaum jemand, so dass das Projekt rasch im Sande verlief.

Interessant auch der Versuch, mein Zimmer zu dekorieren – Kerzen, Süßigkeiten und Orangen waren zwar rasch gekauft, kleine Christbaumkugeln für einen Adventsstrauß lagen in dem Adventspaket von meinen Eltern, doch Tannenzweige sowie eine Vase für selbige fand ich lange nicht. Im Blumengeschäft kosteten erstere ein Vermögen, und woanders fand ich keine – bis mir schließlich eine Kollegin, Kriszta, Zweige aus ihrem Garten mitbrachte. Als Vase diente eine große Glaskanne.

Bald folgte die Fahrt nach Graz zum Christkindlmarkt. Kriszta, Timi, eine Busladung Schüler und ich machten uns freitagvormittags auf den Weg. Nach fünf Stunden Busfahrt, Zwischenstopp bei einem riesigen Tesco und einem äußerst mühseligen Weg mit einem viel zu großen Bus durch viel zu kleine und zugeparkte Grazer Straßen erreichten wir schließlich das Schülerwohnheim der Grazer Partnerschule des Leöwey.

Mit Timi, Kriszta und Timis Tochter beim Bummel durch die weihnachtlich geschmückte Altstadt von Graz

Auf ein schnelles Abendessen folgte ein ausgedehnter Bummel durch die Innenstadt über die vielen kleinen Weihnachtmärkte mit gemütlichem Punschtrinken und Unterhaltungen. Zusammen mit Timi, Kriszta und Timis Tochter schlenderte ich durch die festlich beleuchteten Straßen.

Am darauffolgenden Tag, Samstag, ging es bereit um zehn wieder in die Stadt. Mit der Schlossbergbahn fuhren wir – nun, zum Schloss. Dort erneut ein kleiner Weihnachtsmarkt, tolle Ausblicke und, im Gegensatz zu den anderen beiden Punkten eher unerwartet, drei flauschige Lamas. Mittags trennten wir uns – Freizeit. Während die Schüler diese wohl weitestgehend mit Shopping oder ähnlichem verbrachten, ging unser Vierergrüppchen auf eine Sightseeingtour. Von der berühmten Grazer Doppelwendeltreppe bis hin zum Dom sahen wir die Highlights des Stadtbildes. Auch für Shopping bei Zara und einige weitere Themenweihnachtsmärkte blieb Zeit – besonders toll fand ich den Kunsthandwerksmarkt und den internationalen Weihnachtsmarkt, auf dem ich als Andenken ein Paar Ohrringe fand. Hungern mussten wir auch nicht, gingen wir doch zu „Nordsee“ zum Mittagessen – und dafür fahre ich nach Ungarn beziehungsweise Österreich?

Von den vielen Eindrücken der kaum 24 Stunden in Graz redlich müde, stiegen wir in den Bus zurück nach Pécs, der eine halbe Stunde später auch schließlich losfuhr, nachdem alle Mädchen noch einmal schnell zur Toilette gegangen waren – an der Raststätte, an der wir von der (an Adventsonntagen übrigens kostenlosen) Straßenbahn in den Bus wechselten, gab es genau eine.

Bei der Rückkehr nach Pécs erwartet uns Schnee

Verschlafen erreichten wir schließlich Pécs, wo eine Überraschung auf uns wartete: Schnee! Hinter der Schule aber war die weiße Pracht schon zu Ende – eine Schneekante…

 

 

 

Es folgten noch einige Tage Schule, angefüllt mit Festprogrammen wie Weihnachtskonzerten des Schulchors oder einer in die Schule eingeladenen Big Band, Weihnachtsfeiern – offiziell im Festsaal der Schule, privat zwischen den Stunden im Lehrerzimmer, aber dennoch mit großem Buffet-, und am letzten Abend vor den wohlverdienten Ferien die große Feier des gesamten Kollegiums, zu der auch ich eingeladen war. Leckeres Essen und interessante Gespräche – mit einem seltsamen Gefühl im Magen verließ ich schließlich die Schule, die nächsten zweieinhalb Wochen würde ich wieder in Deutschland verbringen.

