Von Radrennfahrern, Fernsehtürmen, Kulturausflügen und der Schule

Wenn kein Wasser mehr da ist oder man sonst einfach nur Durst bekommt, dann dreht man in Deutschland einfach den Wasserhahn auf und schon ist der Durst gelöscht. Leider kann ich jedem der sich in Ungarn nur davon abraten, denn selbst beim Mundausschpülen nach dem Zähneputzen kann man bereits einen nicht sehr angenehmen und bestimmt auch keines Falls gesunden Chlorgeschmack vernehmen. Auch wenn ich durchaus ein „Freund“ von Chlor bin, wenn es ans Putzen geht, aber sonst NEIN DANKE.
Was in der Schule so los war? Am Donnerstag wurde der „Welttag der Musik“ in einer 1h „Zeremonie“ gefeiert. (Dies scheint hier alljährliche Tradition zu sein und man war durchaus ein bisschen schockiert, dass wir diesen Tag nicht im selben Maße in Deutschland würdigen. Zu mindestens ist dies in den 12 Jahren meiner „Schulkarriere“ nie geschehen) So waren die ersten 3 Stunden also verkürzt und danach ging es ab in die Turnhalle (die als Aula fungiert) und es gab die besagte Stunde lang von Gesangseinlagen, Volkstänzen und Auftritten der Schülerbands alles. Begeistert waren die kleinen Klassen vor allem von der hauseigenen Heavy-Metall-Band deren ohrenbetäubender Lärm (so empfand es der Großteil der Schüler-und Lehrerschaft, mich eingenommen) mir noch immer in den Ohren klingt und von denen tatsächlich eine Zugabe durch die 1.-4.-Klässler verlangt wurde. Am Freitag schien dann wieder einer dieser Tage zu werden, an dem nichts Spannendes während meiner kurzen Anwesenheit in der Schule passieren würde. Auf der Suche nach meiner Ansprechpartnerin Agnes begab ich mich kurzzeitig ins Lehrerzimmer des Gymnasiums, um auf sie zu warten und siehe da auf einmal Namen ca. 30 rüstige Rentner eben dieses in Beschlag. Wie sich nach kurzem Chaos und ebenso verdutzten Blicken der anwesenden Lehrer herausstellte waren diese Herrschaften Teil einer österreichisch-deutschen Städtepartnerschaft und man wolle sich einfach Mal anschauen, wie es so in einer ungarischen Schule läuft. Und schon hatte ich die Kamera eines dieser Mitglieder vor dem Gesicht und alle meine Antworten auf Fragen wie „Was machen Sie hier?“, „Was sind Ihre Aufgaben im Unterricht“ oder „Wie lange machen Sie das schon?“ wurden aufgenommen und man fühlte sich wie in einem Kreuzfeuer. Nach Gott sei Dank nicht allzu langer Zeit gelang es mir dann die „Flucht“ zu ergreifen und mich meinem wesentlich ruhigeren alltäglichen Geschehen wieder zu widmen.

Wochenenden in Pécs sind nicht gerade aufregend und erstaunlicher Weise sieht man auch kaum Studenten oder Schüler, obwohl es von denen hier jede Menge gibt. Die meisten Schüler kommen aus den umliegenden kleinen Dörfern und fahren über das Wochenende nach Hause, aber was ist mit den Studenten? Wo zur Hölle sind die? In Budapest? Wahrscheinlich! Anders kann man sich diese Fluktuation beim besten Willen nicht vorstellen. Da in der Stadt an diesen Tagen also nicht allzu viel los ist hat man genügend Zeit sich die Innenstadt näher zu betrachten und siehe da überall hängen Flaggen. Ungarische Flaggen an jeder Ecke und das ungelogen. Allein die Häuser am Széchenyi tér, dem einzigwahren Zentrumspunkt, tragen fast alle die ungarische Flagge und dies zieht sich durch die ganze Innenstadt. (Das Ganze ist schon etwas befremdlich).

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Da wie gesagt sonst am Wochenende nicht viel los ist haben wir uns auf den Weg ins „Zsolnay Kulturális Negyed“ gemacht einem Kulturviertel, dass die berühmte Zsolnay Porzellanmanufaktur beherbergt. Das Zsolnay-Porzellan hat in Ungarn weitreichende Berühmtheit. (Man hat mir gesagt es wäre wie mit dem Meißener-Porzellan in Deutschland vergleichbar). Dieses Kulturviertel ist tatsächlich sehr empfehlenswert. Neben vielseitigen Ausstellungen rund ums Porzellan kann man z.B. auch ein „Labor“ besuchen indem einem die physikalischen Gegebenheiten nähergebracht werden. Man kann auch einfach in der schönen Umgebung entspannen oder ab und an eines der hier stattfinden Konzerte besuchen. Eine Wohlfühloase pur.

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Wenn ich noch einmal sage, dass in Pécs nichts los ist, dann ist der alljährliche Stadtlauf nämlich nicht inbegriffen, denn dieser hat mich heute in den Wahnsinn getrieben. Schon der Weg in die Innenstadt dauerte doppelt so lang wie normalerweise. (Dies kann man durchaus noch akzeptieren). Was jedoch danach folgte grenzte tatsächlich schon an eine Tortur. Geplant war eigentlich eines der „Wahrzeichen“ Pécs‘ zu besuchen: der Fernsehturm. Denn wie bereits erwähnt liegt diese Stadt am Rande des Mecsek Gebirges.

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Nachdem wir endlich die Läufer hinter uns gelassen hatten wurden unsere Nerven erneut auf die Probe gestellt, denn schon kamen die Radrennfahrer! Bei knapp 24Grad ist es tatsächlich keine Freude mitten im Nirgendwo fast 1h Stunde zu stehen, so dass aus einer eigentlich 30min Busfahrt knappe 1,5h wurden. Auch die Bemerkungen des Busfahrers waren in unserm Fall vollkommen nutzlos, da wir sie natürlich nicht verstanden haben. Niemand hätte gedacht, dass wir es tatsächlich noch einmal auf den „Berg“ schaffen würden. Bei unserem „Glück“ zog sich nun auch das Wetter zusammen und kaum oben angekommen war vom strahlenden Sonnenschein und den warmen Temperaturen, die noch zu Beginn unserer „Reise“ hinauf herrschten nichts mehr übrig. Das Einzige was blieb waren graue Wolken, ein bedeckter Himmel und eine vorher nicht dagewesene Kühle. Oben angekommen war es dann also so gar nicht, wie ich es mir erhofft hatte. Nichts desto trotz haben wir unseren Weg hoch auf den Fernsehturm gemacht und auch das windige Wetter und die gar nicht mehr so klare Aussicht konnten die Freude nicht trüben endlich oben angekommen zu sein. Die Aussicht auf Pécs war wirklich atemberaubend und auch die umliegende Natur hat sich von der besten Seite gezeigt. Dass es tatsächlich sehr windig war beweisen wohl die nachfolgenden Bilder.

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Da wir nicht wieder auf den Bus warten wollten, der vielleicht ein oder zwei Stunden Verspätung haben würde, haben wir uns dann zu Fuß bergab begeben, was deutlich angenehmer war und wodurch wir uns auch das Fitnessstudio heute sparen können. (Nicht das mich dort heute 10 Pferde hingebracht hätten). Leider haben wir uns dann auf dem Weg nach unten verirrt und letztendlich konnte uns nur noch der Bus zurück in die Innenstadt bringen. Nichts des so trotzt sind wir wieder heil hier unten angekommen.

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(Den Eintrag wollte ich schon gestern posten, aber leider war das Forum wieder einmal nicht erreichbar.)