Einige Dinge werden überbewertet (3 Monate Ungarn)

Anlässlich des Nikolaus-Tages letzten Sonntag wurde dieser Tag in der Schule nicht einfach übergangen sondern „nachgefeiert“. So verkleidete sich einer der Lehrer als Mikulás höchstpersönlich, lief durch die Klassen und verteilte großzügig Süßigkeiten. Vor allem die unteren Klassen waren hellauf begeistert den „echten“ Mikulás in ihrer Schule höchstpersönlich vorzufinden. Und dann gab es noch den „Mikulás-Kupa“ (Nikolaus-Cup). Eine Art Wettkampf der 1.-4. Klassen, bei dem jede Klasse ihr sportliches Geschick unter Beweis stellen musste. Am Ende gab es dann für jeden Teilnehmer noch ein paar Süßigkeiten und für die Sieger kleine Pokale. Man darf den Ehrgeiz der jungen Sportler jedoch in keinem Fall unterschätzen, denn im Eifer des Gefechts kam es durchaus zu ein paar Unfällen. Einen Jungen traf es besonders hart. Der arme Kerl hatte innerhalb weniger Minuten eine apfelgroße lila rot schimmernde Beule am Kopf.

Um mal wieder unter Leute zu kommen (ich verweise gern auf O’Cebreiro) ging es am Dienstag mal wieder ins Lenau Haus. Ja, ich werde da noch zum „Stammmitglied“. Wieso ich überhaupt nun dort war? Nun, aus dem zuerst genannten Grund und weil das Lenau Haus ab und zu mal Filme in deutscher Sprache zeigt (gibt’s hier in Ungarn ja nicht so oft). Für dieses Jahr war es der letzte Film des Filmclubs und wie soll es auch anders sein es gab die „Feuerzangenbowle” zu sehen. Dazu haben sich die Mitarbeiter des Lenau Hauses sogar die Mühe gemacht selbst Glühwein „zusammen zu brauen“ und Popcorn gab es auch (leider salzig wie hier so üblich aber immerhin). So gab es also einen entspannten, sehr lustigen Abend bei Glühwein (für mich Tee) und Popcorn. Und tatsächlich habe ich so auch noch ein paar andere Freiwillige getroffen. Sie sind alle mit EVS (European Volunteer Service) hier und arbeiten in Kindergärten hier in Pécs. Nach dem Film haben wir uns also noch unterhalten und ein bisschen über das Leben der anderen hier erfahren. Ich muss sagen im Gegensatz zu uns Kulturweitlern haben sie es dann doch etwas einfacher. Sie bekommen eine Wohnung gestellt, bekommen ihren Sprachkurs organisiert, ihre An-und Abreise wird für sie geplant und auch so müssen sie nichts selber bezahlen. Natürlich ihr Essen und all das, was sie in ihrer Freizeit machen aber selbst dafür bekommen sie Geld. Aber nun gut. Wir Kulturweitler lernen so also größere und kleinere Hürden selbst zu überwinden und für „Probleme“ Lösungen zu finden.imageimage

