Familientreffen in Südafrika

Anfang April war es dann soweit – meine Eltern kamen zu Besuch. Dies hat Xolisa im Vorfeld Anlass dazu gegeben nervös zu sein. Völlig unbegründet. Wir hatten eine schöne gemeinsame Zeit.

Am Freitag nahm ich gegen späten Nachmittag einen Flieger von Bloemfontein nach Johannesburg, wo ich von meiner Freundin Tracey abgeholt wurde. Nozibele war zufälligerweise auch gerade aus Deutschland angereist, um ihre Arbeit an der UNISA vorzustellen und so konnten wir das Wochenende gemeinsam in Pretoria verbringen. Wir fuhren in den Botanischen Garten und zu den Union Buildings, wo die große Mandela Statue steht. Im Anschluss sahen Nozi und ich uns noch gemeinsam einen Film im Kino an, da Tracey einige Dinge für die Arbeit zu erledigen hatte. Sie lehrt jetzt englische Literatur an einer Privatuniversität in Pretoria. Wir hatten uns zuletzt Ende 2014 gesehen und so war es definitiv mal wieder Zeit sie zu besuchen. Nun in ihrem eigenen, wirklich schicken Apartment in der südafrikanischen Landeshauptstadt statt bei ihren Eltern.

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Montagfrüh brachte Tracey mich wieder zum Flughafen nach JHB, wo ich dann auf die Ankunft meiner Eltern wartete. Wir holten unseren Mietwagen ab und fuhren direkt runter nach Maseru. Dort trafen wir kurz auf meine Kollegen bei der UNESCO Nationalkommission und hörten uns an was meine Kollegen so über mich loswerden wollten. Ich würde sehr hart arbeiten, sei immer pünktlich, ließe mich aber schnell stressen. Stimmte soweit. Meine Eltern brachten noch Honigkuchen als kleine Aufmerksamkeit mit, den meine Kollegen direkt beim nächsten Treffen verspeisten. Auf dem Gruppenbild sind fast alle bis auf ‚Me Palesa (Secretary General), ‚Me Lintle (ihre Assistentin) und unsere Putzfrau drauf, sogar Lauras und meine Sesotho Lehrerin ‚Me Flo (rechts mit dem Kopftuch).

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Gegen späten Nachmittag, nachdem wir noch schnell eine Pizza verspeist und mein Gepäck aus meiner Unterkunft abgeholt hatten, fuhren wir zur Malealea Lodge. Die Dunkelheit brach ein und der Regen, der seit dem Nachmittag runterkam, wurden immer stärker. Dazu kam leider noch ein starkes Gewitter, welches ich aus Lesotho schon gewohnt war. Ich war sehr froh, dass meine Mama sich durchgesetzt hatte und wir einen SUV fuhren statt einen tiefen Wagen. Andernfalls hätten wir die sieben Kilometer auf der steinigen und mit Pfützen übersäten Straße bestimmt nicht so unbeschadet überstanden. Als wir schließlich nach einer nervenaufreibenden Fahrt in der Lodge ankamen, regnete es noch immer in Strömen. Wir versuchten mit Hilfe eines Mitarbeiters so schnell es ging alle Taschen in die Hütten zu bringen und trocken zu werden. Die Betten waren sehr bequem und der Schlaf tief nachdem wir uns noch ein Bierchen an der Bar gegönnt hatten.

