Von Akupunkturen bis hin zum Burgfräulein

Diese Woche gibt es nicht wirklich viel zu erzählen. Dies liegt zum einen wohl daran, dass tatsächlich kaum etwas erwähnenswertes passiert ist und zum anderen, dass man sich nach 4,5 Monaten Ungarn wohl schon an die meisten Dinge hier gewöhnt hat und der Alltag vollends eingekehrt ist. So dass man Dinge, die man vor zwei Monaten noch als erwähnenswert empfand nur noch gähnend abtut.

Hier trotzdem ein paar kleine, vielleicht erwähnenswerte, Dinge. Natürlich haben wir hier immer noch den Sprachunterricht, der jede Woche zweimal stattfindet. In ca. drei Wochen werden wir dann unsere 30 Stunden fertig haben. Bereits im Dezember haben wir eine Art „Test“ gemacht, um zu sehen wie viel bzw. was wir schon wissen. Der ist wohl mit 86% bei mir gar nicht mal so schlecht ausgefallen. Auch kommende Woche wird es wieder so einen Test geben. Natürlich mit unserem, wenn vorhandenen, neu erworbenen Wissen. Mal schauen, wie das so läuft. Wird ja verständlicher Weise immer schwerer hier 😉

Sehr makaber war die Tatsache, dass ich diese Woche zu einer Beerdigung eingeladen wurde. Natürlich habe ich diese Einladung freundlich abgelehnt. Wieso brauche ich an dieser Stelle wohl nicht zu erwähnen, denn ich denke Niemand geht zu einer Beerdigung von einer Person, die man nicht kennt und selbst wenn dann würde ich mich immer noch unwohl fühlen, wenn ich kein enger Verwandter oder Freund wäre. Also werde ich zum Glück keine ungarische Beerdigung erleben, denn dies ist eines der Ereignisse, auf die ich während meines Aufenthaltes hier gern verzichten werde.

Dass in der Schule nicht wirklich etwas los ist sollte jedem nun wohl schon bekannt sein. Die Krönung des Ganzen wurde dann jedoch am Freitag von der Direktorin der 1.-4. Klasse geliefert. Kurz nach 12:00 (also um die beste Mittagszeit herum) betrat auf einmal eine Frau das Lehrerzimmer, die sich dort schon gut auszukennen schien. Kurz darauf erschien auch eben benannte Direktorin mit … passt auf, jetzt kommt’s … einer Schachtel ihrer eigenen Akupunkturnadeln! Damit war ja dann wohl schon alles klar. Die Frau war da, um eine Akupunktur durchzuführen. In der Schule! Mitten im Lehrerzimmer! Während des laufenden Unterrichts! Anscheinend war ich tatsächlich die einzige, die sich darüber in irgendeiner Art und Weise gewundert hat. War also anscheinend auch nicht das erste Mal. Als es dann damit los ging die Nadeln in die Ohren der Direktorin zu stechen hab ich mich wieder ans Laminieren gemacht. Das wurde mir dann doch zu blöd. (Diese Woche wurde ich anscheinend zum Laminieren degradiert, denn sonstige Aufgaben wurden mir nicht zugeteilt).

Gestern waren wir dann auf einem kurzen Ausflug. Kurz da das Ganze tatsächlich nur 4 Stunden gedauert hat von denen zwei Stunden Busfahrt waren aber Ausflug ist Ausflug. Gefahren sind wir nach Siklós. (Wer jetzt auch leicht verwirrt ist so wie ich den ganzen gestrigen Tag waren wir in Siklós und vor zwei Wochen waren wir in Siófok. Ganz schon verwirrend) Nichts desto trotz waren wir also in Siklós. Was es dort zu bestaunen gibt? Eine Burg. Und zwar nur die Burg. Nichts als die Burg aber die ist tatsächlich nicht zu unterschätzen und wegen der Burg (ungarisch Vàr) waren wir schließlich, trotz der kalten Temperaturen, da. Sie ist das bedeutendste Baudenkmal der Stadt (na gut bei 10.000 Einwohner geht wohl keine davon aus noch mehr großartige, riesige, weltbedeutende Bauten zu sehen) und 1294 das erst Mal urkundlich erwähnt worden. Die Burg gilt ebenfalls als eine der am besten erhaltenen historischen Bauten Ungarns und fast alle Epochen der Baugeschichte können bestaunt werden. Auch das Burgmuseum ist nicht zu missachten.

