5 Sätze über mein Leben

Im Folgenden werde ich einige Sätze nennen, die die ersten zwei Wochen in meinem neuen Zuhause auf Zeit wohl am Besten beschreiben und dazu eine Erklärung abgeben:

Tengo mucho frío!!! (Mir ist richtig kalt!!!)

Chile liegt anders als meine Heimat auf der Südhalbkugel dementsprechend habe ich Deutschland im Spätsommer/Herbstanfang  verlassen und bin im Spätwinter/Frühlingsanfang in Chile angekommen. Hinzu kommt, dass es in den meisten Häusern zu meinem Bedauern keine Zentralheizung gibt und auch die Dämmung lässt des Öfteren zu Wünschen über. All diese Faktoren führen dazu, dass ich in der kompletten ersten Woche ständig kalte Füße und Hände hatte, ich unheimlich froh bin, dass ich meine Winterjacke dabei habe und auch zum Duschen nur etwa 3 Minuten brauche, weil auch das Duschwasser wenn überhaupt lauwarm ist. Während der Rest also mit leichter Bekleidung rumgelaufen ist, denn es ist ja schließlich Frühling, bin ich wie ein Michellinmännchen eingepackt in Schal, dicken Socken, Pulli und Winterjacke durch die Gegend gerollt. Mir konnte man anscheinend sehr ansehen, dass ich gefroren habe wie sonst was, weil wirklich jeder gefragt hat: ¿Marie tienes fría?

Ganz zu meiner Freude habe ich sogar eine kleine portable Heizung in mein Zimmer bekommen, die ich am morgen als allererste Amtshandlung des Tages einschalte.

No hablo español. (Ich spreche kein Spanisch.)

Der Satz, der bei eigentlich allen in Südamerika großes Entsetzen auslöst. Denn hier können die allerwenigsten irgendeine andere Sprache sprechen und demensprechend ist es nicht einfach jemanden zu verklickern, dass man seinen Koffer vermisst, dass man hier aus dem Bus aussteigen möchte oder das man gerne eine Fußmatte für sein Bad kaufen möchte. Sprachbarrieren tauchen quasi in jedem Gespräch auf, dass ich führe. Entweder ich verstehe meinen Gegenüber nicht oder ich weiß das passende Wort nicht um zu sagen, was ich will. Stolz kann ich allerdings berichten, dass mein Wortschatz jeden Tag ein bisschen größer wird. Außerdem hab ich trotz Verständigungsproblemen schon mit unterschiedlichen Leuten über Bildung, Ernährung und Marktmonopole diskutiert??

Estoy muy cansada. (Ich bin müde)

Insgesamt habe ich 4,5 Tage gebraucht bis ich mich endlich in meinem vorrübergehenden Bett ausruhen konnte. 5 Stunden Zeitverschiebung und der 14 Stunden Flug zehren ebenfalls an den Kräften. Außerdem hole ich gefühlt immer noch Schlaf vom Vorbereitungsseminar nach.

Qué es esto? (Was ist das?)

Es darf gelacht werden: Marie ist im gefühlt einzigen vegetarischen Haushalt Chiles gelandet. Es kommen des Öfteren Mahlzeiten auf den Tisch, die ich aus kulturellen und natürlichen Gegebenheiten oder aufgrund ihrer extrem gesunden Wirkung, nicht kenne. Hier muss ich demantsprechend nachfragen, worum es sich handelt.So viele Tomaten, Avokados und anderes gesundes Zeug wie ich hier in den letzten 14 Tage gegessen habe, habe ich meinem ganzen Leben noch nicht verspeist. Doch ich muss sagen, es lässt sich aushalten und so ein Brot mit Palta (Avokado), Tomate und Mayonnaise aus Bohnen kann auch ziemlich gut schmecken. Fleisch vermisse ich aber trotzdem und freue mich umso mehr über ein Schinkenbrötchen.

Muy caro! (Voll teuer!)

Chile ist einfach absolut mega teuer. Wer in Deutschland über Preise meckert, der hat hier noch nicht im Supermarkt deprimiert vor den Regalen gestanden. Es gibt alles, was es auch in Deutschland/Europa/Nordamerika gibt, aber auch leider nur von entsprechenden Marken. Nestlé, CocaCola und Kraft/Mondelez sind defintiv Marktführer und Alternativen zu diesen internationalen Konzernen gibt es eigentlich nicht. Eine 1,5 Liter Flasche Wasser kostet im Besten Fall 590 Pesos, das sind umgerechnet(70-80 Cent), also wie ich finde ziemlich teuer. Leider bleibt mir wohl nichts anderes übrig, weil das Leitungswasser sehr chlorhaltig ist und ich meinen Körper nicht zu sehr reitzen möchte. Auch in der farmacia (Drogerie) sieht es nicht besser aus. Es gibt Nivea, Rexona und Maybelline, aber etwa  doppelt so teuer als in Deutschland. Für mein Gesichtreingungsgel für das ich in Deutschland etwa 2€ ausgebe, bezahle ich hier im Angebot 4,50€ und die Auswahl ist hier auch sehr stark beschränkt. Chilenische Produkte gibt es hier fast nicht und wenn doch, sind sie auch sehr teuer, weil sie nur in kleinen Stückzahlen hergestellt werden.

Nicht nur Lebensmittel und Dinge des Täglichen Gebrauchs sind teuer, sondern auch Auto fahren auf der Autobahn. Hier bezahlt man trotz eines eher mangelhaften Zustandes der autopistas eine Mautgebühr von 600 Pesos (70-80 Cent) beim Verlassen der Straße.

Weil es keine Monatstickets für den Bus gibt, bezahlt man jede Strecke innerhalb der Stadt 400 Pesos (50-60 Cent). Das summiert sich auch ganz schön und es sind nicht gerade wenige, die kein Auto besitzen.

Alle sammeln wie bekoppt Pesos in Münzen, weil man die braucht um Bus zu fahren, die Maut zu bezahlen und am Kiosk einzukaufen. Wenn man hier mit einem 10.000 Peso-Schein (nicht mal 15€) bezahlen möchte, wird man abgewiesen und mit einem 20.000 Peso-Schein (ca. 27€ & der größte Schein, den es gibt) wird man nach dem Verstand gefragt.

 

Ihr seht also: Auch wenn Chile ein ziemlich fortschrittliches Land ist, bleibt ein kleiner Kulturschock doch nicht aus…