Ein bisschen wie Urlaub.

Sonntag Abend, das verlängerte Wochenende geht zu Ende. Ein Wochenende mit gefühlt 3958698329 neuen Eindrücken. Als ich Donnerstag Abend eingeschlafen bin, waren es etwa noch 12°C, also fast schon sommerlich. Als ich dann am Freitag aufgewacht bin, konnte ich meinen Augen kaum trauen, denn draußen war alles WEIß! Es hatte die ganze Nacht geschneit, es stürmte und die Temperatur war auf -5°C gefallen. Ich bin eigentlich (ich weiß, dass das sehr naiv war) in der Hoffnung hergekommen, in den Frühling zu fliegen. Deswegen hatte ich nur eine dünne Jacke und ein paar relativ dicke Pullover eingepackt. Also zog ich Freitag alles, was ich so in meinem Schrank finden konnte, übereinander und fuhr in die Innenstadt.
IMG_1559Um einen Überblick zu bekommen, war ich als erstes auf dem Burgberg in Buda. Von dort sieht man sehr viel von der Stadt, vor allem hat man einen sehr guten Blick auf das Parlament und auf die Insel Obuda. Danach war ich noch am Parlament und habe die wahrscheinlich besten Falafel meines Lebens gegessen (von wegen man bekommt hier nur Fleisch!). Aber um ehrlich zu sein, habe ich mich am ersten Tag in der Stadt noch sehr unsicher gefühlt, weil ich einfach noch keinen Überblick über Busse, Straßenbahn und Metro hatte.
Aufgrund der Kälte bin ich dann aber doch relativ schnell zurückgefahren, von dem Nationalfeiertag hatte ich wenig mitbekommen. Außer der Nationalfähnchen, die überall hängen und die sich alle an die Kleidung gesteckt hatten, habe ich kaum etwas wahrgenommen. Die größeren Feierlichkeiten mit Parteifunktionär_innen der Fidesz waren – soweit ich weiß – auf dem Heldenplatz.

 

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Gestern, am Sonnabend, war ich erst in der Vaci utca, der großen Einkaufstraße, unterwegs und anschließend in der großen Markthalle. Központi Vásárcsarnok heißt die und hat eine Fläche von über 10 000m². Unten gibt es vor allem frisches Obst und Gemüse, Fleisch, Gebäck und Gewürze. Auf der Empore, die einmal um die Halle herumführt sind Stände mit allem möglichen: Kleidung und Stoffe, Keramik und Geschirr, Schmuck und Taschen, einfach alles. Für mich als (sensible) Vegetarierin ist es nicht ganz so einfach an den hängenden Schweinen im Mittelgang langzugehen, daher bin ich immer, wenn so ein Fleischstand kam, schnell durch einen Nebengang ausgewichen. So bin ich dann auch darauf gekommen, dass der Gang links außen für mich der schönste ist: Nach dem Gemüse kommt Obst, dann Gewürze, dann Gebäck und Kuchen. Kein Fleischgeruch, sondern nur der Geruch von frischem Obst und Gewürzen. Auf dem Markt habe ich mich dann reich mit allem möglichen eingedeckt und das nach Hause transportiert. Ich war bestimmt nicht zum letzten Mal da!

IMG_1643Heute, am Sonntag, war ich im Gottesdienst einer deutschsprachigen evangelischen Gemeinde am Bécsi kapú tér in Buda zu Besuch. Es tat gut, deutsch sprechen zu können und alles zu verstehen. Nach dem Gottesdienst war ich auf dem Szent Gellérthegy, dem Berg, auf dem das sozialistische Freiheitsdenkmal und die Zitadelle sind,  in Buda. Man braucht relativ lange bis ganz oben, aber der Ausblick bei gutem Wetter ist es einfach wert. Alle 100m kann man spätestens wieder auf eine Aussichtsplattform und sich ausruhen. Der Ausblick reicht bis nach Obuda und auf der anderen Seite bis dahin, wo die Donau eine Schleife macht. Es ist wunderschön da oben. Im März sind glücklicherweise auch nicht so viele Tourist_innen da wie im Sommer.  Mein Tag endete jedenfalls mit ein paar Straßenbahnirrfahrten in Buda, die ich aber mittlerweile mit Gelassenheit nehme. Bis ich das Straßenbahnnetz und die Buslinien im Zentrum begreife, wird es wohl noch sehr lange dauern.
Trotzdem bin ich nun, nach drei Tagen im Zentrum sehr viel sicherer geworden und laufe meistens einfach drauf los.
Nun bin ich wieder zurück in meinem Zimmer, bereite ein paar Dinge für die Schulwoche vor und kümmere mich um einen Sprachkurs. Denn der ist sehr, sehr nötig. Heute konnte ich immerhin schon zwei Sätze zu einer älteren Dame sagen, die versuchte, sich mit mir zu unterhalten: Bocsánat, nem értem. Csak egy kicsit beszélek magyarul. (-> Entschuldigung, ich verstehe nicht. Ich spreche nur wenig Ungarisch) Und das schönste daran war eigentlich: Sie hat mich verstanden, gelächelt und meinte dann auf Deutsch, dass meine Aussprache sehr schön sei. Hach!
Und noch ein kleiner Fun Fact: Die Rolltreppen hier in den Metro-Stationen sind nicht nur vier oder fünf Mal so lang sondern auch einfach gefühlt 100x so schnell wie in Deutschland und ich muss unglaublich dämlich aussehen, wie ich mich jedes Mal konzentriere und dann einen kleinen Hopser mache. Aber das bringt die Zeit bestimmt noch mit sich…

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Ein Gedanke zu “Ein bisschen wie Urlaub.

  1. Hallo Merle,
    habe deinen Bericht mit viel Interesse gelesen und bin in Gedanken deinen Weg mitgegangen. Allein der Blick vom Gellertberg ist die Mühe wert, dort hinaufgegangen zu sein. Mein Mann und ich waren vor vier Jahren dort und hatten eine wunderschöne Zeit.
    Wünsche dir noch viel #freude dort und ich werde deine Berichte mit viel Interesse weiterhin lesen.
    Liebe Grüße aus der Kälte von Ilona

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