Eine Botschaft und das Theater

Budapest Klappe die Zweite. Aufgrund der Einladung in die Botschaft (im nächsten Abschnitt gibt’s mehr darüber) haben wir (Jule, Katharina, Annika und ich) uns dafür entschieden gehabt schon am Freitag nach Budapest zu fahren. Also mein zweiter Budapest Aufenthalt während meines nun „schon“ fünf-ein halb-wöchigen Freiwilligendienstes hier in Ungarn. Und wie schon beim letzten Mal begrüßte uns Budapest mit dicken Regentropfen. Die Wassertropfen rannen nur so am Zug herunter und später natürlich auch an uns, was dazu führte, dass bereits am Ankunftsabend mein Koffer einmal komplett durchweicht wurde und angekommen in unserer Unterkunft für die nächsten drei Tage erst einmal sämtliche Sachen zum trockenen aufgehängt werden mussten. Der Samstag verlief dann etwas weniger regenreich, denn es gab tatsächlich vereinzelte Perioden während denen uns Neptun verschonte. Was wir an diesem Samstag so alles gemacht haben? Wir sind gelaufen. Ja, das sind wir. Schritt um Schritt. Hin und her. Hoch und runter. Unser Ziel? Die Bikini-Suche für  Jule mit ein bisschen Sightseeing und Kultur zu verbinden. Wieso einen Bikini zu dieser Jahreszeit? Budapest  ist unter anderem auch für seine zahlreichen Thermalbäder bekannt. Und so schien es bei diesem herbstlichen Wetter definitiv eine angenehme Alternative zum Dauerregen zu sein und die Chance einem dieser Bäder einmal einen Besuch abzustatten. Doch wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt kommt man auch in Budapest nicht ohne entsprechende Badesachen in ein Thermalbad und so hieß es also: Mission Bikini-Suche. Da es tatsächlich keinen einzigen Laden in der Budapester Innenstadt zu geben schien, der Bikinis verkaufte, haben wir die durchaus anstrengende Suche mit einem Besuch in der ebenfalls berühmten Markthalle verbunden. So toll war es dann aber nicht wie gedacht. Es gab durchaus ein paar Stände, die die Aufmerksamkeit der Besucher aufgrund ihrer Skurrilität auf sich zogen (siehe die folgenden Bilder) doch ansonsten war es nur eine mit Menschen überfüllte Halle, in der man aufpassen musste noch mit demselben Rucksackvolumen die Location zu verlassen, als beim Hineingehen.

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Da alle nun gespannt auf das Ergebnis der Bikinisuche vom Samstag warten kommt hier nun die Auflösung. Fazit: kein Bikini, gefühlte hundert Kilometer Wegstrecke hinter uns und ein gewisses genervt sein. Da Jule nichts dagegen hatte, dass wir drei Bikinibesitzer trotzdem am folgenden Tag in die Therme gehen und sie in der Zeit einfach in der Unterkunft wartet haben wir uns also Sonntagmorgen extra „früh“ auf den Weg gemacht. Denn in den „frühen“ Morgenstunden soll es dort am angenehmsten und nicht so überfüllt sein. So klingelte der Wecker für drei von uns also bereits 7:00 Uhr in der Früh und so schlugen wir mit Hilfe der öffentlichen Verkehrsmittel (U-Bahn) unseren Weg in Richtung Gellért-Thermalbad ein. Das wir nicht die ersten sein würden war uns klar, denn die Therme öffnet jeden Tag bereits 6:00, doch als wir ankommen herrschte noch eine wunderbare Ruhe, die wir direkt in einem der 37 Grad warmen Außenbecken der Therme auskosteten. Mit den ersten Sonnenstrahlen seit Tagen auf dem Gesicht und geschlossenen Augen lagen wir bestimmt eine gute Stunde im warmen Wasser. Um natürlich noch den Rest der Therme zu sehen ging es dann nach einem kurzen Kälteschock zurück in den überdachten Teil um auch die restlichen Thermalbecken und die Dampfsauna auskosten zu können. Nach vier Stunden entspannenden „Badespaß“ ging es zurück zu Jule. (Da es in der Therme nicht erlaubt war zu Fotografieren habe ich im Folgenden ein paar Bilder der Géllert-Therme im Internet herausgesucht, um euch wenigstens einen kleinen Einblick zu geben). IMG_0336 gellert-thermal_bath 8-b Gellert-Bath-Palace-Budapest