IMG_2377 IMG_2380 IMG_2381 IMG_2383 IMG_2384

Natürlich haben wir es uns nicht entgehen lassen die Burg auch von innen zu bestaunen und das hat sich definitiv gelohnt! (Zumal wir zum Studentenpreis für gerade einmal 750HUF, also etwa 2,50€ hineingekommen sind). Nicht nur von außen ist die Burg imposant sondern auch der Innenhof und die zahlreichen Räumlichkeiten können sich sehen lassen. Von der Folterkammer bis hin zum Weinkeller war alles vertreten. Man ist in der Lage fast die ganze Burg durch angelegte Außengänge in luftigen Höhen zu umrunden und somit auch von oben einen tollen Blick auf sie zu bekommen. Der vor allem im Internet hochangepriesene Burggarten konnte uns jedoch nicht wirklich überzeugen was jedoch zweifelsohne am Wetter/ der Jahreszeit und nicht am Garten an sich lag. Die Größe dieser Burg ist nicht zu unterschätzen und so waren wir mehr als nur einmal verwundert, dass es hier und da immer wieder Türen gab die zu weiteren Ausstellungen geführt haben. Ob über die Geschichte der Burg an sich, über typische Kleidung und Gesellschaftsformen, geschichtliche Aspekte der Stadt Siklós oder sogar eine Ausstellung über die NS-Zeit, was dann doch sehr verwunderlich war. In den meisten Fällen gab es auch eine deutsche Beschreibung der dargestellten Situationen/Dinge. Diese waren mitunter jedoch sehr amüsant und wir haben uns gefragt, wer eigentlich für die Übersetzung dieser Texte verantwortlich war. Hier ein kleiner Auszug aus der „Folterkammer“ die ich euch nicht vorenthalten möchte unter der Textüberschrift: „Wasfür bedienungen im Gefengnissen herrschte.“ Der folgende Textausschnitt wird von mir genauso wiedergegeben, wie er vorzufinden war. Mit all seinen Rechtschreib-und Grammatikfehlern. Nichts wurde durch mich verändert oder nachträglich ergänzt. „Im Mittelalter wird die Strafe auf den Körper konzentriert. Weil die einwohner hatten kaum was anderes als ihre körper zur verfügung. Dafür wahr die Hauptsache von der strafe für den Körper weh zu tuhn und Demütigung des Körpers, Lebenslangige gefengniss straffe wahr gleichtzeitig eine langzeitige todesstrafe. In den Zellen wahr gar nichts außer Stroh dort hatten die gefangene geschlafen. Manchmal haben die die gefange zu Wand gekettet. (…) Und Noch schlimmer wahr das diese zellen wahren ein Traum von ratten mause und werschiedene art von insekten.“ Ja, ich weiß es hätte durchaus noch schlimmer kommen können, aber man muss immer bedenken, dass es sich hierbei um Tafeln eines Museums handelt. Nach der ein oder anderen witzigen Texteinlage ging es dann noch in die Kirche, die ebenfalls zur Burg gehört und einen kurzen Film über die Burg anschauen, der sogar deutsch untertitelt war (was vermutlich daran liegt, dass Siklós noch südlicher als Pécs liegt und somit auch mitten im Ansiedlungsgebiet der Donauschwaben). Nach zwei Stunden durch die Gänge streifen und Ausstellungen anschauen haben wir jeden möglichen und für Besucher öffentlich zugängigen Bereich der Burg gesehen gehabt und uns zur ca. 45min Rückfahrt mit dem Bus gemacht.

Siklós liegt übrigens auch Mitten im Weinanbaugebiet, weshalb man sich während der Busfahrt das ein oder andere durchaus wie an der Mosel vorkam. Aber hier nun die ein oder andere (oder eher eine Vielzahl) Impression des Burg Siklós.

IMG_2392 IMG_2395 12565606_817549401686953_4519669377438962881_n 12592738_817549411686952_8534958902528953740_n IMG_2396 IMG_2401 IMG_2410 IMG_2413 IMG_2425 IMG_2428 IMG_2430 IMG_2433 IMG_2445 IMG_2446 IMG_2456 IMG_2459 IMG_2467

Ich hoffe ihr habt eine schöne letzte Januarwoche (Ja, tatsächlich stehen schon wieder die letzten Tage des Januars bevor) und wir hören bestimmt bald wieder von einander. Bis dahin.