Sprechen wir von Problemen, dann fällt mir durchaus das richtige Beispiel dafür ein. Brandaktuell aus dieser Woche. Nennen wir es: das „Boiler-Problem“. Einen kurzen Exkurs muss man mir gestatten bevor ich zum Problem selbst komme. Wie in so vielen europäischen Ländern ist hier natürlich auch das kühlere Wetter eingekehrt. Von Winterwetter möchte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sprechen, da es keinen Schnee gibt. Wir halten uns bei Nieselregen und Nebel gerade bei um die 3Grad tagsüber und Minusgraden in der Nacht. Also sehr kuschelig. Nun zum Problem. Am Dienstag gab es auf einmal keine Heizung bzw. warmes Wasser mehr. Nicht, dass mich das sonderlich überrascht hätte, denn dieses „Problem“ gab es bereits im Oktober schon einmal. Da es zu diesem Zeitpunkt jedoch noch wesentlich wärmer war konnte man dies durchaus noch tolerieren. Jetzt bei diesem Wetter Draußen ist natürlich jede Stunde ohne Heizung und Warmwasser eine kleine Folter. Doch wie sollte es auch anders sein. Das Problem konnte natürlich nicht direkt behoben werden, da der Boiler, der das Wasser sowohl für die Heizung, als auch für das Warmwasser heizt defekt war. Von Tag zu Tag wurde ich vertröstet, dass doch bald Jemand kommen würde um sich dem Problem anzunehmen. An Tag 4 war das Ganze dann aber auch schon nicht mehr witzig. Wenn ihr jedoch auch jemals in diese Situation kommen solltet, dann hier ein paar Tipps wie man (in dem Fall ich selbst) trotzdem der Körperhygiene nachgehen kann. Tag 1 ohne Wasser: Die Haare wurden im Waschbecken gewaschen, um keinen vollkommenen Kälteschock zu bekommen. Tag 2: Aus Verzweiflung über die Kälte und das immer noch nicht vorhandene warme Wasser ging’s ins Fitnessstudio. Ein bisschen „trainieren“ und schon wurde einem warm und es gab sogar eine lauwarme Dusche hinterher. Tag 3: Wasser wurde im Wasserkocher erwärmt und in Plasteflaschen abgefüllt. So ging’s dann ab zum Duschen (siehe nachfolgendes Bild). Da mir an Tag 3 erneut versprochen wurde, dass das Wasser an Tag 4 wieder warm laufen würde habe ich einfach hoch gepokert und nach einer ausgiebigen Sporteinheit im Fitnessstudio nicht geduscht. Was ich gemacht hätte, wenn es immer noch kein warmes Wasser und eine funktionierende Heizung nach meiner Rückkehr gegeben hätte? Vermutlich Tag 3 Variante aber zum Glück ist es dazu nicht gekommen, da oh wie durch ein Wunder wir auch wieder unter den „Beheizten“ waren. Zwar hat es noch eine ganze Weile gedauert bis die Wohnung wieder auf angenehme Temperaturen hochreguliert war aber die Freude über eine funktionierende Heizung und warmes Wasser nach 4 Tagen konnte dies nicht überschatten. Das bisschen länger in der Kälte hat man dann doch liebend gern in Kauf genommen.

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Als ich Gestern aufgewacht bin hat mich der Himmel zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit mit strahlendem blau erwartet. Da hieß es natürlich etwas unternehmen, denn sonst hätte ich wohl den ganzen Tag ein schlechtes Gewissen gehabt. So ein Wetter sollte man auf keinen Fall verschwenden auch wenn ich kurz nach dem vor die Tür treten dann doch nicht mehr ganz der Ansicht war. Der Himmel strahlte zwar immer noch hellblau aber es war kalt, bitter kalt, eisig kalt. Die Kälte kroch trotz Top, T-Shirt, Shirt, Pullover und Jacke bis auf meine Knochen durch. Aber da ich ja sowieso schon einmal angezogen war und mich nicht das schlechte Gewissen plagen sollte ging es trotzdem los. Bewaffnet mit Rucksack, Kamera, Trinkflasche und natürlich Handschuhen. Jedes einzelne Mal als ich bis jetzt zum Tettye gelaufen bin habe ich von unten einen Wanderweg gesehen und jedes einzelne Mal habe ich mir gedacht, da musst du auch unbedingt mal langgehen. Nicht nur gedacht sondern endlich auch getan war somit Gestern die Devise. Schon allein bis zum Tettye läuft man von der Wohnung eine gute halbe bis dreiviertel Stunde meistens bergauf, aber ich habe ja mein Ziel vor Augen gehabt: der Wanderweg. Und da war er. Von nah noch schöner als von unten. Hinauf ging es also die zahlreichen Felsstufen bis zu einer kleinen Hütte mit Aussichtspunkt. Die Aussicht über Pécs wäre bestimmt atemberaubend gewesen wäre da nicht dieser dünne Nebelschleier, der sich über die Stadt gelegt hatte. Aber nun gut ich war ja nicht wegen der Aussicht dort (na gut, mit einer Kamera bewaffnet ist man wohl immer auf eine atemberaubende Aussicht scharf aber sei`s drum) sondern um des Wanderns Willen. Da ich natürlich nicht wusste wohin des Weges ging es hier einmal rechts und da einmal links und ein anderes Mal geradeaus. Und man möge es kaum glauben aber irgendwann bin ich auf eine mir schon wohl bekannte Straße getroffen (nachdem ich mitten im Wald im Nirgendwo an griechisch-dreinschauenden Säulen vorbeikam). So folgte ich also zunächst den grünen und später den roten Wegweisern und am Ende des Weges lag … Na, wer weiß es schon? Genau! Der Fernsehturm. Irgendwie bin ich tatsächlich vom Tettye zum Fernsehturm gelangt und wer weiß wo die beiden Orte liegen, der wird meine Verwunderung teilen können. Kilometerweit auseinander. Nun gut da war ich also nun am Fernsehturm aber ich musste ja auch wieder zurück und so ging es den ganzen Weg noch einmal aus umgekehrter Perspektive entlang. Das war auch ganz gut so, denn es wurde immer nebliger und als ich an vorher genannten Aussichtspunkt erneut vorbeikam war von der Stadt nichts mehr zu sehen und der dünne Nebelschleier hatte sich in einen dichten Dunst-und Nebelschleier verwandelt, der dafür sorgte, dass selbst ich als Nicht-Brillenträgerin (No offense!) kaum noch etwas gesehen habe. So war also nach vier Stunden wandern nichts mehr von meinem blauen Himmel übrig geblieben und es war sogar noch kälter als zu Beginn. Aber so habe ich immerhin die Zeit, in der der Himmel blau war, genutzt und es stellte sich auch kein schlechtes Gewissen ein nachdem ich die Wohnung wieder betreten hatte und langsam wieder aufgetaut bin.

