Gedanken-, Sprachen- und Wörtersalat.

Ich schreibe jetzt einfach nochmal, weil ich ganz genau weiß, dass das in den nächsten Wochen rasant weniger werden wird. Wenigstens jetzt muss ich das noch ausnutzen.
Ich hatte heute meinen ersten Arbeitstag in der Grundschule an der Újlak-Straße. Meine Mentorin hat mich morgens hier im Gästehaus abgeholt, mit dem Bus sind es nur ein paar Stationen zur Schule. Sie hat mir die Schule gezeigt und mittags hatte ich endlich (nachdem ich über 24 Stunden nichts gegessen hatte) Zeit etwas zu essen. Bisher waren alle immer sehr freundlich, leider sprechen nicht so viele gut deutsch oder englisch, wodurch die Kommunikation sich ein wenig erschwert. Trotz allem war ich schon mit im Unterricht, in einer 1., einer 3. und einer 5. Klasse. Ich habe vorgelesen, erzählt, mir wurden gefühlt 1000 Fragen gestellt und die Kinder haben mich herzlich empfangen. Vorher habe ich mir noch nie so viele Gedanken darüber gemacht, was mein Lieblingsbuch, meine Lieblingsfarbe, mein Lieblingskleidungsstück, mein Lieblingsmuster, meine Lieblingsmusik, mein Lieblingstier und whatever sind.

Mein Highlight war die Klasse, bei der ich als Prüfung einen ungarischen Zungenbrecher aufsagen musste. Es ist ja nicht so, dass mich die ganzen CS, SZ, ZS und was auch immer für Laute mich so nicht schon überfordern! Aber wenigstens konnte ich ihnen damit eine kleine Freude machen.
Die Sprache ist hart. Aber mit der Zeit (und es waren ja gerade mal 1,5 Tage!) mag ich den Klang irgendwie. Es ist ein Singsang und nicht so hart wie das Deutsche. Ein paar Wörter verstehe ich, wenn auch nur wenige, die ohne den Kontext nichts bringen. Wenn ich mich aber auf ungarisch bedanke oder jemanden begrüße, freuen sich alle sehr, weil sie wissen, dass ich versuche, die Sprache zu lernen. Egal, wie gebrochen es sich anhört und wie unsicher ich dabei wirke.
Ich habe nun eine Vokabelliste mit den ersten wichtigen Dingen über dem Bett hängen, die sich wahrscheinlich mit jedem Tag ein wenig erweitern wird.

Ansonsten war heute nicht mehr viel Energie für weitere Unternehmungen übrig. Ich war einkaufen, um das Wichtigste hier zu haben, morgens und mittags kann ich aber in der Schule essen. Danach war ich kurz spazieren, habe mir die Nebenstraßen angesehen, um mich ein wenig orientieren zu können. Ich bin im XVII. Bezirk, das heißt, ich bin sehr weit von den Teilen von Budapest entfernt, die man kennt. Mit dem Bus kann ich aber zu einer Metrolinie fahren, von wo es dann etwa 45 Minuten ins Zentrum sind. Das werde ich mir am Freitag genauer ansehen, denn da ist der ungarische Nationalfeiertag, der hier eine sehr große Rolle spielt.

Die Sprache, die Menschen, die sich mir vorstellen, die Hektik und all das Ungewohnte hier machen mich sehr müde. Deswegen werde ich jetzt sehr früh schlafen. Morgen habe ich sechs Stunden Unterricht.

Jó éjszakát!