Archiv für den Monat: Dezember 2019

Meine Arbeit an der 48. Schule in Ulaanbaatar

„Bagscha! Bagscha!“  („Lehrerin! Lehrerin!“)

Es ist schon halb 1 Uhr mittags, und mit lauten Rufen werde ich beim betreten des Schulhauses von vielen Schülern begrüßt. Von manchen werde ich auch einfach nur komisch angeschaut. Im zweiten Stock gehe ich vorbei an einer riesigen Pinnwand in Farben der deutschen Flagge auf das Lehrerzimmer zu. Dort kann ich kurz runterkommen und mich von dem Lärm auf den Gängen erholen, bevor ich in den Unterricht gehen muss.

Meinen Unterricht mache ich nach 4 Wochen Hospitation in den Klassen weitestgehend alleine. Was kulturweit und meine Aufgaben als Freiwillige angeht eigentlich eher eine Grauzone.  Im Unterricht mithelfen ist eigentlich die Aufgabenbeschreibung. AGs machen darf ich auch. Also hat man mir, nachdem ich einen Monat hier war, zwei AGs gegeben. Eine Bastel-AG und eine Wortschatz-AG. Vorgewarnt hat man mich im Vorfeld nicht.  Aber egal, dann muss das eben aus dem Stegreif funktionieren.

Viel mehr Unterricht hat man mir nicht gegeben. In der Woche habe ich in etwa 10-12 Unterrichtsstunden. 3-5 davon sind in Englischunterricht. Noch so eine Grauzone.  2 Stunden wöchentlich soll ich mit der 6. Klasse Basteln. 2 Stunden, die mich immer etwas nervös machen. Zum Zeitpunkt meiner Ankunft hier in der Mongolei hat diese Klasse gerade das deutsche ABC gelernt. Ein viel größeres Sprachniveau ist also noch nicht vorhanden, verständlicher Weise. Trotzdem halte ich auch viele dieser Stunden mittlerweile alleine, was überraschend gut funktioniert.

Der Rest meiner Woche besteht daraus, dass ich mich wöchentlich 3 Stunden lang mit einer Klasse hinsetze und Spiele spiele, durch die die Schüler ihren Wortschatz erweitern sollen. Und mit einer 10. Klasse soll ich Hörbeispiele besprechen.

Im Großen und Ganzen ist meine Einsatzstelle komplett anders als ich es mir am Anfang vorgestellt habe. Ich habe einerseits das Gefühl, das man mir sehr viel zutraut und manchmal auch eventuell zu viel. Gleichzeitig frage ich mich manchmal, ob man tatsächlich mein ganzes Potential ausnutzt, oder ob es da nicht noch viel mehr gäbe was ich tun kann.

In Ulaanbaatar sind wir insgesamt 7 Freiwillige, von denen 5 im Prinzip die selben Aufgabenbereiche haben. Wir sind zwar alle an verschiedenen Schulen, aber es war eigentlich klar wofür wir da sind. Den Deutschunterricht und die Lehrer/-innen bei der Vorbereitung unterstützen. Mittlerweile ist aber klar, dass wir zwar die selbe Stelle haben, aber trotzdem haben wir im Endeffekt alle komplett verschiedene kulturweit-Erfahrungen. Ich denke, dass es bei keinem von uns tatsächlich so läuft wie man sich den Freiwilligendienst vorher ausgemalt hat.

Manche von uns werden von den Kollegen nur so mit Arbeit überschüttet oder verstehen sich mit den Kollegen einfach nicht. Ich verstehe mich super mit meinen Kollegen. Über den tatsächlichen Sinn meines Aufenthalts hier bin ich mir oft allerdings nicht ganz sicher. Ob ich mit meiner Einsatzstelle und den kurzen Arbeitszeiten das große Los gezogen habe ist fraglich.

Trotzdem ist diese Über- beziehungsweise Unterforderung, die wir alle an verschiedenen Stellen in unserem Auslandsaufenthalt sicherlich schon mal verspürt haben eine Erfahrung auf die ich nicht verzichten will. Trotz der Frustration die ich in letzter Zeit oft habe, freue ich mich angesichts des neuen Jahres was nun schon vor der Tür steht, auf die letzten zwei Monate meiner Zeit hier und bin gespannt was sonst noch alles auf mich zukommt.

 

Ulaanbaatar – Smog-Metropole und kälteste Hauptstadt der Welt

Aktuell ist es hier un Ulaanbaatar -18 Grad kalt und die Luft hat einen wert von 304 AQI (Air Quality Index) und ist damit zur Zeit auf Platz 2 der Städte mit der schlimmsten Luftverschmutzung weltweit.

In der Vorbereitung auf das FSJ wird man ständig aufgefordert sich mit dem Land auseinander zu setzen in das man bald fahren soll. Schon bei der Bewerbung muss man einen Text darüber schreiben, wie man sich über sein Gastland informieren würde und das ohne überhaupt zu wissen wo es hin geht. Und dann bevor man sein Stellenangebot annimmt bittet kulturweit jeden Freiwilligen sich diese Entscheidung gut zu überlegen und sich über das Land genau zu informieren bevor man zusagt.