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Auch am nächsten Morgen sollte der Regen allerdings nicht nachlassen so wie wir es inständig für unsere Weiterreise gehofft hatten. Kurzerhand beschlossen wir, unsere Pläne zu ändern. Der Ausflug nach Hogsback wäre bei dem Regen ohnehin nicht wirklich zu genießen gewesen. Ich schrieb meiner Freundin Mathabo eine Nachricht, ob sie noch spontan einen Schlafplatz für uns in Mthatha hätte. Als sie mich kürzlich in Lesotho besuchte – von dem ich im nächsten Artikel berichten werde – vergaßen wir versehentlich zwei wichtige Dinge bei dem jeweils anderen: Ich mein Sesotho Buch bei ihr im Auto und sie ihren Zugangschip der Arbeit bei mir in der Tasche. Sie antwortete mir kurze Zeit später, dass sie zwar kein Platz bei ihr zu Hause hätte, sie aber mit ihrem Chef gesprochen hätte der sich wiederum bei der Bürgermeisterin gemeldet hätte und für uns ein Guest House organisiert wurde. Wir könnten uns also auf den Weg machen. Leichter gesagt, als getan. Aber zum Glück ist der Lodge-Besitzer mit seinem 4×4 vorausgefahren. Auf dem Weg dorthin sahen wir ein Auto im Straßengraben liegen und waren sehr erleichtert, als wir wieder die geteerte Straße erreichten. Dass wir am Abend im Haus schlafen würden, wo sonst Regierungsleute untergebracht werden, konnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Auch, dass wir am Abend direkt mit der Bürgermeisterin zu Abend essen würden, wurde uns relativ spontan mitgeteilt. Meine Entrepreneurship Workshops schienen sie in der O.R. Tambo Gemeinde sehr zu interessieren. Ich wurde direkt eingeladen, nochmal zu einem späteren Zeitpunkt zurückzukehren und mit einer der Communities zu arbeiten. Mal sehen.

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Erstmal habe ich genug in Lesotho zu tun. Bis zum InterACTION Seminar (www.interactionseminar.co.za) Anfang Juli sind es nur noch gute zwei Monate, neun Wochen oder 65 Tage. Meine To-Do-Liste wächst. Auch wenn ich viele der Punkte schon abharken konnte. Die ersten Teilnehmer_innen sind ausgewählt, Räumlichkeiten organisiert, die Unterkünfte reserviert, der Wochenplan inklusive Catering fertiggestellt und die sozialen Netzwerke aktiv. Unser Logo wie auch die Website wurden von einem südafrikanischen Studierenden erstellt, der definitiv einen guten Job gemacht hat. Ich bin stolz auf das Resultat. Es zeigt, dass gemeinsam innovative Geschäftsideen in den drei Bereichen IT, Green Industry und Social Entreprenurship geformt werden.

i.A2

Am nächsten Tag sollten wir dann Richtung Cintsa aufbrechen, meinem absoluten Lieblingsort im Eastern Cape. Zuvor bekamen wir allerdings noch eine private Tour nach und durch Qunu (wird mit Klick ausgesprochen) von einem Reiseführer, den Xolisa persönlich kennt. Es ging zunächst zu Nelson Mandelas Residenz, wo er seine letzten Tage verbrachte. Wir sollten auf dem Weg zu seiner Geburtsstätte dann noch die Ehre bekommen, Mandla Mandelas Mutter, Nolusapho in Person zu treffen und ihre Hand zu schütteln. Mandla ist Mandelas Enkelsohn und hat 2005 seine Nachfolge als Stammesführer angetreten. Abgerundet wurde die Tour mit einem Besuch des Nelson Mandela Museums in Qunu. Gegen Nachmittag brachen wir dann auf, um Xolisa auf dem Weg zu unserem Reiseziel an dem Tag einzusammeln. Wir trafen ihn in einer Mall in Butterworth und ich war überglücklich, ihn nach den 9 Wochen wiederzusehen.

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In Cintsa angekommen, gab es erstmal lokales Bier und einen Springbok (Amarula mit einem Schuss Pfefferminzlikör) für jeden. Musste ja schließlich keiner mehr fahren. In Mamas und Papas Apartment gab es dann noch ein paar Snacks zum ersten Kennenlernen, so nach eineinhalb Jahren unserer Beziehung war das längst überfällig. Wir lachten bis wir müde wurden und gingen schlafen.

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Für den nächsten Tag hatten wir uns ALLE 4 auf eine etwas abenteuerliche Quadsafari angemeldet. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem kurzen Strandspaziergang ging es los. Da das Naturreservat neben einer Schule lag, wo kurz zuvor noch ein Konzert zum Besten gegeben werden sollte, fuhren wir dort erst hin. Die Kinder hatten einige Songs auf Lager und demonstrierten mir und meinen Eltern sowie dem anderen deutschen Pärchen wie viel Rhythmus in ihren Wurzeln liegt. Ein verschmähtes Weihnachtsgeschenk meines Bruders hatten meine Eltern mit im Gepäck und so freuten sich die Kids über ein Springseil, was am Ende in den Besitz der Schule überging. Sie waren ganz überrascht, als ich sie in Xhosa begrüßte und mich ihnen als ‚Simthandile‘ vorstellte. Das ist der Name, der mir von Xolisas Eltern gegeben wurde und so viel bedeutet wie ‚we loved you‘. Damit hätten sie wohl nicht gerechnet.

