Sommergefühle und Herbstmomente

Fremdartig klingende Töne, Temperaturen um die 26°C, die einen langsam dahinschmelzen lassen und eine leichte Priese aus Nordost (ob es tatsächlich aus Nordost kam sei dahingestellt). Jedenfalls fühlte man sich durch die buddhistischen Rhythmen und den Gesang eher nach Südostasien als nach Ungarn versetzt und für einen kurzen Augenblick ließ sich die Illusion aufrechterhalten bevor das Piepsen der Fußgängerampel und der Straßenlärm erneut einsetzten. Auch wenn die Klänge erloschen und das kurzzeitig auftretende Urlaubsgefühl verschwand hielten die durchgehend hohen Temperaturen doch fast die ganze Woche lang an. Vom launischen Aprilwetter war dann leider aber auch etwas gestern und heute hier zu merken. 10° und Regen sorgten dafür, dass man sich eher in den Herbst versetzt vorkam, als das Wochenende bei sommerlichen Temperaturen genießen zu können. Auch das in den Wintermonaten fast ausgestorben zu seien scheinende Pécs füllt sich nun kontinuierlich mit immer mehr Menschen, die Restaurants packen ihr Terassenmobiliar wieder aus und die Straßen und Plätze füllen sich mit Leben.

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Obwohl die Osterferien ja erst eine Woche zurück liegen und Montag der erste Schultag nach fast zweiwöchiger Pause war konnte es eine der Lehrerinnen wohl kaum erwarten sich wieder dem Genuss des Nichtstuns hinzugeben, denn sie eröffnete mir, dass an eben diesem Tag nur noch knapp 50 Schultage vom Schuljahr übrig waren. Das ist wahre Liebe zum Beruf 😉 Im Grunde kann ich die Lehrerin jedoch voll und ganz verstehen, denn irgendwann schlaucht der permanente Unterricht dann doch. Denn wie bereits erwähnt gibt es hier Aufgrund der 10-wöchig andauernden Sommerferien, die bereits Mitte Juni beginnen, durch das Schuljahr hinweg kaum Ferien bzw. freie Tage und wenn dann müssen diese ja meistens schon an einem Samstag im Vorhinaus abgearbeitet werden. 50 Schultage klingen nicht unbedingt viel aber auf Wochen gerechnet ist es dann doch noch eine ganze Weile. Aber gemeinsam mit der Lehrerin und den Schülern werde ich auf die Mitte Juni beginnenden Sommerferien hin fiebern.

Eine erfreuliche Nachricht brachten uns definitiv die Ergebnisse des mündlichen Teils der DSD-Prüfungen. Wie einige sich vielleicht erinnern war es vor den Ferien ein echter Kampf, die Schüler dahingehend zu motivieren, ihre Vorträge einwandfrei auswendig zu lernen aber anscheinend hat die ein oder andere Standpauke, dann doch dazu geführt, dass wenigstens in den meisten Köpfen ein Umdenken stattfand. So haben tatsächlich nur 4 Schüler von 20 unter 20Pkt. erreicht. Die Höchstpunktzahl mit 24 Pkt. wurde ebenfalls von zahlreichen Schülern erreicht. Anscheinend haben Themen wie „Ein Doktortitel für eine Lebensmittelmarke – Dr. Oetker“ oder „Rückgrat zeigen um Rückgrat zu heilen“ die „Jury“ nicht nur vom Titel und dem Inhalt her überzeugt sondern auch von der Vortragsweise der Schüler. Spannend wird es dann noch einmal, wenn auch die Ergebnisse des Lese-und Hörverstehens und des freien Schreibens da sind und die Schüler endlich wissen, welches Sprachniveau (A2 o. B1) sie letztendlich erreicht haben und ob sich ihre (mehr oder weniger ausgeprägten) Bemühungen gelohnt haben. Aber bis dahin wird es noch eine Weile dauern. Ganz Aufatmen können die Schüler also noch nicht.

Besonders diese Woche habe ich mich jedoch über Maschas (leider viel zu kurzen) Besuch hier in Pécs gefreut. Wer sich jetzt fragt, wer Mascha ist dem beantworte ich diese Frage gern. Mascha war ebenfalls Kulturweit-Freiwillige an meiner Schule vor zwei Jahren und ist quasi somit meine Vorvorgängerin oder auch die Vorgängerin meiner Vorgängerin (komplizierte Umschreibungen fördern die Kreativität). Wir haben zwar schon ein paar Mal geschrieben aber uns noch nie persönlich getroffen. Dafür wurde es aber definitiv einmal Zeit. Abgemacht war zwar, dass wir uns erst Dienstagfrüh treffen würden, da Mascha mit in die Schule wollte aber durch Zufall haben wir uns bereits Montagnachmittag getroffen. Der Beweis wohl dafür, dass trotz der 150.000 Einwohner hier in Pécs die Wahrscheinlichkeit doch relativ groß ist Jemand bekannten zu treffen (der mathematische Beweis dafür wird weiter unten angeführt … Denkste). Hier werden reine Tatsachen geschaffen, die nicht wissenschaftlich belegt werden müssen. Die eigene Erfahrung reicht in diesem Fall vollkommen aus. Nun aber weg vom Wissenschaftlichen wieder hin zum Zufälligen. So haben wir uns also getroffen, jede Menge geredet, ein wenig die Stadt durchstreift und letztendlich habe ich das Gefühl gehabt Mascha schon ewig und drei Tage lang zu kennen. Es war toll mit Jemandem Erfahrungen auszutauschen, der bereits einmal in derselben Situation und an derselben Schule war wie man selbst. Natürlich läuft hier nicht alles genauso wie es bei Mascha gelaufen ist, das haben wir ziemlich schnell gemerkt aber die eine oder andere Parallele gab es dennoch. Am Dienstag waren wir dann noch zusammen in der Schule und Mascha war bestimmt fast genauso aufgeregt, wie ich an meinem ersten Tag. Leider hieß es an diesem Tag dann auch schon wieder Abschied nehmen aber ich hoffe, dass wir uns noch einmal wieder sehen. Wenn nicht in Pécs, dann bestimmt in good old Germany (wen es interessiert: Mascha hat während ihrer Zeit hier ebenfalls einen Blog geschrieben https://kulturweit.blog/woistmascha/)

Wer mich aber gleich zu Beginn es Eintrages aufgrund des überwiegend warmen Wetters beneidet hat möge auch ein wenig Mitleid mit mir haben, da sich mein Internetproblem nun schon seit 3 Wochen zieht und kein Ende in Sicht scheint. Mit Internetproblem meine ich: kein Internet in der Wohnung. Das heißt also ich habe höchstens die Möglichkeit einen der Schulcomputer zu nutzen oder ein offenes WLAN in der Stadt kurzzeitig anzuzapfen. Ja, man kann also auch ohne Internet bzw. mit sehr stark reduziertem Internet das eigene Leben bestreiten. Aber ich kann euch sagen: so langsam reicht’s, denn Sachen wie Blogeinträge an einem Sonntag hochzuladen entwickeln sich somit zu einer echten Challenge.

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