Es mag die letzte Sekunde in der Heimat sein, der Moment, in dem die Reifen noch für eine Sekunde an der Rollbahn haften, un sich dann endgültig lösen – das Flugzeug schwebt dem Himmel entgegen und ist bereits Teil der Ferne. Ebendiesen zentralen Moment der Ausreise verpasse ich jedoch, denn als ich aus einem kurzen Schlaf aufwache, ist Frankfurt schon ein entferntes Lichternetz im Dunkeln.
Ich fliege über Nacht nach São Paulo, eine Nacht, die länger ist als üblich und erst auf dem südamerikanischen Kontinent endet. Während wir sinken, ist der Himmel noch dunkel und nur die hell erleuchteten, modellartigen Hochhäuser strecken ihre flachen Dächer hoch zum Flugzeug, doch hinter den unendlichen Lichtern der Stadt entflammt das Rot des Morgens den Horizont.
Die Sonne steht schon so hoch, dass der Tag eindeutig die Dämmerung abgelöst hat, als wir durch den Flughafen irren und zu unserem Anschlussflug eilen. Von uns Uruguayern hätten sieben in der gleichen Maschine Richtung Montevideo sitzen sollen, letztlich schaffen aber drei den Umstieg nicht und müssen jetzt später/ morgen nachfliegen.
Entsprechend leer ist unser Flug nach Montevideo, da ja alle aus der anderen Maschine nicht mitkommen konnten. Ich habe die gesamte Reihe für mich, nutze diesen Luxus aber auch nur, um an meinen Rucksack gelehnt im Sitzen zu schlafen.
Wir landen am Morgen des 13. Septembers in Montevideo.
Eine Mitfreiwillige und ich fahren mit dem Bus vom Flughafen in die Innenstadt, was mit großen Koffern nur eine sehr begrenzt empfehlenswerte Entscheidung ist; wer uns aber nachahmen möchte oder generell in Uruguay Bus fahren will, sollte vorher wissen, dass man die Busse heranwinken muss, damit sie halten. Die Leute im Bus sind sehr nett ob unserer Situation und tauschen mit uns Plätze, damit wir unsere Koffer ein wenig aus dem Weg räumen können.
Auf der Busfahrt können wir einen ersten Einblick in die Stadt gewinnen, wie die Häuser und Straßen aussehen, was die Menschen an einem Mittwochmittag so tun. Einzelne Menschen, genauer Polizist:innen, fahren mit uns Bus, ein Mann (auch im Bus) spielt eine spanische Version von Somewhere over the Rainbow, überall sind Thermoskannen unter Arme geklemmt, an deren Enden Hände Mate-Becher halten.
Es ist kalt in Montevideo. Natürlich ist es kalt hier, es ist schließlich Winter, aber man glaubt doch immer, wenn man mit dem Flieger Richtung Süden fliegt, dass es wärmer werden muss. Nicht hier, hier sind wir so südlich, dass der Äquator ein fernes Band ist, und fern ist auch die ihm eigene Wärme. Zudem ist es windig und wir müde, aber im Licht der Sonne fühlt es sich bald nicht mehr so schlimm an.
Wir, also die Freiwilligen in Uruguay, die nicht in Montevideo arbeiten werden, ziehen über den Mittwoch und den Donnerstag in ein AirBnB ein und erkunden die Stadt, denn wir werden zunächst alle gemeinsam den Sprachkurs hier in der Hauptstadt machen.
Soviel zur Reise und zur Ankunft in Montevideo. Über unsere großen Abenteuer hier werde ich dann demnächst berichten.