Die Entscheidung, über Weihnachten nach Hause zu fahren, bereue ich übrigens in keinster Weise. Sicher wäre es auch interessant gewesen, die Feiertage in Ungarn zu verbringen oder das Jahr 2017 in Budapest zu beginnen, doch ebenso wichtig, wie es ist, neue Erfahrungen zu machen, ist es, über lauter aufregenden neuen Erlebnissen seine Wurzeln und die Menschen, die nicht nur flüchtig das eigene Leben streifen, sondern fest verankert im Herzen sind, nicht zu vergessen. Es war unglaublich schön, meine Familie, Freunde und meinen Freund wiederzusehen, den Hund zu knuddeln oder am Ufer des Meeres zu stehen, eiskalte Salzluft in der Nase, sanftes Rauschen in den Ohren – die Gedanken auf den Schwingen des Windes treiben lassen…

Beruhigend zu wissen, dass, auch wenn sich manches verändert hat, einige Dinge doch immer gleich bleiben.

Zwischen viel Weihnachtsstress und diversen Erledigungen flogen die Tage geradezu vorbei, kaum hatte ich Zeit, mich einmal hinzusetzen; die Großeltern kamen oder wurden besucht, die Freunde zur Feuerzangenbowle eingeladen, mein neues altes Kleid aus Zagreb wurde bei der Hochzeit meiner Patin eingeweiht, und selbst den Stadtbummel mit meiner besten Freundin nutzte ich noch für den Gang zur Versicherung. Nur wenige Tage blieben einzig dem Genuss vorbehalten – dem Spaziergang mit meiner Mutter am Meer oder dem Ausflug mit meinem Freund nach Hamburg.

Dennoch fand ich zwischen all dem Trubel eine alte Ruhe, schnell kamen bekannte Routinen zurück, bald war es, als wäre ich nie weggewesen.

Nach einem erneuten Abschied und einer äußerst abenteuerlichen Zugfahrt inklusive langem Warten am unglaublich kalten Bahnhof – durch die schließlich notwendige Umbuchung auf einen Nachtzug auf Kosten der Bahn blieb mir allerdings angenehmerweise die Zwischenübernachtung in Budapest erspart – hatte mich schließlich Pécs wieder. Das alte Lied: Wer günstig reist, reist unbequem.

Zum Abschluss möchte ich euch nun noch einige Impressionen des Pécser Schneezaubers nicht vorenthalten:

Bis auf ein Weiteres

Silja

Flashback I

Ende Februar und schönster Sonnenschein, doch die bereits langsam verblassenden Erinnerungen an das Zwischenseminar und die Weihnachtszeit klopfen an, möchten endlich aufgeschrieben, festgehalten werden, schon beinahe verdrängt von vielen aufregenden und schönen neuen Erlebnissen.

Auf die Herbstferien in Budapest folgte eine kurze trubelige Zeit in Pécs, in der ich kaum Zeit hatte, meine Koffer auszupacken – an einem Freitagnachmittag im November fuhren Isi, Greta, Peter und ich schließlich los nach Budapest, wo wir Lorenz, Marvin und am Samstag auch noch Marius trafen. Bis Sonntagnachmittag durchstreiften wir die Stadt, spazierten an der Donau entlang und wanderten hoch zur Fischerbastei, zogen abends von Bar zu Bar und tranken Cocktails, aßen scharfes Gulasch im Brot und spielten Wizard; ich traf auch noch einen Bekannten aus den Herbstferien. Teuer, aber ein Erlebnis besonderer Art der Besuch in der Széchenyi-Therme: Heißes Wasser, kalte Luft, Dampfwolken ziehen über die Köpfe der Badenden, die gelben Wände leuchten in der Abendsonne (an dieser Stelle ein kleiner Hinweis: Wer im 50-Meter-Becken schwimmen möchte, braucht eine Badekappe); und in den Innenräumen Schwefelbäder, Dampfsauna, Sauna, Eisbad und Eiswürfel.

Am Sonntagnachmittag schließlich das Treffen mit unseren zwei Teamerinnen, Steffi und Anja, und den übrigen Freiwilligen. Im Anschluss an ein kleines (Wieder-)Kennenlern-Programm und die Frage, wie es uns so ginge, liefen wir durch die Stadt und machten etwas, das ich das letzte Mal wohl vor acht Jahren auf einem Kindergeburtstag gemacht habe: Dinge tauschen. Vom Überraschungsei über Kugelschreiber und Feuerzeuge hin zu Metrotickets und Salzstangen, und ganz nebenbei wurden wir zu einer Hochzeit nach London eingeladen. Später das Musical „Fame“ im Operettentheater – eine typische amerikanische Teeniestory, aber meisterhafte Tanz- und Gesangseinlagen.

Am Ende eines langen Tages, um ein Uhr nachts, bezogen wir unsere Zimmer im beschaulichen Gardony bei Budapest, und das Zwischenseminar begann wirklich.

