Was bisher geschah – Kapitel 1: Umzug & Schulalltag

In den letzten Tagen und Wochen war tatsächlich viel los. So viel sogar, dass ich mich kaum darum kümmern konnte, neben all den organisatorischen Dingen, die anstanden, auch noch Internet-Oasen aufzusuchen, um diesen Blog zu pflegen. Aber all das ist jetzt sowieso Geschichte! Denn, so lautet die wahrscheinlichste wichtigste Verkündigung des Tages:

Ich habe ein neues Eigenheim gefunden!

Nach einer erstaunlich kurzen Suche nach neuen Wohnmöglichkeiten im ungefähren Umkreis meiner Schule, bin ich tatsächlich fündig geworden: eine WG in guter Gesellschaft von zwei peruaner Studentinnen, mit einem kleinen aber feinen Zimmerchen, einer Küche und einem Bad zu meiner freien Verfügung und sogar inklusive Waschmaschine und warmem Wasser, was man durchaus als Luxusgüter bezeichnen kann. Mehr von der WG, inkl. einiger Bilder gibt es mit Sicherheit in naher Zukunft.

Aber das wichtigste Stück Einrichtung hier, zumindest, wenn es um die Blogpflege geht, ist das W-LAN. Wie angenehm ist es, nach Hause zu kommen und ohne weiteres die Mails von Freunden, Familie und Kunden abrufen zu können – ohne sich im nächstbesten Café einen Alibi-Orangensaft zu kaufen, nur um sich dort ins Internet einnisten zu können.

Und so kommt es auch, dass ich tatsächlich in den letzten 2 Tagen einen großen Schwung neue Bilder auf den Blog hochladen konnte, mit dessen Hilfe ich euch die letzten Wochen präsentieren möchte.
Zunächst war es mein Plan, einen einzigen Post zu veröffentlichen, der die letzten Geschehnisse zusammenfasst. Da dieser aber dann letztendlich Ausmaße von einem Roman angenommen hat, habe ich mich dazu entschieden, die Zeit in mehrere Kapitel aufzuteilen und in den kommenden Tagen häppchenweise zu servieren.

Alle Bilder sind natürlich auch nochmal in der Bildergalerie (oben in der Menüleiste) zu finden, wo es bei jedem Klick auf ein Bild auch nochmal einen begleitenden Text mit mehr Informationen gibt.

Beginnen wir aber nun mit Kapitel 1:

Die ersten Züge des Schulalltags

Die Schule:

Das ist meine Schule, das katholische Colegio Santiago Apostol in Surco Viejo. Peruanische Colegios decken den Kindergarten, die Grundschule, sowie weiterführende Schule als kompletten Bildungsweg ab. Die Schulkarriere ist dabei eingeteilt in

  • 1. bis 3. Jahr Incial (Kindergarten)
  • 1. bis 6. Jahr Primaria (Klassen 1-6, Unterstufe)
  • 1. bis 5. Jahr Secundaria (Klassen 7-11, Oberstufe)

Im Santiago Apostol wird bereits vergleichsweise früh, nämlich bereits im 3. Jahr der Primaria (3. Klasse) Deutsch unterrichtet. Die beiden Deutschlehrer und damit meine Ansprechpartner hier an der Schule sind Angela und Alex, zwei total nette, junge Peruaner hier aus Surco.

Der Deutschunterricht:

Angela übernimmt grundsätzlich die Klassen 3-7, Alex, der wirklich sehr gutes Deutsch spricht, unterrichtet den Rest der Secundaria. Was den Unterricht schwierig gestalten kann, ist die Tatsache, dass die Schüler auch innerhalb einer Klasse sehr unterschiedliches Sprachniveau haben. Während es bei Englisch genug Lehrerkapazitäten gibt, um Kurse nach Niveau aufzuteilen, ist das bei lediglich 2 Lehrkräften für Deutsch leider nicht möglich. So werden Schüler, die auf der einen Seite schon 3 Monate in Deutschland verbracht haben, ausgebremst vom Quereinsteigern, die ihrerseits die Schule auch maximal mit einem A2 Niveau verlassen. Was Lehrmittel angeht, ist die Schule aber grundsätzlich super ausgestattet. Geräumige Klassenzimmer, die allesamt mit Whiteboards, Projektoren und Lautsprechern ausgestattet sind.

Weitere Fun-Facts:

Wie bringt ihr eigentlich euer Mittagessen oder Frühstück in die Schule? Oder zur Arbeit? Hier in Peru gibt es dafür eine spezielle Taschengattung: die sogenannte Lonchera. Ihre Form erinnert ein wenig an kleine Schminkköfferchen und ihr ganzer Nutzen ist es, Essbares von A nach B zu bringen. Diese kleinen Taschen sind aber nicht, wie man denken könnte, Schulkindern vorenthalten, nein auch Anzug-tragende Bankkaufmänner tragen zusätzlich zu ihren Aktenkoffern auch immer eine Lonchera mit sich. Ein niedliches Bild für jemanden außenstehendes, wie mich.

Was ist noch so besonders am Unterricht hier? Der Sportunterricht beispielsweise ist aufgrund des katholischen Motivs der Schule streng nach Geschlechtern getrennt. Auch, wenn sich die Schüler zum Verlassen des Raumes in Schlangen aufstellen, wird auf die Geschlechtertrennung geachtet, damit die Damen stets zuerst den Raum verlassen können.
Was den Kunstunterricht angeht, so handelt es sich auch nicht wie bei uns um das reine Kunstschaffen mit Papier, Farben und Co. „Kunst“ wird hier als Fach für „Kulturgut“ verstanden. So gehören auch Folklore-Tanz und Gesang zu den Themen, die das Fach bereit hält.

Jeden Montag gibt es hier eine sogenannte Formación, die dem eigentlichen Unterricht vorangestellt wird. Wie bei einer Art Morgenappell versammelt sich Schülerschaft, Kollegium und Direktorium bei gehisster Peru-Flagge, um mit ein paar religiösen Worte und den wichtigsten organisatorischen Dingen die kommende Woche einzuläuten. Viele andere Colegios haben diese Formación sogar jeden Morgen.
Zusätzlich gibt es fast jeden Tag um ca. 12 Uhr ein gemeinsames Gebet. Dann wird es plötzlich gespenstisch still in der gesamten Schule, während der schuleigene Pater Bibeltexte über die Lautsprecher zitiert. Im Anschluss daran wird dann noch gemeinsam für die Mitschüler und -schülerinnen applaudiert, die Geburtstag feiern.


Und das soll es soweit für Kapitel 1 gewesen sein. Im nächsten Beitrag geht es um Ostern, kulinarische Experimente und einen Sonnenuntergang! Klickt hier, um zu Kapitel 2 zu gelangen.

2 Gedanken zu „Was bisher geschah – Kapitel 1: Umzug & Schulalltag

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