Den Rest des nun schon bis in die Nachmittagsstunden vorangeschrittenen Tages haben wir damit verbracht noch ein bisschen durch die Stadt zu schlendern, die regenfreien Stunden bei einer heißen Schokolade zu genießen (die hier in Ungarn fast nur aus reinem Schokopudding bestehen) und uns einer kleinen Phototour durch das nächtliche Budapest zu widmen (auf Katharinas und meinen Wunsch hin). Da viele wissen, dass auch die Fotografie zu meiner Leidenschaft gehört (zum Leidwesen aller, die mit mir unterwegs sind, denn vieles dauert einfach länger deshalb) folgen hier also wieder ein paar Bilder, auf die sich wohl alle mehr freuen, als auf die Texte 😉IMG_0312 IMG_0326 IMG_0330 IMG_0456 IMG_0477 IMG_0488 IMG_0533 IMG_0574 IMG_0588 IMG_0603 IMG_0610

Nun hieß es also Anlauf Nummer zwei den Botschafter zu treffen. Aber sind wir doch einmal ehrlich wir alle wissen, dass das nur Hirngespinste sind. Das war ja wohl von vornherein klar. Denkste. Die Hoffnung stirbt zu Letzt. Eine Einladung in die deutsche Botschaft heißt ja nicht gleich auch den Herrn Botschafter persönlich zu treffen, obwohl dies durchaus einmal eine nette Abwechslung gewesen wäre. Man darf zwar träumen, aber die Realität sollte man nicht aus den Augen verlieren. Die Realität ist, dass wir tatsächlich in der deutschen Botschaft in Budapest waren. Leider hat mich dieser Besuch doch ein wenig enttäuscht. Gut man kann nicht sagen, dass so gar nicht ein Hauch von Botschaftsfeeling aufgekommen ist. Immerhin gab es einen Scanner, der auch zu jeder Flughafensicherheit gehört und selbst bei uns zu Hause neuerdings im Gerichtsgebäude zu finden ist (dies weis ich natürlich nur, weil ich ZUSCHAUER bei einer Verhandlung war und keines Falls Angeklagte).  Nach dem also der Name abgehackt war (der Ausweis war nicht von Nöten) ging es also nach dem obligatorischen ablegen von Schmuck ab durch den Scanner und natürlich musste es wieder einmal bei mir piepen. Wie sollte es denn auch anders sein. Sonst wäre das Ganze ja langweilig geworden. Doch anstatt, wie am Flughafen nun einer gründlicheren Kontrolle unterzogen zu werden (das liegt vermutlich an der Abwesenheit einer Frau, die das „Abtasten“ hätte durchführen müssen) wurde ich einfach durchgewinkt. Das war wohl der ausschlaggebende Hinweis dafür, dass der Botschafter definitiv NICHT im Haus war, denn ich bezweifele das die Intensität der Bemühungen der Sicherheitsleute sonst ebenfalls auf diesem sehr niedrigen Niveau stagnieren. Also nichts wie rein in den Konferenzsaal (oder wie der auch gleich nochmal hieß), hingesetzt und gespannt gewartet. Die Spannungskurve erreichte nicht wirklich ihren Höhepunkt, denn alles lief relativ entspannt ab. Nach ein paar kurzen einführenden Worten einer Dame deren Name mir bereits wieder entfallen ist folgte eine kurze Vorstellungsrunde unsererseits und schon übernahm Herr Szalai, der Fachberater für Deutsch in Budapest, das Wort, erzählte ein bisschen etwas über das DSD II, sprach von ein paar Projekten und eröffnete eine allgemeine Fragerunde. Und dann waren sie auch schon wieder vorbei die 2 Stunden in der Botschaft, ohne Botschafter. Ist es dann eigentlich noch eine „richtige“ Botschaft so ohne den Botschafter? Nun ja, Schnittchen, Kekse und etwas zu trinken gab es auch, dass hat ein bisschen über den Schmerz über der Abwesenheit des Botschafters hinweggetröstet. Alles im allen war der Aufenthalt also schneller vorbei, als gedacht und leider nicht wirklich dass, was ich mir vorgestellt habe. Wenn die Flagge nicht außen am Haus postiert gewesen wäre würde es einer normal sterblichen Person vermutlich nicht einmal auffallen, dass es sich bei diesem Gebäude um die deutsche Botschaft handelt. Ach und fast hätte ich die wichtigste Info doch noch vergessen. Herr Szalai kommt übrigens aus Löbau! (die Bautzener unter den Lesern wissen, was das zu bedeuten hat). Wie klein die Welt doch am Ende ist. Nach zwei Stunden „Botschafts-Action“ sah ich das Gebäude nun wieder von außen und zurück ging’s bei anfänglichen Nieselregen und später folgenden monsunartigen Schauern zurück nach Pécs.

