Tanári szoba

Einen Teil (den Großteil) dieses Blogeintrages möchte ich dem Lehrerzimmer widmen. Nein, nicht nur dem Lehrerzimmer, in dem ich tagtäglich Zugange bin, sondern allen Lehrerzimmern. Wieso? Seit je her scheinen Lehrerzimmer eine unsichtbare und doch deutlich spürbare Barriere zwischen Lehrern und Schülern zu sein. Und während Lehrer die Klassenräume ihrer Schüler betreten können so stellt das Lehrerzimmer jedoch einen komplett abgeschotteten und abgetretenen Bereich für sich dar. Einen Bereich vor dem die meisten Schüler großen Respekt besitzen und der trotzdem irgendwie auch pure Neugier unter den Schüler hervorruft. Wie mag es wohl da drinnen aussehen? Was mögen die Lehrer nur darin machen? Reden die Lehrer über uns? Fragen über Fragen, die sich wohl schon jeder einmal während seiner Schulkarriere gestellt hat. Wikipedia sagt zum Lehrerzimmer: „Das Lehrerzimmer ist der Raum einer Schule, in dem sich die Lehrer während ihrer unterrichtsfreien Zeit aufhalten, in dem sie arbeiten, sich besprechen oder auch Konferenzen abhalten können.“ Eine durchaus zutreffende aber vielleicht auch etwas zu nüchtern betrachtete Definition, denn ist das Lehrerzimmer nicht viel mehr der „heilige Gral“, die „Wohlfühloase“, der „Spa-und Wellnessbereich“ unter all den Zimmern im Schulgebäude? Der Bereich, in dem die Susi nur noch die Susi ist und der Franz nur noch der Franz? Ist es nicht viel mehr der „Zufluchtsort“ der Lehrer vor den Schülern. Und fühlt sich das Einrasten der Tür und die sofortige Stille, das Verstummen unzähliger Kinderstimmen, nicht einfach wunderbar an? Natürlich mag es auch in jedem Kulturkreis unterschiedliche Auffassungen in punkto Lehrerzimmer geben und der Umgang mit Schülern im Lehrerzimmern ein anderer sein. Ich kann nur davon berichten, wie es hier in Ungarn ist und wie es in Deutschland war und ich glaube tatsächlich fast behaupten zu können, auch wenn ich natürlich nicht ständiger Gast in deutschen Lehrerzimmern war, dass die Unterschiede gar nicht zu groß sind. Aber es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass in beiden Ländern Schüler nicht gern im Lehrerzimmer gesehen sind. Und nun noch ein paar Zeilen dazu wie’s hier im Lehrerzimmer so aussieht/ was da so abgeht 😉 (Ja, ich weiß. Oben hab ich vielleicht ein wenig geflunkert, als ich gesagt habe, dass es primär nicht nur um „mein“ Lehrerzimmer hier geht aber da ich ja nur von hier berichten kann werdet ihr es so hinnehmen müssen. Man möge mir verzeihen.)

