Aufschlag in die zweite Hälfte

Aufschlag in die zweite Hälfte

Liebe Leser*innen,

Lange ist es her, dass ich mich zuletzt gemeldet habe. Doch viel ist passiert und wenig Zeit blieb zum Schreiben. Der Februar ist jetzt beinahe um und damit die Hälfte meines Freiwilligendienstes. In nicht einmal sechs Monaten werde ich in Deutschland sein und mein Nachbereitungsseminar antreten, bevor das Kapitel Freiwilligendienst angeschlossen ist. Fünf der acht Freiwilligen, die vor sechs Monaten mit mir hierherkamen, sitzen bereits wieder im (kalten) Deutschland. Irgendwie bin ich ganz froh, keinen Temperaturunterschied von knapp 40 Grad erleben zu müssen… Das heißt aber auch, dass ich für drei Wochen alleine wohnen werde, da auch mein Mitbewohner zurückgeflogen ist. Mitte März wird seine Nachfolgerin, die ebenso bei der DW-Akademie arbeiten wird, hier einziehen.

Doch jetzt erstmal zu allem, was in den letzten Wochen passiert ist: Die erste Woche nach Kapstadt war relativ unspektakulär. Viele der anderen Freiwilligen waren noch im Urlaub und in der Schule wurde ich in der ersten Woche des neuen Jahres noch nicht gebraucht. So verbrachte ich die Woche im Goethe-Institut und unterstützte die Bildungskooperation. In der folgenden Woche stieg ich dann etwas verspätet in das neue Schuljahr ein. Deutschclub, Unterrichtshospitationen und eigene kleine Einheiten nahmen wieder Fahrt auf. Gleichzeitig setzte endlich der Regen ein. Fast jeden Tag regnete es gegen Nachmittag oder Abend. Im Vergleich zu Deutschland ist dieser Regen aber höchst willkommen und die Leute freuen sich regelrecht, wenn es regnet.

 

Auge in Auge mit dem Elefant – 28.01.2018

 

Ende Januar kam es dann schließlich hier zum ersten Mal dazu, dass ich von einer Krankheit komplett ausgeknockt wurde: Ich hatte eine Mandelentzündung lag fast die ganze Woche flach. Zum Glück bekam ich schnell einen Arzttermin, mir wurden Antibiotika verschrieben und ich konnte relativ schnell wieder gesundwerden, denn das nächste Highlight stand bevor: Wir fuhren zusammen nach Erindi, einem Reservat zweieinhalb Stunden nördlich von Windhoek, um dort, für mich war es das erste Mal, auf Safari zu gehen. Mit Zelten, einem Mietwagen und Proviant ausgestattet, campten wir dort eine Nacht und machten uns am nächsten Morgen frühs um sechs auf den Weg. Wir hatten Glück. Wir sahen verschiedene Antilopen, Zebras, Giraffen, Gnus und ein Nashorn. Die Highlights waren allerdings, als ein riesiger Elefantenbulle auf einmal direkt auf unser Auto zulief (Der Elefant war wahrscheinlich dreimal so groß und schwer als das Auto!) und wir das wunderschöne Tier aus nächster Nähe bewundern konnten und wirklich Auge in Auge standen. Kurze Zeit später lag ein Löwenpärchen am Straßenrand und auch hier standen wir Auge in Auge mit den Tieren, die knapp drei Meter von uns entfernt waren. Diese Erlebnisse sind einfach unbeschreiblich!

Löwen am Wegesrand – 28.01.2018

Beim Braai in Erindi – 27.01.2018

Nach der Rückkehr nach Windhoek blieb aber kaum Zeit zum Durchschnaufen, denn bereits am Dienstag fuhr ich frühmorgens mit dem Shuttle nach Swakopmund an die Küste, um dort für das Goethe-Institut einige Dinge zu erledigen. Ich besuchte die Privatschule Swakopmund (PSS) und stellte dort den Schülern den PASCH-Start-Up Wettbewerb vor. Bei diesem Wettbewerb finden Dreiergruppen eine Business-Idee, erstellen einen Business-Plan und stellen das ganze dann einer Jury vor. Das beste namibische Team darf dann im August mit den Gewinnerteams anderer afrikanischer Länder südlich der Sahara zehn Tage nach Berlin reisen und dort u. A. die Start-Up-Szene erkunden. Außerdem sollte ich noch einige Punkte zum Tag der deutschen Sprache, der im Juni dort stattfindet, abklären, denn der PSS wird dann als vierte Schule Namibias ausgezeichnet. Auf jeden Fall war es schön an der Küste zu sein und die Meeresluft zu schnuppern, obwohl nicht allzu viel Zeit dafür war. Denn am nächsten Tag ging es bereits von Swakopmund nach Omaruru, um dort die nächste PASCH-Schule zu besuchen. Diesmal fuhr allerdings kein Shuttle. Ein Kollege aus dem Goethe-Institut, der vorher in Omaruru gearbeitet hatte, gab mir eine Telefonnummer eines ehemaligen Kollegen, der mir immer eine Mitfahrgelegenheit verschaffte. Mir wurde gesagt, dass sei dann „Reisen im African Style“. Alles hat aber wunderbar funktioniert! In Omaruru angekommen verbrachte ich eine weitere Nacht dort in einem Guesthouse. Am nächsten Morgen fuhr ich dann zur Martin-Luther-Highschool (MLH), wo ich den selben Vortrag hielt. Träger der MLH ist die evangelisch-lutherische Kirche Namibias und sie ist ein Internat, quasi mitten im Nirgendwo. Von Omaruru muss man noch einmal über eine Stunde Gravelroad fahren, um dort hinzukommen. Ich habe mich sehr gefreut dagewesen zu sein und die Schüler, Lehrer und die Schule kennengelernt zu haben! Am späten Nachmittag ging es dann wieder nach Omaruru, wo ich eine weitere Nacht blieb, bis ich am Freitagmittag wieder in Windhoek eintraf.