Auf anderen Blogs wurde bereits viel darüber berichtet, meist ausschließlich positiv. Für mich war es zwar auch eine gute und wichtige Zeit mit vielen wunderbaren Momenten, jedoch recht anstrengend und teils positiv wie negativ sehr emotional. Eine Menge wurde angestoßen, manches aufgewühlt; etliche Fragen gestellt, manche auch beantwortet. Zwischen gemütlichen Momenten in der Küche, dem Versammlungsraum und am Seeufer lagen viel ernsthafte Arbeit und die Reflektion unserer Erfahrungen und unseres Verhaltens. So stellten wir uns die Frage, was für uns Zuhause bedeutet, analysierten unser Auftreten in der Gruppe oder dachten über Probleme und Konfliktlösungen nach.

Äußerst interessant, ja schockierend der Vortrag zur Situation von Sinti und Roma in Ungarn mit dem Fokus auf Antiromaismus, zur weiteren Information gab es eine von Steffi und Anja aufgebaute kleine Ausstellung. Entspannend unser kreativer Nachmittag, amüsant der Talentabend am letzten Tag, für den Chris und ich aus meinen Fotos der letzten Tage ein Video zusammenstellten. Langwierig, letztendlich aber immerhin erfolgreich, Leos und mein Versuch, den bereits kaputten Korken aus einer Weinflasche zu ziehen. Schade meine Erkältung, die sich erstaunlicherweise nicht gut mit pausenloser Action und wenig Schlaf vertrug; aus diesem Grund ging ich an unserem letzten Abend auch als erste schlafen – um zwei Uhr nachts.

Waren wir anfänglich wohl alle etwas enttäuscht, dass unser Zwischenseminar nicht etwa in Budapest oder Bratislava in einer schicken Jugendherberge mit Vollverpflegung, sondern im menschenleeren Gardony in einem kleinen Schullandheim und mit selbst zu kochendem Essen stattfand, so erwies sich diese Entscheidung im Nachhinein als genau richtig: der gemeinsame Großeinkauf für 17 Leute am Montagmorgen; das selbstgekochte Essen, besser als jede Kantinenkost; unser allmorgendliches großzügiges Frühstücksbuffet; die Abgeschiedenheit des Ortes, in der wir – ich etwa beim Spaziergang mit Chris und Lina am Seeufer – das Erlebte wunderbar verarbeiten, Probleme besprechen und über die Welt, unsere Existenz und den Sinn des Lebens philosophieren konnten. All das trug dazu bei, dass diese Tage den perfekten Raum boten, sich einmal auszutauschen, Abstand vom Alltag zu finden und die eigene Situation zu reflektieren.

Donnerstagnachmittag fuhren die meisten von uns direkt weiter nach Zagreb. Auch wenn ich mich schon lange auf dieses Wochenende gefreut hatte, hätte ich in diesem Moment auch nichts dagegen gehabt, einfach nach Pécs zurückzufahren und zu schlafen, schlafen, schlafen…

In  Zagreb bezogen wir unsere Unterkünfte: fünf von uns eine AirBnb-Wohnung, sieben das enge Achter-Zimmer eines Hostels zusammen mit einem einzelnen Argentinier, einem ehemaligen Tennisprofi – immerhin fand an diesem Wochenende das Davis-Cup-Finale zwischen Kroatien und Argentinien in Zagreb statt. Woher ich das weiß? Während die anderen gleich am Donnerstagabend loszogen, verbrachten Ulrike und ich den Abend in der Hostelbar mit ihm und unterhielten uns. Sie verspürte wenig Lust, noch loszugehen und auch ich wollte mich lieber ausruhen, da ich immer noch angeschlagen war.

Voll frischer Energie brachen Ulrike und ich dann am nächsten Morgen mit Leo und Marius zu einer Free Walking Tour durch Zagreb auf; wir waren stundenlang unterwegs und lernten dank eines sehr kompetenten und sympathischen Guides sowohl touristische Punkte als auch versteckte Ecken kennen. Ganz nebenbei erfuhren wir viel über die Geschichte der hübschen Stadt und die politische Situation in Kroatien. Nach so viel Input bummelten wir den Rest des Tages entspannt durch die Innenstadt, verbrachten  viel Zeit in einem kleinen Secondhandshop – tolles neues/altes Kleid gekauft!-, trafen Freiwillige des Zagreber Zwischenseminars… und entdeckten anschließend in einer riesigen Gruppe aus kulturweit-Freiwilligen das Zagreber Nachtleben.

