Magyar nyelv… Was?

Schon wieder eine Woche vorbei! Diese Woche hatte ich mehr Unterricht als letzte Woche, Mittwoch, Donnerstag und Freitag sogar sechs Stunden ohne Freistunde zwischendurch. Hört sich erstmal nicht nach viel an, während meiner Schulzeit waren sechs Stunden auch eher ein Traum, weil es relativ wenig war. Hier ist es unglaublich anstrengend. Die Sprache, die Kinder, die Verständnisprobleme. Zum Glück war ich diese Woche nicht mehr so müde nach dem Unterricht, sodass ich dann auch noch Energie hatte, Sport zu machen.

Fazit nach der zweiten Woche?
Ich habe ein bisschen Routine bekommen. Ich kann die Namen der Lehrer_innen (die ungarischen Namen sind sehr ungewohnt für mich), ich finde die meisten Klassenräume auf Anhieb, kenne die Abläufe einer Unterrichtsstunde. Gestern und heute habe ich zum ersten Mal ganz allein unterrichtet. Zwischendurch verstehe ich sogar Halbsätze, wenn die Kinder auf Ungarisch miteinander sprechen. Mein Fazit ist jedenfalls: Es wird! – und: Ich bin glücklich!
Mittwoch und Donnerstag war eine ehemalige Freiwillige in der Schule, sie konnte mir noch einige Sachen erklären und zeigen, das tat sehr gut. Morgen treffe ich drei andere Freiwillige, die auch in Ungarn oder in der Slowakei sind. Sie kommen nach Budapest und wir werden uns ein bisschen austauschen.

Und jetzt das, worüber ich eigentlich schreiben wollte: Die Ungarische Sprache.
Ja, sie ist kompliziert. Das weiß ich spätestens jetzt. Ein paar zusammenhangslose Wörter/Grammatikregeln und Facts fliegen in meinem Kopf rum und ich bin froh, wenn der Sprachkurs anfängt und die Puzzleteile ein wenig zusammenfügt.
Es gibt im Ungarischen nur eine Vergangenheitsform, nicht so wie in Deutsch drei verschiedene. Es gibt keine Artikel. Es gibt keinen Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. In deutsch-ungarischen Wörterbüchern steht bei Verben nicht der Infinitiv, sondern die 3.Pers.Sg. (Die meisten) Infinitive enden auf -ni. Gestern haben wir in einer 4. Klasse starke und schwache Verben gemacht, ich musste sie an die Tafel schreiben. Anschließend haben die Kinder mir die ungarische Bedeutung diktiert und ich musste zum ersten Mal auf Ungarisch schreiben. Wenn ich nicht weiterwusste, haben sie auf Deutsch buchstabiert. Da soll noch einmal eine_r sagen, die Kinder lernen von mir so viel. Ich lerne auch verdammt viel von ihnen. Vor allem lerne ich, dass Sprache für Kinder gar keine große Rolle spielt: Wenn sie mich morgens auf dem Flur sehen, nehmen mich die kleinen Erstklässler_innen einfach an die Hand (ja, nicht ICH nehme SIE an die Hand, sondern sie mich:) ).
Mein Sprachkurs beginnt nächsten Montag, an der Sommer-Universität Debrecen. Die Uni hat ein Institut in Budapest, sodass ich nur etwa eine Stunde hinfahren muss. Ich werde jeden Montag und Mittwoch abends zwei Stunden in einer kleinen Gruppe Unterricht haben. Der Kurs umfasst 60 Stunden. Das Institut ist in der Nähe vom Parlament in Pest, sodass es gut mit Bus und Metro zu erreichen ist. Meine Erwartungen sind zwar relativ niedrig, denn die Freiwilligen, die vor mir hier waren, konnten auch gerade mal Smalltalk führen. Aber ich freue mich, denn dann werde ich – hoffentlich – noch mehr im Unterricht verstehen und mir Langos auf Ungarisch bestellen können.