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Da heute nichts weiter anstand habe ich mir gedacht, da kann ich ja ganz in Ruhe mal Plätzchen backen. Dann jedoch hat Annika gefragt, ob ich nicht mit ihr nach Mohács (1h von Pécs entfernt und von Annika in Boly ca. 20min) fahren wollte. Wieso nicht dachte ich mir. Nach Mohács wollte ich sowieso mal fahren, das Wetter war zwar nicht ideal aber es hätte auch schlimmer kommen können also ging’s gegen Mittag mit dem Bus nach Mohács. Da ich jedoch schon alles fürs Plätzchen backen eingekauft hatte wollte ich das Ganze natürlich nicht ins Wasser fallen lassen also bin ich extra früh aufgestanden und los ging es mit dem Backen. Natürlich mussten hier und da Kompromisse gemacht werden, da die Küche natürlich nicht „Plätzchen gerecht“ ausgestattet ist. Aber letztendlich sind trotzdem Plätzchen herausgekommen. Wer sich jetzt wundert wieso das Endergebnis nicht bunt verziert ist nun ja. Ich backe gerne Plätzchen, verzieren ist nicht so mein Ding und Plätzchenessen kann mich auch eher weniger erfreuen. Da es mir also um das reine Backen ging und die Zeit nun auch begrenzt war gibt es also nur die puren Plätzchen (aber lasst euch sagen sie schmecken trotzdem).

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Nun gut da waren wir also in Mohács und wie sie sehen, sehen sie nichts. Okay, so nichts, nichts. Gar nichts, nichts stimmt auch wieder nicht aber die Sicht war durchaus eingeschränkt und hier an der Donau schien es auch gleich noch einmal einen Schlag kälter zu sein. Auf ging’s aber trotzdem zur Donau um die „Aussicht“ zu genießen. Wer sich an die „Aussicht“ meines gestrigen Ausfluges erinnert kann sich diese genauso vorstellen. Nichts desto trotz waren wir ja eigentlich auch nicht während der Stadt hier (die wird erst im Februar aus einem ganz bestimmten Grund interessant, den ich jetzt noch nicht vorneweg nehmen möchte), sondern weil Annika ein Plakat gefunden hatte auf dem ein Kunsthandwerks-Adventsmarkt angepriesen wurde. Der Veranstaltungsort war schnell gefunden aber von der erwartete Markt kristallisierte sich als fünf Stände im Ganzen heraus. Nicht ganz das, was wir erwartet hatten. So waren wir also auch schnell durch mit der Sache und da auch sonst nichts weiter los war haben wir uns zum 3. Advent einen kleinen Restaurantbesuch gegönnt. Ihr seht also es war nicht wirklich etwas los, aber trotzdem war es schön mal wieder eine andere Ecke zu erkunden und Annikas Begleitung war dabei noch das I-Tüpfelchen.

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Gestern bin ich übrigens auf den Tag genau 3 Monate hier gewesen. Das macht dann also 13 Wochen oder 91 Tage. Ich hoffe ihr hattet einen fantastischen 3. Advent und lasst euch gesagt sein ich kann den 4. kaum erwarten!