Schnell nochmal bei Facebook rein und der Freund von irgendwem sein. Wie schön es doch ist die Computer direkt im Lehrerzimmer zu haben, da muss man sich nicht erst mit den Schülern rumschlagen. Das Einzige, was diese Stille stört ist der ewig nicht funktionierende Drucker, wie unerhört. Sonst könnte man in Ekstase verfallen. Ist ja fast wie in der Oase verweilen. Der Musiklehrer klimpert ein bisschen auf der Gitarre vor sich hin. Da ist der ganze Stress nur noch halb so schlimm. So lange die Kaffeemaschine noch läuft ist alles im grünen Bereich. Doch wenn nicht hat’s der Lehrer wirklich nicht leicht. Dann entwickelt sich diese Oase schnell selbst zu einer Plage. So wird also mal wieder der Hausmeister gerufen, der Herbeieilt mit schnellen Hufen. Ist ja schließlich eine wichtige Sache. Nicht das jemals Jemand drüber Witze machte. Das Telefon klingelt hier so häufig wie beim Rettungsdienst. Bei den lauten Tönen ist die Hälfte schon wieder bedient. Das hält natürlich keinen davon ab zu telefonieren. Die anderen sollen sich nicht so genieren. Wenn’s dann doch mal zu oft klingelt wird eben eine E-Mail geschrieben: „Hallo an alle die hinter blieben.“ So kann man natürlich auch genug Follower kriegen. Wenn man’s denn veröffentlichen würde. Da ist ja immerhin noch die Menschenwürde. So als Intellektueller geht’s ja abwärts viel schneller. Wehe das man den Lehrer beim Essen stört da wird man erst gar nicht angehört. Bei so einem Fauxpas ist das „Todesurteil“ schon gesprochen. Bei der nächsten Kontrolle wirst du sicherlich nicht zufällig getroffen. Ach schau jetzt bloß nicht do betroffen. Ist ja nicht der Weltuntergang aber eben auch nicht dein Schulkarrierenanfang. Im Lehrerzimmer steht sogar ein Kühlschrank drinnen, man könnte  sie direkt beneiden bei all den schönen Dingen. Die Kleinen treten manchmal einfach so ein aber eigentlich ist es ein Privileg im Lehrerzimmer zu sein. Ins Direktorat kommt man schon eher aber das war noch Niemanden Traum seit jeher. Es gibt sogar eine Mikrowelle, was für eine schöne Hölle. Manchmal werden auch Arbeiten korrigiert so hat sich schon mancher Schüler blamiert. Denn glaubt mir die Geschichten bleiben nicht beim Lehrer aber natürlich gibt es auch keinen Ärger. Nur einen guten Lacher für die Professoren das geht manchmal ganz schön auf die Ohren. Sogar von Draußen ist dann das Lachen zu hören. Das kann die Schüler schon mal verstören. Aber es geht nicht immer so froh und munter zu manchmal kommen sie auch zur Ruh. Ab und zu gibt’s ein paar Zänkereien. Lehrer wollen auch nicht immer teilen. Wenn’s dann mal ein bisschen lauter wird haben sie einander nicht zugehört. Eine Sitzordnung gibt’s natürlich auch, dass ist hier so alter Brauch. Glaubt mir das ist auch gut so. Die meisten Lehrer sind drüber froh. Sonst gäbe es ein riesen Chaos im Zimmer. Das wäre ja nicht auszuhalten für immer. Ob es tatsächlich gute und schlechte Plätze gibt … Naja  zu  mindestens sind einige mehr beliebt. So ist das auch unter den Kollegen. Beziehungen muss man pflegen. Jeder hat hier so seine Clique. Da gibt’s auch immer eine Oberzicke. Einer will auch immer der Anführer sein. Darauf mache sich mal einer einen Reim. Die Lehrer sollten‘s doch besser wissen. Hierarchie war schon während der Schulzeit beschissen. Manchmal ist im Zimmer so ein Gewimmel, da hört man nicht mal das Schulglockengebimmel. Wenn die Lehrer dann so beschäftigt sind sieht’s auf den Tischen aus wie beim Kleinkind. Kleber, Leim und Schere füllen dann die letzte Leere. Ist die Kreativität dann erst einmal so richtig im Gange gibt’s am Ende auch mal eine Papierschlange. Bücher werden durchgeblättert und ab und zu wird auch laut gewettert. Das mit den Kontrollen ausdenken ist gar nicht so leicht. Manchmal reicht’s. Da kann man schon mal die Nase gehörig voll haben und eine schwere Last auf den Schultern tragen. Es gibt „Alte“ und „Junge“ hier und manchmal trifft man sich auf ein Feierabendbier. Doch meistens bleibt das Privatleben außen vor aber trotzdem findet man häufig ein offenes Ohr. Die einen bringen ihr Essen mit, die anderen bekommen einen Kantinen-Tipp. Nicht immer sind sie mit allem zufrieden. Da können auch mal die Fetzen fliegen. Doch im Großen und Ganzen geht’s hier ganz nett zu da stört manchmal die vor dem Lehrerzimmer herrschende Unruh. Mindestens einmal die Woche bringt einer was zum Essen mit und schon gibt’s den einen oder anderen Back-Tipp. Die Frauen tauschen Rezepte aus und den Männern stehen die Haare aufgrund von Sportdiskussion kraus. Kommt dann jedoch die Direktorin rein tritt Verhaltenheit ein. Immerhin ist sie ja ein hohes Tier. Niemand will sich blamieren vor ihr. Da wird’s im Lehrerzimmer ganz schnell leise und jeder ist auf einmal eine Fleißmeise. Auch die Lehrer wollen es sich untereinander beweisen und versuchen ihre Intelligenz nachzuweisen. Eine Infotafel gibt es auch. Da stehen nur die wichtigsten Dinge drauf. Nun sei gesagt, auf ganz nette Art. Im Grunde ist das ganze Lehrerzimmer ein riesen Zirkus, den man bewältigen muss.

