Was bisher geschah – Kapitel 2: Die Semana Santa

Dieser Beitrag ist Teil eines mehrteiligen Berichts über die vergangenen Wochen.
Zu Kapitel 1 gelangt ihr hier.

Angesichts des katholischen Einflusses der spanischen Wurzeln Perus ist es nicht schwer vorstellbar, dass Pascua (Ostern) natürlich eine ziemlich große Rolle spielt. Den Erzählungen einiger Peruaner nach gibt es jedoch viele peruanische Städte, wie z.B. Ayacucho, die Ostern wesentlich christlicher, pompöser und schöner feiern, als es Lima tut. Auch hier gibt es große Oster-Umzüge (von denen ich leider aus Zeitgründen keine Aufnahmen machen konnte), zum Großteil kämpft aber die Stadt trotz der katholischen Ideologie dagegen an, im Sumpf des „modernen Osterns“ zu versinken, wie man es ja auch aus Europa kennt. Auch hier ist die Stadt überall verziert mit süßen Hasenöhrchen und bunten Eiern.

Entsprechend der großen Bedeutung von Ostern für die Bevölkerung von Peru wird diese Zeit auch mit einem entsprechend ausgiebigen langen Wochenende gefeiert. Die „Semana Santa“ geht von einschließlich Gründonnerstag bis Ostersonntag, ist eine typische Reisezeit für die Peruaner und hat uns Freiwillige, die wir in Lima verblieben sind, viel Platz für gemeinsame Aktionen geboten.

Gamarra:

Gamarra zählt als das Textilzentrum von Lima und liegt im Stadtteil La Victoria. Dieser Stadtteil besteht zum Großteil aus Textilfabriken, die in den Einkaufsstraßen von Gamarra ihre Kleidung zu Spottpreisen verkaufen. Hier reiht sich Hochhaus an Hochhaus, die allesamt vollgestopft sind mit kleinen Klamottenläden für jedermann. Obwohl wir dort am verhältnismäßig leeren Gründonnerstag waren, sorgten die Straßen trotzdem für einen gewissen Kulturschock. Überall stehen Marktschreier, die relativ offensiv und aufdringlich um Kunden buhlen und mit denen man natürlich besonders zu kämpfen hat, wenn man mit seinen blonden Haaren dermaßen heraussticht. Die Kaufhäuser versprühen einen nur bedingt angenehmen Geruch nach chemischer Reinigung und sind zudem noch gefüllt mit gefühlt Tausenden von Schaufensterpuppen, die mit ihren teilweise sehr skurrilen Gesichtern und Formen fast schon furchteinflößend wirken. Insgesamt erschlagen einen die Straßen von Gamarra mit unendlich Eindrücken für alle Sinne, die auch nicht immer angenehm sind. Wenn man zum Beispiel einmal Blicke in die Nebenstraße wirft, wird einem auch klar, dass viele Menschen in diesem Distrikt hinter der Fassade leider zu ziemlich armen Verhältnissen leben. Unter anderem deshalb konnte ich auch nur wenige Dinge in diesen Straßen festhalten, weil man hier tatsächlich ein wenig darauf aufpassen sollte, an welchen Straßenecken man seine Kamera aus dem Rucksack holt…

Mexikanisches Kochen:

Am Karfreitag trafen Meike, Lina und ich uns zu dritt zum gemeinsamen Kochen mit anschließendem Filmeabend. Zu Essen gab es selbstgemachte Wraps mit Hackfleisch-Gemüse-Pfanne und gemischtem Salat. Das man an Karfreitag eigentlich kein Fleisch essen sollte, ist uns leider erst aufgefallen, als das wirklich gut gelungene Menü bereits aufgetischt war. Zum Nachtisch gab es dann noch frische Ananas und ebenfalls selbstgebackene Torta Tres Leches (Drei-Milch-Kuchen). Dabei handelt es sich um einen typisch peruanischen Kuchen, dessen erstmal recht simpler Teig nach dem Backen in einer mehrphasigen Prozedur mit einer Mischung aus süßer Kondensmilch und Sahne durchtränkt wird. Sündhaft lecker, solange man auf süß steht!
Zum Thriller-Klassiker „Sieben“ (der übrigens wirklich zu empfehlen ist) gab es dann noch ein paar selbstgemischte Chilcanos, ein Cocktail mit dem ebenfalls typisch peruanischen Traubenschnaps Pisco und Ginger Ale.

Ostersonntagsfrühstück:


Am Ostersonntag kam ich dann in den wortwörtlichen Geschmack des Osterfrühstücks mit Leonors Familie. Abgesehen, dass ich mich sehr darüber gefreut habe, in einem richtigen Familienverband eingebunden zu werden, war das Frühstück auch einfach wahnsinnig lecker und hat auch mit seinen etwas deftigeren Anteilen meinen persönlichen Geschmack getroffen!

Ausflug ins Zentrum und nach Barranco:

Im Anschluss an dieses Event machten wir Freiwilligen uns auf eigene Faust auf den Weg ins Lima Zentrum, das mich mit seinen teuer restaurierten Häusern im Barock-Stil eher an Barcelona erinnert hat, als an Lima. Allzu lange hielten wir uns hier auch nicht auf, weil wir schon kurz, nachdem wir uns auf dem Plaza Mayor de Lima im Gras niedergelassen hatten, dort von einem Polizisten weggescheucht wurden. Manchmal hat man hier echt das Gefühl, dass einige Polizisten sich mit ihrer Trillerpfeife einfach nur lautstark wichtig machen wollen, anstatt wirklich sinnvoll für Ordnung zu sorgen. Aber wer bin ich das schon, das zu bewerten.

Aber wenn man nicht will, dass wir blöde Touristen den englischen Rasen des Vorzeigeplatzes zerstören, geht es eben stattdessen nach Barranco, dem Künstlerviertel von Lima: Straßenkünstler, Streetart, wunderschöne Kirchen und viele alternative Galerien, Cafés, Clubs und Bars. Hier konnten wir gemütlich ohne nervöses Trillergepfeife auf einem Rasenstück in der Nähe der „Puente de los Suspiros“ picknicken. Der Name bedeutet „Seufzerbrücke“, und bezieht sich auf die verliebten Seufzer, die angebliche jedes Paar ausstößt, das die Brücke überquert.
Ein Muss für unsere Gruppe aus Kaffee-Liebhabern ist hier in Barranco das Café Bisetti, das wirklich mit sehr leckerem Kaffee samt wahrer Barista-Kunst punkten können. So ein hübscher, gut gemachter Kaffee ist definitiv etwas, was man sich hier gelegentlich einmal gönnen muss. Auf täglicher Basis muss man sich nämlich mit Instant-Kaffee zufrieden geben…

Ein photogener Sonnenuntergang über Barranco:

Als die Sonne dann am Ende des Tages ein bisschen nachließ, hatte ich auch nochmal die Möglichkeit, Barranco und vor allem den tollen Blick auf den Pazifik für Fotomotive zu nutzen. Herausgekommen sind dabei ein paar meiner absoluten Lieblingsbilder meiner bisherigen Zeit hier. Besonder Spaß hatte ich insbesondere mit meinen Langzeitbelichtungs-Experimenten, die der Küste im Sonnenuntergang einen surrealen Touch geben.


Das war Kapitel 2! Im nächsten Beitrag geht es dann um Inka-Märkte und ein ganzes Wochenende im Stern von PASCH! Fortsetzung folgt…

2 Gedanken zu „Was bisher geschah – Kapitel 2: Die Semana Santa

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