In Swakopmund am Strand – 20.01.2018

An der Martin Luther High School in Okombahe – 01.02.2018

 

 

 

 

 

 

 

 

An diesem Freitagabend stand das erste NUTS- (Night under the Stars) Konzert auf dem Programm. Kae Sun aus Kanada trat zusammen mit Ashwyn Mberi und Vaughn Ahrens aus Namibia auf. Das Konzert war gleichfalls Teil einer Reihe von Veranstaltungen um eine Kunstausstellung, FAVT. FAVT (= Future African Visions in Time) ist eine Ausstellung, die von der Universität Bayreuth und weiteren Partnern entwickelt wurde und durch verschiedene Hauptstädte Afrikas tourt. In dieser Ausstellung soll es, wie es der Name schon sagt, um Zukunftsvisionen des afrikanischen Kontinents gehen. Außerdem werden viele lokale Künstler miteinbezogen, die in eigenen Ausstellungen, Performances oder in Diskussionen ihre Vision der Zukunft Afrikas präsentieren. Weitere Informationen, Bilder und das Programm findet Ihr auf der Website des Goethe-Instituts Namibia (https://www.goethe.de/ins/na/en/index.html), auf der Facebook-Seite oder auf Instagram.

Aufschlag bei Volleyball for all – 03.02.2018

Am Samstag war „Volleyball for All“ angesagt. Ein offenes Mixed-Volleyballtournier, ausgerichtet vom „Deutschen Turn- und Sportverein“ Windhoek. Wir nahmen als Team „Go Goethe“ teil und schlugen uns für das wenige Training eigentlich sehr gut mit zwei Siegen in fünf Spielen. An dem Turnier nahmen insgesamt 240 Mannschaften teil. Da in einer Mannschaft mindestens sechs Spieler sind, kann man sich die Größe des Turniers vorstellen. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht!

Nach einem ruhigen Sonntag durfte ich am Montag wieder früh aufstehen, da ich gemeinsam mit dem Goethe-Fahrer nach Otjiwarongo zur Otjiwarongo Secondary School fahren durfte. Auch dort sollte ich den Vortrag zum Start-Up Wettbewerb halten und die Schüler zur Teilnahme motivieren und auch Ideen zu geben. Für diesen knapp zweistündigen Vortrag mussten wir eine sechs Stunden lange Autofahrt auf uns nehmen. Trotzdem war die viele Fahrerei in dieser Woche erfolgreich! Genug Gruppen haben sich für den Wettbewerb gefunden, sodass es jetzt bald losgehen kann! Der Rest der Woche verlief dann wieder normal und ich ging wieder zur Schule bzw. half im Goethe-Institut.

Klassenfote meiner 12. Klasse – 14.02.2018

Am Wochenende fuhr ich mit Freunden für eine Nacht an den Oanob-Damm bei Rehoboth, eine Stunde südlich von Windhoek, um dort der Hauptstadt für ein Wochenende zu entfliehen, denn teilweise mussten diese Freunde für das kulturweit-Nachbereitungsseminar schon wieder nach Hause fliegen. Auf jeden Fall war es noch einmal eine schöne Zeit am See außerhalb Windhoeks.

In den letzten zwei Wochen brach dann das Olympiafieber im Goethe-Institut aus. Sofern es die Zeit erlaubte versammelte sich eine kleine Gemeinde, unter Anderem ich als großer Sport- und Olympiafan, um den Fernseher in der Bibliothek, um meistens Biathlon zu schauen. Die namibischen Besucher der Bibliothek rieben sich des Öfteren die Augen, als sie die fremden Sportarten oder unser Mietfiebern sahen. Ansonsten stand die Woche unter dem Eindruck des Abschieds von den anderen kulturweit-Freiwilligen, die entweder nur sechs Monate geblieben sind oder schon ein halbes Jahr vorher da waren. Am letzten Freitag wurde das mit einer großen Farewellparty gefeiert, bis schließlich alle dann in der letzten Woche sich in die deutsche Kälte aufmachten.

Das ist jetzt das erste Wochenende, nachdem die anderen Freiwilligen geflogen sind und ich einziger Bewohner meiner Wohnung bin. Deswegen empfinde ich diese Zeit aktuell auch etwas als Umbruch. In knapp zwei Wochen kommen schon die neuen kulturweit-Freiwilligen, wobei ich sehr gespannt bin, diese dann kennenzulernen! Ansonsten werde ich in den nächsten Wochen in Windhoek sein, arbeiten und viel mit den „verbliebenen“ Freunden hier tun bis in genau vier Wochen endlich meine Familie in Windhoek landet und ich ihnen meine aktuelle Heimat zeigen kann! Außerdem steht bald auch der erste Workshop zum PASCH-Wettbewerb an, den ich mitbetreuen werde.

So, die erste Halbzeit ist geschafft! Sechs Monate sind so gut wie vorbei. Jetzt geht es in die zweite Hälfte und ich kann es kaum erwarten!

In diesem Sinne viele Grüße aus Namibia an Euch und ich versuche etwas von der Hitze hier abzugeben. Habe gehört, dass Deutschland aktuell sehr friert… Aber keine Sorge, der Frühling kommt ja bald?

Bis bald!

Euer Jonathan

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