Natürlich habe ich mich in dieser Zeit ausgiebig mit der Mongolei und Ulaanbaatar beschäftigt und über die extreme kälte und die Luftverschmutzung hier war ich mir mehr als bewusst als ich angereist bin.

Mittlerweile ist mir allerdings mehr als klar, dass man sich Temperaturen wie -25 Grad die hier wirklich keine Seltenheit sind vom warmen Deutschland aus absolut nicht vorstellen kann.

Ich bin jetzt also seit ca. 3 Monaten hier und bis jetzt hatte ich immer eher das Gefühl, dass man sich im Vorfeld auf so ein Abenteuer immer viel zu viele Sorgen macht und sich Horrorszenarien ausmalt, die im Endeffekt gar nicht zutreffen.

Zu Beginn des FSJ war es hier sogar noch einigermaßen warm und an die Kälte, die dann immer schlimmer wurde konnte man sich nach und nach gewöhnen. Wenn man in einer Stadt lebt, in der -20 Grad im Winter die Durchschnittstemperatur ist, kommen einem -10 Grad plötzlich super warm vor.

Die Sache mit der Luftverschmutzung hier ist allerdings nochmal ein ganz anderes Thema. Angekommen bin ich hier ausgestattet mit einer dieser Atemmasken, mit denen man aussieht als würde man gleich die nächste Bank überfallen und ziemlich schnell fällt einem dann auf, dass diese Masken hier eigentlich nur von Ausländern getragen werden. Das ist einer der Gründe warum ich in den ersten Monaten die Maske oft auch mal zuhause gelassen habe. Auf der Straße wurde man damit noch schräger angeschaut als man es als Europäer hier eh schon wird und ich hatte Angst, wie meine Schüler oder die anderen Lehrer reagieren würden wenn man mich damit sah. Dazu kommt noch, dass diese Masken unglaublich ungemütlich sind und zwar die Luft filtern und so auf lange Sicht vielleicht helfen aber für den Moment das Atmen nicht unbedingt einfacher machen. Gleichzeitig sagen einem zwar die Statistiken, dass die Luft gerade scheiße ist, aber man sieht und spürt das nicht immer unbedingt, weshalb ich also öfter mal meine Maske einfach nicht getragen habe.

In den letzten Wochen hat sich aber einiges geändert. Je kälter es hier wird, umso schlimmer wird auch der Smog. Und so kommt es, dass man mittlerweile am Horizont, wo man im Sommer normalerweise die Berge die ziemlich nah sind am ende der Stadt sehen kann, diese jetzt nur noch erahnen kann und manchmal wirklich froh sein kann, wenn die Sicht bis zur nächsten Häuserreihe reicht.

 

 

Außerdem ist in der letzten Woche passiert, womit man eigentlich rechnen konnte, was mich aber ziemlich überrascht hat. Ich bin krank geworden. Atemwegsentzündung und Bronchitis. Eine Krankheit die vermehrt bei Rauchern vorkommt, beziehungsweise ausgelöst werden kann wenn man Substanzen ausgesetzt ist, die die Lunge angreifen, wie Tabakrauch oder Luftverschmutzung. Da ich selber nicht rauche, ist also ziemlich klar woher das kommt.

Der Smog hier in UB war etwas, dessen Existenz und Problem mir vorher zwar bewusst war, trotzdem habe ich mich nie weiter damit auseinander gesetzt und das immer nur so hingenommen. “Ich lebe in einer Stadt, die ein Problem mit Luftverschmutzung hat, aber egal ich bin hier ja nur bis Februar so schlimm kanns ja nicht werden…” Tja, falsch gedacht.

Und auf einmal ist man persönlich und super konkret mit dem Thema Umweltverschmutzung konfrontiert.

Trotz der schlimmen Luftwerte, sieht man hier kaum Einheimische mit Atemschutzmasken. Beim Nachfragen warum das denn so ist wird uns immer wieder gesagt, dass die Mongolen sich mittlerweile an den Smog gewöhnt haben und er für sie nicht mehr so schlimm ist.

Dass das möglich sein soll, ist zwar eine schöne Vorstellung, kann ich allerdings nicht so richtig glauben…

Roadtrip in die Wüste

Heyho!

Mittlerweile ist unsere kurze Reise in die Wüste auch schon wieder einen ganzen Monat her. Einen Monat in dem unglaublich viel passiert ist…

Anfang November haben wir es tatsächlich geschafft, dass wir uns alle gemeinsam 4 Tage frei nehmen konnten. Mit einem Fahrer und einem Tour-Guide haben wir uns dann also auf den Weg in Richtung Wüste gemacht. Nach ca. 12 Stunden Autofahrt kamen wir also am Abend des ersten Tages in Dalandsadgad an, der Hauptstadt der Gobi-Provinz. Von dort aus ging es dann endlich richtig los mit unserem kleinen Road-Trip vorbei an zugefrorenen Wasserfällen Kamelen und Sanddünen.

  

 

  

 

  

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