Am Morgen darauf brunchte unsere Gruppe sehr gemütlich, und als Marius und ich endlich Richtung Unterstadt spazierten, wurde es schon bald dunkel. Lebkuchen knabbernd ließen wir alte, charmant abblätternde Hausfassaden und Sehenswürdigkeiten, die große Zagreber Eisbahn, eine Bühne mit Vielzulautsprechern und den frisch eröffneten Weihnachtsmarkt – Gelegenheit für den Erwerb erster Weihnachtsgeschenke – auf uns wirken; trafen die anderen und gingen gemeinsam etwas essen; Ulrike und ich schlenderten erneut über den Weihnachtsmarkt, wo wir uns mit viel zu süßer heißer Schokolade mit Marshmallows in einen Hauseingang setzten und über unserer Unterhaltung die Zeit vergaßen.

Am nächsten Morgen ging es auch schon zum mit den anderen Pécsern zum Zug, wo wir alle schon mal etwas Schlaf nachholten. Bis heute gibt uns die kroatische Ticketpreisgestaltung Rätsel auf, war doch tatsächlich eine Hin- und Rückfahrt günstiger als eine einfache Fahrt…

Als wir schließlich in Pécs ankamen, herrschte auch hier vorweihnachtliche Stimmung – aber davon ein andermal, jetzt ist es zunächst einmal Zeit, wieder in die Gegenwart zurückzukehren. Liebe Grüße an alle, die mich auf dieser kleinen Reise in die Vergangenheit begleitet haben

Eure Silja

Die kleine Schwester von Paris

Nach langen Überlegungen, was ich mit meinen Herbstferien anfangen sollte, entschied ich mich, nach Budapest zu fahren. Geplant waren ursprünglich nur einige Tage, schließlich blieb ich die gesamten Ferien. Ich hatte das Glück, dass ich bei Fabian, einem deutschen Studenten, den ich im Zug kennengelernt hatte, übernachten konnte.

Tagsüber streifte ich meist allein mit meiner Kamera durch die zauberhafte Stadt, bis mir in meiner viel zu dünnen Jacke wirklich zu kalt geworden war und ich vor dem schneidenden Wind ins Warme floh, erst in die Straßenbahn oder U-Bahn, dann in die Wohnung. Oft blieb ich dort jedoch kaum und zog mit Fabian gleich wieder los, zu einer WG-Party, zu Freunden, in eine Kneipe – so lernte ich nicht nur die für Budapest typischen Ruinenbars kennen, sondern auch eine Menge wirklich netter Leute.

Viel mehr möchte ich an dieser Stelle zu den Herbstferien auch nicht schreiben, stattdessen lasse ich die vielen folgenden Fotos für sich sprechen.

Zusammenfassend kann ich jedoch sagen, dass mir die Zeit in Budapest unglaublich gut tat. Ich habe mich nicht nur in die Stadt verliebt und konnte ohne Termine und Verpflichtungen einfach umherstreifen, entdeckte ständig Neues, sondern konnte mich auch mal wieder entspannt auf Deutsch unterhalten – im gleichen Atemzug über Partys und hochpolitische Themen -, einfach mal wieder tanzen und mich im Kreise eigentlich fremder Personen wirklich wohlfühlen. Es war eine richtig gute Zeit!

Nachdem wir den ersten Abend bereits lange aus gewesen waren und am folgenden Tag in Ruhe eingekauft und gekocht hatten, bekam ich den ersten richtigen Eindruck von der Stadt im Dunkeln; meine Schritte führten mich zuerst in Richtung Heldenplatz, dann stieg ich in die nächstbeste Metro, die an die Donau fuhr – atemberaubend schön!

Zurückschreckend vor den vielen kulturellen Highlights, die Budapest zu bieten hat, begann ich meine Erkundungstour ganz entspannt mit einem ausgedehnten Bummel über die Margareteninsel und streifte anschließend noch etwas das Pester Donauufer entlang:

Mittlerweile trieb mich meine Neugier doch zu dem Touristenhighlight in Budapest – das Burgviertel in Buda. Zu sehen gibt es dort die Fischerbastei, die Matthiaskirche, weite Ausblicke über Buda, die Donau und Pest, hübsche kleine Gassen mit alten Häusern und niedlichen Cafés und Läden und nicht zuletzt den Burgpalast. Ursprünglich hatte ich mir alles für einen Tag vorgenommen, da ich mich jedoch insbesondere bei den Ausblicken zu lange aufhielt, den Aufstieg in einem großen Umweg machte und abends noch verabredet war, verschob ich den Burgpalast auf einen anderen Tag – ich hatte ja noch so viele…

Abends spazierten Finn, ein neu gewonnener Freund, und ich noch durch Pest; er zeigte mir die Stephansbasilika und das Parlament von nahem und später setzten wir uns noch in eine Bar und schnackten.