Okay, jetzt aber noch schnell zur Woche an sich. Zuerst einmal nachträglich noch „Boldog Nönapot!“. Ja, am Dienstag war Frauentag und der wurde hier in Ungarn erstaunlicher Weise und vor allem im Vergleich zu Deutschland groß zelebriert und doch einer gewissem Bedeutung zugeschrieben. Das der Frauentag in Deutschland tatsächlich großflächig etwas zu bedeuten hat ist mir bisher nicht aufgefallen, deshalb war ich umso überraschter überall Blumen auf den Tischen im Lehrerzimmer zusehen, als ich am Dienstag in die Schule kam. Ein Lehrer hatte tatsächlich für alle! Kolleginnen Blumen verkauft, die er dann persönlich verteilte. Ein anderer Lehrer hat ein ganzes Büffet aus Süßigkeiten aufgebaut und ein weiterer verzierte die Tafel im Lehrerzimmer mit „Boldog Nönapot-Sprüchen“. Doch dem Ganzen nicht genug kamen die Lehrerinnen nach jeder Unterrichtsstunde mit neuen Süßigkeiten und Blumen wieder. Ja, hier beschenken sogar die Schüler ihre Lehrerinnen am Frauentag. Eine wirklich tolle aber vollkommen überraschende Geste, an die in Deutschland wohl kaum zu denken ist. Jedenfalls sah das Lehrerzimmer noch nie so bunt und voll mit Blumen geschmückt aus wie an diesem Tag.

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Am Mittwoch stand dann nun der erste Teil der DSD-Prüfung an. Nämlich Leseverstehen, Hörverstehen und freies Schreiben. Die Lehrerin und ich waren durchaus erleichtert, denn von Hörübungen und Leseverstehen haben wir langsam die Nase voll gehabt. So stand der Sache also nichts mehr im Weg (vielleicht nur die Motivation einiger Schüler). Davor musste ich jedoch noch sämtliche mitgelieferten CDs für den Hörverstehenteil anhören, was mich tatsächlich fast einen ganzen Schultag gekostet hat, da jede CD 40min geht. Ich kann euch sagen nach dem vierten Mal anhören derselben Aufgaben hätte ich den Hörverstehenteil auch gleich selber vortragen können.

Nachdem der Mittwoch also überstanden war hieß es dann für den gesamten Freitag DSD-Präsentationen üben. Dafür waren wir im Schülerwohnheim der Schule und haben zwei Gruppen gebildet. Die eine Gruppe hat bei der Lehrerin ihre Präsentationen geübt und mit der anderen Gruppe habe ich die gesamte Prüfung simuliert. Das heißt ich habe zuerst fünf Minuten Fragen aus dem Fragenkatalog gestellt, dann haben sie ihre fünfminütige Präsentation gehalten und dann habe ich noch einmal fünf Minuten Fragen zur Präsentation gestellt. Zwischendurch mussten wir jedoch zweimal eine Zwangspause einlegen, da sich der Feueralarm dazu entschieden hatte einen Fehlalarm auszulösen. Außerdem gab es ebenfalls die Feier für den „Március 15“. Da der 15. März in Ungarn Nationalfeiertag ist gab es bereits am Freitag eine feierliche Zeremonie, bei der die Geschehnisse des 15. März durch Schüler dargestellt wurden. Der 15. März stellt dabei den Beginn der Revolution von 1848/1849 dar, welche sich jedoch zu einem Unabhängigkeitskrieg gegen die Vorherrschaft der österreichischen Habsburger entwickelte. Die Schüler mussten wieder einmal in Schuluniform erscheinen und auch die Lehrer in weißer Bluse und schwarzen Hosen. Außerdem trug jeder eine Rosette mit den ungarischen Farben. Die Nationalhymne wurde gesungen und auch so lag den ganzen Tag ein gewisser Nationalstolz in der Luft. Einige Eltern waren extra gekommen, um sich das Stück anzusehen und ein paar Lieder der Revolution mitzusingen. Man kann durchaus sagen, dass die Ungarn stolz auf ihr Land sind. Ob in einigen Fällen nicht etwas zu stolz, darüber lässt sich streiten ….

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Auch hier ist sich das Wetter noch nicht ganz so sicher ob es tatsächlich Frühling werden soll. An Schnee ist hier bei Weitem natürlich nicht zu denken aber etwas kältere Temperaturen und Regen wechseln sich mir frühlingshaftem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen ab.

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Das war’s dann auch schon für diese Woche. Wir hören bald wieder voneinander.