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Én és a kisöcsém. Ja, was soll das sein? Die Frage stellt sich wohl jeder im Moment. Auch ich habe mir diese Frage am Gestern gestellt, als ich eine Eintrittskarte für das Pécsi Nemzeti Szinház (das ortsansässige Theater) von der Direktorin geschenkt bekommen habe. Gleich am selben Abend 19:00 sollte es also ins Theater gehen. Gar nicht mal so schlecht dachte ich mir, denn immerhin gehe ich gern ins Theater. Nicht allzu oft, aber die Theaterkunst ist durchaus faszinierend. Der Fehler im System bei diesem Theaterbesuch? Das GANZE Stück wurde (natürlich) auf Ungarisch vorgetragen. Für einen  „Ungarisch-Profi“ wie mich, der schon ganze 20 Vokabeln beherrscht ist dies natürlich gar kein Problem. So ging es nun also ins Theater (ich bin schon froh gewesen es überhaupt gefunden zu haben) und die erste Herausforderung stellte schon das Finden der Garderobe dar. Wohin nur sollte ich gehen? Es gab eine beträchtliche Anzahl von Gängen und Räumen. Einfach der Masse hinterher war mein Prinzip und es ging zum Glück tatsächlich auch auf. Kaum die Jacke abgegeben hat mich ein netter Platzeinweiser, dann auch direkt zu meinem Platz geleitet, was die Sache deutlich einfacher gestaltete. Und da saß ich nun. Als einzige Nicht-Muttersprachlerin in der zweiten Reihe des imposanten Pécser Theaters. Die Vorstellung ging wie nicht anders erwartet natürlich nicht Punkt 19:00 los. Ganz im Gegenteil. Zum eigentlich offiziellen Beginn des Stückes saß ich noch vollkommen ALLEINE in meiner Reihe, die sich dann bis auf 2 Plätze noch komplett füllen sollte. Eindrucksvoll (und für mich das erste Mal) war die Tatsache, dass man dem Orchester beim Spielen während des Stückes zusehen konnte (geschuldet meinem zweite Reihe Sitzplatz). Die Musik war wirklich beeindruckend, auch die Kostüme und das Bühnenbild aber von da an kann ich nur noch Spekulationen abgeben. Was „Én és a kisöcsém“ nun heißt? Keine Ahnung. Wovon das Stück nun letztendlich handelt kann ich nur grob einschätzen Aufgrund des Gesehenen. Einen Sinn dahinter konnte ich jedoch nicht ausmachen. Die Pointe am Ende? Fragt mich nicht. Woran ich erkannt habe, dass das Stück nun zu Ende ist? Am Klatschen der Leute. Obwohl dies auch trügerisch sein kann, denn im Unterschied zu meinen bisherigen Theatererlebnissen wurde hier ständig während des Stückes geklatscht. Was vielleicht auch noch eine wichtige Information ist: Das Stück war anscheinend sehr lustig. Die Leute haben ständig und über alles Gesagte gelacht. Wieso? Auch dies wird sich mir nie erschließen. Es war auf jeden Fall eine schöne Erfahrung von der ich leider nicht so viel mitnehmen kann aufgrund einer Sprachbarriere, die ich hoffentlich zeitnah immer mehr und mehr überwinden werde, um mein nächstes Theaterstück verstehen zu können.

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Das war es dann auch schon wieder mit Bild und Text und ich hoffe natürlich, dass es euch wenigstens ein bisschen gefallen hat. Der nächste Beitrag kommt bestimmt bald, also seit gespannt.