Tags darauf zog ich erneut los, das Burgviertel zu erkunden. Dort blieb ich, bis es dunkel geworden war, und die Stadt zu meinen Füßen ein Lichtermeer.

Mittwoch, der 02. November, die Hälfte meiner Zeit in Budapest vorbei, und noch lange nicht alles entdeckt. Doch an diesem Tag lag etwas anderes Spannendes an: Besuch in der deutschen Botschaft in Budapest.

Nach einem ausführlichen Bummel durch die zentrale Markthalle, in der ich mich auch mit ausreichend Picknick für den Nachmittag eindeckte, traf ich um 14 Uhr Isabella und Greta vor der Tür der deutschen Botschaft. Diese ist übrigens in traumhafter Lage in einem Gebäude auf dem Burgberg untergebracht; langsam bekam ich das Gefühl, mich dort auszukennen…

Im Anschluss an das informative Gespräch in der Botschaft verabschiedete ich mich gleich wieder von Isi und Greta (die beiden waren noch zum Essen verabredet) und machte es mir mit meinem Picknick gemütlich; nun, so gut das in der Kälte eben ging. Halb erfroren bummelte ich noch ein wenig durchs Burgviertel und genoss die Lichter, bis ich schließlich Gefahr lief, ganz zu erfrieren, und in das nächstbeste öffentliche Verkehrsmittel floh. Da es noch recht früh war, verschlug es mich in ein Shoppingcenter, wo ich schließlich auch endlich einen neuen Wintermantel für mich fand – und was war der kuschelig warm!

Nach so vielen Tagen auf der Budaer Seite blieb ich am Donnerstag in den Straßen von Pest. Ich sah mir den Heldenplatz bei Tag an, unterhielt mich vor den Toren von Burg Vajdahunyad ein Stündchen mit einem netten jungen Mann, spazierte durch das Stadtwäldchen, warf einen Blick auf und in das Széchenyi-Heilbad und nahm schließlich die Metro in Richtung Jüdisches Viertel.

Dieses fand ich jedoch nicht auf Anhieb. Stattdessen lief ich durch eine bei Tag recht ausgestorbene Partygasse und stolperte auf der Suche nach einem Café in einen Club, in dem gerade für den Abend vorbereitet wurde. Schließlich stand ich aber doch im Jüdischen Viertel, einer ausgesprochen charmanten Ecke von Budapest. Mein Plan, die Große Synagoge und vielleicht auch noch eine weitere zu besichtigen, ging jedoch nicht auf – Eintrittspreis und Uhrzeit in Kombination sprachen dagegen. Ich musste am nächsten Tag wiederkommen.

Und so kam ich am nächsten Tag wieder – bei mittlerweile nicht mehr ganz so strahlend sonnigem Herbstwetter wie in den ersten Tagen schien es genau das Richtige, erst die Große Synagoge und das anschließende Jüdische Museum zu besichtigen, dann die Staatsoper. Letztere ist übrigens an Prunk und Pracht der Opéra Garnier in Paris ebenbürtig, nur die Decke ist, wenn auch schick, so doch kein Vergleich mit der Chagall-Decke in Paris.

Samstag, mein letzter Tag und grau. Meine Schritte führten mich zur Kathedrale, die ich von innen besichtigte, bevor ich auf den Kirchturm stieg, auf dem ich lange blieb. Wieder am Boden angelangt, begann es zu regnen, aber egal, ich wollte noch einmal zur Donau. Vorbei an den Klothildenpalästen stiefelte ich über die Freiheitsbrücke, am Gellért-Bad vorbei und, Schutz suchend vor dem Regen, verschlug es mich in eine merkwürdige kleine Höhlenkirche, bevor ich auf den Gellértberg kletterte… Doch seht selbst:

Nach vielen Worten und Bildern habe ich nun erneut das Ende meiner Zeit in Budapest erreicht. Ich hoffe, euch hat die Reise in Bildern und Gedanken mit mir gefallen! Und wer plant, demnächst Budapest zu besichtigen – was sich allemal lohnt! -, findet hier vielleicht die eine oder andere Anregung…

♡ Silja