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Während der Quadsafari im Anschluss sahen wir eine Giraffe, einige Antilopen und Zebras.  Das Terrain war sehr steinig, teilweise mit großen Wasserpfützen, die wir durchqueren mussten und das Ausmaß der Steigung wurde uns erst bewusst, als wir auf der Spitze des Berges ankamen. Seht selbst:

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Am Abend verbrachten wir die Zeit wieder in der Bar und spielten einige Runden Pool und Doppelkopf. Xolisa lernt mit der Zeit immer mehr Spielregeln. Nur das absichtliche Brechen der Spielregeln müssen wir noch aus ihm rausbekommen. Die zwei Nächte waren leider viel zu kurz. Danach ging es schon weiter Richtung Grahamstown zu seiner Familie. Wir gingen am ersten Tag gemeinsam in den Botanischen Garten für einen Spaziergang und um ein schönes Foto aufzunehmen. Danach kehrten wir in ein Restaurant zum Essen ein. Das Essen war sehr lecker und Mama bekam sogar ihr lang ersehntes traditionelles Bobotie, was aber von unseren Xhosa Freunden nicht wirklich berühmt war. Also ist es wohl eher ein Kap malaiisches Gericht. Bevor wir seine Eltern und seine Schwester nach Hause brachten, machten wir noch einen Abstecher in die Kirche, wo sein Vater als ‚Tourguide‘ arbeitet. Alle klimperten ein wenig auf dem Klavier und schauten sich um.

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Nach einem guten Frühstück in dem Bed & Breakfast am nächsten Tag machten wir eine kleine Citytour durch Grahamstown und aßen dann gemeinsam Mittagessen bei Xolisas Eltern. Mama und Papa hatten die Chance, Samp und Umngqusho zu probieren. Als wir an die Lasagne erinnert wurden, die noch im Ofen wartete, war ich schon vollgegessen. Bevor es dunkel wurde, brachen wir nach Port Elizabeth auf, was weniger als zwei Stunden von Grahamstown entfernt ist. Wir setzten Xolisa in Kwazakhele bei seiner Tante ab, luden das Gepäck meiner Eltern im gebuchten AirB&B ab und fuhren noch zum Boardwalk und zur Beachfront. Später brachten sie mich zu Brenda und Blayne nach Walmer Heights. Das Wiedersehen mit meinen Gasteltern in PE war sehr schön. Am nächsten Tag machten sich Mama und Papa auf in den Addo Elephant Park auf den ich aufgrund meiner vielen vorherigen Besuche und der frühen Aufstehzeit gerne verzichtete. Brenda und Blayne luden am Nachmittag zum Braai ein und wir saßen bei idealem Wetter am Pool und genossen das Leben bei guten Gesprächen und gutem Essen.

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Abends sahen wir uns noch den Sonnenuntergang beim Donkin Reserve an, machten einige Fotos und gingen ein paar Cocktails in Richmond Hill schlürfen. Es war der letzte Abend bevor meine Eltern zu ihrem wohlverdienten Garden Route Trip aufbrachen. Morgens besuchten wir noch den Kingsbeach Craft Market, die Nelson Mandela Metropolitan University und die Galerie, wo mein Gewinnerfoto aus der Capture PE Ausstellung hängt. Wir haben so viele Orte in meiner zweiten Heimat besucht, wie es nur in der kurzen Dauer eures Besuches möglich war. Auch wenn es nur ein kurzes Wiedersehen war, sind es ja nur noch vier Monate bis mein Freiwilligendienst in Lesotho endet. Und dann bin ich auch schon wieder zurück in Deutschland und beginne hoffentlich direkt mit meinem Masterstudium. Ein Gegenbesuch von Xolisa ist für Weihnachten geplant und ich hoffe, die Ersparnisse werden reichen.

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